Andreas Knausenberger von Welsforum.de berichtet über Extremsituationen beim Welsangeln.
„Wer kennt das nicht: Man ist für eine Woche zum Wallerfischen am Po und schon beim ersten Blick auf den Fluss wird einem klar, dass alles andere als normale Bedingungen herrschen. Doch was tun, wenn man mit extremem Hochwasser oder Niedrigwasser konfrontiert wird?
Hochwasser
Die Teilnehmer des diesjährigen Wallercups am Po konnten extreme Veränderungen des Wasserstandes am eigenen Leibe erfahren. Das Fluss stieg in 48 Stunden auf 5 Meter über den Mittelwasserstand. Wer sich hier nicht anpassen konnte, tat sich außerordentlich schwer. Wie also vorgehen bei Hochwasser am Po?
Jan Lock
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Die guten Stellen sind bei diesen Bedingungen nicht mehr befischbar. So fallen Abspann-Aktionen von den Buhnenköpfen oder vom Ufer in der Regel aus. Das Fischen an den Steinpackungen ist wegen der starken Strömung so gut wie unmöglich.
Wir verhalten sich die Welse bei diesen Bedingungen? Durch das Hochwassers werden Sandbänke, Auen und Wiesen überflutet. Ein wahres Schlaraffenland für alle Fischarten entsteht. Zahlreiche Schnecken, Insekten und andere Nahrungstiere werden in den Fluss geschwemmt und locken die Futterfische auf die überschwemmten Wiesen. Und wo Futterfisch sind, da ist bekanntlich der Wels nicht weit.
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Am besten hat sich bei diesen Bedingungen das Abspannen vom verankerten Boot aus bewährt. Hierzu benötigt man ein kleines Beiboot, um die Montagen auszubringen.
Fangträchtig sind jene Stellen, die im Bereich des Rückwirbels einer Buhne liegen oder in Innenkurven mit geringer Strömung.
Eines sollte man zuallererst herauszufinden: Ziehen die Waller gerade auf die überschwemmten Wiesen – oder sind sie schon wieder auf dem Rückzug. Daher sollte immer eine Montagen im Bereich der überschwemmten Wiese und eine weitere am normalen Flusskantenverlauf platziert werden. So zeigt sich in der Regel schnell, wo die meiste Aktivität zu verzeichnen ist. Eigene Erfahrungen haben gezeigt, dass zu Beginn des Hochwassers die Waller vermehrt auf oder direkt an den Graskanten der Wiesen gefangen werden. Fällt das Wasser, stehen die Fische eher an den Flusskanten.
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Die Montagen werden entweder direkt ans Gras oder an Bäumen und Büsche angebunden. Ideal ist auch das Anbinden an einen 3 Meter langen Bambusstab, der in den Sand gesteckt wird. In den tieferen Bereichen wird normal mit der Bojenmontage gefischt. Im Flachwasser wird der Köder nur eine Vorfachlänge tief angeboten. Hierzu sollte am besten kein Blei auf der Hauptschnur angebracht werden. Es hat sich gezeigt, dass die Waller unbebleite Köder besser einsaugen.
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Niedrigwasser
Der Po wird im Sommer von extremen Hitzeperioden mit Niedrigwasser heimgesucht. Eigentlich sollte das Fischen dadurch einfacher werden, denn den Fischen steht weniger Wasserfläche zur Verfügung. Die Fischdichte im Fluss muss somit höher sein. Aber so einfach ist die Sache leider nicht…
Das Positive am Niedrigwasser: Von Ufer aus lassen sich bequem auch solche Stellen befischen, die bei Normalstand nicht zu erreichen sind. Das kann zum Beispiel eine Rinne in der Flussmitte sein, die nun einfach von einer Sandbank aus abgespannt werden kann. Auch versunkene Bäume und andere Hindernisse kommen nun zum Vorschein.
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Im Sommer macht das Niedrigwasser aber auch Probleme: Der Sauerstoffgehalt im Wasser geht merklich zurück und das kann sich auf das Beißverhalten der Waller auswirken. Die Welse haben regelrechte Fressphasen: Im vergangenen Sommer bemerkten wir, dass die Bartelträger regelmäßig alle drei Tage besonders aktiv sind. Sie schlagen sich dann den Bauch voll und zehren einige Tage von dieser üppigen Mahlzeit.
Meiner Meinung nach sind die erfolgreichsten Methoden bei Niedrigwasser das Bojenfischen und das Anbinden an Grasbüscheln und Bäumen. Im direkten Vergleich mit der U-Posenmontage konnte sich die Bojenmontage in dieser Zeit eindeutig durchsetzten. Im Sommer fischen wir mit der Boje immer in Vorfachtiefe. Näher am Grund konnten wir nur wenig bis gar keine Wels-Aktivität verzeichnen. Generell hat sich fallendes Wasser immer negativ auf das Beissverhalten der Waller ausgewirkt. Wir beobachteten einen klaren Rückgang der Fischausbeute. Steigt das Wasser wieder, bekommen auch die Welse Appetit!