Dass das Uferspinnfischen mit Gummifisch und leichtem Gerät auf Waller selbst im Winter funktioniert, hat unser Autor Attila Arendt im RAUBFISCH 01/2024 ausführlich beschrieben und im Film „Winter-Wels“ auf PareyGo gezeigt.
Im Juli 2024 wurde jedoch sein Tackle für kleine bis mittelgroße Welse auf eine ganz harte Probe gestellt. Attila Arendt berichtet:
Es ist Ende Juli, ich stehe an einem Rheinabschnitt bei Karlsruhe und am Horizont türmen sich große Gewitterwolken auf. Ich fische an der Oberfläche auf Rapfen. Die „Süßwassersardinen“ sind um diese Jahreszeit extrem in Beißlaune und ich kann mehrere Räuber mit schlanken und schnell geführten Wobblern überlisten. Ich denke mir jedoch, dass es an der Zeit ist, auf die kampfstarken Bartelträger im Untergeschoß des Buhnenfeldes zu angeln. Eine kluge Entscheidung, wie sich bald herausstellen sollte.
Ich wechsele den Spot, packe meine Spinnrute mit 120g Wurfgewicht und peile ein Buhnenfeld an, das mir bei den aktuellen Wasserstandsbedingungen eine Absinkphase von zirka zwei bis drei Sekunden ermöglicht. Ich teste aktuell den „Daiwa Prorex SlimShady“ in 16 cm Länge, der auf einen 5/0er Jigkopf aufgezogen wird. Das Ganze tune ich wie immer mit eingesteckten Glasrasseln. Das Jigkopfgewicht wähle ich passend zur gewünschten Absinkphase und Beschaffenheit des Buhnenfeldes. Ohne Zeit zu verlieren, wird die soeben erschaffene Gummiwaffe auf Distanz gebracht. Mehrere gleichartige Buhnenfelder suche ich mit kleinen Sprüngen über den Gewässerboden ab. Im Regelfall packt sich der Wels den Köder beim Absinken. Doch irgendetwas schießt bei der nächsten Beschleunigung auf den „SlimShady“. Der Anhieb sitzt perfekt und sofort ist klar, dass sich ein guter Waller den Köder geschnappt hat. Die Rute geht krumm! Sofort stelle ich die Bremse weicher, in der ersten Flucht würde eine zu straffe Bremse sicherlich zu viel Druck auf den Fisch ausüben. Der Tanz beginnt, der Fisch zieht in meine Richtung. Vielleicht der entscheidende Moment, der am Ende zu einem guten Ausgang des Drills führt, denn ich kann mehrere Meter Schnur bereits in dieser frühen Drillphase gewinnen. Doch jetzt erwacht das Ungetüm und mir wird zum ersten Mal klar, dass ich ein Rheinmonster gehakt habe. Der Fisch kennt nur eine Richtung, er zieht zum Ausgang des Buhnenfeldes und zur Strömungskante. Bevor er dort ankommt, muss ich ihn stoppen und zum Glück habe ich dazu noch etwas Zeit. In einem sehr kleinen Zeitfenster kann ich die Achterbahnfahrt des Urians stoppen und es gelingt mir seinen Kopf wieder in Richtung Ufer zu dirigieren. Das Gerät wurde bisher noch nicht auf solche Extreme getestet. Denn nun muss ich viel Druck aufbauen, um wertvolle Schnurmeter zurückzugewinnen. Bis zur nächsten Flucht, bei der die Rolle immer heißer läuft, gelingt mir das auch. Der Fisch kommt der Strömungskante auch bei der zweiten Flucht extrem nah. Zum Glück nicht nah genug. Auf Biegen und Brechen erkämpfe ich mir die verlorenen Meter zurück, bis ich den Waller zum ersten Mal an der Oberfläche sehe. Ein gigantischer Fisch! Mir tropft der Schweiß von der Nase und die komplette Ausrüstung ist unfassbar unter Druck. Der „point of no return“ rückt näher und damit meine ich, dass ich die fehlenden letzten Schnur-Meter mit Rute und Rolle nicht mehr aufspulen kann, zu stark drücken Strömung und Fisch dagegen. Zur Landung gehe ich daher ins Wasser und packe mir die 0,60er Fluorocarbon-Vorfachschnur. Ein Drahtseilakt, doch es geht alles gut! Mein bis dato größter Rheinwaller misst genau 2,40 m. Gewogen habe ich ihn nicht. Das Gewicht schätze ich jedoch auf 80-90 kg. Es gibt große Welse in unseren Rheinauen. Doch ein derartiges Monster aus den Buhnenfeldern hat auch mir die Sprache verschlagen.
Attila Arendt