PRAXIS & GERÄTE Tipps & Rigs Keinen Biss mehr verpassen!

Keinen Biss mehr verpassen!

Richtig präsentiert: Matze mit Posenhecht im Drill.

Das Problem: Wie präsentiert man einen Köderfisch sensibel und dennoch zuverlässig? Und wie registriert man dabei jeden Biss? Matze Koch kennt die Lösungen.

Der Moment, in dem der Fisch beißt, ist der Höhepunkt des Ansitzes. Niemand will ihn verpassen. Es gibt unzählige Möglichkeiten, den Anbiss sicht- oder hörbar zu machen. Doch leider wirken schlaue Zeichnungen oft viel einfacher, als es in der Praxis der Fall ist. Im Lehrbuch weht kein Wind und drückt auch keine Strömung, so dass am Wasser  Schreibtischpläne allzu schnell durchkreuzt werden. Mit einigen Tricks ist man allerdings gewappnet. Dass es dabei gar nicht immer die modernsten High-Tech-Mittel sein müssen, will ich im Folgendendeutlich machen.

Ob feststehend oder frei laufend - Opas Korkproppen arbeitet auch heutzutage zuverlässig.

Freie Leine

Manche Methoden sind für bestimmte Wetterlagen schlichtweg ungeeignet – soviel sollten wir von Beginn an festhalten. Eine meiner liebsten Montagen gehört leider in genau diesen Kreis: die freie Leine. Keine andere Technik ist so sensibel und setzt dem Räuber so wenig Widerstand entgegen, wie ein Köderfisch, der einfach nur mit dem Stahlvorfach an die blanke Hauptschnur gebunden wird. Aber leider ist auch kaum eine andere Bissanzeige so anfällig gegen die Unbilden der Witterung.

Nicht nur elektronisch: Kleine Einhänger zeigen auch Bisse an, wenn der Fisch auf den Angler zuschwimmt.

Um ein Tiefschlucken des Köders zu verhindern – und das sollte auch das Ziel des Anglers sein, der seine Fische verwerten will, um Untermaßige zu schonen -, darf man an freier Leine weder den Abzug noch leichteste Bewegungen der Schnur verpassen. Aus diesem Grund setze ich diese sensible Technik nur bei ruhigen Wetterlagen in Kombination mit einem geeigneten Bissanzeiger ein. Das kann ein elektronischer Bissanzeiger wie ein Delkim sein. Er meldet auch leichteste Schnurzupfer durch seinen Vibrationssensor. Es geht aber auch deutlich billiger. Wer mit nur einer Rute fischt, kann sie schlichtweg in der Hand halten. Das hat den Vorteil, dass man stets hochkonzentriert bei der Sache ist und dem Köder von Zeit zu Zeit sogar ein wenig Leben einhauchen kann, indem man ihn zwischendurch etwas anzupft.

Hoch damit: Bei Strömung muss die Schnur bis zur Pose möglichst ganz aus dem Wasser gehoben und dann z.B. unter einen Clip gesteckt werden.

Legt man die Rute ab, muss man die Leine entweder ständig im Auge behalten, oder man greift auf ein kleines Hilfsmittel zurück. Ich schneide mir gerne kleine Styroporwürfel mit einer Kantenlänge von ca. 3 cm zurecht, kerbe sie auf einer Seite mit einem scharfen Messer bis zur Hälfte ein und klemme sie dann direkt unter der Rutenspitze auf die Hauptschnur. Der auf dem Wasser liegende Würfel setzt dem Fisch kaum mehr Widerstand entgegen, als die völlig freie Leine. Fast berührungslos scheint er über die Oberfläche zu gleiten, wenn ein Räuber Schnur nimmt. Das Einsatzgebiet dieser Methode ist begrenzt auf flache Bereiche ohne Abbrüche. Soll der Köder an einer Kante abgelegt werden, die der Raubfisch nach dem Biss eventuell herunterziehen kann, lässt man diesen einfachen Bissanzeiger besser weg. Denn der steile Fluchtwinkel erzeugt soviel Widerstand, dass man auch gleich eine Posenmontage einsetzen kann.

