Räuber im Grenzbereich: Hechte, Zander, Rapfen, Welse und im Winter Quappen, in der Oder lauert fast die komplette Raubfisch-Palette.
Von Thomas Wendt
Wer sich mit den strömungsgestählten Fischen messen möchte, ist zwischen Altglietzen und Hohensaaten sehr gut aufgehoben. Nördlich der Brücke nach Polen ist das Stromufer relativ naturbelassen, südlich hingegen prägen Steinschüttungen und Buhnen das Bild. Die Räuber finden in dem ca. 10 km langen Abschnitt also nahezu alle Formen von Standplätzen, die ein Fluss zu bieten hat.
Die Hauptattraktion für Raubfischangler ist zweifelsohne der Wels. Obwohl es hier keine Warmwassereinläufe gibt, gehen regelmäßig dicke Brocken an den Haken. Fische bis zu 2 m Länge tauchen immer wieder in den Fangstatistiken auf. Top-Köder bei den Einheimischen ist seit 2 bis 3 Jahren das Tauwurmbündel (3-5 Stk.). Seltener wird mit Köderfisch oder Fischfetzen geangelt.
Die Spezialisten vor Ort haben sich zur Waller-Jagd teilweise mit Nachtsichtgeräten ausgerüstet. Damit halten sie Ausschau nach verdächtigen Strudeln im Uferbereich, denn häufig rauben die Welse fast lautlos. Eigentliche Hot Spots gibt es nicht, praktisch überall ist mit Wallerbissen zu rechnen.
Wer zu weit wirft, verliert
Generell sollten Gastangler nicht versuchen, die Grenze nach Polen zu überwerfen. Gefangen wird in Ufernähe, und zwar in Entfernungen bis etwa 10 m bei normalem Wasserstand. Das trifft auch für die Hecht- und Zanderangelei zu. Obwohl in den letzten Jahren auch an der Oder Meister Esox durch den Zander zunehmend Konkurrenz bekommt, ist er noch gut vertreten. Der Durchschnitts-Oder-Hecht wiegt zwischen 3 und 6 Kilo, der Zander zwischen 2 und 3 kg.
Gute Bedingungen, sprich Futterfische, finden diese Räuber im Bereich zwischen Hohenwutzen und Hohensaaten. Wer hier richtig Gummi gibt, hat durchaus Chancen, auch eines der größeren Exemplare zu landen. Die schwersten Zander erreichen 12 bis 17 Pfund. Ein 20-pfündiger Hecht gilt allerdings als Ausnahmefang.
Obwohl reichlich vorhanden, wird der Rapfen wiederum kaum gezielt beangelt. Dabei sind die 3 Kilo, die er hier im Durchschnitt auf den Gräten hat, nicht zu verachten. Top-Zeiten sind der Mai und Juni, wenn sich der Wasserstand nach dem Frühjahrshochwasser wieder normalisiert hat.
Überhaupt ist der Wasserstand für das Beißverhalten der Oder-Räuber ganz entscheidend. Ihre Laune sinkt nämlich mit steigendem Wasser. So führt der Strom in der Regel im November und dann wieder von April bis Mai große Wassermengen. Sternstunden können Raubfischangler dann allerdings bei fallendem Wasser erleben.
Abschließend noch ein Tip für den Geldbeutel. Das Parken unmittelbar an den Deichanlagen ist vielerorts verboten und wird streng kontrolliert. Ein etwas längerer Fußmarsch spart zwischen 200 und 250 Mark.
Methoden: Naturköderangeln mit Grundblei auf Wels und Aal (von Oktober bis Dezember auf Quappen). Spinnfischen auf Hecht, Zander und Rapfen.
Gerät: Naturköderangeln: 3,60-4,00 m lange Ruten (Wurfgewicht 80-200g) und mittlere bis große Stationärrollen. Wichtig: auf solide Rutenablage achten
(evt. Dreibein). Spinnfischen: Mittelschwere Spinnruten (2,80-3,00 m, Wurfgewicht 20-60 g) und entsprechende Stationärrollen.
Köder: Grundangel: Tauwurmbündel, Köderfisch oder Fischfetzen. Spinnangel: Twister oder Gummifische für Hecht und Zander, gelegentlich werden Welse mit großen Twistern (20 cm) gefangen.
Extra-Tipp: Direkt an der Brücke (B 158 nach Polen) gehen des öfteren kapitale Zander an den Haken. Die Brückenbeleuchtung lockt nachts die Futterfische und damit auch die Räuber an. 1998 war für Zanderangler übrigens ein schwarzes Jahr, denn die Stachelritter liebten diese Farbe.
Bestimmungen: 2 Ruten mit Naturködern oder 1 Spinnangel; Nachtangeln gestattet (auf entsprechende Genehmigung im Erlaubnisschein achten); Je Angeltag dürfen insgesamt 3 Fische der Arten Hecht, Zander, Aal und Wels entnommen werden. Das Benutzen von Booten ist verboten, Köderfischsenken sind erlaubt. Vom 1. Januar bis 30. April dürfen Köderfischsenken, Raubfisch- und Spinnangeln nicht verwendet werden.
Erlaubnis: Tageskarte mit Nachtangelerlaubnis ohne Nebengewässer z.Zt. 15,- DM, Wochenkarte 30,- DM, Jahreskarte 120,- DM. Die Karten gelten für 142 Stromkilometer (von Aurith bis zum Wehr Widochowa).
Info und Angelgeschäft: Atzes Angelladen, Frank Lieder, Prenzlauer Chaussee 161, 16348 Wandlitz, Tel./Fax 033397/61623 sowie in den Städten entlang der Oder.
Unterkunft im Großraum Schwedt vermittelt der Fremdenverkehrsverein Schwedt/Oder e.V., Lindenalle 36, 16303 Schwedt, Tel. 03332/
2559-0.
Anfahrt von Wandlitz über A 11 (Berlin-Stettin), Abfahrt Finowfurt, auf Bundesstraße 167 bis Bad Freienwalde, dann Bundesstraße 158 über Altglietzen bis Hohenwutzen. Alternativ: A 10 (Berliner Ring), Abfahrt Berlin Hohenschönhausen, auf Bundesstraße 158 Richtung Bad Freienwalde.