Im Schweizer Kanton Graubünden können mit einer einzigen Angellizenzzahllose Gebirgsgewässer befischt werden; der Vereinabach in der Nähe desbekannten Ferienortes Klosters ist eines davon
Von Von Andreas Herting
Mitunter geht es steil herunter an den Ufern des Vereinabachs |
Im Vereinatal wähnt man sich fast schon im hohen Norden: Niedriges Heidegestrüpp und Zwergarven säumen die Ufer des glasklaren Vereinabaches, der wild tosend durch enge Canyons schießt und sich dazwischen flach mäandernd durch saftige Alpwiesen schlängelt. Eine Augenweide und eine anglerische Herausforderung zugleich.
Denn die zahlreichen Bachforellen und vereinzelten Bachsaiblinge, die sich bis auf über 2000 m Meereshöhe wohl fühlen, sind nicht einfach zu überlisten. In den größeren Gumpen kann man die Rotgetupften oft gut ausmachen. Doch dies gilt – aus Forellensicht – natürlich auch für den Fischer! Extremes Pirschen ist also angesagt, sonst verschwinden die Flossenträger pfeilschnell in die Unterstände. Dazu kommt, dass diese Gebirgsfische schon von Natur aus sehr heikel sind. Zum Erfolg kommt in der Regel nur, wer vorsichtig stromauf fischt.
Hot Spots
Hot Spots sind nicht nur Hinterwasser und Gumpen, sondern vor allem auch die unscheinbaren, grasbewachsenen Uferpartien der flachen, mäandernden Rieselstrecken, an denen manch einer achtlos vorbeigeht. Dabei sollte man immer genügend Abstand vom eigenen Ufer halten und hart an der Graskante entlang fischen!
Es ist immer wieder überraschend, wie viele Fische dort stehen. Nicht selten fängt man dort die besten Stücke. Was die Größe anbelangt, ist nicht gerade mit Rekordfischen zu rechnen; bei nur rund 5 schneefreien Monaten ist das Wachstum der Fische in dieser Höhenlage entsprechend langsam. Exemplare um 27 cm sind bereits gut; solche von 35 cm Länge kommen vor, gelten aber als kapital und sind rar.
Tipp-Angeln bevorzugt
Da im wilden Wasser eine zentimetergenaue Präsentation erforderlich ist, wird die Tipp-Angelei mit Naturködern an der langen Rute bevorzugt. Über dem bartlosen Haken werden 2 Bleischrote auf das 16er Vorfach geklemmt und etwa einen Meter darüber ein farbiger Wollfaden angeknotet. Der zeigt beim Fischen an, wo sich das Vorfach gerade befindet. Dadurch, dass die Schnur zwischen den Fingern der freien Hand gehalten wird, lässt sich auch der kleinste Zupfer erfühlen.
Am Vereinabach gilt ganz besonders: Morgenstund hat Gold im Mund. Die beste Fangzeit liegt zwischen einer Stunde vor und einer Stunde nach Sonnenaufgang. Morgenmuffel müssen sich tagsüber mit etwas weniger Bissen begnügen, doch werden auch sie nicht ohne Erfolgserlebnis bleiben.
Auf rund 2000 Meter Höhe münden verschiedene kleine Seitengewässer ein; auch diese sollten nicht ausgelassen werden. Selbst die kleinsten Rinnsale, welche im Hochsommer kaum die Stiefelsohlen nässen, beherbergen im Vereinatal noch Forellen! Sie stellen aber höchste Ansprüche an die Köder-Präsentation und verlangen eine noch vorsichtigere Pirsch.
METHODEN: Tipp-Fischerei mit Naturködern, leichte Spinnangelei.
GERÄT: Tipp-Fischerei mit 5 bis 6 Meter langer Match- oder sensibler Teleskoprute. Spinnfischerei: Leichte Spinnrute, 2,50 bis 2,70 m.
KÖDER: Zum Naturköderangeln Bienenmaden (Wachsmottenlarven), Würmer oder Insektenlarven. Spinnangelei mit Meppsen. Elritzen am Tiroler-System.
BESTIMMUNGEN: Saison vom 1. Mai bis zum 15. September. Wegen des Schnees oft nicht vor Juni befischbar. Schonmaß 24 cm für Forellen und Saiblinge. Widerhaken verboten. Entnahme von maximal 6 Fischen.
ERLAUBNIS: Tag 35 Franken für Schweizer und 70 Franken für Ausländer, zuzüglich Schreibgebühr. Die Wochenkarte ist ungleich günstiger: 114 Franken für Schweizer und 204 für Ausländer. Man beachte: Der Erlaubnisschein berechtigt zur Fischerei im gesamten Kanton Graubünden. Kartenausgabestellen: Kur- und Verkehrsverein Klosters, Tel. 0041/(0)81 410 20 20, Fax 0041/(0)81 410 20 10.
UNTERKUNFT: Berghaus Vereina, Tel.0041/(0)81 422 12 16. Dort erhält man auch Auskunft über die Busfahrzeiten. Weitere Buchungsmöglichkeiten über den Kur- und Verkehrsverein (s. oben).
ANREISE: Über die A13 bis Landquart, anschließend Hauptstraße nach Klosters-Montbiel. Ab Montbiel Fahrverbot; von dort
2 1/2 Stunden Fußmarsch oder mit dem Kleinbus.Foto: Andreas Herting
Die Salmoniden des Vereinabachs sind herrlich gezeichnet. |