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Auf Raubfisch rund um Mequinenza

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Vom tiefen Stausee bis zum wilden Fluss, vom Riesenwels bis zum spritzigen Schwarzbarsch: Rund um den spanischen Ort Mequinenza finden Raubfisch-Fans alles, was ihr Herz begehrt.

Text & Fotos: Uli Beyer

Es gibt Angelreviere in Europa, die so ziemlich jeder Angler kennt. Eines der vielseitigsten davon liegt etwa 200 Kilometer südwestlich von Barcelona – Mequinenza am Ebro. Wels- und Zanderangler sind dort schon seit über 25 Jahren sehr erfolgreich aktiv. Als ich vor zehn Jahren das erste Mal zum Ebro reiste, hatte ich eine feste, zugegeben nicht unbedingt positive Meinung über dieses Ziel. Völlig überlaufen und überangelt, dachte ich. Heute fahre ich allerdings regelmäßig und stets mit großer Begeisterung dorthin. Denn trotz des sehr hohen Bekanntheitsgrades gibt es immer noch vieles zu entdecken, und jährlich werden neue Riesenfische gemeldet.

Zander und Welse wurden vor Jahrzehnten besetzt, beide Arten haben sich danach schnell etabliert.
Von wegen überlaufen, es findet sich immer ein ruhiges Plätzchen.

Besonders die riesigen Welse haben es mir angetan. Sie werden hauptsächlich mit Naturködern und Pellets gefangen. Ich aber befische sie mit der Spinnrute und kenne kein Revier, das diese Möglichkeiten auch nur annähernd bietet. Im Laufe der Jahre konnte ich dort mehr als 50 Welse jenseits der Zwei-Meter-Marke mit Kunstködern überlisten. Und seit diese Erfolge bekannt geworden sind, nimmt auch das Spinnfischen auf Waller einen wichtigen Stellenwert ein.

Fische solchen Kalibers fallen einem aber auch am Ebro nicht einfach in den Schoß. Harte Arbeit mit schwerem Gerät, etwas Ortskenntnis und natürlich auch Glück gehören dazu, um ein Zwei-Meter-Exemplar an der Spinnrute bändigen zu können. Die Welse finden sich zwar überall, aber direkt vor Mequinenza im Staubereich werden die meisten Kapitalen gefangen.

Spinnfischen vom Feinsten, auch vom Ufer aus.
Auch hier zählen Brückenpfeiler zu den Hotspots, unter Wasser liegt viel Holz.

Besonders schön, weil naturbelassen, ist es aber an den Zuflüssen Rio Segre und Rio Cinca. Obwohl diese Flüsschen klein und unscheinbar wirken, konnte ich hier etliche Fische mit mehr als 2,20 Meter Länge überlisten. Besonders aussichtsreich ist die Angelei, wenn diese Flüsse trübes Regenwasser führen. In den tieferen Stauseen hingegen ist es zeitweise schwieriger, die ganz großen Welse an den Haken zu bekommen. Dann sollte man es mit der Schleppangel und kräftig arbeitenden Wobblern probieren. Wer das konsequent durchzieht, wird sicherlich auch einige Welse in einer Urlaubswoche fangen können.

Zander ohne Ende

Neben den Welsen beeindruckt mich auch immer wieder die extrem große Anzahl der Zander. Angler, die endlich einmal diese Räuber nach Herzenslust fangen möchten, sind in Mequinenza bestens aufgehoben. Die Zander scheinen sich dort extrem wohl zu fühlen und vermehren sich seit Jahren sehr stark. Zugegeben, sie sind begehrt und werden stark befischt. So ist dann auch die Mehrzahl der gefangenen Fische eher klein. Von teilweise über 50 Zandern am Tag hatte ich häufig 30 und mehr Fische unter 55 Zentimeter Länge am Haken. Dennoch halte ich die Gewässer rund um Mequinenza für extrem gut, um die Zanderangelei zu erlernen oder Montagen und Präsentationstechniken zu perfektionieren. Es gibt nur wenige Orte in Europa, wo man in kurzer Zeit mehr Zanderbisse bekommen kann. Obwohl die Gewässer extrem produktiv sind, gibt es leider viele Angler, die ihren Urlaub offensichtlich mit Zanderfilets refinanzieren möchten. Großfische, wie es sie vor 15 Jahren sehr zahlreich gegeben haben soll, sind seltener geworden. Der Fang eines 80-Zentimeter-Zanders gilt als besonders, und auch die erfahrenen Guides fangen nicht so häufig größere Fische. Dafür nimmt aber die Zahl der Ausnahmefische mit über einem Meter Länge und zehn Kilogramm Gewicht zu. Fänge von 1,05 und 1,07 Metern Länge sind verbürgt.

