Das Salzhaff


Viele große Boddengewässer sorgen regelmäßig für Schlagzeilen in der Fachpresse. Doch auch in den weniger bekannten Ostseebuchten, dem Salzhaff beispielsweise, kann man erfolgreich auf Räuberpirsch gehen

Von Christian Hoch

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Das Salzhaff
Es müssen nicht immer die Bodden sein, die den Erfolg auf Räuber garantieren

Spätestens, wenn die Hornhechte auf ihrer Laichwanderung die Küstengewässer erreichen, fällt auch am Salzhaff der Startschuss einer abwechslungsreichen Angelsaison. Jahr für Jahr fiebern viele Petrijünger diesem Zeitpunkt (ab April/Mai) entgegen; schließlich sorgen die Silberpfeile für Drillspaß pur – insbesondere am leichten Spinngerät. Zu Spitzenzeiten sind 20 bis 30 Fische pro Tag durchaus keine Seltenheit, wobei nicht jeder Anhieb auch zum Erfolg führt. Denn die Hornhechte haben ein hartes Maul. Daher hole ich den Blinker – ähnlich wie beim Pilken – mit ruckartigem Zupfen ein.

Das Salzhaff bietet jedoch nicht nur dieser tropischen Fischart eine ideale Kinderstube. Das sehr flache Gewässer (Durchschnittstiefe: 1 – 2 m) erwärmt sich im Vergleich zur offenen Ostsee sehr viel schneller – optimal für den Nachwuchs diverser „Schuppi“-Arten. Doch was dem Wachstum der Fische nützt, macht dem Angler Probleme: Denn die Uferbereiche des Haffs sind entweder schwer zugänglich, dürfen nicht betreten werden (Naturschutz- und Schongebiete) oder der Petri-Jünger muss sich erst durch knietiefe Zonen – meist über mehrere 100 m – kämpfen, um tieferes Wasser zu erreichen. Kein Wunder, dass das Fischen vom Boot aus die erfolgversprechendste und häufigste Methode in dieser Region ist.

Die Gäste aus dem Bach

Bei Tessmannsdorf mündet der Hellbach ins Salzhaff. Ein Grund dafür, dass sich beim Spinnfischen schon mal Gevatter Barsch auf den Köder stürzt. Auch die im Hellbach beheimateten Alande gehen im brackigen Mündungsbereich des Baches auf Stippvisite – und mit ein wenig Glück an den Haken. Einige Fliegen- und Spinnfischer waten deshalb in diesem Bereich ins Haff hinaus, um den Cypriniden nachzustellen. Doch Achtung: Das rechte und linke Ufer des Mündungsbereichs sowie der Abschnitt zum Haff hin sind jeweils auf den ersten 100 Metern Schonbezirk, also gesperrt.

Dort, wo das Wasser salzig schmeckt, ist natürlich das Ostsee-Großmaul schlechthin nicht weit – der Dorsch. Im Herbst, wenn die Temperaturen in den Keller purzeln, rauben die Bartelträger in den flacheren Regionen und sind dann auch an der Haff-Mündung regelmäßige Gäste. Unweit der Spitze der Halbinsel Wustrow fällt die Wassertiefe stark ab; in diesem bis zu 9 m tiefen Loch finden sich dann die Räuber zum Festschmaus ein. Doch auch im Sommer sollte man den Blinker ruhig mal in Ufernähe bis zum Grund sacken lassen. So habe ich schon des öfteren beim Hornhecht-Angeln eine barteldicke Dorsch-Überraschung erlebt.

Zupfen lockt die Platten

Apropos Grund: Auch die über sandigem Terrain lebenden Plattfische wie Flunder und Kliesche fühlen sich im Salzhaff wohl. Sie tummeln sich ebenfalls am liebsten in den Bereichen rund um das beschriebene „Dorsch-Loch“ in 4 bis 6 m Tiefe. Sie sind vom Frühjahr bis zum Herbst häufige Beute der Angler. Beim Fischen vom verankerten Boot aus empfiehlt es sich, den Köder ab und zu ein Stück heranzuzupfen – äußerst reizvoll für die Bodenbewohner. Und wie sollte es anders sein – natürlich ist der Wattwurm Verführer Nr. 1. Doch es ist schon vorgekommen, dass sich eine räuberische Flunder einen kleinen Pilker schnappte – insbesondere bei schlanken Sandaal-Imitationen reißen sie ihr scheinbar kleines Maul ziemlich weit auf.

