Meter-Zander treiben in der Talsperre Pöhl ihr Unwesen – und auch viele Barsche. Sebastian Hänel befischt sie seit zwölf Jahren und verrät, wo die Räuber stehen.
Mächtige Steilufer wechseln sich mit ausgedehnten Flachufern und riesigen Buchten ab. Tiefen bis 45 Meter vor der Staumauer und 30 Meter in weiten Teilen machen dieses Revier zur anglerischen Herausforderung. Von den späten 70ern bis Ende der 90er galt „die Pöhl“, so ihr Name im Volksmund, als bestes Zandergewässer Sachsens.
Das lag vor allem daran, dass durch die umliegende Landwirtschaft viele Phosphate
eingeschwemmt wurden, was zu einer starken Eutrophierung mit den üblichen Folgen führte: starkes Algenwachstum und Wassertrübung. Nach der Wende wurden die Nährstoffeinträge weniger, und das Wasser klarte zunehmend auf. Dennoch gilt die Talsperre auch heute noch als nährstoffreich, was dem Zanderbestand sehr zuträglich ist.
Die magische Meter-Marke geknackt. Philipp Feist fing 2006 diesen 103 Zentimeter langen Zander auf Gummifisch.
Ein Boot ist von großem Vorteil
Stückzahlen von mehr als fünf Zandern pro Tour mit der Spinnrute sind insbesondere im Juni ein durchschnittliches Ergebnis – wenn man an den Einläufen, auf dem Plateau der Schlosshalbinsel, vor den vielen Landzungen sowie in den Buchten fischt. Ein Boot ist dabei von großem Vorteil, denn die meisten Plätze liegen für Uferangler außerhalb der Wurfweite. Die Längen der gefangenen Zander liegen jedes Jahr im Schnitt zwischen 48 und 54 Zentimetern. Dies hängt damit zusammen, dass der Bestand auch von der Fischereigenossenschaft Plauen mit Netzen und Reusen befischt wird, besonders im April. So können meine Kollegen und ich leider immer nur wenige Zander aus dem oberen Teil der Alterspyramide vorweisen. Fische zwischen 65 und 80 Zentimetern fehlen, bis auf einige Ausnahmen, in den Fangstatistiken. Wie uns Fischer Matthias Weinhold erklärte, liegt das vor allem daran, dass die Maschenweite der Kiemennetze so gewählt ist, dass erwachsene Zander ab etwa zwei Kilogramm Gewicht darin hängen bleiben.
Große Zander sind selten, aber richtig kapital
Wenn wir aber einen der Ausreißer dingfest machen, ist es nicht selten eine Granate von über 80 Zentimetern. Im Jahr 2006 beispielsweise fing mein Kollege Philipp Feist seinen bisher größten Zander.
Diese Dekors haben sich in der Talsperre bestens bewährt.
103 Zentimeter hatte das Prachtexemplar, die Pöhl hat also durchaus Potenzial. Die besten Chancen auf einen solchen Kapitalen bestehen im Frühsommer im vier bis sechs Meter tiefen Wasser. Später ziehen die Zander ins Freiwasser, und es ist sehr mühsam, sie dort zu stellen.
Schlanke Gummiköder fangen am besten
Etwa ab Ende September sind die Glasaugen wieder in Bereichen mit neun bis zwölf Metern Wassertiefe anzutreffen und nehmen dort ihre Einstände am Grund ein. Leider ist das Benutzen von Booten vom 7. Oktober bis 28. April eines jeden Jahres aufgrund einer umstrittenen Vogelschutzverordnung nicht gestattet. So können die Zander in dieser heißen Phase nur ganz kurz effektiv beangelt werden. Und an Land bieten nur wenige Stellen die Möglichkeit, Zander in Wurfweite zu befischen. Dazu zählen das Ufer des Möschwitzer Felsens, die teilen Ufer links und rechts auf der Schlosshalbinsel, sowie der Bereich vor dem Wachturm der DLRG. Über das Jahr gesehen fangen schlanke Gummiköder von zehn bis 14 Zentimetern Länge mit wenig Aktion am besten. Auf dem steinigen, dunklen Untergrund funktionieren Dekors in rauch, gold, cola-glitter, chartreuse und in Brauntönen am besten. An manchen Tagen ist aber auch ein heller Köder, zum Beispiel in silber/glitter fängig. Das gilt es, im Zweifel zu testen.
Die dicken Hechte jagen meist im Freiwasser
Den Hechtbestand in der Talsperre Pöhl würde ich als moderat bezeichnen. Er wird in den letzten Jahren aber immer besser. Da das Schleppfischen untersagt ist, ist es allerdings schwierig, regelmäßig große Hechte zu fangen, denn die meisten lauern im Freiwasser auf Beute. Dass sie da sind, zeigen die Beifänge beim Zanderfischen. Den größten mit 112 Zentimetern Länge erwischte Torsten Schadowski im Jahr 2011.
Sebastian konnte diesen 93er in der Helmsgrüner Bucht verhaften.
Am Grund verläuft eine alte Straße
Ich brachte es im selben Jahr zumindest auf 93 Zentimeter. Dieser starke Fisch nahm Ende September einen Gründling am Fireball in der Helmsgrüner Bucht auf neun Metern Tiefe. Dort verläuft am Grund eine alte Straße, die einst in das namensgebende Dorf Pöhl führte.
