PRAXIS & GERÄTE Tipps & Rigs Auf Hecht mit der Paternoster-Montage

Auf Hecht mit der Paternoster-Montage

Aus dem Unterholz gekitzelt, Uwe hatte den richtigen Riecher.

Hecht-Profis wissen es – oft muss der Köderfisch exakt ans Hindernis. Der Seitenarm an der Paternoster-Montage macht‘s möglich.

Von UWE PINNAU

Paternoster sind im allgemeinen Sprachgebrauch offene Fahrstühle ohne Türen, die man ganz einfach betreten und verlassen kann – eine praktische Erfindung. Beim Angeln sind es Seitenarm-Montagen, die meistens beim Salzwasserfischen Verwendung finden. Sehr effektiv! Leider ins anglerische Abseits geraten sind Paternostermontagen zum Hechtangeln. Und das völlig zu unrecht.

Man stelle sich vor, ein Hecht raubt an einem Seerosenfeld. Wie soll man ihn gezielt angehen? Kunstköder wären eine Möglichkeit, aber da der Räuber gerade sehr aktiv war, könnte es länger dauern, bis er wieder tätig wird. Ein Köderfisch am Grund bliebe mit ziemlicher Sicherheit am Wurzelwerk und anderen Pflanzenteilen unter Wasser hängen. Eine Posenmontage würde vom Wind ständig abtreiben. Den Köderfisch am Paternoster hingegen könnte man exakt an dieser Stelle parken – stundenlang, wenn nötig, krautfrei und ohne Hänger oder sonstige „Problemchen“. Neben dem Seerosenfeld kommen noch viele andere Orte für den Einsatz der Seitenarm-Montagen infrage. Dazu zählen Hafeneinfahrten, Krautfelder, Einläufe, Abbruchkanten, Lücken im Kraut, unterspülte Ufer – eben Plätze, an denen man einen Hecht vermutet oder wo die Räuber häufig patrouillieren.

Es gibt etliche Paternoster-Variationen und im Detail unterschiedliche Montagen. Ich möchte mich hier zwei Basisvarianten widmen, dem versenkten Unterwasserposen-Paternoster und dem schwimmenden Posen-Paternoster.

Booms für Paternoster-Montagen sind im Handel fix und fertig erhältlich.
Booms für Paternoster-Montagen sind im Handel fix und fertig erhältlich.

Das Längenverhältnis verhindert Schnurchaos

Die versenkte Montage mit Unterwasserpose hat den Vorteil, dass es bedeutend einfacher ist, die ganze Geschichte unter Wasser straff zu halten und Verwicklungen vorzubeugen. Weiterhin ist man vor Wassersportlern sicher, die sonst gern mal in die Schnur fahren und zum unerwünschten „Beifang“ werden. Auch eventuelle Komplikationen durch den Wind fallen weg. Wenn man überhaupt von Nachteilen sprechen kann, dann bestenfalls von der fehlenden Bissanzeige durch die Pose. Baitrunner, Pikeswinger oder elektronische Bissanzeiger bieten hier aber sehr gute Alternativen. Auch erspart man sich eine mögliche Genickstarre durch das permanente Beobachten der Pose.

Das Herzstück der ganzen Geschichte ist der „Verteiler“, die Stelle, wo sich der Seitenarm mit dem Köder, dem Blei und der Hauptschnur trifft. Das kann entweder der altbekannte  Dreiwegewirbel sein oder ein moderner Paternosterboom. Die Länge des Seitenarms mit dem Blei bestimmt den Abstand des Köders vom Grund. Ein flaches Wirbelblei mit 50 Gramm Gewicht reicht in der Regel aus, um die Montage am Gewässergrund zu fixieren.

Bei stärkerer Strömung oder auch, wenn eine größere Wurfweite gewünscht ist, muss es natürlich entsprechend schwerer gewählt werden. Die Verbindung zwischen Blei und Verteiler besteht aus monofiler Schnur. Eine Stärke von 0,25 Millimetern reicht vollkommen aus, da es im Fall eines Hängers recht einfach abreißen soll und so die übrige Montage gerettet werden kann.

Mit dem „Subfloat- Paternoster“ schwebt der Köderfisch zum Beispiel problemlos über Krautfeldern. Zeichnung: U. Koch

Den Mittelteil bildet der Stahlvorfach-Seitenarm mit dem Hakensystem und dem Köderfisch. Dieses Stück darf nicht zu lang und muss immer kürzer sein als der Seitenarm mit dem Blei! Ansonsten wäre pures Schnurchaos vorprogrammiert. Verwendet man einen Dreiwegewirbel, kann der Seitenarm hier per Karabiner einfach eingeklinkt werden. Bei den fertigen Booms ist zur Befestigung des Seitenarms ein seitlich herausstehendes Kunststoffstück vorhanden. Damit sind Verwicklungen noch unwahrscheinlicher. Zum Teil kann der Arm mit dem Köderfisch sogar frei um die Achse Hauptschnur/Blei rotieren (zum Beispiel bei Greys/Prowla).

