Diesmal begleiten wir Hechpapst Jan Eggers beim Speedtrolling, dem schnellen Schleppen von tieflaufenden Wobblern unmittelbar hinter dem Boot.
Zum Hechtangeln muss es für mich erst richtig kalt werden. Vor allem muss in den Wintermonaten wieder Frischwasser in die Poldergräben einfließen und das Kraut absterben. Wenn der Regen und die Hagelkörner gegen die Fenster meines Arbeitszimmers prasseln und draußen der Norwestwind bis zu Windstärken von 8 und 9 weht, dann wurden meine Wünsche erhört. Ja, dann kann man richtig von Hechtwetter sprechen, da freue ich mich jetzt im Sommer schon ordentlich drauf.
Ich habe bereits im 3. Teil dieser Serie versprochen, dass es diesmal über das Schleppen mit Wobblern gehen soll. Hätte ich diesen Artikel vor 25 Jahren schreiben müssen, dann hätte ich wahrscheinlich noch wenig über die Technik des Trollings auf Poldergräben erzählen können. Genau, das Schleppangeln in sehr flachen Gewässern, die kaum einen Meter tief sein können, ist noch ziemlich jung. Das Schleppen über tiefem Wasser ist hingegen schon sehr alt. Ich besitze ein englisches Angelbuch von 1805, das ein ganzes Kapitel der „noblen Kunst des Trolling“ widmet. Grundlegend hat sich seit dieser Zeit nicht viel verändert. Natürlich, die Materialien, aus denen unsere Angelgeräte hergestellt sind, sind inzwischen andere. Wir können auswählen aus hunderten Wobblern, die alle verschiedene Eigenschaften und Einsatzbereiche haben. In diesem Teil will ich sowohl ganz allgemein, als auch über erst kürzlich entwickelte Methoden des Trollings sprechen. Kurz gesagt, geht es darum, wie man richtig einen Wobbler hinter einem Boot herschleppt.
Gemächlich fahren und Köder weit hinter dem Boot
Nach meinem Naturell bin ich eigentlich kein Bootsangler, ich laufe lieber am Ufer mein Poldergebiet ab. Eigentlich seltsam, denn zwischen meinem 12. und 30. Lebensjahr habe ich häufiger von einem leichten Ruderboot aus gefischt, als vom Ufer. Ja, stundenlanges Rudern an einem Angeltag ist mir nicht unbekannt. Wir angelten damals so: Ich fischte mit einer sehr langen Rute mit lebendem Köderfisch von der Kante des Angelbootes aus, das ich gegen den Wind am Schilfgürtel entlang zog. Immer wieder packte ich ein paar Schilfhalme, um das Boot voran zu ziehen. Den Köderfisch platzierte ich vor allem in Schilflücken, an Seerosen, Rohrkolben und anderen Hechtstandplätzen.
Diese Angelmethode war eine etwas andere Form des „Baarspeuteren“, das in Nordholland noch immer eine populäre Form des Wettfischens ist (beim „Barsche stochern“ wird sehr mobil auf kleine Barsche mit einer kurzen, unberingten Stipprute und Maden gefischt). Im Eilandspolder bei De Rijp verbrachte ich meine ersten 27 Lebensjahre. Dort war ein Boot eine Notwendigkeit, um die Poldergewässer erreichen zu können. Das war im Gebiet um Bovenkarspel, wo ich später wohnen sollte, mit den Poldern Het Grootslag, De Drieban und De Vier Noorderkoggen ebenfalls der Fall. Man hat dann begonnen, diese Polder in Parzellen einzuteilen, so verschwanden viele Gräben und kleine Seen. Die Erreichbarkeit der übrigen Gräben und Kanäle mit Fahrrad oder Auto verbesserte sich so enorm. Früher gab es keine Wege in diesen schiffbaren Poldern. Ich konnte also dank der neuen Wege nach Herzenslust viele Kilometer pro Tag mit meiner Spinnrute in diesen Poldern zurücklegen und brauchte dazu immer weniger mein Boot, zumal das Rudern vor allem auch Angelzeit kostete…
Mit Flachläufern fing es an
Ich weiß nicht mehr, wann ich zum ersten Mal ernsthaft mit dem Wobbler-Trolling begonnen habe. Ich werde einmal die alten Jahrgänge der Angelzeitschrift „De Visser“ durchschauen, wahrscheinlich werde ich darin einige meiner Artikel zum Thema finden.