Viele Hechtruten sind mit einem Kunststoff- oder Carbon-Schnurclip ("run clip") zum Einklemmen der Schnur bei offener Rolle ausgestattet.

Laufposen basteln

Opas Korkproppen ist billig und funktioniert heute nicht schlechter als vor 100 Jahren. Diese feststehende Pose kann nur in Gewässertiefen eingesetzt werden, die maximal Dreiviertel der Rutenlänge entsprechen, sonst wird die Landung eines Fisches schwer. Darum bastele ich gerne an den Korkposen herum, um sie für noch mehr Bereiche einsetzbar zu machen. Zunächst ziehe ich den Plastikstift heraus, mit dem man die Pose auf der Hauptschnur fixiert. Stattdessen schiebe ich ein Kunststoffröhrchen hinein, das ich zuvor mit etwas Klebstoff bestrichen habe. Das hält bombenfest, und ich habe Opas Bissanzeiger mit diesem Eingriff zur Laufpose befördert. Ein Stopper bestimmt jetzt die Angeltiefe. Ich nehme am liebsten längliche Gummistopper, weil sie sich beim Verschieben nicht ganz so leicht lösen oder gar selbstständig machen. Bevor man sie verschiebt, sollte man unbedingt die Schnur anfeuchten, ansonsten ist die Reibung zu hoch, und der Stopper wird beschädigt.

Große Ringe gewährleisten einen reibungslosen Ablauf der Schnur.

Drift-Stopp

Ich habe schon oft gesehen, dass Angler ihren Kram zusammenpackten, weil plötzlich die Pumpen anliefen und eine starke Strömung auftrat. Was für ein Fehler, denn jetzt fängt man oft sogar besser als bei ruhigem Wasser. Durch die Strömung werden die Räuber nämlich aktiv. Erstens, weil sie sich bewegen müssen, und zweitens, weil das hungig macht. Zudem treibt so mancher leckere Happen mit der Strömung vorbei.

Doch manchmal bringt auch der treibende Köder nicht den erwünschten Biss. Dann sollte man sich an Stippangler erinnern, die ihre Maden mit verzögerter Drift anbieten. Auch Hechte stehen auf einen Köder, der eine Spur langsamer als die Stömung treibt. Deshalb halte ich dann wie ein Friedfischangler meine Köderfischrute in der Hand und gebe mit dem Daumen auf der freien Spule kontrolliert Schnur nach. Stück für Stück driftet mein Köder jetzt an den heißen Stellen entlang. Von Zeit zu Zeit halte ich ihn einen Moment an. Dann sorgt der  Strömungsdruck dafür, dass der Köderfisch ein wenig auftreibt. Gibt man Schnur, sackt er wieder durch. Ein Spiel, das Hechte zum Biss reizt. Neuerdings verwende ich beim Driftfischen in der Strömung spezielle Schlepp-Posen, die entweder oberhalb oder unterhalb des Körpers einen Knick im Röhrchen haben. Besonders findige Hersteller haben den Knick sogar ins Innere des Schwimmers verlegt. Er sorgt dafür, dass die Pose bei sich straffender Schnur an Ort und Stelle auf der Hauptschnur haften bleibt. Stoppt man eine normale Laufpose beim Schleppen oder in der Strömung ab, wird sich der Köder Stück für Stück nach oben arbeiten, so dass man nicht mehr in der gewünschten Tiefe fischt. Bei der Schlepp-Pose passiert das nicht. Der Köder beginnt an gestraffter Schnur vielmehr verführerisch zu flattern, um dann wieder abzusinken. Dabei lockt er stetig in der voreingestellten Tiefe.

