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ABC des Kunstköderangelns (5)

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Jan Eggers fischt auch an den extrem flachen Poldergewässern Nordhollands mit Gummifischen und das sehr erfolgreich, wie dieser schöne Zander beweist. Bilder: Jan Eggers

Im 5. Teil seiner Serie befasst sich Hechtpapst Jan Eggers mit dem Gummifisch. Einem Universalköder der geworfen und auch geschleppt werden kann.

Wer billig kauft, kauft teuer! Dieser Spruch passt hier sicher nicht. Denn die einfachsten Standard-Gummifische sind oft erstaunlich fängig, manchmal fangen sie sogar besser als viele teurere Nichten und Neffen, um die viel Tamtam gemacht wird. Mit einem einfachen Jigkopf mit dem richtigen Gewicht kann an fast jedem Gewässer gefischt werden. Es gibt kaum einen Hechtköder, der so leicht zu führen ist und, der auf so viele verschiedene Arten gefischt werden kann.

Basis-Kunstköder

In einem ABC des Kunstköderangelns dürfen Shads oder Gummifische natürlich nicht vergessen werden. In meinen Augen kann man einen Gummifisch gut als Basisköder bezeichnen, denn er ist einfach zu fischen und problemlos zu werfen, zudem fängt er dabei auch noch außerordentlich gut. Sollte ich einmal gefragt werden, was ein guter Kunstköder wäre, um als Anfänger damit das Raubfischangeln zu beginnen, dann würde ich sehr wahrscheinlich etwas in der Richtung eines 15cm Shads empfehlen. Dieser Kunstködertyp hat nun einmal eine ganze Menge Vorteile gegenüber anderen Ködern. Vor allen die verschiedenen Möglichkeiten der Köderführung machen die Gummiköder sehr flexibel im Einsatz.

Basis-Zubehör eines Spinnanglers: Hängerlöser, Spitzzange, Maßband, Seitenschneider und eine scharfe Schere, zum Schneiden von Stahlvorfach.

Ein weiterer wichtiger Tipp für den Angelanfänger, auch für Jungangler, ist die Anschaffung von gutem Hakenlösegerät. Es sollte niemand ohne eine Arterienklemme oder Spitzzange im Gepäck auf Raubfische angeln, aber das ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Ein Seitenschneider ist übrigens auch kein unnötiger Luxus.

Vorteile von Gummifischen

Grundsätzlich kann man einen Gummifisch zum Einstieg problemlos in den Karabiner des Stahlvorfachs einhängen. In den gleichen Karabiner kann zusätzlich noch ein weiterer Drilling an einem kurzen Stück Stahlvorfach eingeklinkt werden. Ein Haken des Drillings wird dann leicht in den hinteren Teil des Gufis eingestochen.

Dieser Hecht wurde nur dank eines zusätzlichen Stingers mit "Angstdrilling" gehakt.

Bei einem Spinner wird hier in Holland durchaus ein Antikink-Fähnchen vorgeschaltet, bei einem Shad ist das aber nicht nötig. Dieser Köder dreht sich nicht um die eigene Achse, verdrallt also nicht die Schnur. Aber auch beim Gummifisch, wie bei jedem Kunstköder, der einen Hecht fangen soll, muss ein Stahlvorfach montiert werden. Hechte inhalieren nämlich Köder regelrecht und dann geht man ohne Stahl das Risiko eines Schnurbruchs ein. Hechte drehen sich im Drill um die Längsachse oder schütteln mit weit aufgerissenem Maul den Kopf, dabei berühren sie mit ihren messerscharfen Zähnen das Vorfach. Ist es nicht aus Stahl, dann scheuern sie es meistens sofort durch. Auch bei geflochtenen Schnüren ist das der Fall, auch wenn manchmal etwas anderes behauptete wird. Auf jeden Fall ist Vorsicht besser, als einen Fisch mit einem Stück Plastik im Maul herumschwimmen zu lassen. Die Aktion von Gummifischen wird durch ein Stahlvorfach nicht negativ beeinflusst. Es gibt also keinen Grund, keinen Stahl vorzuschalten. Obendrein gibt es heutzutage sehr dünne und weiche Stahlmaterialien auf dem Markt.

