Im 3. Teil seines ABCs nimmt Hecht-Papst Jan Eggers Wobbler kritisch unter die Lupe, vor allem Modelle zum Werfen vom Ufer und vom Boot aus.
Es gibt nämlich noch eine andere Art, mit Wobblern zu fischen, nämlich das Schleppen dieses Köders hinter einem fahrenden Boot. Vielen ist diese Angelart unter dem Begriff Trolling bekannt, aber diese Methode werde ich erst demnächst abhandeln. Aber was verstehen wir eigentlich genau unter einem Wobbler?
Das ist eine gute Frage, über die man etwas nachdenken muss. Vor 60 Jahren, als nur sehr wenige verschiedene Wobbler in Handel waren, hätte man bestimmt geantwortet: eine hölzerne Fischimitation mit ein paar Haken. Inzwischen gibt es gibt es mehr Wobbler aus Plastik auf dem Markt und es gibt auch Imitationen von anderen Beutetieren. Meistens haben sie eine Tauchschaufel. Dass Wobbler aus Balsaholz und anderen Holzarten hergestellt werden, darf ich als bekannt voraussetzen, ebenso, dass als Material auch harter Kunststoff verwendet wird.
Wahrscheinlich wissen aber viele Angler nicht, dass es auch Wobbler aus Hartschaum, Gummi und sogar Styropor gegeben hat, ich vermute, dass sicher auch Wobbler aus Metall gebaut wurden. Aber gut, das nur am Rande. Mir ist vor allem wichtig, dass man nach dem Lesen dieses Artikels mit Wobblern sicher Raubfische fangen kann und vor allem für die jeweilige Situation den richtigen Köder auswählt. Genau über das will ich schreiben, aber ohne die nötigen Basisinformationen geht es eben nicht.
Wobbler gibt es in verschiedenen Größen und mit unterschiedlichsten Eigenschaften. Ich kann gut verstehen, dass sich ein Anfänger in einem gut sortierten Angelgeschäft vor der Wobbler-Wand fragend am Kopf kratzt, um dann den Verkäufer, der hoffentlich sein Fach versteht, nach einer Empfehlung zu fragen. Der Verkäufer fragt dann sicherlich, ob der Angler ein schwimmendes oder sinkendes Modell möchte, einen Mini-Wobbler für Forellen oder Rapfen oder einen Riesen-Oschi zum Angeln auf Meterhechte. Er könnte auch den Angler fragen, ob er einen Crankbait oder einen Twitchbait will, einen einteiligen oder zweiteiligen Wobbler. Dann hat er ihn aber noch nicht gefragt, ob der Köder rasseln soll…
Wenn er ein richtig guter Verkäufer ist, sollte die allererste Frage an diesen Neuling der Wobblerangelei folgende sein: Wie tief ist das Gewässer, in dem Du mit dem Wobbler fischen willst? Denn es ist in erster Linie die Tiefe, die bestimmt, welche Wobbler auszuwählen ist. Läuft der Wobbler zu tief, kommt es zu Hängern, der Verlust des Köders ist oft die Folge. Deshalb werde ich zuerst darüber erzählen, welcher Wobblertyp am besten für welche Tiefe geeignet ist – und danach geht es endlich zum Fischen.
Die Tauchschaufel entscheidet alles
Ich muss es ehrlich zugeben, als ich mir vor ungefähr 50 Jahren meine ersten Wobbler anschaffte, hatte ich keinen blassen Dunst, welche Schwimmtiefe diese potentiellen Hechtfänger haben könnten. Ich wusste nur, dass sie aus Holz bestanden, zweiteilig und schwimmend waren. Ich erinnere mich, dass ich ein paar Hechte damit gefangen haben, kleine „Heringe“, und dass sie danach in einem wenig gebrauchten Angelkoffer verschwunden sind. Glücklicherweise kamen einige Jahre später drei meiner ersten Wobbler bei einer Aufräumaktion zum Vorschein, nun behandele ich sie als kostbare Erinnerungen aus der Vergangenheit. Wenn ich mir deren kurze, stufenförmige Tauchschaufel betrachte, weiß ich heute, dass es sich um sehr flach laufende Modelle gehandelt hat. Bewusst oder unbewusst habe ich damals für die flachen Gewässer des Eilandspolders genau die richtigen Wobbler im Angelladen von Cees Bijvoet in Alkmaar gekauft, wahrscheinlich hat mich “Abu Ceessie” auch gut beraten.
