REISEN & REVIERE Deutschland Brombachsee: Fett dank Felchen

Brombachsee: Fett dank Felchen

Barsche bis 50, Zander bis 100, Welse bis 200 Zentimeter sind drei gute Argumente für eine Reise an den Großen Brombachsee.

Doch die meisten Raubfischfreunde kommen aus einem anderen Grund: Sie wollen einen der fetten Freiwasserhechte. André slipt das Boot in Enderndorf, auch ich steige ein und ab geht es auf den Nordteil des Großen Brombachsees. Wir folgen einer Kante, die sich in den letzten Monaten als „am produktivsten“ erwies, wie André erzählt. „Hauptsächlich Barsche bis 47 Zentimeter habe ich hier gefangen“, erklärt mein Angelpartner. André Macher guidet schon lange Gäste auf dem See und kennt ihn natürlich wie seine Westentasche. Zuerst versuchen wir es mit Schleppen.

André Macher mit gutgenährtem Brombach-Hecht.

André steuert das Boot entlang der Krautkante, die jetzt bis etwa an die Zehn-Meter-Tiefenlinie heranreicht. Wir haben Mitte September. Es ist es mit 27 Grad noch richtig heiß – eigentlich keine guten Aussichten auf ein großes Beißkonzert. Nach wenigen Minuten jedoch fängt André den ersten Krauthecht. Dieser hat sich den rotgoldenen Wobbler, einen Tiefläufer, geschnappt. Als dann der erste kleine Barsch beim Schleppen hängen bleibt, setzt André eine Markerboje.

Der Große Brombachsee liegt im idyllischen Mittelfranken, südlich von Nürnberg. Zwei Dämme trennen ihn vom Igelsbachsee und dem Kleinen Brombachsee. Das etwa 870 Hektar große Gewässer dient als Wasserspeicher. Es gehört zum Fränkischen Seenland, dass in 1980er Jahren von Menschenhand geschaffen wurde, um einen Ausgleich zwischen dem wasserarmen Nord- und dem wasserreichen Südbayern zu schaffen. Offiziell eingeweiht wurde der Große Brombachsee aber erst am 20. Juli 2000 vom damaligen bayerischen
Ministerpräsidenten.

Barsche saugen Pintails ein

Der See beherbergt eine große Räubervielfalt. „Waller bis zwei Meter kommen vor, bis einen Meter sind sie häufig, Hechte um die 1,20 Meter werden immer wieder gefangen, Zander bis einen Meter“, erzählt mir André, nachdem der Marker in Position ist.

Ein Wels hat sich Herberts
Laube einverleibt.

Wir packen Dropshot- und Gummifischruten aus. André arbeitet mit Pin- und V-Tails, die die Barsche auch gierig einsaugen. Zwar sind es nicht die größten, aber bei der geradezu sommerlichen Hitze macht das einen Riesenspaß. Irgendwann bleiben dann aber die Bisse aus und wir verlegen uns aufs Schleppen. Zwischendurch wird allerdings immer wieder mal zur Dropshot-Rute gegriffen.

Bis zum Mittag gehen uns einige Krauthechte und zahlreiche Barsche ans Band. „Wo stecken denn die Kapitalen?“, möchte ich nun trotz des kurzweiligen Angelns wissen. „Im Frühjahr oder wenn es den ersten Frost gibt, dann kommen erfahrungsgemäß die meisten Großen“, erklärt mir André. Und die gibt es hier zweifellos, wie die Fangstatistiken belegen. Hechte mit 30 Pfund und mehr, Barsche bis 50 Zentimeter Länge sowie Waller bis 60 Pfund und richtig gute Zander sind zweifelsfrei verbürgt.

André beginnt zu improvisieren

Doppelschlag auf Köfi am System.

Am späten Nachmittag kommt Wind auf und die Temperatur fällt deutlich. Wir fangen noch einige Fische, brechen aber in der Dunkelheit ab, da nichts mehr geht. „Am besten ist es am Brombachsee komischerweise immer morgens“, erzählt mir André. „Das habe ich hier schon häufig erlebt.“

Als am nächsten Morgen um 4:30 Uhr der Wecker klingelt, gießt es in Strömen. André und ich beschließen, die Ausfahrt zeitlich nach hinten zu schieben, und wir gönnen uns noch etwas Schlaf. Später dann im Boot spüre ich deutlich den Temperatursturz, der sich über Nacht wohl noch verstärkt hat. Konsequenterweise zeigen sich auch die Fische in deutlich gemäßigter Beißlaune. Dennoch können wir einige kleine Hechte und Barsche zum Biss überreden. Dann aber geht nichts mehr.

