Im Winter zieht es die Barsche in die tiefen Regionen des Sees. Dort sind sie für den Uferangler kaum noch erreichbar. Mit diesen Tricks schaffen Sie es dennoch. Von Birger Domeyer
Der erste Frost des Jahres lässt das Gras in einem glitzernden Weiß erstrahlen, die Atemluft kondensiert zu kleinen Wölkchen. Die kalte Jahreszeit ist über das Land hereingebrochen und macht mit Temperaturen unter null Grad auf sich aufmerksam. Für mich ein untrügerisches Zeichen, dass die Barschjagd eröffnet ist. Zwar sind die Massenfänge aus dem Sommer eher unwahrscheinlich, weil der Stoffwechsel der Fische sehr gering ist. Dafür stehen die Chancen auf einen Kapitalen besonders hoch. Doch vor dem Fangen steht die Platzwahl, und die birgt einige Tücken.
Weit raus
Das kalte Wasser lässt die Wasserpflanzen absterben, die flachen Bereiche sind jetzt für Kleinfische uninteressant: keine Deckung, dazu Wassertemperaturen um den Gefrierpunkt. Ganz klar, dass diese sich jetzt in die tieferen Regionen verziehen, wo wenigstens Temperaturen um 4 Grad herrschen. Zudem bietet die dunkle Tiefe bei dem meist klaren Wasser einen gewissen Schutz vor Räubern, ganz im Gegensatz zur flachen Bucht. Die Barsche folgen ihrem Futter und mhalten sich jetzt vornehmlich in den tiefsten Bereichen des Sees auf. Als Uferangler wird es schwierig, an die Barsche heranzukommen, schließlich ist unsere Wurfweite begrenzt und das tiefe Wasser sehr weit draußen. Es gilt also, die maximale Distanz mit unseren Ködern zu überbrücken. Dafür sind 3 Aspekte ganz besonders wichtig: das Gerät, die Windrichtung und der Köder.
Beim Gerät verabschiede ich mich von den feinen Sommer-Ruten und gehe deutlich kompromissloser in den Ring: Mit einer 2,70 m langen, recht straffen Rute mit etwa 50 g Wurfgewicht, dazu eine 3000er Stationärrolle, die bis zum Rand mit einer dünnen Geflochtenen (0,10 mm) gefüllt wird. Zu weiche Ruten federn beim Werfen nach, das kostet ungemein an Wurfweite. Das schwere Barschgerät ist aber nicht nur beim Werfen im Vorteil. Die im See doch recht vorsichtigen Bisse der großen Barsche müssen mit einem schnellen und harten Anhieb pariert werden, sonst geht man leer aus. Das ist mit einer kurzen, weichen Rute absolut nicht möglich.
Weiterhin muss die Windrichtig im Auge behalten werden. Zwar ist es im Sommer und Herbst empfehlenswert, die Wind zugewandte zu befischen, weil der windabgewandten Seite können wir es länger aushalten, ohne in 3 Minuten Eisfinger zu bekommen. Außerdem fliegen die Köder mit dem Wind deutlich weiter, manchmal die entscheidenden Meter zum Fisch.
Zuletzt entscheidet aber der Köder, ob wir überhaupt etwas fangen. Dieser sollte möglichst aerodynamisch gebaut sein. Dreht er sich beim Wurf wie ein Propeller, kann man ihn getrost wieder zurück in die Tasche stecken, so ein Köder ist garantiert kein Weitenjäger. Meine Favoriten sind daher schlanke Gummifische mit einem runden Körper und kleinen Schaufelschwanz in 10 cm Länge. Aber auch Zocker und Mini-Pilker lassen sich hervorragend werfen und fangen vom Ufer aus ihre Barsche.
Wenig Bewegung
Ein nicht ganz außer Acht zu lassender Punkt ist die Köderführung und die Köderaktion. Der Stoffwechsel der Fische ist bei 4 Grad Wasser- und dementsprechend auch Körpertemperatur recht gering. Weder die Beutefische noch die Räuber zappeln jetzt hektisch umher, also sollte unser Köder dies auch nicht machen.
Ich bevorzuge beim gezielten Barschangeln Köder mit einer geringen Eigenaktion, die so genannten No-Action-Shads sind nur zweite Wahl. Am besten fangen Gummis mit einem kleinen Schaufelschwanz, der in einem 45 Grad Winkel gestellt ist wie der Walleye Assassin.
Es gibt jedoch Tage, an denen die Barsche einen völlig aktionslosen Köder oder einen wild zappelnden Kopyto bevorzugen. Bleiben die Bisse aus, ist also probieren angesagt. Ebenfalls sehr effektiv ist das Drop-Shot-System. Mit ihm lassen sich die Köder im Zeitlupentempo vor den Mäulern der Barsche präsentieren. Das hat mir schon so manchen Tag gerettet. Der Vorteil der langsamen Präsentation ist allerdings auch genauso Drop-Shot-System nicht wirklich geeignet, um diese zu suchen. Dafür setze ich doch lieber auf den Gummifisch am Bleikopf, der lässt sich deutlich zügiger über den Grund führen. Im Winter wird es schließlich früh dunkel…
Kurze Beißzeiten
Trotz der kurzen Winter-Tage beißen die Barsche nicht ununterbrochen. Ganz im Gegenteil, die Beißzeiten sind oft sehr kurz und erstrecken sich nur über 1-2 Stunden. Die besten Erfahrungen habe ich am Vormittag/Mittag von 10 bis 12 Uhr und in der Abenddämmerung gemacht. Ganz früh am Morgen und am Nachmittag herrscht eine regelrechte Flaute. Es lohnt sich also, verdächtige Plätze zu verschiedenen Tageszeiten zu befischen. Es kann nämlich durchaus sein, dass man außerhalb der Beißzeit nicht einen Kontakt bekommt, obwohl reichlich Barsche am Grund stehen.
Dieser 47er biss an einer weit draußen liegenden Kante zum Tiefen.
Die Abenddämmerung hat den Vorteil, dass die Räuber gerne ein paar Meter ans Ufer heranrücken. Jetzt kommen die Barsche in Schlagdistanz und sind auf Nahrungssuche. Beste Voraussetzungen für den Uferangler, zum Erfolg zu kommen.