Das Schmökern in den alten Jahrgängen war sehr interessant. Ich schrieb im September 1989 einen Artikel über das Schleppen mit Kunstködern auf großen Gewässern. Zu meiner Überraschung fand ich in der folgenden Ausgabe, also im Oktober 89, auch schon einen Beitrag über das Trolling in Poldergewässern. Sofort sieht man, dass sich die Methoden und Geräte deutlich von den heutigen unterscheiden. Damals hatte man vor allem Angst, dass der Wobbler sich andauernd am Grund verhängt. Auf den großen und tiefen Gewässern war das weniger ein Problem, als in den flachen Poldern. Der Wobbler, mit dem ich damals dort gut fing, war der Flachläufer Rapala Jointed 11.
Heute schleppt man anders
Gab es viele Wasserpflanzen oder war der Graben außergewöhnlich flach, dann fischte ich noch eine Größe kleiner, den J-9. In tieferen Gewässern war der Super Shad Rap (SSR) mein ausgesprochener Favorit, gefolgt vom 14cm Magnum in schwimmender Ausführung. Wenn ich nun die alten Artikel lese und sehe, dass mit einer Geschwindigkeit von 1 bis 2 Stundenkilometern geschleppt wurde und der Köder mindestens 15 Meter vom Boot entfernt laufen musste, dann zaubert mir das bei den verwendeten Ködern doch ein Lächeln aufs Gesicht. Das war die gute alte Zeit, nun schleppe ich ganz anders! Nun gut, wollen wir einmal beginnen mit dem Trolling auf Gewässern, wo diese Angeltechnik wenig verwendet wird – einfach gesagt, dort wo wenige Boote fahren und der Hecht kaum geschleppte Köder kennt. Dort kann man es auf eben genannte Art ganz sicher probieren. Ich fing Anfang der 1990er Jahre schöne Hechte, Zander und sogar Barsche in den Poldern mit dieser langsamen Schlepperei, mit Flachläufern weit hinter dem Boot.
Zwischen Blumenkohl und Tulpen
Man kann sagen, dass das Schleppen auf den extrem flachen Gewässern bei uns für eine ziemliche Sensation gesorgt hat. Sogar die weniger guten Kunstköderangler haben gleich gefangen. Jeder muss zugeben, es ist eine faule aber effektive Art der Angelei. Eine Spinnrute in der Hand zu halten, daran einen flach laufenden Wobbler, und mit dem Boot langsam gluckernd durch ein Netzwerk von Poldergräben fahren, ist nicht schwierig. Fischte man anfangs vor allem in den Poldergräben zwischen den Weiden und Feldern mit Blumenkohl und Tulpen, entdeckte man doch schnell, dass vor allem in den Wintermonaten die Hechte sehr gut in den Gräben im Dorfbereich zu fangen waren. Ich wohne selbst am Wasser, sogar an einer Kreuzung verschiedener Gräben, und ich sah jeden Herbst und vor allem im Winter immer mehr Boote mit Hechtanglern vorbeifahren. Vor allem die Jugend fand diese Methode sehr interessant, denn die Chance auf einen Hecht über 90 cm war immer sehr groß. Weil ich viele Angler in meiner Gegend kenne und regelmäßig mit ihnen spreche, weiß ich, dass es gar nicht so selten vorkam, dass man mit dieser Technik 10 bis 15 Hechte pro Tag fing. Mein Rekord in fünf Stunden Schleppen waren 21 Hechte.
Die Hechte werden schlauer
Aber nach einiger Zeit, ich schätze mal 2-3 Jahre, fielen die Fänge beim Schleppangeln in meiner Region doch bedeutend geringer aus. Vor allem im Winter bei klarem Wasser, wenn die Algen abgestorben waren, schwammen die Hechte nur noch hinter den Kunstködern her und drehten dann im letzten Moment ab. Die Fische waren „verblinkert“, wir sprechen hier bei uns von Dressur. Was macht man da? Eine gute Frage, die damals nicht zu leicht zu beantworten war. Zur Dressur kommt es auch, wenn man vom Ufer aus fischt. Die Lösung war hier immer der Einsatz anderer, noch unbekannter Kunstköder, Nun, das funktionierte auch beim Schleppen. Ich erinnere mich, dass mit Blinkern, Spinnerbaits, Gummifischen und sogar Spinnern dann noch gut gefangen wurde. Der Nachteil beim Trolling mit Metallködern war, dass sich deren Tiefgang sehr schlecht kontrollieren ließ. Stoppt man das Boot, weil Wasserpflanzen in der Schraube hängen oder weil der Angelkumpel an einem Schilfstängel festhängt, konnte man die Köder nicht wie bei schwimmenden Wobblern im Wasser lassen. Man musste immer erst einholen, weil man sonst am Grund festhing.