Ein weiterer Vorteil der Gummifische ist die Variationsbreite der Schwimmtiefe, die nur durch das Gewicht des Bleikopfes verändert werden kann. Das Gewicht des Bleikopfes sollte nicht zu hoch gewählt werden, denn nur durch eine langsamere Einholgeschwindigkeit läuft der Gummifisch schon tiefer. Durch das Anheben der Rutenspitze kann ein Shad mit einem leichten Bleikopf auch sehr flach geführt werden, sogar an der Oberfläche. Das ist vor allem in stark verkrauteten Gewässern von Vorteil.

Stahlvorfach ist Pflicht beim Angeln mit Gummifisch. Selbst kleinere Hechte inhalieren den weichen Köder oft komplett.

Werfen lassen sich Shads im Allgemeinen sehr gut. Es handelt sich um einen kompakten Köder, der wenig Luftwiderstand bietet. Das ist sehr angenehm, fische ich doch vom Ufer aus in kleinen, nicht allzu breiten und flachen Poldergewässern, an denen zielgenaues Werfen sehr wichtig ist. In solchen Gewässern reicht ein Bleikopf von um die 5 Gramm vollkommen aus. Teilweise sind diese leichten Köpfe etwas schwieriger zu bekommen, vor allem in Kombination mit einem qualitativ hochwertigen Jighaken. Da bleibt einem nur übrig, den Bleikopf zu lange zu bearbeiten, bis er das gewünschte Gewicht hat.

Bei der Angelei in Kleingewässern lässt sich nicht vermeiden, dass man hin und wieder Kraut am Haken hat. Weil die meiste Aktion eines Gummifischs durch den Schaufelschwanz produziert wird, bleibt die Aktion, wenn nicht zu viel Kraut am Haken hängt, dennoch erhalten. Ich habe schon so einige Fische gefangen, die beim Hakenlösen neben dem Gummiköder auch eine ganze Menge „Spinat“ zwischen den Zähnen hatten. Obendrein sind die Shads in den verschiedenartigsten Dekors erhältlich, das bietet viele Möglichkeiten zur Variation. In bestimmten Fällen kann man selbst noch seine Kreativität ausleben, indem man einen wasserfesten Filzstift zur Hand nimmt. Als letzten Vorteil der Gummiköder will ich den „natürlichen Biss“ des Materials nennen. Das weiche Gummi bietet den Raubfischen die Möglichkeit, so richtig ihre Zähne reinzuhauen. Das Material fühlt sich für sie sehr natürlich an. Mit dem Ergebnis, dass dieser Kunstköder von den Raubfischen etwas länger im Maul festgehalten wird. Und das gibt uns mehr Zeit, den Haken gut zu setzen.

Großer Gummi, umgebaut zum Schleppfischen. Der schwere Bleikopf bringt den Köder auf Tiefe, die beiden Zusatzdrillinge sorgen für eine sichere Bissausbeute.

Wo und wann?

Die flachen Poldergewässer sind in den Sommermonaten dicht mit Pflanzen zugewachsen, was das Angeln sehr lästig macht. Im Winter ist das Kraut größtenteils verschwunden. Dadurch entsteht eine große Vielfalt hervorragend befischbarer Gewässer, in denen so einige Hechte umherschwimmen. Solche Gewässer finden sich nicht nur auf dem offenen Land, sondern auch in verschiedenen neuen und auch etwas älteren Wohngebieten überall in den Niederlanden. Die angeschlossenen Wassersysteme aus breiten Gräben und Weihern bieten eine große Vielfalt an Gewässern, die geradezu dafür gemacht sind, um vom Ufer aus befischt zu werden.

In einem milden Winter mit wenig strengem Frost fällt oft viel Regen. Durch das Abfließen und Abpumpen des Regenwassers werden viele Gewässer dann trübe, die Sichtigkeit lässt zu wünschen übrig. Die genannten Gewässer im Siedlungsbereich sind zwar auch miteinander verbunden, der Wasseraustausch geschieht aber hier nur sehr langsam. Dadurch bleiben sie sehr lange klar und sind prima mit Kunstködern befischbar.

