Die Lahn


Es gibt Gewässer, deren Klasse sich dem Angler nicht auf Anhieb erschließt. So erging es auch uns vom RAUBFISCH-Team

Von Henning Stühring

A
Die Lahn: Ein meist unterschätztes Angelrevier

Die Lahn bei Nassau fließt direkt vorm Redaktionsgebäude, doch Hecht, Zander & Co. wollten einfach nicht die mit wachsender Verzweiflung angebotenen Kunstköder und Köderfische nehmen. Nur die allgegenwärtigen Döbel bis 4 Pfund zeigten „Mitleid“.

Bis wir es ein paar Kilometer stromauf probierten: an der Lahnstrecke Obernhof. An einem düsteren Sonntag im Januar ‘99 zogen Kollege Frank und ich mit

„Gummi bewaffnet“ auf die erste Zander-Erkundungstour. Denn Angelgerätehändler Wolfgang Schmidt aus Nassau hatte uns so richtig heiß gemacht: „Waller bis 2 m, Hechte über 20 Pfund, 3-Kilo-Aale, 2-stellige Zander – ist alles drin im Obernhofer Stück. Garantiert!“

Oha! Als frisch zugezogene Norddeutsche zeigten wir selbstverständlich ein gesundes Maß an Misstrauen gegenüber den mittel-rheinischen Menschen. Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser, lautete deshalb unsere Devise. Und siehe da, welch angenehme Überraschung! Schon nach wenigen Würfen drillte Frank einen schönen Zander, der jedoch kurz vor der Landung ausschlitzte. Hurra, der Fisch ist wirklich da!

Zander-Freude an der Schleuse

Wir hatten eine Top-Stelle gefunden und waren fest entschlossen, in der folgenden Woche Ernst zu machen. Tatort: Schleuse Hollerich (siehe Karte, Ziffer 1). Hier gabelt sich die Lahn in ein Hauptstück und einen strömungsberuhigten Schleusenkanal, den die Zander bei den gewöhnlich hohen Wasserständen im Winterhalbjahr bevorzugen.

Der Kanal darf von November bis März beangelt werden. Und zwar am besten von einer schmalen Betonbuhne aus, die Lahn und Kanal unterhalb der Schleuse Hollerich mittig trennt. Aber auch die Flußstrecke unmittelbar vor und hinter der Anlage hat es in sich, zumal der Angeldruck dort geringer ist.

Franks Premiere-Zander maß 70 cm, einen Tag später griff ich mir einen Stachelritter ähnlichen Kalibers. Einheimische Experten fingen sogar 2-stellige Exemplare bis 15 Pfund. Als fängigster Köder im trüben Wasser stellte sich grell gefärbtes Gummi heraus, vor allem giftgrüne und zitronengelbe Großtwister wie z.B. der „Sandra“.

Kuhle und Kante mit Fischgeruch

Die nächsten Versuche starteten wir vom Campingplatz bei Obernhof aus (s. Karte, Ziffer 2). Besonders die linke Lahnseite schien äußerst verdächtig. Massenhaft Hecht-Einstände: versunkene und ins Wasser ragende Bäume, dazu Felsvorsprünge und abfallende Kanten. Einziger Nachteil: Die linke Uferseite ist nur per Boot (bitte verankern) erreichbar und erfordert hohe Wurfkünste. Aber der Aufwand lohnt. Neben dem Angelspaß beeindruckt die herrliche Natur.

Fast immer sieht man einen geflügelten blitzbunten Fischerkollegen flach übers Wasser flitzen: den Eisvogel.

Für Uferangler, die von der Höhe des Campingplatzes aus servieren, liegt hier in Wurfweite eine tiefe Kuhle (bis 7 m) von der Größe eines Fußballfeldes. Die riecht förmlich nach Zander und Wels. Und am rechten Ufer ebenfalls nicht zu vernachlässigen: die Seerosenkante. „Hier muß der Köderfisch für Hecht hin!“, weiß Lahnkenner Schmidt. Und Waller-Wolfgang weiter: „In der Kuhle lauern auch Welse. Und nicht die kleinsten – der Wallerbestand in der Lahn ist Jahrzehnte alt.“

Zwar gingen wir bei der ersten gemeinsamen Bootstour mit Wallerholz – das echot übrigens mächtig durchs Tal („Ruhe!“) – leer aus, doch wir glauben es ihm gerne. An manchen Revieren gilt eben: gut Ding braucht Weile.

METHODEN Ansitz- bzw. Spinnangeln auf Aal, Wels, Hecht, Zander, Barsch und Döbel.

GERÄT Schwere Grundruten mit 200-300 g Wurfgewicht zum Wallerangeln. Für Hecht und Zander Spinnruten mit Spitzenaktion von 2,70-3,00 m und 10-40 g Wurfgewicht. Lange (5-6 m) Teleskoprute zum Köderfischangeln an Seerosenkanten.

KÖDER Für Zander grelle Twister und Gummifische in Grün oder Gelb. Auf Hecht mit Köfi und Kunstköder (Schwimmwobbler, Tandem-Spinner, Blinker). Für Waller faustgroße Tauwurmbündel am 5/0er Wels-Haken, beim Aal-Ansitz Tauwürmer oder fingerlange schlanke Köderfische wie z.B. Gründlinge oder Lauben.

EXTRA-TIPP Mal zur Abwechslung mit kleinen Spinnern auf Döbel fischen, die in der Lahn nicht nur zahlreich schwimmen, sondern auch kapital abwachsen.

BESTIMMUNGEN Schleppen ist verboten, nur das Fischen vom fest gemachten Boot aus erlaubt. Die linke Lahnseite von Schleuse Hollerich bis einschl. Vogelschutzgebiet darf nicht beangelt werden. Das Schongebiet Hollerich ist nur

in der Zeit vom 1.11.-1.4. frei. Nachtangeln erlaubt.

ERLAUBNIS Tag 9 DM, 3 Tage 12, Woche 17 DM, 14 Tage 25, Monat 32 DM, halbes Jahr 60 DM (Jugendliche 20 DM), Jahr 90 DM

(Jugendliche 38 DM). Die Bootserlaubnis kostet 40 DM extra. Scheine und Infos bei Waller-Wolfgang’s Angelshop, Gerhart-Hauptmann-Straße 15, 56377 Nassau, Tel. 02604/ 942286.

ANGELGESCHÄFT Waller-Wolfgang’s Angelshop (siehe Erlaubnis). Inhaber Wolfgang Schmidt kennt sich gut aus und gibt Gastanglern gern aktuelle Tips.

UNTERKUNFT Campingplatz Auf der Au, Tel. 02604/

4442. Hotel Haus Lahnblick, Tel. 02604/4602.

ANREISE Über die A3 (Köln-Frankfurt) bis zur Ausfahrt Montabaur, dann weiter Richtung Nassau.Foto: Henning Stühring

F

Bilder

Die mobile Version verlassen