Wenn es Nacht wird über dem Gewässer, dann schlägt die Stunde von Mr. Schleicher. Allerdings haben sich die Aale in den letzten Jahren ziemlich rar gemacht. Unter anderem die starke kommerzielle Befischung macht dem Schlängler das Leben schwer. Dazu ein Hinweis: Die gekennzeichneten Fanggeräte sollten von Sportbootführern in entsprechendem Abstand passiert werden – klingt zwar selbstverständlich, ist es aber nicht für jedermann. Die besten Chancen auf Aale hat man bei sommerlich hohen Wassertemperaturen in den Mündungsbereichen des Hellbachs und des Salzhaffs.

Sommer-Dorsch im Tiefen

Des einen Freud, des andern Leid: Die Dorsche ziehen sich zur warmen Jahreszeit in die tieferen Bereiche der Ostsee zurück. Man sollte schon etwa 15 bis 20 m Wasser unterm Kiel haben, um die Bartelträger zu erwischen. Wer das erste Mal in dieser Region fischt, der kann sich an der von der Haffmündung aus sichtbaren Betonnung des Fahrwassers orientieren. Die Wassertiefe bei Tonne 3 und 4 beträgt beispielsweise schon 16 bis 17 m. Beim Pilkangeln vom driftenden Boot aus erzielt man die besten Ergebnisse. Es hat sich nach meiner Erfahrung bewährt, zusätzlich einen Wattwürmköder an der Grundrute am Boden schleifen zu lassen. So manchen gierigen Dorsch, aber auch guten Plattfisch konnte ich dabei schon überlisten. Viele Petri-Jünger montieren vor dem Pilker ein Herings-Paternoster. Im Sommer und Herbst sind die silbernen Schwarmfische mehr als nur willkommener Beifang – kein Wunder, denn sie sind oft bis zu 30 cm lang.

Es tummelt sich noch ein weiterer Vertreter der Plattfischfamilie vor der Halbinsel Wustrow – der Steinbutt! Dieser steht jedoch mehr auf fischige Kost. Ganz oben auf seinem Speiseplan: Heringsfetzen und Tobiasfische. Vor einigen Jahren erbeutete ich an einem Tag gleich mehrere dieser Steinrücken. Ein Versuch lohnt sich immer, wobei aber eine gehörige Portion Glück dazugehört, um einen mit Steinen gepanzerten Platten aufzuspüren.

Seltenes Petri Heil eines Anglers: Ihm gingen im Sommer beim Drift-Fischen in der Ostsee vor Heiligendamm an einem Tag gleich 2 Seehasen an den Wattwurm-Köder. Fazit: Nichts ist unmöglich, was erst kürzlich der Fang eines Köhlers von über 80 cm in der Wismar-Bucht zeigte.

METHODE: Spinn- und Pilkangeln sowie Grundfischen.

GERÄT: Für Hornhecht und Meerforelle: Spinnrute bis 50 g Wurfgewicht. Für Dorsch: Eine mittlere Spinnrute (40 bis 80 g) sorgt für mehr Drill-Vergnügen als eine steife Pilkrute. Grundrute fürs Plattfisch-Angeln.

KÖDER: Für Hornhecht und Meerforelle: schlanke Meerforellen-Blinker wie der blaue Hansen-Flash; für Hornhecht auch Heringsfetzen an der Posenrute. Für Dorsch: kleine bis mittlere Pilker (je nach Tiefe und Drift) in den Farben Rot, Orange oder Blau; Twister als Beifänger; auch Wattwurm. Für Flunder, Kliesche, Scholle: Wattwurm.

Für Steinbutt: Heringsfetzen oder Tobiasfisch an der Grundrute, im Uferbereich auch mit Pose.

EXTRA-TIPP: Mein Favorit auf Dorsch sind schwarze Twister-Schwänze, die oberhalb des Pilkers als Beifänger montiert werden.

BESTIMMUNGEN: Jahresfischereischein, Küstenschein für Mecklenburg Vorpommern.

ANGELGESCHÄFT: Angelgeschäft „Der Wattwurm“, Dünenstr. 5, 18230 Rerik, Tel./Fax 038296/78333.

ANREISE: Nach Rerik gelangen Sie über Wismar und Neubukow über die E 22

(B 105).Foto: Raubfisch

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