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Hecht- Insel Rügen


Mit Superlativen sollte man sparsam umgehen. Aber wenn es um die Hecht-Aussichten auf Rügen geht, gerät Bodden-Kenner Mathias Fuhrmann ins Schwärmen…

Von Mathias Fuhrmann

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Meterhechte sind das Ziel der Begierde von Bodden- Räubern

Im Herbst 1999 fuhren wir, Johannes Raubach und ich, mit dem Boot auf den Bodden: wie fast immer auf Hechtkurs. Das Wetter war diesig und für den Herbst ungewöhnlich warm. Am Morgen ging es eher schleppend los, nur ein mittlerer Hecht von ca.70 cm „erbarmte“ sich und biss auf meinen Wobbler.

Gegen Mittag kam es dicker – bei Johannes: Ein großer Hecht von 107 cm nahm seinen Rapala Magnum. Der Fisch lieferte einen schönen Drill und wurde nach dem Messen und Fotografieren wieder in sein Element entlassen. Als Zugabe fingen wir an der- selben Stelle noch 2 weitere Hechte zwischen 80 und 90 cm.

Dem Zwischenhoch folgte zunächst ein Angeltief. Wir fuhren mehrere gute Stellen ohne Erfolg ab, lediglich ein kleiner Hecht verirrte sich an unsere Köder. Der Abend dämmerte bereits, also beschlossen wir, es noch einmal an der Stelle zu probieren, wo bei Johannes der Meterfisch eingestiegen war.

Und es kam noch dicker: Als erstes fing ich einen Hecht von 98 cm. Der Fisch war kaum im Boot, da schlug es auch schon bei Johannes ein. Aber wie! – Nach 20 min. Drill hatten wir den Räuber endlich im Kescher. Seine Traummaße: 123 cm lang, 14 kg schwer. Der krönende Abschluss eines erfolgreichen Angeltages, wie wir ihn hier, in unserem Revier, schon öfter erlebt haben.

Das Beste

Die vorpommerschen Bodden mit ihrem Brackwasser gehören eben zu den besten und schönsten Hechtrevieren Deutschlands – wenn nicht sogar Europas. Und wäre die gewerbliche Fischerei nicht so intensiv, könnten sie vielleicht sogar die besten der Welt sein. Aber leider übertreiben es auch viele Angler mit der Fischentnahme. Ich selbst habe schon Hecht-Strecken von 20 und mehr Exemplaren gesehen. Massenschlachtungen, die meiner Meinung nach ebenfalls negative Auswirkungen auf den Bestand haben können.

Aber dennoch ist das Hecht-Potential riesig. Meine Angelfreunde und ich fangen jedes Jahr viele Fische, darunter auch etliche Räuber über 20 Pfund. Der größte, mit der Angel gefangene Esox wog über 40 Pfund. Berufsfischer berichten sogar von Rekord-Hechten bis 62 Pfund (1998), die ihnen in die Netze gingen. Und die Durchschnittslänge der geangelten Räuber ist mit 80 cm relativ hoch. Zumal auch ziemlich häufig mit „Kontakt“ gerechnet werden darf. Der Schnitt liegt bei 2-3 Hechten pro Angler und Tag. Wo sonst erlebt man noch eine solch fantastische Hechtangelei?

Klein anfangen

Um aber erfolgreich zu sein, ist eine gute Ortskenntnis erforderlich. Die Gewässer sind sehr groß, und nicht überall steht Fisch. Deshalb sieht man leider immer wieder auch Angler, die Schneider bleiben. Dagegen gibt es zwar kein Patentrezept, aber einige Maßnahmen, die meist noch ziehen.

Dem Neuling würde ich empfehlen, zunächst einen der kleineren Bodden zu wählen. Zwar beherbergt der Greifswalder Bodden wahrscheinlich die größten Hechte, aber die sind dort nur schwer zu bekommen. Kleinere Bodden wie z.B. der Wieker und Schaproder Bodden beeindrucken nämlich auch mit guten Beständen – vor allem jedoch sind sie übersichtlicher.

