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Moin, Moin! – nachgehakt bei Matze Koch

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Auf dem Weg zu den Fischen kämpft sich Matze selbst an die entlegensten Angelplätze.

Heute beantwortet Matze Koch die wirklich entscheidenden Fang- Fragen. Hätten Sie gewusst, dass man die Bissfrequenz mit Kaffee erheblich steigern kann, mit eingeschalteter VHS-Videokamera da- gegen auf ein Minimum reduziert?

DER RAUBFISCH: Matze, jedem Anfang wohnt ja bekanntlich ein Zauber inne. Welcher Zauber hat Dich denn eigentlich mit dem Angeln beginnen lassen? MATZE KOCH:

Das war kein Zauber, sondern eher ein böser Zauberer. Vom Angeln kommt man bekanntlich nicht mehr los, man muss es lieben oder lassen. Obwohl meine Gene dagegen sprechen, in meiner Familie angelte ausnahmslos niemand, sah ich schon mit zehn Jahren alten Opis beim Angeln zu. Stundenlang.

 

Geteilte Feude ist doppelte Freude: Ein Hecht für Matzes Ehe- und Kamerafrau Moni, ein Hecht für Monis Ehemann Matze, macht zusammen einen gelungenen Angeltag.

Ich war begeistert, wenn die Rauchwölkchen aus deren Zigarren in immer kürzeren Abständen auf- stiegen, wenn es biss. Ich nervte sie mit Fragen und bekam Antworten, die mich bis heute begleiten, zum Beispiel nach dem richtigen Stahlvorfach für Hechte. „Eine Kette ist besser als Stahl!“, erklärte mir mal ein alter Recke, hielt mir naserümpfend ein total verknicktes Stahlvorfach entgegen und demonstrierte mir gleich darauf, wie weich dagegen eine Kette reagiert. Die Kette war das 7×7 der damaligen Zeit. Diese Opis waren also vermutlich die Zauberer, die mich zum Angeln brachten.

Matzes Wintermotto: Vor dem Kamin fängt man keine Fische und „Schietwetter“ ist das, was man daraus macht.

RAUBFISCH: Mittlerweile liegt dieses Erlebnis schon bald 40 Jahre zurück, da kann doch nicht immer alles reibungslos ver- laufen sein. Ist Dir ein wirklich schlimmer Angeltag noch in Erinnerung? KOCH:

(lacht) Mein schlimmster Angeltag? Ja, ich erinnere mich genau, das war der 15. August 1979. Da ging ich als Schneider nach Hause. Nein, schlimme Angeltage gibt es eigentlich nicht. Klar habe auch ich schon Tage erlebt, an denen ich Ruten zerbrochen habe oder an denen große Fische per Schnurbruch verloren gingen. Aber das gehört dazu, das sehe ich nur in dem Moment als „schlimm“ an, nicht im Nachhinein. Einmal, ich muss so 16 Jahre alt gewesen sein, da brach mir im Drill meine Rollenspule. Ich war damals mit meinem Kumpel Herbert und seinem selbstgezimmerten Boot auf einem See unterwegs. Da Herbert gerade konzentiert auf seine wippende Pose sah, schlug ich wortlos an. Genau in diesem Moment brach die Spule meiner alten Rol- le in der Mitte durch. Ich hatte also einen Riesenhaufen Schnur in der Hand und musste den Zander von Hand einstrippen. Als der im Boot war, rief ich: „So ein Mist!“ In der rechten Hand hielt ich also den gro- ßen, etwa fünfpfündigen Zander und links die Riesenschnurperücke. Herberts entsetz- tes Gesicht vergesse ich nie. Ein wirklich schlimmer Tag liegt allerdings kaum zwei Jahre zurück. Ich pirschte mich gerade durch extrem unwegsames Gelände und landete beim Versuch, einen Graben zu überspringen, so unglücklich, dass ich rücklings zurück ins Wasser fiel. Ich kam mit viel Mühe zwar wieder aufs Trockene, musste mich aber teils mit den Armen über die Wiese zurück zum Auto ziehen. Diagnose: Außenbandabriss, Innenbandanriss, Zeh gebrochen, in meinem Stolz schwer verletzt und danach sechs Wochen außer Gefecht.

RAUBFISCH: Matze, Du hast zwar das Glück, in einer sehr wasserreichen Region zu leben, fährst aber auch mal weitere Strecken an irgendwelche Gewässer. Wie viele Kilometer Du wohl bisher zum Angeln gefahren bist? KOCH:

Ich bin mir zwar nicht ganz sicher, aber es müssten deutlich mehr als 300.000 Kilometer sein. Das Ganze verteilt auf vier Bullis, einen T3, zwei T4 und einen T5.