Vor allem im Winter ist es zudem hier an der Küste sehr windig, das macht die Angelei auf dem kahlen freien Land nicht angenehm. Dann weiche ich gerne auf windgeschützte Gewässer innerorts aus und fische dort ein paar Stunden vom Ufer aus. Die Fangresultate sind meistens doch ziemlich gut, der Fang eines Meterhechtes ist natürlich immer die Ausnahme von der Regel. Es gibt sie natürlich, nur sind sie meistens durch Erfahrung schlau geworden. Die mittlere Größe liegt meistens bei um die 60 cm. Diese Fische liefern an leichtem Gerät schon einen schönen Sport. Vor allem, weil man mehrere davon auf einer Stelle fangen kann. Tage, an denen man zu zweit mehr als zehn Hechte fängt, sind hier normal. Manchmal sind darunter auch schöne und besonders schön gezeichnete Exemplare.

Kleine Hechte scheuen auch vor großen Gummis nicht zurück. Auch hier hat der Zusatzdrilling den Esox gehakt.

Ein weiterer Vorteil des klaren und flachen Wassers: Man sieht die Hechte schon aus der Ferne auf den Köder zuschießen, Nachläufer sind nicht selten. Es ist ein besonderer Spaß solche Fische doch noch zum Anbiss zu verführen. Das kann durch Beschleunigen oder Abstoppen des Köders erreicht werden. Mit einem Wobbler oder Spinner ist die Köderführung unter der Rutenspitze zu Ende. Einem Gummifisch kann man dann immer noch ein paar Kunststücke entlocken, er kann auch vertikal geführt werden. Man lässt ihn unter der Rutenspitze seine Runden drehen, mit großen Sprüngen über Grund hüpfen oder mit einem kräftigen Ruck emporschießen und die Oberfläche durchbrechen. In der kälteren Jahreszeit gibt es oft mehrere definierte Beißzeiten am Tag, in denen die Fische besonders aktiv sind. Morgens ist im Winter häufig eine Beißzeit von ungefähr einer Stunde, dann um die Mittagszeit beißt es oft wieder. Zu Beginn der Mittagszeit ist es oft ruhig, zwischen 13 und 15 Uhr beißt es dann aber wieder. Die Topbeißzeit liegt dann abends, wenn es langsam dunkel wird. Dann kann man auch Aktivität bei den anderen Fischarten beobachten.

Auch Barsche mögen Gummi.

Wie und womit?

Vom Ufer aus fische ich eigentlich immer in relativ flachem Wasser. Die Durchschnittstiefe liegt hier bei uns so um einen Meter. Da sind leichte Bleiköpfe empfehlenswert. Damit lässt sich nicht nur sehr schön langsam fischen, sie reagieren auch viel besser auf Bewegungen der Rutenspitze.

Meistens gehe ich beim Abfischen einer Stelle folgendermaßen vor. Zuerst hole ich den Shad einfach nur ein, so wie man es mit den meisten Kunstködern macht. Wenn so kein Biss erfolgt, hole ich den Gummifisch im Rhythmus von zwei normal schnellen und einer schnelleren Kurbelumdrehung ein. Dadurch wird der Köder in Abständen beschleunigt, oft reizt das einen Nachläufer zum Anbiss. Danach gebe ich dem Köder mit der Rutenspitze kurze Schläge, das wird Twitchen genannt. Der Shad macht so unkontrollierte und kippelnde Bewegungen. Wenn nicht viel Dreck auf dem Grund herumliegt, lasse ich den Gummifisch auch auf Grund sinken. Nach dem Einwerfen lasse ich den Köder auf Grund sacken und jigge ihn ruckartig. Während ich die Rutenspitze hoch halte, sinkt der Gummi nach dem Anrucken immer wieder zum Grund. Dabei beobachte ich stets die Schnur, bewegt diese sich unerwartet, dann setze ich einen Anhieb. Deshalb die Rutenspitze nicht allzu hoch halten! Dann kurbele ich die Rutenspitze wieder nach unten und versetze dem Köder erneut einen Ruck. Das Ganze wiederholt sich dann wieder.