Bei Rotaugen oder Brassen, sollten die Drillinge auf etwa 2/3 der Körperlänge verteilt werden.

Mehr Spiel in der Strömung

Jetzt fehlt nur noch die Verbindung vom Verteiler zur Unterwasserpose beziehungsweise der Hauptschnur. Sie wird auch „uptrace“ genannt und ist bei mir immer zwischen 40 und 60 Zentimeter lang. Ich verwende dazu ebenfalls ausschließlich Stahlvorfachmaterial. Damit kann es keine Probleme geben, wenn der Hecht nach dem Biss mit geöffnetem Maul weiterschwimmt und dabei dieses Stück der Montage versehentlich zwischen die Zähne bekommt. Wäre die Hauptschnur direkt an den Verteiler geknotet, käme es dabei wohl unweigerlich zum Schnurbruch.

Als Unterwasserpose (Subfloat) kann man natürlich viele Dinge verwenden. Dazu zählen beispielsweise Auftriebskörper aus Styropor oder Balsaholz, die oft schwarz lackierten Posen ähneln. Ich bevorzuge allerdings aus Tarnungsgründen die transparenten, glühbirnenförmigen Modelle. Eine normale Wasserkugel tut es natürlich auch. Die U-Pose wird auf der Hauptschnur einfach mit zwei Stoppern fixiert.

Wer auf optische Bissanzeigen nicht verzichten möchte, montiert eine Pose. Zeichnung. U. Koch

Bei der Wahl des Köderfischs gibt es keinerlei Einschränkungen. Ob handlang oder größer, lediglich die Größe der Unterwasserpose und das Gewicht des Bleis müssen entsprechend abgestimmt werden.

In stehenden Gewässern ist es sicher nicht falsch, den Köderfisch durch Rückenköderung in natürlicher Schwimmhaltung anzubieten (muss aber nicht unbedingt sein). Dazu ist es nötig, die Luft aus der Schwimmblase zu entfernen. In fließenden Gewässern hingegen sorgt die Strömumg in Kombination mit einer gefüllten Schwimmblase für mehr Agilität des Köfis. Auch sollte man hier den Köderfisch über die Lippen anködern. An unterspülten Ufern beispielsweise wird die Montage dann am besten einfach vor den Füßen heruntergelassen. Rute in die entsprechende Ablage legen, Baitrunnerfunktion an der Rolle einschalten, Bissanzeiger aktivieren, und der Hecht kann kommen. Wirft man weiter hinaus, muss zunächst die Schnur gegen die Strömung etwas gestrafft werden (aber nicht zu sehr) und dann den Bissanzeiger der Wahl scharf schalten.

Wer auf den Tanz einer Pose an der Wasseroberfläche nicht verzichten möchte, muss lediglich das Subfloat durch einen entsprechenden Schwimmer ersetzen. Gut geeignet sind dazu Schlepp-Posen. Diese haben den Vorteil, dass sie sich auf der stramm gezogenen Hauptschnur selbst fixieren. Das Ganze funktioniert aber natürlich auch mit einer konventionellen Laufpose und Schnurstopper.

Eine klassischer Parkplatz für den Köderfisch am Unterwasser-Paternoster.

Extra-Tipp

Um schnell anschlagen zu können und zudem die Fehlbissquote zu minimieren, kommt dem verwendeten Hakensystem (Schnellanschlagsystem mit meistens 2 Drillingen) eine besondere Bedeutung zu. Drei Hauptfaktoren gilt es zu beachten: die Größe und Form des Köderfischs, die Hakengröße und der Hakenabstand.

Für ein handlanges Rotauge genügen 2 Drillinge der Größe 6 oder 8. Wichtig ist, dass sie (vor allem die 8er) nicht zu dünndrähtig sind. Bei einem hochrückigen Brassen oder einer großen Makrele sollten die Drillinge schon etwas größer sein (Größe 2 bis 4, eventuell sogar noch etwas größer). Ist der Köderfisch sehr lang oder eben voluminös, macht auch ein dritter Drilling durchaus Sinn.

Der Hakenabstand und damit die Größe des Systems, sollte so gewählt werden, dass etwa Zweidrittel der Köderfischs mit Haken „bedeckt“ sind. Für schlanke und nicht zu große Köfis (z.B. Stint) genügt auch die Hälfte, da diese Fische vom Hecht meist sofort komplett inhaliert und zusammengefaltet werden.

Bei schlanken Köfis genügt es, die Hälfte des Körpers mit Drillingen zu versehen. Sie können auch gerne "kopfüber" am Paternoster hängen.
Die mobile Version verlassen