RAUBFISCH: Wer Deine Filme kennt, der weiß aber, dass Du nicht sonderlich behutsam mit Deinen fahrbaren Untersätzen umgehst. Das hat sich doch bestimmt schon gerächt, oder? KOCH:

Höre ich da einen kritischen Unterton? Naja, genau wie mein Angelgerät, ist auch mein Wagen nur Werkzeug und Mittel zum Zweck. Natürlich habe ich beim ADAC schon meinen persönlichen Pannenhelfer, der nur auf meinen Anruf wartet, allerdings schaffte es mein letzter Bulli auf beacht- liche 430.000 Kilometer. Zu meinen abso- luten Spezialitäten gehört es, mich regel- mäßig im Schlamm festzufahren. Aber auch den scharfkantigen Bordstein bei meinem Gerätehändler habe ich schon mit einem geplatzten Reifen begrüßt. Wenn allerdings auf der Autobahn und bei 130 km/h der Reifen platzt, ist das nicht mehr lustig. So passiert auf dem Weg zu einem Dreh für ein Sonderheft. Gott sei es gedankt, ging die Sache gut aus.

Rumgefahren: Heute erkennt man Matze vor allem an seinem roten VW-Bus, früher traf man ihn dagegen fast nie ohne seine geliebte Schubkarre an.

Zur Person

Name: Matze (Matthias) Koch

Geb.: 1966

Familienstand: Mit Exfreundin Moni glücklich verheiratet.

Beruf: Drucker, seit Ende 2013 Vollzeit-Angeljournalist

Angeltage/Jahr: Bis Ende 2013 etwa 80, seitdem eher 120

Hobbys: Keine. Wenn das Hobby zum Beruf wird, ist das Hobby futsch!

RAUBFISCH: Du sagst: Immer dann, wenn der frisch aufgebrühte Cappuccino in der Tasse dampft, beißt es. Also, in meinen Augen kann das doch nur reiner Zufall sein. KOCH:

Stimmt. Allerdings zeigt die Realität ein anderes Bild. Ob ich pinkeln muss, Kaffee trinke oder gerade eine Stulle mampfe, es beißt fast immer genau in solchen Momenten und nie, wenn man gerade konzentriert auf die Pose blickt. Oft habe ich das sogar bewusst provoziert. Es beißt nichts? Okay, schnell einen Kaffee einschenken! Das hilft. Ich bin echt nicht abergläubisch, aber die Rechnung geht überraschend oft auf.

Schon seit vielen Jahren steht bei Matze der Spaß und die Freude am Angeln im Vordergrund – auch wenn nicht immer alles glatt läuft.

NIEMALS OHNE:

1. Motivation! Und zwar möglichst drei Stück da- von. Motivation, egal wie das Wetter und die Umstände sind, ist das Geheimnis meines Er- folgs.

2. Kameras! Sowohl Foto- als auch Filmausrüstung sind immer dabei. Wenn ich ohne bildliche Erin- nerung nach Hause komme, war der Tag für mich nur ein halber Erfolg. Ohne Kamera ans Wasser zu fahren, ist für mich also fast noch schlimmer als ohne Rute.

3. Handy! Ja, auch als Naturfreak ist mir mein Han- dy wichtig. Erstens, um für meine Familie erreich- bar zu bleiben, zweitens als Wecker, wenn ich mal nachts neu beködern möchte, oder als Temperaturmesser und für die Wettervorhersage. Besonders beim Raubfischangeln sprechen wir uns oft per Handy ab, wo es gerade gut beißt.

1. Hafersack! So jedenfalls nennt mein Kumpel Stephan seine Brötchenbox. Egal, ob ich nur kurz oder über Nacht am Wasser bin, an der frischen Luft bekomme ich Hunger, ohne Nachschub geht da gar nichts.

5. Plattenschoner! Ohne Haare verbrennt man sich seine Birne im Sommer in Sekunden, deshalb ist mein Kopftuch immer dabei.

6. Meine Frau Moni! Wer soll mir sonst das Frühstück machen, mir sagen wie ich angeln soll und mich wecken, wenn es beißt?

RAUBFISCH: Ein ebensolches Phänomen: Wenn die Kamera läuft, beißt nichts mehr! Woran liegt das denn nun schon wieder? KOCH:

Als ich im Jahr 1988 mit dem Filmen begann, habe ich mit dem antiquierten Super-VHS-System gefilmt. Da war das in der Tat wie verhext. Es biss glänzend, aber nur, solange die Kamera aus war. Ganz ernsthaft habe ich damals darüber nachgedacht, ob das an irgendwelchen elektromagnetischen Frequenzen oder Schwingungen liegen könnte. Ob da was dran ist? Heute jedenfalls beißt es bei mir mit eingeschalteter Kamera genauso gut oder eben schlecht wie ohne.

RAUBFISCH: Wohl jeder Angler hat schon einmal etwas „gedrillt“, was sich schließlich doch nicht als Fisch entpuppte. Welche kuriosen Gegenstände hast Du denn schon so aus den Gewässern gezogen? KOCH:

Ich kann bestätigen, dass Fahrräder und Einkaufswagen zu den drillstärksten Gegenständen gehören. Autoreifen, Schuhe oder Kinderspielzeugautos sind da schon einfacher zu landen. Kürzlich „fing“ ich in Holland ein Radio. Dass der Moderator ge- rade in dem Moment den Wasserstand ansagte, ist aber ein Gerücht.

