In der neuen RAUBFISCH-Ausgabe (5/2017) schildert Fabian Gräfe ausführlich, wie er die Streetfishing-Wertung bei der WPC gewonnen hat. Bei den Kajakanglern hat Salah El Barbouchi mit 7 Wertungsfischen den ersten Platz gemacht. Stefan Tiedemann sprach mit dem gebürtigen Marokkaner nach seinem Sieg.
Stefan: Wer bist du und wo kommst du her?
Salah: Mein Name ist Salah El Barbouchi und ich bin 37 Jahre jung. Gebürtig stamme ich aus Marokko und lebe mittlerweile seit 15 Jahren in Deutschland. Ich bin zudem glücklich verheiratet.
Stefan: Wie bist du zum Kajakfischen gekommen?
Salah: Nach über 10 Jahren als Uferangler wollte ich etwas anderes ausprobieren. Ich weiß es noch wie heute, als ich mir vor 7 Jahren ein 30 Jahre altes Schlauchboot in knalligem Orange gekauft habe. Dazu kam noch ein Elektromotor, den man locker als Oldtimer bezeichnen kann. Damit ging es meistens in Richtung Holland. Das ging noch eine ganze Weile gut, aber irgendwann musste eine Alternative her. Ich entschied mich zunächst für ein Belly-Boat, was auch eine wirklich feine Sache war. Es war eine sehr coole Zeit damit zu fischen, aber nach und nach habe ich immer wieder neue Spots entdeckt, die immer weiter weg waren. Im Belly ist man dahingehend schon ein wenig eingeschränkt, da man nicht wirklich schnell vorankommt. Es musste also etwas her, was sich alleine prima handeln lässt und die gewünschte Mobilität bietet. Durch einen Zufall habe ich Mr. Wolfsbarsch (Rob Staigis) kennengelernt. Er ist in Sachen Kajak ein wirklich alter Hase. Mit ihm habe ich den richtigen Mann gefunden, der alle meine Fragen beantworten konnte. Das ist jetzt auch schon wieder mehr als 3 Jahre her und ich bin nach wie vor sehr glücklich mit meiner Entscheidung vom Kajak zu angeln. Gerade auf solch großen Gewässern wie dem Haringvliet ist das schon eine feine Sache die ich nicht mehr missen möchte.
Stefan: Warst du vorher schon einmal bei einem solchen Event?
Salah: Ich habe im letzten Jahr damit angefangen, bei verschiedenen Wettbewerben mit zu fischen. Mittlerweile ist es meine 4. Teilnahme bei dieser Art von Veranstaltung. Neben der World Predator Classic, die ich nun zum zweiten Mal gefischt habe, war ich auch schon 2016 und 2017 bei den Hobie Predator Open dabei. Neben dem Angeln an sich, ist es auch immer wieder toll so viele gleichgesinnte Kajakangler auf einem Haufen zu treffen und sich miteinander auszutauschen.
Stefan: Wie kann man sich die Angelei vorstellen und wie sah deine Taktik aus?
Salah: Angeln ist und bleibt angeln, egal ob man privat unterwegs ist oder an einem Event teilnimmt. Der einzige Unterschied ist die Zeit. Beim Wettbewerb muss man zu einer bestimmten Zeit in der Lage sein, Fische zu fangen. Das führt bei dem einen oder anderen Teilnehmer natürlich zu einer stressigen Situation. Aus diesem Grund ist meine Taktik diesmal sehr einfach ausgefallen. Sie bestand darin, einfach zu angeln und Spaß zu haben. Fische kann man sowieso nicht zwingen zu beißen und Angeln auf Krampf bringt einen dann auch nicht weiter. Daneben spielt auch das Vertrauen in die eigene Sache eine extrem große Rolle. Ich glaube, wer jetzt anfängt mit wilden Experimenten, setzt aufs falsche Pferd. Dafür sind die Trainingstage und Erfahrungen vergangener Trips da. Wenn es mal eine Stunde lang nicht lief, habe ich also nicht angefangen an mir zu zweifeln, sondern mich in die Lage der Fische hineinversetzt. Die Spots, die ich mir im Vorfeld herausgesucht hatte, waren hervorragend. Das heißt, es bestand auch kein Grund für einen Stellenwechsel. Ich wusste, wenn nichts beißt, wird kein Fisch am Platz sein. Darum heißt es Geduld bewahren und auf die Fische warten. Und so kam es auch. Mein Zanderspot brachte mir mit einer gehörigen Portion Ausdauer die erhofften Fische. Im Wettkampf können 3 Zander, 3 Barsche und 1 Hecht in die Wertung eingebracht werden. Meine Rechnung beruhte also darauf, die Zander voll zu machen. Diese bringen zusammengerechnet die meisten Punkte und dieser Plan ging am Ende dann auch für mich auf.