André beginnt zu improvisieren. Er trennt den rosafarbenen Schwanzfaden eines V- Tails ab, steckt ihn als Madenersatz auf einen Haken und wirft das Ganze mit einem Schrotblei beschwert aus. Ganz langsam zupft er die „Made“ wieder heran. Nach ein paar Versuchen bleibt dann tatsächlich ein Minibarsch hängen. Und jetzt wird mir auch klar, was André vor hat.

Fast 40 Zentimeter: Arndt und sein bester Barsch. Der Stachelritter biss auf einen Effzett-Micro-Spinnerbait.

Er montiert den Stachelritter als Köfi an die Dropshot-Montage. Und das funktioniert, denn ein kleiner Hecht bekommt angesichts des Naturköders jetzt doch noch Appetit. Ich versuche weiter mein Glück mit einem Effzett-Micro-Spinnerbait und kann schließlich einen guten Barsch mit knapp 40 Zentimetern Länge fangen.

Großer Brombachsee: Voller Wind im Süden

Danach wollen wie es noch einmal mit einem Orts- und Taktik- Wechsel versuchen. Unser Ziel befindet sich im westlichen Teil des Sees, es ist die Staumauer zum Kleinen Brombachsee. Dort schleppen wir entlang. „Mit großen Castaic-Ködern kann man hier sehr erfolgreich sein, Hechte von 130 Zentimetern sind so schon gefangen worden.“, klärt André mich auf. Uns bleiben heute aber ähnliche Erfolge leider versagt.

Zander sind zwar nicht so häufig wie Hechte, aber immer möglich.

Gegen Abend möchten wir eigentlich auf den Südteil des Sees fahren. Doch der Wind hat inzwischen so zugenommen, dass dort eine Ausfahrt mit dem Elektromotor unmöglich ist. Schade, denn die Steganlagen um den Hafen Pleinfeld sehen sehr verlockend aus, auch wenn man dort mit dem Boot einen Mindestabstand von 15 Metern einhalten muss. „Das steht jetzt sicher der eine oder andere Zander“, mutmaßt André.

Die zweite Chance vertagt

Also wird getrailert, und wir fahren zurück nach Enderndorf. Es ist schon spät, als wir endlich wieder auf dem Wasser sind. Wie am Abend zuvor bleiben jedoch mit Einbruch der Dunkelheit die Bisse aus. Und trotzdem hat das Angeln auch heute Spaß gemacht. Dieser Ausflug an den Großen Brombachsee ist nun schon eine ganze Weile her, und eigentlich wollte ich wegen der großen Hechte und Zander noch einmal wiederkommen. Aber das Leben ist kein Wunschkonzert, und so bekam mein geschätzter Kollege Birger eines Tages diese Chance.

Zusammen mit Andy und Herbert vom A.S.O.-Angelservice wurden ausschließlich Köfis am System gefischt. Auch die drei hatten nicht die besten Bedingungen, aber es lief doch deutlich besser als bei mir.

Etliche Hechte, ein Zander und sogar ein Waller konnten den toten Lauben nicht widerstehen. Kleiner Trost für mich: barschmäßig lag ich dank André ganz klar vorn. Birgers Bilder und seine Ausführungen bestätigten mich letztlich in meiner Ansicht, dass der Große Brombachsee ein tolles Raubfischgewässer ist. Und der Tag wird kommen, dann werde auch ich dort wieder Hecht & Co. nachstellen – natürlich in der Hoffnung auf einen der Kapitalen.

Bei hochsommerlichen Temperaturen muss man auch hier flexibel sein.