Wir haben die Erfahrung gemacht, dass sich die Angelergebnisse generell – von einigen Ausnahmen abgesehen – an der Qualität des Wassers orientieren. Ist es von Schwebstoffen angereichert, herrschen häufig Sichttiefen von unter 50 cm. Dann wird es schwer, einen Hecht zu fangen. Andererseits kann aber auch

zu klares Wasser negativ sein, z.B. wenn frisches Salzwasser aus der Ostsee eindringt. Optimal für gutes Hechtangeln ist eine Sichttiefe von 1,5-2m. Die herrscht meist 3-4 Tage nach einem Frischwassereinbruch.

Der ein- bzw. auslaufende Strom wird durch die Großwetterlage auf der Ostsee bestimmt. Bei nördlichen Winden strömt meist Wasser ein, bei südlichen Winden aus. Das kann zu Pegelschwankungen von 1-2 m führen – bis hin zur Sturmflut. Eine Bauernregel besagt: Läuft der Strom bei ruhigem Wetter sehr stark ein, wird am nächsten Tag der Wind deutlich auffrischen. Mein Tipp: Herrscht trübes Wasser, dann lohnt sich ein Abstecher in den Wieker Bodden. Der nimmt nicht ganz so intensiv an der Zirkulation teil. Deshalb finden wir dort oft noch sauberes Wasser zum Spinnfischen.

Frühling

Die Standorte der Hechte sind von der Jahreszeit abhängig. Im Frühjahr, nach der Schonzeit, stehen die Hechte meist noch sehr flach. Mit flach meine ich Tiefen von 0,5 m bis ungefähr 1,5m. Entsprechend wählen wir die Köder. Meine Favoriten sind Flachläufer wie z.B. die „Grandma“ und der 1-Minus Stretch Wobbler von Mann’s sowie leichte Löffelblinker.

Zu den heißen Stellen im Frühling gehört die Fläche südlich des Wieker Hafens, besonders gut ist der Bereich um eine Kabeltonne gegenüber dem alten Armeehafen Dranske. Die Tonne steht in etwa 2 m tiefem Wasser. Ein Hot Spot, an dem die Tiefenlinie mehrere Ausbuchtungen macht, was den Hechten ganz besonders gute Einstände zu bieten scheint. Als Angelzeit haben sich die frühen Morgen- und Abendstunden bewährt.

Sommer

In den Sommermonaten wird es schwierig, den Hechten nachzustellen. Durch das stark wachsende Kraut wird die Köder-Präsentation erschwert. Die Hechte stehen weiterhin in flacheren Bereichen (1-3m) – und meist in den Seegrasfeldern.

Wir brauchen also einen Köder, der dicht über dem Kraut läuft. Meine Lieblinge im Sommer: Wobbler der Marken Rapala Jointed, Nils Master, Zalt und Turus Ukko (16 cm) sowie Spinner wie z.B. der Mepps Lusox in Größe 3. Aber auch ein gut geführter Blinker wird die Hechte zum Biss verführen.

Als Top-Stellen kann ich die Untiefe vor dem Armeehafen empfehlen und die Fläche rechts vom Fahrwasser Richtung Wiek.

Herbst

Im Herbst lässt sich Meister Esox am besten beangeln. Ab Ende September wandern die Fische in die „unteren Regionen“ ab (3-6 m). Da die Boddengewässer nur an wenigen Stellen so tief sind, beschränkt sich das Angeln im wesentlichen auf die Bereiche der Fahrwasser. Weil es nur erlaubt ist, vom fest gemachten Boot aus zu spinnen, legt man den Anker je nach Windrichtung an die Fahrwasserkante und beangelt die Rinne.

Wichtig: Den Köder voll konzentiert bis an das Boot führen, denn häufig kommen die Bisse erst kurz vor der Bordwand. Wenn nach 10-15 min. nichts gebissen hat, fahre ich 100 m weiter und setze erneut den Anker. So befische ich im Laufe eines Tages eine möglichst große Strecke des Fahrwassers.

Besonders gut sind die Stellen, an denen die Kante sehr steil verläuft. Meine Top-Plätze im Herbst: der Bereich der Wittower Fähre und das 10 m tiefe Loch vor dem Schwemmgestell. Ein ebenfalls sehr guter Abschnitt liegt in der Zone des Fahrwasserabzweiges nach Wiek. Aber Vorsicht – hier schlagen die Wellen immer am höchsten und haben schon so manches Boot zum Kentern gebracht! Der Fahrwasserabzweig wird von den Einheimischen auch als „Bermuda-Dreieck“ bezeichnet. Weitere gute Stellen befinden sich vor dem alten Armeehafen Dranske. Davor liegt eine 5-6m tiefe Fläche, die sehr homogen verläuft und nur durch einige kleine Unebenheiten unterbrochen wird. Hier fange ich regelmäßig Hecht.