Stefan: Was waren deine Erfolgsköder und welche Farbe hatten sie?
Salah: Das gehört natürlich in gewissen Maße auch mit zur Taktik. Ich fische das ganze Jahr sehr erfolgreich mit dem Spro Komodo. Das ist ein fischähnlicher Gummifisch, der auf der Unterseite gerippt ist. Ich glaube einfach an ihn. Ich ändere lediglich der Wassertrübung entsprechend die Farbe. So nehme ich für klares Wasser oder normale Trübung die Farbe Sexy Blue Back und für sehr trübes Wasser Chartreuse. Das ist alles kein Hexenwerk. Übrigens habe ich die komplette Zeit während der WPC ausschließlich den Komodo gefischt. Natürlich habe ich mal die Bleikopfgewichte angepasst.
Stefan: Wie hat dir das Event gefallen?
Salah: Das Event als solches sehr gut. Natürlich ist und bleibt es ein Wettbewerb, in dem es auch ziemlich krasse Preise gibt. Dementsprechend ist klar, dass jeder einzelne gerne gewinnen möchte. Dennoch war die Stimmung bei den Kajakjungs immer auch auf einem hohen Level. Kajakangeln ist auch immer ein wenig Abenteuer und so hat man immer etwas zu erzählen. Ganz besonders loben möchte ich die Orga in diesem Jahr, insbesondere was die Sicherheit der Teilnehmer betraf. Manche mögen das für übertrieben halten, aber glaubt mir, es ist notwendig, und ich spreche aus Erfahrung.
Stefan: Was gab es denn zu gewinnen?
Salah: Es gab mehr als genug Preise, in erster Linie unfassbar viel Tackle. Dazu gehörten Ruten, Rollen und jede Menge Köder – hauptsächlich Hechtköder (typisch Engländer, sie waren die Organisatoren des Events). Für Kajakangler gab es auch Rutenhalter und Köderboxen, die für die meisten Kajaks passen, obendrauf noch eine ziemlich coole Sonnenbrille. Das wichtigste für mich war natürlich der Hauptpreis: die Teilnahme an der nächsten Hobie-Weltmeisterschaft (Hobie Fishing World) in Australien. Es werden sowohl Reisekosten und Startgeld übernommen und auch das nötige Gerät zur Verfügung gestellt. Eine solche Möglichkeit bekommt man unter Umständen nur einmal in seinem Leben.
Stefan: Was steht bei Dir als nächstes an?
Salah: Jetzt habe ich natürlich richtig Blut geleckt und ein wenig Herausforderung braucht man doch hin und wieder schon. Im September geht es zu den Hobie Euros 2017. Hier sind ebenfalls die besten Kajakangler aus ganz Europa vertreten. Sie stellt gleichzeitig auch die letzte Quali für die Hobie Fishing World 2018 dar. Also es wird sehr spannend für die Jungs. Den ersten Platz muss ich ja nicht machen, mir würde der zweite schon gefallen. Ich freue mich aber schon jetzt, die Kajaksfreaks wieder zu treffen und darauf, auch ein paar neue Gesichter kennenzulernen. Kajakangeln kann ich jedem empfehlen, es macht einfach mega Spaß. Probiert es aus, ihr werdet begeistert sein!