PRAXIS & GERÄTE Dardevle – Teuflisch gut

Dardevle – Teuflisch gut


Wenn ein Kunstköder-Muster weltweit mehr als 300 mal kopiert wurde, muß ja was an ihm dran sein. Opfer dieser intensiven Fälscher-Aktivitäten wurde ein rot-weißer Anzug amerikanischer Löffel aus dem Hause Eppinger. Die Tatsache, dass sich diese Blinker mittlerweile mehr als 90 Jahre auf dem Markt behaupten, ist ein weiteres Indiz für die außergewöhnliche Fängigkeit.

Von Frerk Petersen

Der US-Klassiker: Ob in Natur-Dekor oder in National-Farben – die Fische scheinen es zu mögen!

Ein gewisser Lou Eppinger, damals gerade 19 Jahre alt, schuf seinen ersten Blinker im Jahr 1905. Sein Ziel war ein schwerer Kunstköder, mit dem man in Verbindung mit den damals üblichen Angelrollen weit und perückenfrei werfen konnte. Gleichzeitig sollte der Verführer aber nicht klobig wie ein Pilker sein, sondern selbst bei langsamem Einkurbeln flach laufen.

Lou experimentierte, bis er eine geeignete Form gefunden hatte, die er „Osprey“ („Fischadler“) nannte. An seinen ersten Verkaufs-Versuchen ging er jedoch prompt fast pleite: er hatte billiges Metall von örtlichen Händlern bezogen, das zwar einfach zu bearbeiten war, sich in der Praxis indes nicht bewährte; gestauchte Löffelspitzen, Wellen im Metall und ausgerissene Ösen – viele Reklamationen führten beinahe zum Ruin.

Der zweite Lieferant machte es besser: Das Rohmaterial war zwar viermal so teuer wie die Vorgängerware, dafür aber überzeugte sie so sehr, dass sie bis heute nicht mehr gewechselt wurde.

Verführer mit dem Teufel im Bunde

Kurz nach der Umstellung auf die neue Metallegierung hatte Lou’s Neffe Ed den heute wesentlich bekannteren Dardevle entworfen. Diese Löffelserie fing buchstäblich wie der Teufel – ein Teufelsköpfchen ziert jeden dieser Köder – und war Dank des neuen Materials von Anfang an extrem robust. An Haltbarkeit sind die Dardevle, die bis heute ausschließlich in den USA gefertigt werden, jedenfalls nur schwer zu überbieten: „You can not destroy it – you can only loose it!“, sagte mal der Firmengründer Lou Eppinger. „Zerstören kannst Du ihn nicht, allenfalls verlieren.“

Zum alten Eisen gehört der Dardevle trotz des hohen Alters noch lange nicht. Seine magische Anziehungskraft für kapitale Räuber hat er auch nach fast einem Jahrhundert nicht eingebüßt. Ganz gleich, ob geworfen oder geschleppt: Ihre Stärke spielen Dardevles vor allem bei langsamer Geschwindigkeit aus. Natürlich kann ihnen durch Zupfer mit der Rutenspitze zusätzliches Leben eingehaucht werden, doch auch ganz ohne, beim bloßen Einkurbeln, verführen sie Räuber aller Arten.

Dass Dardevles hierzulande nicht so verbreitet sind und noch in einer Reihe von Angelgeschäften fehlen, hängt sicher nicht damit zusammen, dass beispielsweise deutsche Hechte etwa nicht auf amerikanische Blech-Burger stehen. Wahrscheinlich gab es lange einfach zu viel einheimische, ähnlich traditionsreiche Konkurrenz (beispielsweise „Effzett“ und „Heintz“). Warum auch sollte der Handel noch eine Marke mehr aufnehmen, wenn sie zudem noch aus den fernen Staaten kommt?

Blinker groß wie eine Hand

Vielleicht ja deshalb, weil es mittlerweile Modelle von den Teufeln aus Dearborn (Michigan) gibt, die im Sortiment anderer Hersteller völlig fehlen: Zum Beispiel den fast handflächengroßen Huskie Devle. Dieser Wallerlöffel ist einer der bekanntesten aus dem Eppinger Programm hierzulande: 13,5 cm lang und 91 g schwer!

Interessant sicher auch die Modelle der „Klicker-Serie“: Zwei Mini-Metallblättchen baumeln an deren Hinterenden und lärmen unter Wasser wie ein Schellenbaum. Kein Räuber kann diese Rasseln überhören, es sei denn, er wäre völlig taub. Schließlich sind Dardevle für die Freunde der ultraleichten Angelei mittlerweile auch nicht mehr tabu: Neben den klassischen Hechtmodellen gibt es sie auch in der Skeeter- und der Imp-Ausführung – jeweils kleiner und dünner im Blech.

Was die Kirche mit dem Namen zu tun hat…

Der Dardevle hieß zunächst „Devil Dog“ („Teufelshund“). Bei der Werbung gab es aber immer wieder Probleme: Die Kirche mochte einen Teufelskopf und das Wort „devil“ nicht in den Anzeigen abgedruckt sehen. Ausweg war eine etwas kuriose Schreibweise, die nicht mehr beanstandet wurde: Dardevle. Der Ausdruck „dare devil“ heißt wörtlich übersetzt „Wagehals“. Und der Teufelskopf verschwand zunächst aus der Werbung, nicht aber von den Löffeln. Dort schaute die Kirche anscheinend nicht so genau hin….Foto: Verfasser

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Das Original: Der rote Dardevle mit dem geschwungenen weißen Streifen wurde weltweit mehr als 300 mal kopiert!
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