Als Köder bewähren sich tiefer laufende Wobbler (z.B. Rapala Magnum, 18 cm schwimmend und 11 cm sinkend), schwere Blinker, Gummifische sowie Bleikopfspinner.

Im Herbst lässt sich übrigens auch der Barsch sehr gut beangeln. Problematisch gestaltet sich nur das Aufspüren der stacheligen Gesellen. Denn meist werden Barsche eher zufällig beim Hechtangeln gefangen. Selbst auf den fetten Rapala Super Shad Rap Wobbler habe ich schon Stachelritter gehakt. Habe ich aber einen Barsch erwischt, dann merke ich mir genau die Stelle und werfe sie immer wieder gezielt mit einem kleineren Spinner oder Twister an. Meist können dann noch mehrere der Schwarmräuber überlistet werden. Im Oktober 1999 hatte ich das Glück, einen großen Schwarm Barsche zu stellen: Zu zweit landeten wir in 3 Stunden Dutzende Barsche. Der kleinste maß 25 cm, der größte 48 cm…

Winter

Die Winterzeit ist Kapitalenzeit – besonders gegen Ende Februar/Anfang März, kurz bevor die Heringe zum Laichen Einzug in die Bodden halten. Dann steht alles, was Hecht heißt, im Fahrwasser bereit, um die nahrhaften Silberlinge abzufangen. Wer jetzt hinter dem warmen Ofen rauskommt und sich aufs Wasser wagt, kann wahre Sternstunden erleben.

Sollen die Großhecht-Träume wahr werden, bedarf es allerdings 3 Voraussetzungen: Erstens muss der Bodden eisfrei sein, zweitens der Wind eine Ausfahrt zulassen und drittens muss man genau den Zeitpunkt abpassen, zu dem die ersten Heringe einziehen. Ist man zu spät dran, wird es nämlich sehr schwer, denn denn dann stehen die Hechte bis an die Zähne im Futter. In den letzten 5 Jahren hatte ich 2-mal das Glück, den richtigen Moment abzupassen, und wir fingen mehrere Meterhechte an einem Tag.

Als Köder zieht alles, was Ähnlichkeit mit einem Hering hat. Aber man sollte bedenken, dass der Hecht zu dieser Zeit eigentlich bereits geschont sein sollte, da die Fische voller Laich sind. Deshalb setzen wir alle Hechte zurück, um den Bestand zu erhalten.

Sind die Heringe voll da, wird fast nur noch auf die Silberlinge geangelt. Natürlich auch, weil der Hecht ab 20. März Schonzeit genießt. Im Rassower Strom z.B. können Sie sehr gut auf das „Silber der Meere“ angeln. Die Heringe ziehen an der Fahrwasserkante entlang. Anfang März kommen zuerst die großen und später, im April, die kleineren Exemplare.

Nach der Heringszeit folgt ein Räuber, der grandiosen Sport liefert: der Hornhecht. Die Silberpfeile sind im ganzen Bodden anzutreffen und lassen sich am besten abends, in 1-2 m tiefem Wasser, fangen. Leider gingen unsere Fangergebnisse in den letzten Jahren etwas zurück, was sich aber hoffentlich bald wieder ändern wird.

Waten auf Hechte

Nachdem sich bisher alles ums Bootsangeln drehte, werden Sie sich vielleicht fragen, ob Uferangler an den Bodden nicht zum Zug kommen. Keine Sorge, kommen sie! Das Watangeln kann nämlich auch sehr erfolgreich sein, besonders im Frühjahr. Als gute Stellen kann ich den Bereich vor der Hochspannungsleitung Richtung Wiek nennen. Hier wird es allmählich tiefer und man kann

2 m tiefes Wasser bequem anwerfen. Für die Herbstmonate kann ich ihnen 2 Stellen empfehlen, an denen Sie an bis zu 9 m tiefes Wasser herankommen: gegenüber der Schwemmstelle und an der Wittower Fähre. Wenn sie dort hinwaten, müssen sie eine 3-4 m tiefe Bucht umgehen – dort steht fast immer Hecht.