Revier-Infos Großer Brombachsee

Raubfischbestand: Hecht, Barsch, Zander, Wels
Futterfischbestand: diverse Weißfischarten, Barsch, Felchen/Renke
Wasserfläche: ca. 870 ha
Tiefe: meist 6 bis 10 m, max. 32 m
Untergrund: überwiegend fest, stellenweise Totholz (insbesondere im Südwesten), flachere Bereiche mit z. T. starkem Krautbewuchs
Wasser: mäßig klares Wasser mit Sichttiefen um die 1,5 m
Strukturen: viele Strukturen wie Barschberge, diverse Vertiefungen (ehemalige Fischteiche), Kanten usw.
Extra-Tipp: Für die kapitalen Freiwasserhechte empfiehlt sich das Schleppen mit großen Wobblern, XXL-Gummifischen und Köfis am System. Entlang der Dämme sind die Chancen besonders gut.
Bestimmungen: Erlaubt ist das Angeln von 5 bis 24 Uhr mit 1 Raubfischrute (mit einem Köder, Hegene also nicht gestattet); Bootsangeln mit Ruderboot bzw. E-Motor und Schleppfischen erlaubt; pro Angler und Tag dürfen 1 Hecht oder 1 Zander entnommen werden, die Entnahme von Welsen ist nicht mehr begrenzt. Mit dem
Boot ist ein Mindestabstand von 15 m zu Steganlagen einzuhalten. Während der Schonzeit und nach Erreichen des Fanglimits (Hecht, Zander) ist das Spinnfischen und das Fischen mit Streamern und toten Köderfischen/Fischfetzen nicht gestattet bzw. einzustellen.
Angeln vom Ufer: begrenzt möglich, Uferbereiche sind aber überwiegend flach (Verbotszonen beachten, z.B. Stege in Hafenanlagen, Dämme, Badestrände, Naturschutzgebiete)
Besonderheiten: bei kräftigem Wind können sich gefährliche Wellen aufbauen (unbedingt Windschatten aufsuchen)
Gastkarten: Tag 12 EUR, Woche 40 EUR
Ausgabestellen: z.B. „Endner´s Angelwelt“, „Ingos Angelbucht“ oder „Breitis Anglertreff“ (Adressen s. Fachgeschäfte)
Boote: z.B. Greubel Yachtport GmbH (www.greubel.de), Seespitz 1, 91720 Absberg, Tel. 09834-978179, Mobil 0172-8142689, Fax 0911-5882627, E-Mail: verleih@greubel.de, Öffnungszeiten (April – Oktober): täglich 10-18 Uhr; eigene Ruderboote dürfen mitgebracht werden. Elektromotoren müssen beim Landsratsamt angemeldet werden, die Genehmigung für Urlauber kostet 30 EUR, ist maximal 28 Tage gültig und kann schriftlich beantragt werden (wichtig: beim Landsratsamt gibt es keine Erlaubnisscheine/Gastkarten!), Kontakt: Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen (www.landkreiswug.de/umwelt/wasserrecht/wassersport/), Bahnhofstr. 2 (Gebäude A), 91781 Weißenburg in Bayern, Tel. 09141-902262 (Öffnungszeiten: Mo bis Fr 8-12 Uhr)
Guiding: z.B. André Macher (www.am-fishing.com), Kontakt: Mobil 0171-6595841, E-Mail: info@am-fishing.com; geführte Touren auch am/auf dem Kleinen Brombachsee und dem Altmühlsee möglich
Fachgeschäfte: z.B. Breitis Anglertreff (www.breitis-anglertreff.de), Am Lindermer 1, 91710 Gunzenhausen-Unterwurmbach, Tel. 09831-4328, Öffnungszeiten 1.5. bis 30.11.: Mo-Fr 8-12 u. 14-18 Uhr, Sa 8-13 Uhr; 1.12. bis 28.2.: Di-Fr 10-12 u. 14-18 Uhr, Sa 9-13 Uhr; Endner´s Angelwelt (web.endnersangelwelt.de),
Kupferschmiedstr. 1, 91154 Roth, Tel. 09171-3056, Öffnungszeiten Di-Fr 9-18 Uhr, Sa 9-13 Uhr, Filiale in Nürnberg (Angelcenter Nürnberg): Schnieglinger Str. 247, 90427 Nürnberg, Tel. 0911-3237717, Fax: 0911-3237719 Ingos Angelbucht (www.angelbucht.de), Am Sportplatz 4, 91732 Merkendorf, Tel. 09826-659540, E-Mail: ingo@angelbucht.de, Öffnungszeiten: Mo, Mi, Do, Fr 8-12 Uhr u. 14-18
Uhr, Di 8-12 Uhr, Sa 8-13 Uhr; im Dezember: Mo, Mi, Do, Fr 10-12 Uhr u. 14-18 Uhr, Di geschlossen, Sa 9-13 Uhr, im Januar und Februar geschlossen.
Unterkunkft: z.B. Annas Gästehaus, Annemie Gäbert, Theilenhofener Str. 8, 91792 Stopfenheim, Tel. 0173-2472511, E-Mail: anna.gaebert@gmx.de; Ferienwohnungen bei Irmgard und Josef Miehling (www.ferienhaus-miehling.de), Freiherr-v.-Harsdorf-Str. 40, 91174 Spalt, Tel. 09175-1347 (ab 13:00 Uhr), Fax 09175-908194,
E-Mail: info@ferienhaus-miehling.de; Vermittlung von Unterkünften auch über den Tourismusverband Fränkisches Seenland GBR (www.fraenkischeseen.de), Hafnermarkt 13, 91710 Gunzenhausen, Tel. 09831-500120, Fax 09831-500140, E-Mail: info@fraenkisches-seenland.de
Anreise: z.B. über die A6 (Nürnberg – Heilbronn) bis Abfahrt „Roth“, dann auf der B2 über Roth nach Pleinfeld

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