PRAXIS & GERÄTE Trab oder Galopp

Trab oder Galopp

Hier konnte Uwe einen „Holländer“ überzeugen.

Welches Ködertempo macht mehr Hechte an? Uwe Pinnau geht der Frage auf den Grund.

Hechtangeln heißt Suchen!“, bemerkte Hechtpapst Jan Eggers einst sehr treffend. Diese Äußerung bezog er auf das Kunstköderangeln. Wer sich zu sehr auf eine Stelle konzentriert, angelt vielleicht an einem nur wenige Meter entfernten Hecht-Spot vorbei. Und je mehr Strecke man macht, desto eher trifft man auch auf den gefleckten Räuber. Soweit zumindest die Theorie. Aber auch wenn diese sich ein ums andere Mal bestätigt, führen fast immer mehrere Wege zum Erfolg. Nicht wenige Angler wählen den schnellen Weg. Sie fischen mit hoher Wurffrequenz schnell zu führende Köder und gehen dabei entweder zügig das Ufer ab oder driften ungebremst im Boot.

Mit Blinkern, Spinnern, Spinnerbaits und den meisten Wobblern ist das „Tempobolzen“ möglich. Auch die Diver unter den Jerkbaits sind hier von der schnellen Truppe. Alle diese Köder entwickeln schon allein durch das Einkurbeln genügend Spiel und erzeugen keinen allzu großen Widerstand im Wasser. Die Beute sind aktive, beißfreudige Hechte, die nur darauf warten, dass ihnen ein zügig geführter Köder an der Nase vorbeigezogen wird.

Und nicht selten bringt der schnelle Ansatz auch den gewünschten Erfolg. Wer große Flächen zügig abfischt, kann oft gleich eine ganze Reihe von Attacken verbuchen. Was aber ist an den Tagen, wo die Räuber nicht so aktiv sind, oder aber die gewählten Köder nicht so richtig ins aktuelle Beuteschema passen? Hätte es an der vermeintlich guten Stelle ein anderer Köder getan?

Wetterumschwung Richtung kalt heißt langsam machen, hier wird zusätzlich die Drift des Bootes gebremst.
Wetterumschwung Richtung kalt heißt langsam machen, hier wird zusätzlich die Drift des Bootes gebremst.

Manchmal lohnt der Köderwechsel

Wenn man zu zweit fischt, sind diese Fragen natürlich einfacher zu beantworten, vorausgesetzt man einigt sich. Einer sollte „Fast Food“ fischen, der andere statt zu hasten auch mal am Wegesrand verweilen. Ich selbst habe es dabei schon mehr als einmal erlebt, dass der „schnelle Kollege“ keinen Kontakt hatte, während ich doch schon den einen oder anderen Hecht zu Gesicht bekam.

Wir hatten dann ganz offensichtlich Bedingungen angetroffen, die eher dem langsamen Ansatz Vorteile verschafften. Wetterumschwünge wie Kälte-Einbrüche sind hier oftmals verantwortlich für eine gewisse Lustlosigkeit der Hechte. In solchen Fällen bedarf es einer langsameren und intensiveren Köderpräsentation am Hechtspot. Das Vollgasfischen bringt nichts, obwohl Hechte vor Ort sind.

Wenn man sich ziemlich sicher ist, einen sehr guten Platz vor sich zu haben, lohnt auch mal ein Köderwechsel. Meine erste Wahl als „Slow Food“ sind leichtbebleite Gummiköder, ausladend gleitende Jerkbaits, Suspenderwobbler, Spinnfliegen und „Realbaits“. Damit kann man quasi auf der Stelle angeln und so die einzelnen Plätze intensiv und konsequent  absuchen. Das geht zwar auf Kosten der Gesamtangelstrecke, ist an manchen Tagen dennoch viel erfolgreicher.

„Slow Food“: leicht bebleites Gummi, gleitende Jerkbaits, „Realbaits“, Suspenderwobbler und die Spinnfliege sind ideal für die langsame Präsentation.

Ähnlich sieht es aus, wenn man mit dem Hechtstreamer und der Fliegenrute fischt. Man erreicht zwar bei weitem nicht dieselbe Wurffrequenz und -weite wie mit einem Spinnköder, ist der Streamer aber erstmal im Wasser, kann man ihn dort wesentlich länger präsentieren als alle anderen Köder. So hat hat man zumindest die Chance auf einen Hecht, der träge am Boden liegt. Er wird sich auf keinen Fall über einen vorbeihuschenden Wobbler hermachen.

Was aber ist wann nun wirklich die bessere Variante? Wie so oft beim Angeln liegt meiner Erfahrung nach die bestmögliche Lösung irgendwo in der Mitte. Damit meine ich nicht die Geschwindigkeit, sondern einen geschickten Mix beider Methoden.

Uwes Köder für die „schnelle Nummer“: Blinker, Spinner und Wobbler.

Langsam in der zweiten Runde

Fischt man an einem großen, unbekannten Gewässer, ist es sicher klug, zunächst  hochfrequent und eher schnell zu fischen: Erst einmal schauen, was überhaupt so geht, ist die Devise. Besonders in der warmen Jahreszeit ist diese Variante sehr vielverprechend, um die aktiven Hechte zu finden.

Gleiches gilt für montone Gewässer ohne ersichtliche Strukturen, wie zum Beispiel Polder oder Kanäle. Dort ist die Expresspräsentation nach links und rechts oft schon ausreichend als Indikator, denn zumindest am Anfang sollte man nicht zu viel Zeit an eine Stelle  verschwenden oder sich sogar in einen Platz verbeißen. Bleibt der Erfolg aus, oder lässt das Wetter erwarten, dass die Fische eher träge sind, kann man ja die zweite Runde immer noch langsamer angehen.

Hat man aber einen Fisch gefangen oder als Nachläufer gesichtet, ist es nicht verkehrt, diese Stelle mit mehreren unterschiedlichen Ködern zu beackern. Kennt man das Gewässer und damit die potenziellen Hechtplätze besser oder findet man nur wenige, dafür aber sehr verdächtig aussehende Stellen vor, ist für mich der langsame Ansatz die erste Wahl: Den jeweiligen Platz also schön konzentriert beangeln und dabei auch mal die Köder  durchwechseln. Tendenziell kommt das für mich auch in der kalten Jahreszeit häufiger infrage.

Ein schöner „Ire“ konnte dem Glider nicht widerstehen.

Extra-Tipp

Bei Angelveranstaltungen ist häufig das Wanderangeln in der kleinen Gruppen angesagt. Es wird dann recht zügig in Reihe geangelt, viel Strecke gemacht und auf das schnelle Glück gehofft. Für den Letzten in der Gruppe ist es auf den ersten Blick nicht gerade effektiv, dorthin werfen zu müssen, wo vorher schon die Kollegen ihre Köder platziert haben.

Als „Nachzügler“ kann man aber noch mal einen aufreizend und langsamer geführten Köder anbieten. Das bringt bei den von Schnellschüssen verprellten Hechten dann oft noch Erfolg. Der Köder sollte sich natürlich von den Modellen der „Vorläufer“ unterscheiden.

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