Gute Stellen kennen wir jetzt, geeignetes Gerät ist der nächste Punkt. Welche Rolle und Rute man nimmt, bleibt Geschmackssache. Nur sollte das Geschirr eine Nummer stärker als zu Hause am Kiesteich sein, und vor allem sollte die Rute ein kräftiges Rückgrat haben (40-80 g Wurfgewicht). Als Rolle empfehle ich möglichst ein salzwasserfestes Modell. Und im Drill muss die Bremse ruckfrei Schnur freigeben, weil Bodden-Hechte rasant kämpfen.

Die Wahl der Schnur ist eher Geschmackssache: Bei monofiler verwende ich 0,30mm und bei geflochtener 0,17 mm Durchmesser. Wenn Sie mit geflochtener Leine angeln, sollte die Rute aber entsprechend weich, und auch die Bremse nicht zu hart eingestellt sein. Sonst gibt es viele Aussteiger, meist direkt vor dem Boot. Unerlässlich in jedem Falle: ein Stahlvorfach, selbst beim Barschangeln. Es sollte 40-50 cm lang und mit einem stabilen Wirbel versehen sein.

Boote zum Boddenangeln dürfen nur einen geringen Tiefgang haben, sollten auch rauhes Wasser vertragen und mit Außenbordmotor bestückt werden. Und ziehen Sie sich warm an – nicht nur der großen Hechte wegen. Draußen auf den Bodden halten nur wasserdichte Overalls richtig trocken und mollig . Viel Glück!

METHODEN Boots-Spinnfischen und Watangeln auf Hecht. Im Frühjahr mit Paternosterfliegen auf Hering, im Mai Hornhecht-Blinkern.

GERÄT Spinnruten mit kräftigem Rückgrat, 40-80 g Wurfgewicht, 2,40-2,70 m. Robuste Rollen mit 100 m/0,35er Schnurfassung. Zum Ufer-Spinnen Wathose einpacken.

KÖDER Wobbler, Blinker, Spinner. Auf scharfe und stabile Haken achten, gegebenenfalls durch Qualitäts-Drillinge tauschen (z.B. VMC oder Gamakatsu).

EXTRA-TIPP Um die Bodden-Brokken sicher zu landen, verwenden wir amerikanische Lachskescher mit extra-großen Maschen, aus denen man auch den Köder schnell lösen kann.

BESTIMMUNGEN Fischen nur vom verankerten Boot aus. Gesperrte Angelbezirke beachten, die Wasserschutzpolizei kontrolliert häufig. Daher immer auch Fischerei-, Erlaubnis- Küsten- und (als Bootsführer) Sportbootführerschein See (ab 6 PS) griffbereit halten.

ERLAUBNIS Tag 5 DM, Woche 10 DM, Jahr 30 DM.

ANGELGESCHÄFT Ziese Angelladen, Wasserstr. 14, 18439 Stralsund, Tel. 03831/

294382.

BOOTE Freizeitzentrum Dranske, Tel. 038391/8739. Hier gibt’s 5-6 führerscheinfreie Boote plus Übernachtungsmöglichkeit. Weitere Bootsverleiher vermittelt der Tourismusverband Rügen (siehe Unterkunft).

UNTERKUNFT Vermittlung von Übernachtungsmöglichkeiten über den Tourismusverband Rügen, Tel. 03838/80770.

INFORMATIONEN Autor Mathias Fuhrmann steht Ihnen gern mit Rat und Tat zur Verfügung, Tel. 0177/3392272. Allgemeine Infos darüber hinaus beim Tourismusverband Rügen, Tel. 03838/80770.

ANFAHRT Über die A19 Richtung Rostock, weiter auf der E22 nach Stralsund, von da über den Rügendamm. Je nach Ziel-Bodden geht es dann nördlich, Richtung Samtens, Gingst, Trent oder Wiek, weiter.

Koordinaten für die Hot Spots

Wieker Hafen, Kabeltonne gegenüber Armeehafen Dranske:

N 54° 35,300

E 13° 14,900

Untiefe vor dem Armeehafen Dranske:

N 54° 35,700

E 13° 14,400

Wittower Fähre:

N 54° 33,400

E 13° 14,800

Loch vor dem Schwemmgestell:

N 54° 33,300

E 13° 14,200

„Bermuda-Dreieck“:

N 54° 33,500

E 13° 12,100

Genauigkeit: +/- 100 m)Foto: Mathias Fuhrmann

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