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Ostsee: Schweinswale sterben aus

1864


Der 21. Mai war der „Tag des Schweinswals“. Trotz Ehrentag hat der Kleine Tümmler, wie der etwa 1,60 Meter lange Wal auch heißt, in der Ostsee kaum eine Überlebenschance.

Jan Lock

Schweinswale
In der östlichen und zentralen Ostsee leben nach Hochrechnungen noch höchstens 600 Schweinswale, in der westlichen Ostsee etwa 800 bis 2.000 Exemplare. Etwas besser geht es den Kleinwalen in Kattegat, Beltsee und in der Nordsee. „Doch auch hier sterben jedes Jahr mehr Tiere, als geboren werden“, warnt die Meeresbiologin Petra Deimer von der Gesellschaft zum Schutz der Meeressäugetiere (GSM). „Das kann kein Bestand verkraften.“
 
Schadstoffe, Unterwasserlärm, Kiesabbau vom Meeresboden und die Fischerei machen den sensiblen Meeressäugern das Überleben schwer. Zu viele Tiere sterben in Fischernetzen als „Beifang“. Die Wale können die modernen Netze aus Kunststoffgarn weder sehen noch mit ihrem Echolot erfassen. Sie verheddern sich und ersticken elendig.
 
Um den einzigen Wal der Ostsee vor dem Aussterben zu bewahren, wurde mit dem „Abkommen zur Erhaltung der Kleinwale in Nord- und Ostsee“ (ASCOBANS) ein Rettungsplan entwickelt. Er rät zur Umrüstung auf weniger gefährliche Fischfangtechniken: Von Treibnetzen auf Langleinen und von Stellnetzen auf Fischreusen. Er rät auch zur aufklärenden Öffentlichkeitsarbeit und Schutzgebieten, wie sie für Mitgliedsstaaten der Europäischen Gemeinschaft im Rahmen von „Natura 2000“ ohnehin Pflicht geworden sind.
 
Die Gesellschaft zum Schutz der Meeressäugetiere (GSM) bittet seit 2002 Seefahrer und Angler um Mithilfe: Melden Sie der GSM Schweinswalsichtungen, möglichst mit ausführlichen Angaben wie GPS-Daten unter www.gsm-ev.de. 869 Sichtungen erhielt die GSM für die Saison 2005, die das Bundesamt für Naturschutz (BfN) auf eine Seekarte übertragen hat. In diesem Jahr verbindet die GSM ihr Projekt  mit einem Foto- und Videowettbewerb, der mit Mitteln der Deutschen Umwelthilfe (DUH) gefördert wird. „Jedes Lebenszeichen hilft“, sagt Jörg Dürr-Pucher, Geschäftsführer der DUH. Die Ergebnisse des Foto- und Videowettbewerbs werden am 20. Oktober im Deutschen Meeresmuseum (DMM) in Stralsund bekannt gegeben.

Als „Meerschwein“ auf dem Speisezettel

 
Das DMM führt seit 2002 ein akustisches Monitoring in der gesamten deutschen Ostsee durch. Schweinswaldetektoren registrieren die Echo-Ortungslaute der Kleinwale, mit denen diese sich orientieren und jagen. „Ich freue mich sehr, dass uns die Detektoren so hervorragende Ergebnisse über das Vorkommen von Schweinswalen liefern. Dabei müssen wir leider aber auch erkennen, dass in der östlichen deutschen Ostsee nur sehr wenige Schweinswale registriert werden, was für einen sehr kleinen Bestand spricht.“ meint Dr. Harald Benke, Walforscher und Direktor des Deutschen Meeresmuseums.
 
Historische Dokumente belegen, dass Schweinswale einst überall in der Ostsee lebten. Sie wurden auch als „Meerschwein“ gegessen. Heute kommen sie fast nur noch im südwestlichen Teil, vor den Küsten Dänemarks, Deutschlands und Schwedens vor, aber nur noch selten in finnischen und polnischen Gewässern.

 
-pm-
 
Foto: Deutsches Meeresmuseum
Jan Lock

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