Hechtangeln nervt! Jens Franke, Produkt- und Verkaufs-Manager der Firma Sänger, hat sich Gedanken zu unserem liebsten Hobby gemacht.
Mein Text ist ironisch gemeint und Ihr solltet manches nicht zu ernst nehmen. Vielleicht bringt Euch auch die eine oder andere Passage zum Schmunzeln, zumindest sollte sie das. Aber ist es nicht die Wahrheit, dass das Angeln auf Hecht mit Kunstködern oftmals ziemlich mühsam sein kann? Es gibt eine Menge widriger Umstände, die uns mächtig die Laune verderben können. Es fängt an mit dem Wetter: Oft sind Frühjahr und Herbst mit Wind, Regen und Kälte verbunden- leider die beste Zeit, um unserem Zielfisch nachzustellen…
Besonders beim Fischen vom Boot kann der Wind schon ziemlich nervig sein und uns ganz schön die Drift vermiesen. Um das Driften des Bootes zu kontrollieren ist ein E-Motor nötig. Der wiederum bedeutet Extragepäck und der schwere Akku muss auch noch aufs Boot geschleppt werden. Ist der Wind zu heftig, wird es problematisch, mit dem Boot überhaupt hinauszufahren, da das Ganze gefährlich werden kann.
Das soll Spaß machen? Hechtwetter: Dunkle Wolken, Regen, eisiger Wind… |
Damit aber nicht genug: Um zu wissen, wie der Grund aussieht und wo wir uns befinden, ist ein Echolot und ein GPS sehr nützlich. Das bedeutet wieder Extra- Equipment. Wenn dann irgendetwas mit der Technik nicht stimmt, ist es schier zum Ausrasten! Es geht frustrierend weiter, wenn nach unzähligen Würfen endlich Bewegung in die Sache kommt… Oft ist es nur ein Nachläufer, der den Jerkbait nicht nimmt, egal was ich damit veranstalte. Ist es aber ein Fehlbiss, oder ein verlorener guter Fisch, und das kurz vor dem Boot, möglicherweise durch Schnurbruch, dann sinkt der Launepegel in den Keller. Und jetzt stellt Euch vor: dazu noch Regen, eiskalte Hände und der Wind hört auch nicht auf zu blasen…
Wenn jetzt der Angelkollege noch ein falsches Wort sagt, dann ist er dem Überbordgehen sehr nahe! Deeskalierend wirkt nicht, wenn man schon beim nächsten Wurf eine prächtige Perücke auf die Multirolle zaubert. Wie schon gesagt: mit eiskalten Fingern in Wind und Regen. Doch dann kommt die Erlösung! Nachdem der Schnursalat unter vielen Flüchen und Tränen wieder gelöst werden konnte, knallt es endlich – ein Hecht nimmt den Jerkbait volley und hängt!
Aber muss der 50-Zentimeter-Hecht sich kurz vor dem Boot noch wie ein Rollbraten in die Schnur wickeln und dazu den Gummischwanz des 25-Euro-Köders zerfetzen und das Vorfach unrettbar beschädigen? Einerseits sollten wir auch einem kleinen Fisch dankbar sein, weil wir die Bestätigung bekommen, dass unsere Angelmethode doch funktioniert. Andererseits ärgern wir uns, weil sich der Fisch einen Drilling des Köders durch Ober- und Unterkiefer gerammt hat und nur mit großer Mühe wieder befreit werden kann hatten wir doch mit Absicht einen besonders großen Köder gewählt, um nur dem Beuteschema von kapitalen Hechten zu entsprechen.
Dieser Junghecht hängt zu sicher…, der Drillingskrampen fasste durch Ober- und Unterkiefer. |
Nachdem der Fisch endlich gelöst ist, stellen wir fest, dass Blut von unseren Händen rinnt. Schnell erinnert man sich. Dass bei der kniffligen Löseaktion, übrigens mit zwei Zangen und Bolzenschneider, doch die Hand ganz kurz abgerutscht und im Hechtmaul gelandet ist. Upps! Es ist aber halb so wild, denn die Hände sind so kalt, dass sich der Schmerz erst frühestens bei der beginnenden Blutvergiftung einstellen wird
Nicht verzagen! Es hätte ja noch schlimmer kommen können, wenn sich beim Landen oder Lösen ein Drilling dummerweise zusätzlich im Daumen anstatt nur im Hechtmaul verankert hätte.
Folgende Fakten kommen erschwerend noch hinzu, sie ziehen sich wie ein roter Faden durch den ganzen Angeltag: Da wäre zum Beispiel, dass jeder zweite Wurf zwar perfekt im anvisierten Zielgebiet landet, sich aber der Köder im Vorfach verfängt oder irgendwelche Pflanzen hakt und dadurch nicht ordentlich läuft. Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass die Hände kalt sind und es ziemlich windig ist? Das macht es besonders unangenehm, mit blauen Fingern die feuchten Pflanzenreste immer wieder vom Haken zu pulen. Hier und da kommt noch ein Hänger dazu, der sich nur lösen lässt, wenn man mit dem Boot direkt über die Stelle fährt, an der sich der Köder aufgehängt hat. Im schlimmsten Fall kommt es sogar zum Köderverlust. Dann heißt es neu montieren, natürlich mit kalten Fingern.
Irgendwann kommt der lang ersehnte Biss! Die Rute ist ganz schön krumm und der Hecht ist länger als 90 Zentimeter. Als er zu ersten Mal an die Oberfläche kommt, stellen wir fest, dass er sicher gehakt ist und wir ihn beruhigt ausdrillen können. Nachdem wir das geschafft haben, kommt der Moment in dem wir den Fisch sicher in Händen halten und unser Angelkollege, der natürlich jetzt unser bester Freund ist, mit der Kamera diesen Augenblick durch die geschossenen Bilder unvergesslich macht.
Jetzt stellen wir fest, dass die Hände eigentlich warm sind, der Wind gar nicht so heftig ist – und aufgehört zu regnen hat es auch. Also war doch alles nicht so schlimm? Die Belohnung Fisch lässt uns alle Leiden schnell wieder vergessen.
Pike Fishing sucks! Aber solche Momente lassen alle Leiden und Entbehrungen vergessen. |
Jetzt mal ganz ehrlich: Nehmen wir die ganze Tortour nicht gerne auf uns? Ich für meinen Teil liebe das Hechtfischen mit Kunstködern und bin sicher, dass ich es weiterhin in jeder sich bietenden Situation mit Hingabe tun werde, obwohl ich schon manchmal sagen muss: Pike Fishing sucks, Hechtangeln nervt, aber das Fangen macht wahnsinnigen Spaß!
Euer Jens Franke, www.saenger-tts.de