Den Zusammenhang zwischen Tauchtiefe und Stellung der Schaufel entdeckte ich erst einige Jahre später, als ich zwei noch immer gute Abu Hi-Lo Wobbler im gleichen, nicht mehr bestehenden Angelladen kaufte. Mit der in sechs Stellungen feststellbaren Schaufel konnte man mit dem Köder direkt unter der Oberfläche und auch in ein paar Metern Tiefe fischen. Ich erinnere mich noch an meine Verwunderung, die man bei vielen Anfängern im Wobbler-Fischen bemerken kann, als ich bemerkte, dass ein Wobbler mit steil nach unten stehender Tauschaufel kaum 20cm tief läuft. Steht die Tauchschaufel waagerecht zum Körper des Köders, dann taucht er bei der geringsten Vorwärtsbewegung in die Tiefe. Eine bessere Art, um zu lernen, wie wichtig der Stand der Tauchlippe ist, gibt es nicht. Neben der Stellung der Tauschaufel zwischen horizontal und vertikal ist auch die Größe der Lippe von Bedeutung. Eine große Tauchlippe, die horizontal steht, wird den Wobbler viele Meter nach unten drücken. Eine kleine Schaufel mit wenig Wasserwiderstand hält den Wobbler in den oberen Wasserschichten.
Heutzutage machen es viele Wobbler-Hersteller den Anglern etwas einfacher, indem sie die durchschnittliche Lauftiefe auf der Verpackung angeben. Bei der Lauftiefe spielen aber auch die Einholgeschwindigkeit, die Schnurstärke und auch die Höhe der Rutenspitze über dem Wasser eine wichtige Rolle. Weil wir aber nicht zu technisch werden wollen, gehen wir jetzt endlich mit dem Wobbler fischen!
Genau werfen und nicht zu schnell aufgeben
Manchmal denke ich, dass die heutige Generation beginnender Kunstköderangler es um einiges einfacher hat, wenn sie mit Wobbler fischen will, als meine Altersgenossen, die in den 50er und 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts (Mensch, was klingt das alt!) mit dem Spinnfischen begonnen haben. Das Sortiment ist heute größer und besser für unterschiedliche Gewässertypen geeignet, auch sind die Angelgeräteverkäufer besser geschult auf dem Gebiet der Kunstköder, auch kann man einiges in Angelbüchern nachlesen… Die Verlockungen, die wir früher hatten, gibt es nicht mehr. Verlockungen beim Hechtangeln am Wasser?
Erkläre uns das genau, Herr Eggers!
Ich sehe Euch gerade verwundert aufblicken, deshalb hier die Antwort. Es gab früher die Versuchung des selbst schwimmenden und fast immer fangenden Köderfisches. Fing man einer Zeit nichts auf den Wobbler oder einen anderen Kunstköder, dann schnappten wir uns die Naturköderrute und montierten den damals noch erlaubten lebenden Köderfisch. Fing man auch damit nichts, dann hatten die Hechte keinen Hunger. Fing man aber mit einem Wobbler nichts, dann taugte das Ding nichts, so einfach war das damals.
Deshalb mein wohlgemeinter Rat: Nicht zu schnell aufgeben! Auch ein alter Hase wie ich fängt hin und wieder auch einmal über Stunden nichts auf Kunstköder. Über Stunden? Das muss ich noch genauer erklären. Ich habe einmal anderhalb Tage mit vielen verschiedenen Ködern in zwei finnischen Lachs- und Forellenrevieren gefischt. Das Resultat war ein Superdrill im Kymi-Fluss mit einem Lachs, der wusste, wie man den Haken aufbiegen kann. Und eine meterhoch springende 50er Forelle, die ich auch verlor. Die zwei Bisse hatte ich in elf Stunden intensiven Fischens. Ich darf nicht erzählen, wie meine Frau das fand. Ich muss es selbst eingestehen: Abgesehen von der Zeit, wäre ich besser wandern gegangen.
Man darf also nicht zu schnell aufgeben. Auch muss man nicht mit aller Kraft so weit wie möglich auswerfen, als würde man für einen „Long Distance Casting“-Veranstaltung trainieren. Warum wollen gerade Anfänger im Kunstköderangeln nur immer so weit wie möglich werfen? Ich weiß es nicht, sehe das aber oft. Nein, kurze, gut platzierte Würfe entlang des Ufers, kurz hinter ein versunkenes Boot, an die Uferkante einer Einmündung oder genau unter einen überhängenden Baum liefern oft mehr Fische als der weite Wurf, der sich direkt in den nicht gesehenen Wasserpflanzen verhängt.
Fische den Wobbler immer sehr konzentriert. Man sollte immer wissen, wo sich der Raubfischverführer genau unter Wasser befindet. Spürt man den geringsten Widerstand, ist es sicher nur Unrat, der Grund oder eine Wasserpflanze, es kann aber auch ein riesiger Hecht sein, der sehr vorsichtig seine Kiefer um den Wobbler geschlossen hat und noch eben ein Stückchen mitschwimmt.