Als Rute funktioniert eine etwas straffere Spinnrute hervorragend. Ein Wurfgewicht von mindestens 30 Gramm ist für die Polder ein guter Mittelwert, vor allem bei etwas größeren Shads. Eine Länge zwischen 2,40 und 2,70m ist perfekt, vor allem, wenn sich noch etwas Ufervegetation am Gewässer befindet. Shads, die geworfen werden sollen, wähle ich eigentlich nicht größer als zwischen 15 bis maximal 20cm. Diese Längen sind noch gut handhabbar, man kann sie problemlos den ganzen Tag werfen. Noch größere Gummis werden dann schnell anstrengend.

Verschiedene Gummifischmontagen zum Schleppfischen. Die Bleie mit "Korkenzieher" können als zusätzliche Beschwerung in den Gummifisch geschraubt werden.

Vom Boot aus

Neben der oben beschriebenen Technik lassen sich vom Boot aus große Shads auch sehr gut schleppen. Beim Schleppen setze ich gerne größere Gummifische ein, vor allem in der kälteren Jahreszeit. Als Rute verwende ich dafür gerne einen etwas weicheren Stecken, der bei einer stärkeren Belastung eine parabolische Aktion aufweist. Ob eine traditionelles Rollenmodell oder eine Baitcaster eingesetzte wird, hängt vor allem von den individuellen Vorlieben des Anglers ab. Die Angeltiefe kann auch hier vor allem durch das Gewicht des Bleikopfes bestimmt werden. Die Bleikopfgewichte variieren zwischen 10 und 40 Gramm, je nach der Geschwindigkeit, mit der geschleppt wird. Ein Jigkopf von um die 20 Gramm ist bei den großen Gummis sicher ein guter Mittelwert.

Während des Schleppens kann der Gummifisch mit großen Sprüngen über dem Grund geführt oder auch im Mittelwasser angeboten werden. Bei beiden Arten der Köderführung ist es empfehlenswert den Shad ab und zu mit einem Ruck der Rutenspitze zu beschleunigen. Dadurch wird der Köder aus dem Gleichgewicht gebracht und macht eine kippelnde Bewegung, wodurch seine Flanken verführerisch aufblitzen. Danach wird die Rute Richtung Köder geführt, wodurch der Gummifisch Richtung Grund sinkt. Das ist oft der Augenblick, in dem interessierte Räuber zuschlagen. Das können bei der Ködergröße kleine Hechte, aber auch richtig kapitale Exemplare sein.

Doppelt hält besser. Dieser Angler schwört auf zwei Zusatzdrillinge bei größeren Ködern.

Obwohl ständig mehr Bleiköpfe mit dünndrahtigen starken Haken in großen Größen auf den Markt kommen, bevorzuge ich immer noch etwas kleinere Haken. Zwei Drittel des Shads sind dann aber ohne jeden Haken. Indem man den Gummifisch etwas aufrüstet, mit einem oder zwei Drillingen an kurzen Stahlvorfächern (sog. „Angstdrillinge“ am Stinger-Vorfach), wird auch dieses Problem gelöst. Die beiden Drillinge werden mit jeweils einem Haken leicht in den Gummifisch gedrückt. Aus Erfahrung weiß ich inzwischen, dass die Drillinge am besten von etwas größerem Format sind. Die Größen 1 oder auch 1/0 sind wirklich nicht übertrieben. Es kommt nämlich häufiger vor, dass sich ein Haken komplett durch den Gummifisch bohrt, dann muss immer noch die Möglichkeit gegeben sein, dass eine Fluke Halt im Hechtmaul finden kann. Bei kleineren Shads wird nur ein kurzes Stinger-Stahlvorfach mit einem Drilling verwendet. Natürlich wird damit nicht nur Hecht gefangen, oft auch Zander. Sogar Gummifische von 15cm werden mit großer Regelmäßigkeit von Zandern gepackt, auch von kleineren Exemplaren.

Jan Eggers

ABC des Kunstköderangelns (4)

Bei dieser Gummifischgröße ist ein Zusatzdrilling am Seitenarm unbedingt empfehlenswert.
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