RAUBFISCH: Jeder Jungangler kennt das „1. Mal-Nachtangeln-Phänomen“. Es ist dunkel, Nebel zieht über das Wasser, und auf einmal sind die seltsamsten Geräusche zu hören. Hattest Du eigentlich schon einmal Angst am Wasser? KOCH:

Angst? Nein, noch nie. Ein unglaubliches Gewitter war für Moni und mich eines der faszinierendsten Erlebnisse, wenn auch ein nicht ganz ungefährliches. Wir lagen unter hohen Pappeln auf unseren Isomatten und der Donner kam nur einen Sekundenbruchteil nach dem Blitz. Wir denken oft daran zurück. Ein wenig mulmig wurde mir, als ich im Jahr 2013 am Wasser übernachtete und trotz abgelegener Stelle in stockdunkler Nacht plötzlich ein Boot dicht bei mir ans Ufer fuhr und anzulegen schien. Überfälle auf Angler häufen sich ja bekanntlich. Nachdem ich lautstark drauf hingewiesen hatte, dass meine Schnüre dicht am Ufer verlaufen, erschraken die beiden Insassen und verschwanden wortlos. Ein Glück!

RAUBFISCH: Für viele Angler bist Du durch Deine Art des Angelns zum Vorbild geworden. Mal andersherum gefragt: Wer sind denn Deine Vorbilder? KOCH:

Ganz klar, das ist Des Taylor, dicht gefolgt von Matt Hayes und Mick Brown, die gemeinsam humorvolle Angelfilme produziert haben. Als meine ersten Filme entstanden, verschlang ich auch die Filme des Dänen Jens Ploug Hansen. Letzterer hatte zwar fantastische Natur- und Drillaufnahmen, alles andere war aber furchtbar langweilig moderiert, fast wie ein Lehrfilm im Biologieunterricht.

Taylor dagegen nahm sich selber nicht so ernst, flachste einfach locker herum, ganz offensichtlich ohne ein spezielles Konzept zu haben. Ich nahm mir damals vor: Wenn ich jemals An- gelfilme machen werde, dann so. Wer meine Filme mag, hat das also am Ende den englischen Vorreitern zu verdanken.

RAUBFISCH: Der schönste Angeltag ist zwar bekanntlich immer der nächste, dennoch gab es bestimmt auch bei Dir im letzten Jahr einen dieser magischen „Top-Tage“. KOCH:

2014 gab es keine magischen Tage. 2014 war ein magisches Jahr. Auch wenn die RAUBFISCH-Leser weniger vom Karpfen hören wol- len: Ich fing 2014 meinen ersten „Two-Tone“, also einen zweifarbigen Karpfen. Meinen weit- aus größten Rüssler einige Wochen später, stockte das weitere Wochen später noch einmal um fünf Pfund auf, und fing gleich drei Meterhechte nacheinander, darunter meine neue Pol- derbestmarke. Dazu kamen im Herbst meine ersten Fische mit der Fliegenrute, unter ande- rem einen der Meterhechte. Besonders glücklich bin ich darüber, dass mir das alles in „norma- len“ Gewässern geglückt ist und nicht in Paylakes oder nach mehrwöchigem Ansitz, sondern jeweils in wenigen Stunden.

RAUBFISCH: Was für einige Angler sicher ein Fluch wäre, ist für Dich zum Segen geworden. Deine Frau Moni ist begeisterte Anglerin und begleitet Dich sehr oft mit ans Wasser. KOCH:

Ich glaube, dass es die Widmung in meinem zweiten Angelbuch am besten aus- drückt, was das für mich bedeutet: „Gewidmet meiner Frau Moni, ohne die nicht nur ich, sondern auch dieses Buch dünner wäre!“

RAUBFISCH: Hast Du eigentlich ein absolutes Traumrevier, was Du in Deinem Leben unbedingt befischen willst? KOCH:

Ganz ehrlich: Ich bin ein echter Ostfriese, und Ostfriesen leben im schönsten Landstrich der Welt, wir fühlen uns zu Hau- se am wohlsten. Selbst für den mir bislang noch nicht vergönnten Wels ist es mir nicht wert, nach Spanien, Frankreich oder Italien zu reisen. Ich will ihn hier fangen, in mei- ner Heimat. Das hat für mich den viel größeren Reiz. Einen bescheidenen Traum habe ich aber durchaus. Ich würde gerne in Neuseeland auf Aal angeln. Schon deshalb, weil das Monis Lieblingsfisch ist und die Biester da unten bekanntlich bis über 20 Pfund schwer werden.

RAUBFISCH: Ist Angeln das Wichtigste in Deinem Leben? KOCH:

Ist für mich Angeln wirklich das Wichtigste im Leben? Mit Sicherheit nicht. Das Leben ist viel zu kurz und zu wichtig, um sich nur mit dieser wunderschönen Nebensächlichkeit zu befassen.

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