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Angeln auf Ibiza

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Wer hätte das gedacht? Amberjacks fühlen sich nicht nur in der Karibik, sondern auch im Mittelmeer wohl. Markus Heine besuchte die Barschart und Balearen-Kenner Michael Standor auf Ibiza.

Das 0,60er Monofil steht unter Vollspannung, die Schnur heult zwischen den Ringen. Was für ein Fisch ist uns da eingestiegen? Wie groß mag er sein? Auf alle Fälle riesig, denn Kai Witt drillt ihn jetzt schon seit 30 Minuten. Skipper Michi tänzelt nervös von einem Bein aufs andere. „Das ist ein AJ“, kommentiert er das Kräftemessen. „Ein Riesen-AJ!“ Michis Augen funkeln, sein Grinsen könnte nicht breiter sein. Keine Frage: Er ist bereits unheilbar infiziert von dieser Fischart,  den Amberjacks.

Felsige Uferküste vor Ibiza – hier fühlen sich verschiedene Fischarten wohl.
Kai Witt beim Drillen: Einen Tag später wird er bei derselben Tätigkeit seinen riesigen Amberjack verlieren.

Mit Tunnelblick versucht Kai alles, um den Fisch zum Boot zu zerren. Aber dieser denkt gar nicht daran, klein beizugeben. Je länger der Drill dauert, desto vehementer scheint er zu ziehen. Auch nach einer halben Stunde nimmt der AJ immer noch so viel Schnur, wie es ihm beliebt. Beim Pumpen klemmt Kai das dicke Monofil inzwischen mit dem Daumen auf den Rutengriff, um noch mehr Druck aufzubauen. Es ist ja nicht so, dass er noch keine großen Fische gefangen hätte.

Er veranstaltet Angelreisen, rund um den Globus, und hat wahrscheinlich schon mehr Kapitale bezwungen als alle anderen an Bord. Aber bei diesem Fisch gerät auch er an seine Grenzen.

Jetzt dauert der Drill bereits geschlagene 45 Minuten. Und jeder, der beim Drillen schon einmal auf die Uhr geschaut hat, der weiß, wie verdammt lang das ist. „Ein AJ, ein AJ!“ Michi freut sich wie ein kleines Kind. „Ich hab‘s Euch gesagt, dass es klappt! Jetzt wird geliefert!“ Der zappelige Skipper steht gehörig unter Strom, er will diesen Fisch haben – unbedingt.

Dann passiert das, was nicht passieren darf. Kai schaut resigniert auf  die in den Ringen flatternde Schnur. Michael verschlägt es die Sprache, stocksteif steht der Zappelphillipp plötzlich da. Schockstarre. Es ist mucksmäuschenstill an Bord. Abgerissen.

Michi Standor hat alle Hände voll zu tun, um diesen 18 Kilo schweren Amber Jack zu stemmen. Gejiggt mit Gummifisch!
Köder zum Squid-Angeln: an irgendeinem Haken wird der Tintenfisch schon hängen bleiben.

Wie konnte das passieren? Müde kurbelt Kai die 0,60er Schnur ein, Michi lässt sie durch die Hände gleiten. „Die ist extrem aufgeraut, wahrscheinlich ist das bei der ersten Flucht am Riff passiert. Verdammt!“ Kai sieht‘s nach außen hin pragmatisch: „Das ist Angeln, passiert halt.“ Aber unbedingt heute? Darauf hätten wir getrost verzichten können…

Im Reich der Amberjacks

Zumindest haben mein Kollege Birger, Angelkumpel Jan-Hendrik und ich hautnah mitbekommen, wie es so ist, einen großen Amberjack am Haken zu haben. Denn genau deshalb sind wir in diesen Januartagen hier, auf der so beliebten Ferieninsel Ibiza. „Jungs, ihr müsst vorbei kommen“, waren Michis einladenden Worte. „So etwas habt ihr noch nicht erlebt.  Wenn ein AJ beißt, dann geht die Post ab. Aber so richtig!“

Wenn nur 2,5 Flugstunden von zu Hause entfernt so ein Angelabenteuer auf uns wartet, lassen wir uns nicht zweimal bitten. Doch zunächst recherchiere ich im Internet etwas, so ganz unvorbereitet will man einem Amberjack ja nicht gegenübertreten.

Top-Köder zum langsamen Schleppen auf Amberjack: ein lebender Tintenfisch.
Wunderschöner Beifang: Markus präsetiert einen Dentex, eine Meerbrassenart, gefangen auf Tintenfisch.

Wo kommt diese Fischart eigentlich vor, wie groß wird sie? Aha, der Große Amberjack gehört zu den Barschartigen, wird bis zu 1,90 Meter lang und über 80 Kilo schwer. Er schwimmt am liebsten in wärmeren Gefilden wie dem West-Pazifik oder dem Karibischen Meer. Allerdings kommt er auch im Ost-Atlantik und im Mittelmeer vor.