Wobbler im schäumenden Schraubenwasser
Meine erste Wahl blieben deshalb schwimmende Wobbler. Weil ich in den Wintermonaten vom Ufer aus gut mit größeren Wobbler fing, sagen wir mal Wobbler zwischen 14 und 20 cm, probierte ich diese auch beim Schleppfischen aus. Weil der Mensch nur aus Schaden klug wird, hatte ich schnell heraus, dass diese Wobbler kurz hinter dem Boot geschleppt werden müssen, damit man nicht alle 100 Meter einen Hänger bekommt. Der Abstand von 15 Meter und mehr wurde eingekürzt auf 10 Meter, später sogar nur 5 Meter, heute schleppe ich meine Wobbler nur noch zwei Meter hinter dem Boot. Das klingt unglaubwürdig, vor allem für Leser, die das zum ersten Mal lesen, wo ich doch jahrelang das Gegenteil behauptet habe. Erst der kurze Abstand macht es möglich, dass Wobbler, die normalerweise 4 Meter tief laufen, nun im kaum einen Meter tiefen Poldergewässern eingesetzt werden können. Wenn man nur noch zwei Meter Schnur zwischen Köder und Rutenspitze hat, kann der Köder eben nicht mehr tiefer abtauchen. Das verursacht noch einen anderen sehr interessanten Effekt: Normalerweise haben Wobbler eine schlingernde Seitwärts-Aktion. Diese kurz gefischten, tieflaufenden Wobbler erhalten so auch noch eine vertikale Aktion. Der Wasserdruck gegen die Tauchschaufel drückt den Wobbler nach unten, die kurze Schnur zieht ihn wieder nach oben. Diese abwechselnden Aktionen machen den Köder noch anziehender für die Hechte, auch für Zander und Barsche. Wenn zusätzlich die Rutenspitze hin und her geführt wird, kriegt der Köder noch mehr Aktion. Manche werden denken, dass der kurz hinter dem Boot geschleppte Wobbler dann sehr wahrscheinlich im schäumenden Schraubenwasser schwimmt und das stimmt! Es funktioniert, wenn der Köder genau hinter dem Boot schwimmt. Ob der Köder hinter dem Boot oder seitlich am Boot geführt wird, bestimmt natürlich jeder selbst.
Ich habe kein Problem damit, im weißen Schraubenwasser des Außenborders zu fischen, auch wenn ich dann eigentlich nicht so gut meine Raubfische fangen sollte, denn die Hechte können den Wobbler in dem Getöse ja gar nicht sehen. Nach meinen Beobachtungen können die Räuber dann auch keine Druckwellen der vermeintlichen Beute mit der Seitenlinie orten. Allerdings sehe ich häufig während der Fahrt Hechte, die auf die wegschießenden und durch die Schraube aus dem Gleichgewicht gebrachten Futterfische Jagd machen. Für diese Hechte bedeutet das fahrende Boot auch immer leichte Beute.
Auch hier war wieder der Rapala SSR in der Barschversion erfolgreich.
Eine kurze Schnur zwischen Spitze und Wobbler bedeutet auch, dass man sich auf die Schnur verlassen können muss. Gleiches gilt auch für die Rollenbremse. Ich persönlich verwende ausschließlich Multirollen beim Schleppen. So wirkt die Kraft beim Biss schnurstracks auf die Spule und nicht erst über einen Knick am Schnurlaufröllchen, wie bei Stationärrollen. Welche Schnur? Da ist die Antwort eindeutig: Für mich geht da nur gute Geflochtene mit einer Stärke um die 0,28mm.
Tiefläufer fürs Flache
Jetzt bleibt nur noch die Frage nach den Wobblern. Ich fasse mich kurz und verrate meine Top 3. Am liebsten schleppe ich den bereits genannten Super Shad Rap von Rapala im Barsch-Design. Danach folgt der Salmo Perch 12 cm in der tieflaufenden Ausführung, auch hier ist die Barschfarbe mein Favorit. Schlussendlich nenne ich noch den einteiligen Ernie mit der großen Tauchschaufel. Dieser Köder läuft am tiefsten von den drei Wobblern. Der Köder hat mir aber immer geholfen, wenn die Fänge mit den erstgenannten Modellen nachgelassen haben. So, das wäre das Wichtigste über das Trolling in extrem flachen Poldergewässern. Bleibt nur noch eine ebenfalls wichtige Sache, die ich jetzt erklären werde.
Nicht zu schnell!?