Den Bogen schlagen

Ein weiteres Problem tritt beim Posenfischen auf, wenn die Strömung in die Schnur greift oder Blätter und Schilfhalme auf der Oberfläche treiben. Dann wird die ganze Montage irgendwann zwangsläufig mitgerissen. Soll der Köder am Grund auf der gegenüberliegenden Kanalseite  oder weiter draußen im See angeboten werden, empfehle ich folgende Lösung, die bis zu einer Entfernung von etwa 20 m funktioniert und ein wenig Übung erfordert: Man hebt einfach soviel Schnur wie möglich aus dem Wasser, um sie so dem Strömungsdruck zu entziehen. Die Rute muss dabei hoch, etwa im 45-Grad-Winkel, oder steiler aufgerichtet werden und stabil stehen. Wichtig: Die Bleikugel unter der Pose sollte mindestens 15 g wiegen und auf dem Grund liegen. Nur so lässt sich die Schnur straffen, bis sie komplett aus dem Wasser gehoben ist.

Ohne Rutenhalter: Beim mobilen Angeln legt Matze seine Rute auf der Kurbel ab, so ist ein besonders freier Schnurablauf gewährleistet.

Dabei bleibt der Rollenbügel natürlich geschlossen. Am besten, man benutzt eine Freilaufrolle. Alternativ kann man die Schnur auch bei geöffnetem Bügel unter einen Clip klemmen, der an manchen Ruten praktischerweise schon montiert ist. Es gelingt aber auch mit einem Schilfhalm, an dem man die Schnur unter der aufgerichteten Rute am Boden leicht verankert.

Natürlich sind auch diesem Manöver Grenzen gesetzt, z.B. kann uns starker Wind einen Strich durch die Rechnung machen. Dann müssen wir etwas grober vorgehen: mit der Grundbleimontage.

Schweres Grundblei

Früher war ich der Illusion erlegen, dass das Grundblei möglichst leicht sein müsse, um die Bissanzeige sensibel zu halten. Bei einem Sargblei mit Innendurchlauf, das auch noch leicht im Grund versinkt, mag das auch zutreffen. Dieses Relikt aus Opas Zeiten möchte ich aber lieber in der Versenkung verschwinden lassen, denn ein Birnenblei mit eingegossenem Wirbel ist sehr viel effizienter und sensibler. Das Blei fädle ich keineswegs mit der Öse direkt auf die Hauptschnur, sondern montiere es an einem Seitenarm. Solch eine Montage ist nicht nur empfindlicher, sie vereint auch noch andere Vorteile. Wenn ich z.B. mehrere Überhandknoten in den Seitenarm knote, baue ich mir entsprechende Sollbruchstellen. Verkeilt sich das Blei irgendwo am Grund, reißt nur das Gewicht und nicht die ganze Montage ab.

Ich benutze am liebsten 60 g schwere Birnenbleie. Mit ihnen bekomme ich die Montagen weit hinaus und kann sie gleichzeitig sicher verankern, wenn das Wetter etwas rauer ist. Auch beim Grundfischen clippe ich die Hauptschnur ein. Ein kurzer Ruck, und schon ist sie frei, und der Raubfisch kann ungehindert abdampfen. Den Freilauf setze ich nur in wirklich starker Strömung ein und dosiere ihn so, dass vom Wasserdruck gerade eben keine Schnur mehr abgezogen wird. Dann spürt auch der Hecht bei der Köderaufnahme keinen nennenswerten Widerstand. Lässt man die Schnur beim Biss gefühlvoll durch die Finger gleiten, verpasst man auch einen etwaigen Richtungswechsel nicht und spürt, wie schnell der Fisch Schnur nimmt. So behält man die volle Kontrolle!

Im Winter sind die Hechte oft träge und beißen nur zögerlich – umso wichtiger ist eine sensible Bissanzeige.
Volle Kontrolle: Matze behält die Rute gerne in der Hand.

Extra-Tipp

Je ungemütlicher das Wetter, desto mehr bewährt es sich, die Rute ständig in der Hand zu halten. Ob viel Treibgut herumschwimmt oder Wind und Strömung ständig die Richtung wechseln, mit der steten Kontrolle kann man auch stetig reagieren. Wer dann noch von Zeit zu Zeit mit einem Zupfer aus dem Handgelenk zusätzliche Impulse setzt, wird nicht lange auf die Räuber warten müssen.

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