250 kleine Störe werden im Rahmen des Wiederansiedlungsprojektes am 24. April 2015 in die Elbe bei Geesthacht entlassen.
Seit fast 20 Jahren gibt es Bemühungen, Störe in Deutschland wie in hier in der Elbe und ihren Nebenflüssen wieder heimisch zu machen. Bild: Philipp Freudenberg
Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) und Vertreter der Gesellschaft zur Rettung des Störs e.V. wollen gemeinsam mit Landesumweltminister Dr. Robert Habeck Bilanz ziehen und aufzeigen, was für die Rückkehr dieser vom Aussterben bedrohten Fischart noch getan werden muss. Der Ort ist mit Bedacht gewählt: Geesthacht könnte den Stören künftig eine neue Heimat bieten.
Zehn Monate alt und etwa 25 Zentimeter lang sind die Tiere, die am 24. April ins Wasser der Elbe entlassen werden. Bereits über 17.000 solcher kleinen Störe wurden im Rahmen des Nationalen Aktionsplans Europäischer Stör seit 2008 in die Elbe und ihre Nebenflüsse gesetzt. Die Besatzmaßnahmen sind die Grundlage, um eines Tages wieder freilebende Bestände in unseren Flüssen zu etablieren, erklärt Dr. Jörn Geßner, der das Projekt am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin koordiniert. Wie die seit Beginn des Besatzes steigende Zahl der Fangmeldungen in der Fluss- und Küstenfischerei zeigt, finden die Tiere im Elbegebiet schon jetzt gute Lebensbedingungen.
Einige der ausgesetzten Tiere werden in 15 bis 20 Jahren so lange dauert es, bis unser heimischer Stör erstmals geschlechtsreif wird als etwa 1,8 Meter lange Tiere in Elbe, Spree und Havel zurückkehren. Dort befinden sich ihre Laichgründe und somit die natürliche Kinderstube des Stör-Nachwuchses. Damit die Reise glückt, braucht es den langen Atem vieler Beteiligter. Dazu gehören neben der Unterstützung des Landes Schleswig-Holstein durch die Informationsarbeit und die Sammlung von Fangmeldungen durch die Fischereiaufsicht auch der Aufbau einer ausreichend dimensionierten und artgerechten Laichfischhaltung, die neben der dezentralen Aufzucht von Jungfischen im Einzugsgebiet eine Grundvoraussetzung für den langfristigen Erfolg der Arbeiten darstellt.
250 Jungstöre werden in die Elbe ausgesetzt. Bild: Andrea Schmidt
Fische mit Heimatsinn
Störe verbringen zwar den Großteil ihres Lebens im Meer, vermehren sich aber im Süßwasser. Auf diese Heimatgewässer sind sie geprägt und kehren dorthin zurück, wo sie selbst aus dem Ei schlüpften und ihre ersten Schwimmversuche machten. Damit auch die Zuchtstöre eine solche Verbundenheit entwickeln können, müssen sie in Flusswasser aufgezogen werden. Im Idealfall ziehen zum Beispiel Fischer die kleinen Störe direkt vor Ort auf, erklärt der Biologe. Entsprechende Entwicklungsarbeiten laufen derzeit im Odergebiet in einem vergleichbaren Vorhaben.
Die Erfolge bei der Nachzucht haben in den letzten Jahren dazu geführt, dass der Bestand potenzieller Elterntiere auf aktuell mehr als 900 angewachsen ist. Der Platz am IGB, wo die Tiere bisher untergebracht sind, wird langsam eng, erklärt Geßner. Der Ausbau der bestehenden Kapazitäten ist deshalb dringend notwendig, um eine sichere und erweiterbare Lösung für die Haltung der Störe zu schaffen. Für eine solche Anlage favorisieren die Wissenschaftler einen Standort in unmittelbarer Elb-Nähe.
Neues Zuhause für Jungstöre
Für die Elterntierhaltung und Vermehrung des Europäischen Störs ist Geesthacht der ideale Ort, sagt Geßner. Dafür spräche u.a. die unmittelbare Nähe zur einzigen störgängigen Fischtreppe Europas, die am Nordufer der Elbe einen sicheren und einfachen Zugriff auf die rückkehrenden Elterntiere ermöglichen würde. Damit ließe sich der Laichfischbestand später relativ problemlos erweitern. Die Nutzung von Elbwasser würde zudem eine frühe Anpassung der Jungfische an die Lebensbedingungen des Besatzgewässers ermöglichen und, noch wichtiger, eine frühe und sichere Prägung der Jungtiere auf ihr Heimatgewässer sicherstellen. Die zentrale Lage Geesthachts zwischen den Ländern Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Hamburg bietet darüber hinaus Potenzial für eine stärkere Einbeziehung weiterer Partner und somit für das Gelingen dieser Mammutaufgabe, stellt Gessner in Aussicht.