Die beste Zeit um Durchschnittshechte zwischen 50 und 70 Zentimetern Länge zu überlisten, sind die Monate Mai und Juni. Die besten Stellen sind dann Flachwasserzonen mit Krautbewuchs am Ende der Buchten, an der Badewiese Gansgrün bis zum Tauchturm, am Nordufer der Rodlerabucht, sowie am gegenüberliegendem Ufer der Dampferanlegestelle nahe der Staumauer. Die besten Bedingungen findet man bei Vollstau vor. Als Köder haben sich flott geführte Wobbler und Jerks bewährt.
Zander und Barsche stehen im Herbst vor dem Maul des „Krokodils“.
Barsche gibt es reichlich, man muss sie nur finden
Das Barschvorkommen in der Pöhl kann ich guten Gewissens als hervorragend bezeichnen. Es ist kaum möglich, an den Stachelrittern vorbei zu angeln.
Allerdings hat sich der Bestand in der letzten Zeit deutlich verjüngt. Man fängt viele Fische zwischen 24 und 27 Zentimetern Länge. Ab und an gelingt aber auch der Fang richtig kapitaler Burschen. Bei mir waren es ein 45er und ein 49er. Die großen Barsche scheinen sich auf Krebskost spezialisiert zu haben, denn davon gibt es jede Menge in der Talsprerre. In Sommernächten kann man die Krustentiere im Schein der Taschenlampe am Ufer gut beobachten. Und auf Gummiköder mit Fransen reagieren die Barsche besonders gut.
Bevorzugte Aufenthaltstiefen der Barsche zu nennen, ist schwierig. So haben meine Angelfreunde und ich bereits Ende August Barsche in Tiefen von neun Metern gefangen und am gleichen Tag aber auch in drei Meter Wassertiefe. So lange das Wasser warm ist, verteilen sich die gestreiften Gesellen im mächtigen Wasserkörper. Erst Ende September beginnen sie sich zu sammeln und bilden wahre Trauben.
Der „Kauli“ in Rauchglitter ist eine Bank in der Pöhl.
Erwischt man eine solche Versammlung, zum Beispiel am Ausgang einer Bucht auf rund acht bis zehn Metern Tiefe, kann die Post richtig abgehen. Einen Tag habe ich in diesem Zusammenhang in ganz besonderer Erinnerung: Damals entdeckte mein Kollege Rene Poller einen solchen Schwarm, und wir konnten zu dritt 126 Barsche verhaften. Der Bringer waren kleine Gummiköder am zehn Gramm schweren Bleikopf. Nur zwei Tage später war der Spuk vorbei und die Fische unauffindbar. Im folgenden Jahr konnten wir an einer anderen, zufällig entdeckten Stelle ähnliches erleben. Pöhlangeln ist Fleißangeln, nur mit der Zeit bekommt man heraus, wo die Fische zu welcher Jahreszeit stehen.
Die 10 besten Plätze an der Pöhl
1. Das „Krokodil“: Es ist in der Rodlera Bucht nur zu sehen, wenn mindesten 2 m Wasser zum Vollstau fehlen. Direkt vor dem „Maul“ fällt der Untergrund sehr steil ab. In ca. 10 m Tiefe befindet sich ein Vorsprung. Dort lauern Zander und Barsche im Herbst.
2. Das Nordufer der Rodlerabucht: Sehr flach auslaufend und im Sommer mit Schwimmblattpflanzen bewachsen, eine ideale Stelle zum Jerken auf Hecht und Wobbeln auf Barsche im Frühsommer. Hier befindet sich auch eine Rampe zum Trailern von Booten.
3. Das Plateau der Schlosshalbinsel: Eine Landzunge, die sich unter Wasser fortsetzt und nach ca. 100 m ins Tiefe abfällt. An dieser Kante steht immer ein Zander (im Frühjahr eher flach, im September tief), morgens ziehen Barsche zum Fressen über das Plateau.
4. Die alte Straße in der Helmsgrüner Bucht: Sie liegt in ca. 9 m Tiefe und führte nach Pöhl. Generell ist die Bucht recht fischreich. Suchen ist hier die Devise, da die Standorte der Räuber jahreszeitlich sehr variieren.
5. Die Gansgrüner Bucht: Auch hier setzt sich die Landzunge unter Wasser fort, ein guter Zanderspot im Frühsommer. Die 10-m-Kante wird im September interessant.
6. Der Möschwitzer Felsen: Hier lassen sich im Herbst und Winter auch vom Ufer aus Zander und Barsche überlisten. Die heiße Zone erstreckt sich vom Felsen über das ganze Ufer nach Süden. Aber Achtung: Im Wasser lauern auch alte Wurzelstubben auf die Kunstköder.
7. Die Gansgrüner Wiesen: Das Flachufer bis zur Gansgrüner Bucht ist im Frühjahr ein gutes Hecht- und Aalrevier. An der Kante zum tiefen Wasser stehen auch Zander. Auch hier gibt es eine Trailerstelle für das Boot.
8. Der Doppeleinlauf Thoßfell: Wohl der bekannteste Spot der Pöhl. Besonders im Juni ein Garant für schnellen Zandererfolg. Das sind dann aber meist kleinere Exemplare.
9. Die Landzunge hinter der Autobahnbrücke: Zander halten sich im Frühsommer gern an dem steinigen Ufer auf oder ziehen dort in der Dämmerung über den Grund.
10. Der DLRG-Wachturm: In der kalten Jahreszeit – wenn Boote nicht erlaubt sind – besonders für Barschangler zu empfehlen. Der tiefe Eingang zur Möschwitzer Bucht im Süden kann im November gute Zander bringen (das gilt übrigens auch für die Straßenseite vor der Staumauer).