PRAXIS & GERÄTE Exotische Köderfische

Exotische Köderfische

Damit fängt man Hechte! Uwe Pinnau merkte sehr schnell, wie fängig exotische Köderfische sind.

Wieder keine Köderfische bekommen? Not macht erfinderisch! Uwe Pinnau präsentiert gewagte Vorschläge, mit denen Sie garantiert noch nie geangelt haben.

Oft wird versucht, die Hechte mit dem meist vor Ort vorkommenden Beutefisch zum Anbiss zu verleiten. Rotaugen, kleine Brassen und Barsche sind absolut gängige Köderfische. Wer sich traut oder etwas Besonderes sucht, versucht es mit Meeresködern wie Sardinen,  Makrelen oder Grenzgängern wie dem Stint. Diese Spezies kommen zwar in den meisten Gewässern nicht vor, aber das spielt zum einen nur eine untergeordnete Rolle, denn wo gibt es schon Ayus oder Firetiger, die dennoch gern als Köderdekors genommen werden.

Irgendwann hat man so ziemlich alles durchprobiert, was es an gängigen Köderfischen mgibt, und ist auf der Suche nach neuen Wegen. So fing ich an, mit eher exotisch anmutenden Naturködern zu experimentieren. Bevor man sich allerdings an dieses Thema heranwagt, sollte erst abgeklärt werden, ob es am jeweiligen Gewässer auch gestattet ist, mit „Fremdfischen“ als Köder zu angeln. Ist das der Fall, haben wir viele Möglichkeiten.

Großhecht-Snack: Die hochrückige Brassenbarbe ist schon ein ordentliches Kaliber.
Großhecht-Snack: Die hochrückige Brassenbarbe ist schon ein ordentliches Kaliber.

Brassenbarbe

Vor ein paar Jahren sollte es zum winterlichen Polderangeln ins benachbarte Holland gehen. Gesagt getan, schnell waren die Sachen gepackt, aber dann erklang das alte Lied vom Köderfischnotstand. Mehr durch Zufall schlenderte ich tags darauf durch den Asia-Laden bei mir vor der Haustür. Beim Blick in die Tiefkühltruhe verschlug es mir fast die Sprache. Dort lagen neben gefrorenen Frühlingsrollen, Garnelen, Muscheln und Entenzungen ganz großartig aussehende Fische, die in ihrer Statur einer Kreuzung aus Rotauge, Brassen und Rotfeder ähnelten.

Bingo, genau das war es, was ich suchte. Schnell waren die so genannten „Brassenbarben“ über den Tresen gegangen und in meiner Kühltasche verschwunden. Der Angeltag konnte kommen. Die mächtig aussehenden Fische ernteten zunächst die Skepsis meiner Mitangler, aber da niemand einen ähnlich großen Köder aufzubieten hatte, gaben wir den Exoten bereitwillig eine Chance. Sie machten sich gut, hielten exzellent am Haken und stellten für die hungrigen Winterhechte die Extra-Portion dar, für die es sich nochmal aufzuraffen lohnt. Ein Angelkollege fing sogar einen Meterfisch damit, und spätestens da war der Bann gebrochen. Ein guter Köder und mit etwa vier bis fünf Euro (Tain Kim Heng Dortmund, Telefon 0231/95 290488, www.tkh-supermarkt.de) pro Packung absolut erschwinglich.

Entdeckt im Asialaden. Eine Kühltruhe voller potentieller Köderfische.

Rote Meerbarbe

Was bei den Brassenbarben einfach die schiere Größe ist, ist bei den roten Meerbarben ganz einfach die Farbe. Silber, golden, grün oder gestreift kann schließlich jeder, aber rot ist schon sehr selten und über und unter Wasser ein echter Hingucker. Nicht umsonst spielt die Farbe der Liebe auch bei vielen Kunstködern eine ganz wichtige Rolle.

Rotbarben sind im gesamten Mittelmeerraum verbreitet und befinden sich dort auf fast jeder Speisekarte. Grund genug für mich, bei der Stippvisite im marokkanischen Gemüse- und Fischladen nach den Leckerbissen Ausschau zu halten, eigentlich zunächst für den Eigenverzehr. Zuhause angekommen, nahm ich die schönen Fische in Augenschein.  Umgehend war der Vorsatz gefasst, es mit der Trumpffarbe Rot auf Hecht zu versuchen. So durfte sich die rote Meerbarbe beim nächsten winterlichen Ansitz wieder in die Fluten stürzen. Die Farbe ließ zwar durch das Einfrieren und den Aufenthalt im Wasser etwas nach, aber ein Blickfang ist dieser Fisch unter all den anderen Köderfischen allemal. Was die Haltbarkeit angeht, sollte man es bei ein bis zwei Auswürfen belassen, da sonst das weiche Fleisch anfängt, sich zu zerlegen.

Die rote Meerbarbe lockt die Hechte mit ihrer auffälligen Farbe aus der Reserve.

So ticken die Engländer

Neunaugen sind bei uns in Deutschland geschont und dürfen von daher nicht als Köder eingesetzt werden. Dennoch ist es interessant, womit Hechtspezis in anderen Ländern ihre Fische fangen. In England sind Neunaugen der absolute Renner. Es gibt sie gefroren in jedem Angeladen als Köder zu kaufen. Sie werden – meist in Osteuropa – extra dafür gezüchtet. Wenn die Neunaugen leicht angetaut sind, stellt man fest, dass sie mehr blutige Säfte absondern als ein Medium-Rare-Steak. In der Plastiktüte schwimmen die Tierchen schon bald im roten Lebenssaft. Selbst die Stücke, die sich schon länger im Wasser befinden, tropfen noch rot und machen somit einen ganz großen Pluspunkt aus.

In England gehören Neunaugen zu den besten Hechtködern und werden im Fachhandel angeboten.
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