Gummi ist bei den spanischen Zandern Trumpf. Und auch die Welse lieben Softbaits.

Im Frühjahr und Herbst sammeln sich die Zander punktuell und sind dann an den entsprechenden Stellen sehr gut zu fangen. Für große Zander sind die Monate Februar bis April und spät im Jahr der November und Dezember die besten Fangmonate. Besonders Angler, die mutig in hängerträchtigem Unterwasserholz Zander suchen, werden regelmäßig belohnt. Denn hier ist der Angeldruck deutlich geringer, als auf den freien Flächen, die regelmäßig mit Schleppangeln „durchgepflügt“ werden.

Die Barsche kommen

Lange Zeit dachten die einheimischen Guides, dass sie alle Fische und Stellen in ihrem Revier gut kennen. Doch quasi von einem Jahr auf das andere tauchten plötzlich unsere geliebten Flussbarsche in Massen auf und gehen in entsprechenden Mengen an die Haken. Und das in teils kapitalen Größen bis zu 50 Zentimeter Länge. Jürgen Stegherr von „Ebro Unlimited“, ein sehr erfahrener Angler und Guide vor Ort, schickte mir kürzlich Bilder von Fischen, die jeden deutschen Angler ins Schwärmen bringen. „100 und mehr Fische am Tag scheinen möglich zu sein!“, schrieb Jürgen.

Und Peter Ölschläger vom Bavarian Guiding Service meinte lächelnd zu mir: „Hier bist Du vor Überraschungen nie sicher! Wo kommen bloß die ganzen Barsche her?“ Vor allem der obere Stausee in Mequinenza mit seinem Klarwasser vor der Staumauer scheint den Barschen sehr zu gefallen. Hier werden von April bis November viele und wunderschöne Fische gefangen. Die Methoden und Köder sind nicht anders als in Deutschland und wer sich erste Tipps von einem lokalen Guide (Jürgen Stegherr, Peter Öhlschläger oder Peter Malik, alle deutschsprachig)  einholt, wird sicherlich viel Freude an dieser Angelei haben.

Alles ist vorhanden

Ein ganz besonderer Reiz sind für mich auch die unterschiedlichen Gewässertypen, die sich im Fadenkreuz von Mequinenza treffen. Nicht nur der Hauptfluss Ebro, sondern auch der Rio Cinca, der Rio Segre und zwei gewaltige, scheinbar endlose Stauseen bieten alles, was sich ein Angler im Urlaub nur wünschen kann: Vom glasklaren Stausee mit tiefen Felsspalten und Abbruchkanten über den kleinen schnellen Fluss mit überhängenden Bäumen, Schilfwuchs, und naturbelassenen Kurven, bis hin zum leicht getrübten Stausee mit versunkenen Gebäuden, Hindernissen und Hölzern ist alles vorhanden.

Beißt es in einem Gewässer schlecht, kann man schnellstens wechseln und findet neue, interessante Bedingungen vor. Lediglich der Hecht hat in dem Getümmel zwischen Welsen, Zandern und Barschen schlechte Karten und ist nur noch extrem selten zu fangen. Aber das stört wahrscheinlich die wenigsten Spinnfischer, denn nirgendwo sonst findet man so häufig schönes Wetter in Kombination mit reichlich Traumfischen.