Anfänger im Bootsangeln, die zum ersten Mal Schleppen, haben immer eine Angst: dass sie zu schnell fahren. Ich kann diese Angst verstehen, aber auch Entwarnung geben. Ehrlich gesagt, fährt man gar nicht so einfach zu schnell beim Trolling, eher zu langsam, vor allem in den Wintermonaten. Ganz häufig habe ich es schon geschrieben: Ich schleppe im Winter schneller als in den wärmeren Monaten. Warum? Weil ich gemerkt habe, dass ich so mehr fange. Die Sache ist doch ganz einfach: Wer fängt hat Recht! Alle Theorien über kaltes Wasser, in dem wechselwarme Tiere leben, wie die Hechte, die dann einen trägeren Stoffwechsel haben und deshalb weniger aktiv jagen, perlen von meinen großen Watstiefeln ab. Nach meiner Meinung ist der Hecht in den kalten Wintermonaten ganz besonders aktiv, deshalb fische ich dann mit größeren und schneller geführten Kunstködern auf meinen Freund Esox. Viele Angelgäste, die ich begleite, staunen über die Geschwindigkeit, mit der ich schleppe, schätzungsweise zwischen 4 bis 5 Stundenkilometer schnell. Sie sind noch mehr erstaunt, wenn ich dann auch noch gut fange. Werde ich gefragt, welche Schleppgeschwindigkeit die richtige ist, dann gebe ich immer folgenden Tipp: Wenn die Bisse ausbleiben, dann einfach etwas schneller schleppen. Ich habe schon so einige Wetten mit Angelgästen gewonnen. Ich habe ihnen den Rat gegeben, dass sie ihre Schleppgeschwindigkeit verdoppeln sollen, um besser zu fangen. Ähnlich wie bei der Wahl des richtigen Kunstköders, denn der fängt letztendlich den Fisch, ist Vertrauen in die Fahrgeschwindigkeit des Bootes sehr wichtig. Glaubt einem erfahrenen Polderangler: Vertrauen kriegt man ausschließlich durchs Fangen. Es erstaunt mich doch immer wieder, dass auch gute Angler an bestimmten falschen Vorstellungen anderer Angelautoren unbedingt festhalten wollen. Sie mögen diese Dogmen und wollen nichts daran verändern. Was für ein großer Blödsinn! Es gibt keine 100-prozentig festen Regeln in der modernen Sportfischerei. Davon bin ich immer mehr überzeugt. Das Resultat davon ist: Noch mehr experimentieren mit Kunstködern und Schleppgeschwindigkeiten, auch einmal zickzack durch den Kanal fahren und das zu den unterschiedlichsten Zeiten. Mit dem letzten Punkt meine ich auch das nächtliche Schleppen auf Hechte, vor allem in Gewässern, in denen die Hechte tagsüber viele Boote und Wobbler vorbeischwimmen sehen und davon ziemlich die Schnauze voll haben.
Zur Not mit Köderfisch
Ich hatte bereits erwähnt, dass dieser Teil des ABCs eine etwas andere Form als die vorangegangenen Teile haben wird. Ich sehe immer mehr Angler, die beim Schleppfischen immer weniger fangen, weil sie Trendfolger sind und keine Trendsetter. Meiner Meinung nach gibt es Situationen, in denen die Hechte von den immer wieder vorbeisausenden Kunstködern so reizüberflutet sind, dass sie den Streik ausrufen. Ist dieser Moment gekommen, das kommt an sehr stark befischten Stellen schon einmal vor, dann wechsele ich zum natürlichsten aller Wobbler: zum toten Köderfisch. Diesen kann man auch prima hinter dem Boot herschleppen und die Hechte reagieren darauf besser als auf ein Stück Metall, Plastik oder Holz. Wissenschaftliche Untersuchungen in den Niederlanden haben gezeigt, dass Hechte Köderfische immer noch nehmen, wenn sie Kunstköder komplett verschmähen. Wie man es auch dreht und wendet, sie müssen letztendlich doch fressen – verblinkert und überangelt oder nicht – und dann ist der Köderfisch doch immer noch der natürlichste Köder.
Nun gut, ich kann nur hoffen, dass wir in diesem Winter keinen frühen Wintereinbruch mit Eis auf den Poldergräben bekommen werden. Will ich doch einige Male mit hoffentlich gutem Erfolg mit großen Tiefläufern auf Hecht schleppen. Ich finde das Schleppen noch immer eine sehr effektive Art des Hechtangelns.
Ist diese ABC-Serie hiermit beendet? Zweifellos gibt es noch einige Kunstköderformen, die ich noch nicht besprochen habe. Die kommen sicher noch an die Reihe. Nur noch etwas Geduld!
Euer Jan Eggers