Entdeckt man einen kleinen Schwall oder sieht man im Wasser etwas weiß-gelb aufblitzen, dann ist das ein Hinweis, dass der nächste Wurf in diese Richtung gehen sollte. Hat der Hecht bei einem Fehlbiss den Haken nicht gespürt, dann ist die Chance sehr groß, dass er versucht, seine missglückte Attacke zu wiederholen. Beißt der Hecht nicht gleich noch einmal, dann markiere diese Stelle in dem sicheren Bewusstsein, dass dort ein Hecht steht, und probiere es auf dem Rückweg noch einmal. Ich vielen Fällen funktioniert dieser Trick, vor allem wenn man dann einen ganz anderen Kunstköder anbietet.
Oft werde ich nach der richtigen Einholgeschwindigkeit gefragt. Man will da am liebsten eine exakte Zahl von mir hören. Ich habe aber keinen Geschwindigkeitsmesser auf meiner Rolle und weiß deshalb die genaue Geschwindigkeit nicht, mit der ich einen Wobbler einhole.
Ich werde sie auch nie kennen, weil ich während des Angelns sehr oft die Geschwindigkeit variiere. Manchmal kurbele ich ganz langsam, dann beschleunige ich hin und wieder den Köder indem ich die Rutenspitze einen Meter nach vorne bewege, währenddessen ich mit dem gleichen Tempo weiter einkurbele. Glaubt mir, diese unbedingt notwendigen Variationen in der Köderführung bringen mehr Bisse, Nie den Wobbler nur nur monoton einleiern.
Köderfische, besser gesagt Beutefische, schwimmen auch nicht immer im gleichen Tempo. Wenn jemand Dich fangen will, jeder kennt das Kinderspiel, läufst Du auch nicht immer gleichmäßig in eine Richtung, man schlägt Haken und variiert das Tempo, damit man nicht geschnappt wird. Nun, wenn so auch der Wobbler geführt wird, steigen die Fangerfolge garantiert.
Auch mit der Tiefe, in der der Wobbler läuft, kann experimentiert werden. Nach dem Einwerfen drehe ich einige Male schnell mit der Kurbel, halte dabei die Rutenspitze fast ins Wasser, so taucht der Wobbler tiefer ab. Dann halt ich die Rutenspitze etwas höher. Mit etwas mehr Praxiserfahrung lernt man die Spots schnell kennen, an denen sich Hechte aufhalten. Das sind dann immer die Stellen, an denen ich meinen Wobbler ein paar Mal mehr auswerfe, vor allem am Ende der Saison. Dann kennen die Hechte die meisten Wobbler schon mit Namen, sie müssen dann richtig verführt werden.
Unterschiedliche Bisse
Anfänger im Kunstköderangeln meinen, dass der Biss eines Hechtes immer mit einem kräftigen Ruck in der Rutenspitze zusammengeht. Vergesst das schnell. Natürlich gibt es solche Bisse, es gibt aber auch Anfasser, die sich anfühlen, als hätte der Wobbler nur etwas vom Grund aufgesammelt. Besonders interessant finde ich die Bisse, bei denen plötzlich die Spannung der Schnur nachlässt. Ein Hecht hat dann den Wobbler von hinten attackiert. Mit dem Köder in den Kiefern schwimmt er auf den Angler zu und die Schnur wird schlapp. Eine Sekunde später fühlt man Widerstand. Oft sind das die besseren Exemplare, die sich am anderen Ende der Schnur wehren.
Wie auch immer der Biss aussehen mag, bei jedem Zupfer sollte angeschlagen werden. Das bedeutet nicht, dass mit einem enormen Ruck angehauen werden muss. Hakt man so einen Kleinhecht, dann fliegt er wie ein Projektil durch die Luft. Das ist nicht unser Ziel. Ich sage mal so, man muss mit kontrollierter Kraft den Haken setzen. Dann muss die Schnur noch im Drill ständig unter Spannung gehalten werden. Diese Selbstkontrolle ist aber nicht ganz so einfach. Wenn nach so vielen vergeblichen Würfen endlich der Biss kommt und der Räuber gehakt ist, ist man oft nicht so entspannt und macht schnell einen Fehler.
Immer ruhig bleiben, Vertrauen in sein Gerät haben, den gehakten Hecht so lange wie möglich in der Mitte des Poldergrabens, Sees oder Kanals (was auch immer das Fischwasser für einen Namen haben mag) ausdrillen und auf Abstand halten. Merkt man dann, dass er müde wird und seinen Flanke oder sogar den Bauch zeigt ohne zu springen oder mit dem Kopf zu schütteln, dann ist dieser Fisch bereit, um gelandet zu werden. Früher haben wir das immer mit einen Kescher gemacht. Heutzutage werden die meisten Hechte, vor allem von erfahrenen Hechtanglern, mit dem Kiemengriff gelandet. Das ist eine prima Methode, die den Hechten gut bekommt.