Revier-Infos Mequinenza

Raubfischbestand: Wels, Zander, Schwarz- und Flussbarsch.
Futterfischbestand: Ukeleis, Karpfen, selten Rotaugen.
Fläche: etliche 1000 ha
Tiefe: „Pelletmeile“ im Mündungsbereich in Mequinenza höchstens 4 m, der untere Stausee bis 25 m, der obere bis 60 m tief. Flüsse Segre und Cinca eher flach bis zu 4 m.
Untergrund: Sehr unterschiedlich. Viele Gewässerbereiche sind aufgestaut, daher Holz in Form von versunkenen Büschen und großen Bäumen, überflutete Gebäude, Straßen und  Brücken (machen die Angelei sehr interessant und anspruchsvoll).
Wasser: Flüsse in unterschiedlichen Trübungsgraden und Strömungsgeschwindigkeiten. Klarwasser vor allem oberhalb von Mequinenza im Stausee, zeitweise auch unterhalb (je nach Wasserstand und Wetterlage). Ab Segre-Mündung flussabwärts meist trübes Wasser in unterschiedlicher Ausprägung.
Extra-Tipps: Beim Zanderangeln mit Gummi sorgen versunkene Olivenbäume für Abrisse – viele Bleiköpfe und Hängerlöser unbedingt mitnehmen! Wallerköder zum Spinnfischen müssen nicht riesig sein, handlange Gummis oder Blinker verführen auch Kapitale.
Bestimmungen: Die Regeln (Schonzeiten, Mindestmaße, Fanglimits usw.) werden von den zuständigen Behörden für das Jahr 2013 zur Zeit neu ausgearbeitet und lagen bei Redaktionsschluss noch nicht vor. Es gibt aber nach wie vor einige Naturschutzgebiete, die für das Angeln gesperrt sind (unbedingt beachten!). Ansonsten unbedingt vor Ort nach den aktuellen Bestimmungen erkundigen. Bei den meisten Guidingunternehmen wird „Catch & Release“ praktiziert und erwartet.
Angeln vom Ufer: Ansitzangeln an allen Gewässern vom Ufer möglich, Spinnfischen vor allem an den beiden Flüssen.
Boote: Das Bootsangeln ist erlaubt, jedoch reglementiert. Zahlreiche Leihboote gibt es bei verschiedensten Anbietern im Ort. Eigene Boote können mitgebracht werden, brauchen jedoch eine besondere Zulassung, die nicht sofort erteilt wird, sondern beantragt werden  muss. Lokale Reiseanbieter sind hier behilflich.
Besonderheiten: Schwankende Wasserstände sorgen für unterschiedliche Trübungsgrade. Deshalb Köder in vielen Farben mitnehmen.
Gastkarten: Die Kosten für eine Woche, (teils auch nur als Jahreslizenz erhältlich) bewegen sich je nach Gewässer zwischen 5 und 20 Euro. Mequinenza liegt im Grenzbereich unterschiedlicher spanischer Provinzen. Deshalb ist es sehr wichtig, die richtigen Angellizenzen zu erfragen und zu kaufen.

Ausgabestellen: etliche lokale Angelgeschäfte in Mequinenza.
Unterkunft: diverse Ferienhäuser u. -wohnungen z.B. über Bavarian Guiding Service (Kontakt: Peter Öhlschläger, www.bavarian-guiding-service.de), Ebro Unlimited (Kontakt: Jürgen Stegherr, www.ebrounlimited.com/de); Riba-Roja: Andree‘s Angelreisen (www.andrees-angelreisen.de), Angelreisen Hamburg (www.angelreisen.de)
Fachgeschäft: In Mequinenza gibt es mehrere gut sortierte Angelgeschäfte.
Anreise: Am schnellsten geht es mit dem Flugzeug bis Barcelona und dann mit dem Leihwagen nach Mequinenza (Fahrzeit ca. 2 Std.)

STAND 06/2012

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