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Der Toby – Schwedens Superstar

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ABBA und Knäckebrot sind ja schön und gut. Aber der tollste Exportschlager aus dem Land der Elche ist und bleibt der Abu Toby. Von Thomas Kalweit

Der „Toby“ hat seinen Namen von der Hauptnahrung der Meerforellen: kleine Sandaale und Spierlinge, die so genannten Tobiasfischchen. Len Borgström, der damalige Präsident des schwedischen Angelgeräte-Herstellers Abu, hat den schlanken Blinker selbst erfunden: „Der Toby ist wahrscheinlich unser meistverkaufter Köder. Wir präsentierten ihn zum ersten Mal 1956 in unseren Katalogen. Ich hatte die Idee für diesen Köder beim Meerforellenangeln in Dänemark. Damals fehlte mir ein Köder, der einen langen, schlanken Tobiasfisch imitieren konnte. Als wir die ersten Prototypen herstellten, lief dieser schmale Köder nicht sonderlich natürlich durchs Wasser. Deshalb brachten wir zwei kleine Flügel an den Seiten an, die das Laufverhalten deutlich verbesserten. Unsere Designer machten aus den Flügeln dann kleine realistische Flossen. So wurde der Köder noch eleganter und fischähnlicher. Denn bevor ein Köder Fische fangen kann, muss er erst den Angler überzeugen. Der Toby war später so erfolgreich am Wasser und im Laden, dass er lange Zeit das Firmen-Logo von Abu war.“

Ein Seitenarm aus Stahl oder ein paar Lagen Klebeband verhindern, dass der schlanke Blinker im Drill zum Hakenlöser wird.

Erfolgsgeschichte

Ab 1956 war der Toby nur in der Farbe Silber und in zwei Größen erhältlich: in 6 cm mit 7 g und in 9 cm mit 18 g. Erst 1964 wurde das Angebot auf insgesamt 5 Größen ausgedehnt: Die Tobys in 6 cm mit 10 g, 7,5 cm mit 12 g und 9 cm mit 28 g kamen zum Sortiment hinzu. Alle Tobiasfisch-Imitate waren nun in fünf Farben erhältlich: Silber, Gold, Kupfer und Zebra (Schwarz mit goldenen Streifen). 1966 kamen weitere Farben hinzu, darunter auch Grün und ein Forellen-Dekor. Im gleichen Jahr brachte Abu auch die Krautfrei-Version mit Einzelhaken in den Handel, hier wurde das 28-Gramm-Modell vom Hersteller vor allem zum Küstenspinnen auf Dorsche empfohlen.

1967 präsentierte die schwedische Köderschmiede den Anglern eine 30 g schwere, 11 cm lange und deutlich breitere Toby-Version. Dieser „Toby Salmo“ war speziell als Schleppköder zum Lachs- und Hechtangeln gedacht. Er war ab Werk mit zwei Sprengringen vor dem Drilling ausgerüstet, um ein Verkanten des Hakens im Drill und das Ausschlitzen der Beute zu verhindern. Denn der Toby hatte auch Schwächen.

Die bekannten englischen Raubfisch-Spezialisten Hugh Falkus und Fred Buller hatten sich 1975 öffentlich beschwert: „Der Toby ist einer der besten Köder, der jemals hergestellt wurde. Trotzdem hat er einen Fehler: Wie bei anderen Blinkern, deren unterer Drilling mit einem Sprengring befestigt ist, haken sehr viele Fische im Drill aus. Betrachten wir die unzähligen Angler, die solche Blinker benutzen, so haben sie durch diese Drillingsmontage sicher Millionen von Fischen verloren. Und immer noch ignorieren die Köder-Hersteller diesen einfach zu behebenden Mangel.“

Die Lösung der beiden Raubfisch-Profis: Sie zogen ein Stück Schrumpfschlauch über das Ende des Blinkers, den unteren Sprengring und die Öse des Drillings, und tauchten alles in heißes Wasser. Der aushakfreie Toby war geboren!

Als Notbehelf am Wasser wickelten sie einfach ein paar Lagen Klebeband um den unteren Sprengring. Hugh Falkus baute seine Tobys speziell zum Lachsangeln noch weiter um: Er befestigte einen Seitenarm aus dünnem Stahlvorfach in der Länge des Blinkers am oberen Wirbel des Köders. Dieser Seitenarm wurde innen an den Blinker angelegt und durch die untere Bohrung der Blechplatte mit dünnem Kupferdraht angewickelt. Der untere Sprengring musste dazu entfernt werden. Im Drill riss der dünne Draht los, und auch der kapitalste Lachs konnte den Haken nicht mehr aushebeln.