Etwas schlauer als zuvor, stehen wir schließlich im Hafen von Santa Eulària, einem Städtchen an Ibizas Ostküste. Wenige Fischer tuckern an diesem frühen Morgen hinaus, ansonsten warten die verwaisten Luxusjachten auf den Sommer und ihre abtrünnigen Eigner.  „Mutterseelenallein – das ist die beste Zeit hier“, kommentiert Michael das zu dieser Jahreszeit verschlafene Ibiza.

Die AJ-Methoden

Wie angelt man aber nun auf AJs? Michis Top-Methode für kapitale Exemplare ist das Naturköderangeln mit lebenden Tintenfischen. Die quirligen Weichtiere schleppt er mit einem schweren Vorblei dicht am Grund entlang, Abbruchkanten an Plateaus oder nebst vorgelagerter Inseln gehören zu den Top-Plätzen. Beim Naturköder-Schleppen hakt Kai auch seinen kapitalen Amberjack – und verliert ihn im Drill wie beschrieben. Zuvor hatten wir schon einige kleine Exemplare mit derselben Taktik erwischt.

Sonnenaufgang überm Mittelmeer. Jetzt müssen die Köder raus!

Das Schleppen mit Naturködern gehört auf so viele Arten zu den erfolgreichsten Methoden, im Salz- wie im Süßwasser. Den begeisterten Spinnfischer haut diese Methode jedoch nur schwer vom Hocker. Er fischt lieber aktiv und bestimmt das Köderspiel selbst – sicherlich die attraktivere Methode. Alle Spinnfischer können jetzt kräftig durchatmen: Amberjacks lassen sich nämlich auch aktiv befischen. An vielen Hot-Spots ist es nur 20 bis 50 Meter tief, zum Beispiel um die an der Ostküste gelegene Privatinsel „Illa Tagomago“. Perfekt zum Angeln mit so genannten Inchikus, 30 bis 120 Gramm schweren Jigs mit zwei Einzelhaken.

Überraschungen sind immer drin

Wer will, kann sie mit Tintenfischfetzen garnieren, sie lassen sich aber auch solo fischen. Die Inchikus lässt man bis zum Grund sinken, dann reißt und kurbelt man sie einige Meter in die Höhe, gönnt ihnen eine Pause, um sie dann wieder hochzukurbeln. Zwischendurch wieder durchsacken lassen und von vorne beginnen. Alles geschieht mit einem Affentempo, Amber Jacks sind eben keine Zander. Leider erwischen wir mit dieser Methode nur einige kleine AJs, dafür beißen auch andere Arten. Jan-Hendrik erwischt zum Beispiel einen Mero, einen wunderschönen Zackenbarsch. Noch etwas prächtiger schimmert mein lilafarbener Dentex, er gehört zur Familie der Meerbrassen.  Überraschungen sind also immer drin. Der Abriss des großen  Amberjacks scheint für uns der Auftakt einer Fangmisere zu sein. Denn nach unserem Trauma fangen wir sowohl beim Schleppen mit Tintenfisch als auch beim Jiggen kaum noch etwas. Drei Tage lang herrscht absolute Flaute. Das Fliegenfischen, was bei ruhigen Bedingungen und gutem Beißverhalten laut Michi durchaus möglich ist, vergessen wir da lieber gleich.

Haben wir zu Beginn unseres Trips noch häufig auseinanderstrebende Fischschwärme an der Oberfläche gesehen, liegt das Mittelmeer an den letzten Tagen mucksmäuschenstill da. Aber wie sagte es Kai so schön: „Das ist Angeln.“ Letztlich sind wir froh, dass wir seinen schönen Drill miterleben durften, auch wenn wir dieses Mal den Kürzeren zogen. Jetzt wissen wir aber, dass vor Ibiza mit richtigen Sensationen gerechnet werden kann, mit Fischen, die man sonst nur in tropischen Gefilden erwischt. Nur wenige Flugstunden von Deutschland entfernt…

Revier-Infos

SAISON: Michael Standor bietet organisierte Ibiza-Touren ab dem 20. Oktober an, die Saison erstreckt sich dann bis in den Februar hinein.
ANREISE: Von vielen deutschen Flughäfen entweder per Direktflug nach Ibiza oder mit Zwischenstopp auf Mallorca, zum Beispiel mit Air Berlin.
BOOTE: Zodiacs und GFK Consolen Boote (Plotter/Echolot), ausschließlich mit erfahrenen Guides.
UNTERKUNFT: 5-Sterne-Hotel Duquesa Playa.
GERÄT: 30-50 lb-Ruten und gut gefüllte Multirollen.
KÖDER: Im Oktober und November Jigs, Gummifische und Livebaits. Ab Dezember ausschließlich Livebaits.
LEISTUNGEN: Im Service inbegriffen sind Transfer vom Flughafen und zurück, Vollguiding (wenn nötig, rund um die Uhr), Köderbeschaffung,
Angellizensen, Zubereitung des Fangs im Restaurant und Vakuumieren von 2 bis 3 Kilo Fischfilet für Zuhause.
KONTAKT: Balearic Sportfishing, Michael Standor, Mansteinstr. 27, 20253 Hamburg, Telefon +49178/1873854, E-Mail: info@balearic-sportfishing.com, Internet: www.balearic-sportfishing.com und www.facebook.com/balearic.sportfishing

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