Gutes Hakenlösewerkzeug ist ganz wichtig, eine Arterienklemme und eine Spitzzange. Dazu noch ein Seiten- oder Bolzenschneider, um Haken oder Vorfächer durchzukneifen. Als Anfänger ist auch eine Rachensperre mit Gummi-Enden, um die Kiefer nicht zu verletzen, von Vorteil.
Ein Hinweis, den ich allen Wobbleranglern geben möchte, ist dieser: Soll ein Hecht mit dem Kiemengriff gelandet werden, dann ist es wichtig, vorab zu schauen, wo sich die Drillinge des Köders befinden. Sitzen sie genau dort, wo man in den Kiemendeckel hineingreifen will, dann: Finger weg! Dann nimmt man die Rute in die andere Hand, dreht so den Kopf des Hechtes auf die andere Seite, und greift dort unter den Kiemendeckel, wo sich keine Drillinge befinden. Sieht man im Drill, wie sich beide Kiemendeckel des Hechtes spreizen, dann noch abwarten mit der Handlandung. Das ist das oft das Signal zum Sprung. Wenn man nicht aufpasst, hat man schnell einen Drilling tief in der Hand. Ich weiß aus eigener Erfahrung allzu gut, was für ein blödes Gefühl das ist.
Ist der Hecht vom Eisen in seinem Maul befreit, sollte er nicht länger als unbedingt nötig auf dem Trockenen bleiben. Ist der Hecht schön knapp vorne im Maul gehakt, hole ich den Fisch nicht einmal ans Ufer. Ich hake ihn im Wasser ab. Wenn man aber wissen will, wie lang der Hecht ist? Das ist für mich kein Problem, ich kann recht gut die Länge eines Hechtes schätzen. Das können viele meiner Angelfreunde bestätigen, ich habe schon so manche Wette gewonnen. Will ich es einmal ganz genau wissen, dann halte ich den Hecht im Wasser ans Handteil meiner Rute. Mit meinem Daumen markiere ich genau die Länge, und messe dann später nach, wenn der Hecht wieder schwimmt.
Bei der Handlandung stets auf den Sitz der Drillinge achten!
Einige letzte Wobblertipps
„Was ist die beste Farbe?“ höre ich viele fragen. Meine Antwort hat sich im Laufe der Jahre von sehr kompliziert zu ganz einfach und eindeutig verändert. Die beste Farbe, ist die Farbe, die fängt! Etwas frech kann ich behaupten, dass ich mit allen möglichen und unmöglichen Farbe von guten Wobblern gefangen habe. Ich besitze momentan vom allseits bekannten Super Shad Rap nicht weniger als 33 verschiedene Farben, und gerade mal mit einer Farbe habe ich noch nichts gefangen. Nicht gesagt, dass diese Farbe schlecht ist, ich habe sie erst kürzlich bekommen und noch nicht damit fischen können.
Wirklich, ich gebe nicht viel auf spezielle Farben und glaube mehr an die richtige Präsentation. Ein Stahlvorfach vor dem Wobbler ist ein Muss, wenn Hechte zu erwarten sind. Je tiefer das Wasser und größer die Wobbler, desto länger fällt mein Stahlvorfach aus, das mit Crosslock-Karabinern bestückt ist. In ganz flachen Poldern verwende ich 15cm lange Vorfächer. In Kanada an Großgewässern oder auf dem Lough Corrib in Irland sind sie minimal 50cm lang.
Drillinge wechseln?
Die Antwort auf diese Frage hängt von der Wobblermarke ab, denn da gibt es bei den Haken ab Werk viele Unterschiede. Nur ein paar Beispiele. Ich finde, die Drillinge bei Salmo-Wobblern sind im Allgemeinen sehr gut. Gleiches gilt für die Haken von Storm-Ködern, die mit den neuesten VMC-Drillingen bestückt sind.
Rapala wechselt auch immer mehr zu diesen starken, schwarzen Drillingen. Ich habe einige neue Jointed-Modelle, bei denen ich die Drillinge sicher nicht wechseln werde. Das mache ich nur mit den verzinkten Drillingen beim Super Shad Rap, meinem Lieblingswobbler zum Schleppen. Diese silbernen Drillinge sind mir zu dickdrahtig.
Auch auf Zander ist der Rapala Jointed in den Poldergewässern erfolgreich.
Ich wechsele sie mit dem Gamakatsu Treble 13 in der gleichen Größe aus. Diese Drillinge sind wirklich ideal: nadelscharf, dünner Draht, sie biegen nicht schnell auf… und sie bleiben auch nach mehreren schönen Hechten lange Zeit scharf. Ich kann behaupten, dass verschiedene Haken durchaus einen Unterschied dabei machen, ob man einen Hecht haken und landen kann. Das war es für dieses Mal!
Jan Eggers