Sondermodelle: Der breitere Schlepplöffel „Toby Salmo“, der „Smash“ mit Reflexfolie und der „Vass“ als Krautfrei-Version.
Sondermodelle: Der breitere Schlepplöffel „Toby Salmo“, der „Smash“ mit Reflexfolie und der „Vass“ als Krautfrei-Version.

Über 60 Jahre Toby

Zehn Jahre lang wurde es ruhiger um den Toby: Erst 1976 folge der „Toby Röding“ mit einem 10-cm-Vorfach plus Einzelhaken, das an den unteren Sprengring montiert war. Zur Saiblingsangelei im Eisloch konnte dieser Toby mit Maden bestückt werden. Abu empfahl den Anglern aber auch, diesen Köder mit Fischfetzen auf andere Raubfische einzusetzen. 1978 präsentierten die Schweden den „Toby Smash“ mit einem Streifen aufgeklebter Reflexfolie. 1985 folgte dann eine extrem schlanke Version, der „Toby Slim“, der sich besonders gut für die Küstenfischerei auf Meerforellen und Hornhechte eignete. Es folgten immer neue Modelle: 1985 der „Toby Tiger“, 1987 der „Fat“, 1990 der „Trolling“, 1993 der „Vass“ (wieder eine Krautfrei-Version), 1995 der „Sono“ und 2001 der „Toby Rocket“. Alle Köder in  verschiedenen Größen und Farben. Zum Jahrtausendwechsel hatte Abu ungefähr hundert verschiedene Tobys im Angebot.

2006 feierte der Toby seinen 50-jährigen Geburtstag. Toby war über ein halbes Jahrhundert für die Blinker das, was Mepps für die Spinner oder Rapala für die Wobbler war. Er ist zum Inbegriff für einen schlanken Blechlöffel geworden. Von vielen Firmen wurde er kopiert. Mal hieß er „Tobis“, mal einfach nur „T“.

Der Toby ist eine Legende – kaum eine Köderbox ist auf diesem Planeten zu finden, in der nicht auch diese Imitation eines Tobiasfischchens einen Ehrenplatz findet. Seltsamerweise war dieser Erfolgsköder 30 Jahre lang in den USA nicht erhältlich; Abu hat den Toby in dieser Zeit nur für den europäischen Markt produziert. Jetzt können die Lachsangler dort aber wieder auf den Erfolgsköder zurückgreifen.

Nachbau aus Neuseeland: Als „T“ kam dieses Imitat in den Handel.
Nachbau aus Neuseeland: Als „T“ kam dieses Imitat in den Handel.

Abu über den Toby

Der schwedische Gerätehersteller hielt sich 1969 in seinem deutschen Katalog „Petri Heil“ mit Superlativen nicht zurück: „Toby – der Welt anerkannt bester Universalköder. Unübertroffener Spezialköder für Lachs und andere Edelfische. Toby fischt in jedem Wasser bei jedem Wetter. Mit Toby wirft man leicht und weit.“

1976 wurde er mit skandinavischem Charme angepriesen: „Schaut man dem Toby auf seine Stummelflossen, während er fischt, so könnte man fast annehmen, er hätte einen eigenen Kopf. So schießt er hier hin, dort hin. Sucht den Fisch in den Tiefen, wo man ihn hinführt. Man spürt es richtig, wie dieser Toby fischt.“

1978 konnte man fast schon Katalog-Lyrik lesen: „Er bewegt sich wie ein Fischchen. Mal suchend, mal eilig dahinschießend. Ein wahrer Allesfresser, den Räuber und Edle unter den Fischen lieben oder hassen.“ Abu wurde damals geliebt für die außergewöhnlichen, fast schon künstlerischen Katalogtexte.

1979: „Toby ist so gut, dass er sogar kopiert wurde. Doch Toby ist immer noch der beste. Eine der fängigsten Versuchungen, seit es Blinker gibt.“

1985: „Einer der bekanntesten Köder der Welt, durch seine langgestreckte Form sehr leicht zu werfen.“ Die unterschiedlichsten Rekordfische wurden mit dem Toby gefangen, darunter auch der schwedische Rekordwels von 1985 mit 60,1 Kilo und der damals größte Hornhecht mit 1,5 Kilo.

In guter alter Tradition auch 2009: „Mit erhobener Spitze spritzt er an die Oberfläche, durch Auf- und Ab-Bewegungen der Rutenspitze vollführt er Sprünge wie ein verletzter Fisch, und durch langsames Einholen lässt er sich verführerisch blinkend durch tiefere Gewässer führen. Die individuelle S-Form und die beiden kleinen Flossen am Körper stabilisieren nicht nur den Lauf, sondern auch die hervorragenden Wurfeigenschaften.“

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