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Bleilochtalsperre: Ein Fjord in Thüringen

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920 Hektar Wasserfläche umgeben von mächtigen Ufern: Die Bleilochtalsperre ist ein Gigant. Gigantisch gut schätzt Sebastian Hänel auch die Aussichten für Raubfischangler ein.

Aus weiten Teilen Deutschlands zieht dieses Revier jährlich unzählige Petrijünger an. Ganz einfach zu befischen ist der See trotz seines ernormen Potenzials aber keineswegs. Denn mächtige Steilufer, die teils als hohe Felswände tief in das dunkle Wasser stürzen, wechseln sich mit weit in den Thüringer Wald hineinragenden Buchten ab. Vor der Staumauer finden wir Tiefen von 60 bis 70 Metern, im Mittel sind es regelmäßig 30 Meter Wassertiefe.

80er Zander wie dieser sind immer möglich.

Bei Vollstau fasst der See 215 Millionen Kubikmeter Wasser. Das Gewässer erinnert fast an einen norwegischen Fjord, was das Finden der Fische nicht leicht macht. Die „Bleiloch“, so ihr Name im Volksmund, ist die erste Talsperre in der Saalekaskade. Die Saale bringt am Einlauf in Harra relativ viele Nährstoffe in den See und sorgt somit für trübes, leicht eutrophiertes Wasser. Dies ist ein entscheidender Faktor für das Gedeihen einer guten Zanderpopulation.

So ist der Zander dann wohl auch der beliebteste Räuber im Revier. Zum einen sind wahre Sternstunden mit mehreren Zandern pro versiertem Angler möglich, andererseits kann man aber am gleichen Platz beim nächsten Versuch schon eine frustrierende Nullrunde schieben. Die Fische wandern oft, und etliche Plätze sind nur kurzzeitig und auch jahreszeitenabhängig richtig gut.

Gedeckte Farben bringen Zander in Fahrt

Die Topköder bei den Zandertouren mit meinen Freuden sind immer wieder schlanke Gummifische, die nur geringe Druckwellen produzieren. Wir fischen natürlich meistens den Kauli von Zanderkant in allen drei Größen. Besonders die Dekore „Rauchglitter“, „Goldglitter“ und „Nachtschatten“ haben sich dabei an der Bleiloch bewährt.

Rauch- und Goldglitter haben sich in dunklen Talsperren häufig bewährt.

Warum die Glasaugen auf genau diese drei Dekore am besten reagieren, liegt meiner Meinung nach am überwiegend dunklen Untergrund des Gewässers. Da fügen sich gedeckte Farben am besten ein. Insbesondere zur kalten Jahreszeit haben wir damit in Tiefen um die dreizehn Meter ausgezeichnet gefangen. Auch die Zander selbst haben hier ganzjährig eine sehr dunkle Färbung mit fast schwarzem Rücken und goldenen Flanken.

Eine Ausnahme ist, wenn im Frühsommer nach einer Regenphase richtig trübes Wasser in die Talsperre strömt. Dann fangen im Bereich des Einlaufes in Harra und Saaldorf auch helle Dekore in Tiefen von vier bis sieben Metern. Die Längen der gefangenen Zander liegen im Schnitt bei rund 60 Zentimetern. Von 80ern hört man regelmäßig, während Hochkapitale bis Anfang 90 Zentimeter nur selten dingfest gemacht werden. 90 Zentimeter scheint irgendwie eine Art Wachstumsgrenze zu sein. Das bestätigen auch einheimische Angler.

Kompliziertes Terrain für Uferangler: der Heinrichstein.

Die Großhechte verteilen sich weiträumig im Wasser

Ganz anders stellt sich das beim Hecht dar. Mit dieser Fischart kann man echt Meter machen, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Regelmäßig werden an den Kanten der Steilufer und auch im Freiwasser teils richtig kapitale Bomben erbeutet. 110 Zentimeter sind da keine Seltenheit. Die Großhechte stehen aber sehr verteilt, und es gehört schon eine gute Portion Glück dazu, mit dem Köder auf eines dieser Tiere zu treffen. Sie können hinter jedem Felsvorsprung lauern oder auch im freien Wasserkörper. Wobbler, Blinker und große Gummifische bringen hier regelmäßig den Erfolg. Nicht zu unterschätzen ist der Köderfisch am Posen-System. Der Köfi wird am besten statisch an einer Steilkante präsentiert.

Matthias Piehler fing diesen tollen Hecht auf einen Ripple Shad.

Dort wartet man dann, bis Meister Esox vorbeizieht und den Happen mit in die Tiefe nimmt. Einheimische fangen mit dieser Methode besonders zuverlässig die oft zerstreuten Einzelgänger. Aber Vorsicht: Die Steilufer beherbergen viele alte Wurzelstöcke und altes Totholz aus der Zeit des Talsperrenbaus. Daher besteht sehr große Hängergefahr.

Riesige Barschschwärme lassen das Wasser brodeln

Barschangler kommen an der Bleiloch ebenfalls voll auf ihre Kosten. Die Stachelritter sind fast überall zu finden und leicht mit der Spinnrute zu reizen. Besonders von Mitte Juli bis Ende August kann man hier unter der Oberfläche gigantische Schwärme beim Hochdrücken der Brut in Aktion erleben.

Getwitchte Wobbler von Illex oder Lucky Craft in Größen von acht bis zwölf Zentimeter bringen dann ein sehr kurzweiliges Angeln mit hoher Bissfrequenz. Der See kocht besonders häufig in den Dämmerungsphasen. Zur Stelle sein, ist hier die Devise. Im Bereich gegenüber des „Heinrichsteins“ sind schon wahre Barschlegenden entstanden. Ab Mitte Oktober ziehen die gestreiften Stachelträger in die Tiefe und gehen zwischen zehn und 14 Metern auch beim Zanderangeln hart am Grund an die Köder. Dabei hat sich das Dekor „Goldglitter“ als besonderer Barschmagnet herauskristallisiert. Immer wieder werden auch Exemplare von 40 bis 45 Zentimeter Länge gefangen. Ihre Flossen strahlen knallig rot bei düster wirkender Rüstung, wohl aufgrund des bereits erwähnten dunklen Bodens.

Der Wasserstand schwankt stark und häufig

Viele der kapitalen Zander und Hechte verbringen die meiste Zeit des Jahres im Freiwasser. Dort können sie leider nicht effektiv beangelt werden, da Bootsangler auf der gesamten Talsperre verpflichtet sind, vom verankerten Boot zu fischen. Effektive Methoden wie pelagisches Fischen und das filigrane Vertikalangeln sind daher nicht möglich, ein vernünftiges Ankern in 30 Meter Tiefe übrigens auch nicht. Hier sollten die Verantwortlichen dringend nachbessern und ein anglerfreundlicheres Konzept erarbeiten.

Ab Mitte Oktober stehen die Zander an den Kanten vor Landzungen in elf bis 16 Metern Tiefe.
Diesen gut genährten 37er erwischte Sebastian an der Saaldorfer Brücke im Freiwasser.

Eine weitere Eigenart der Bleilochtalsperre ist der häufig schwankende Wasserstand. Oft sind es gleich mehrere Meter, da der Stausee in trockenen Witterungsphasen einen Mindestdurchfluss der Saale gewährleisten muss und daher viel Wasser abgeführt wird. Diese Wasserstandsschwankungen haben erheblichen Einfluss auf das Beißverhalten.

Wird vom Staumeister Wasser abgelassen, stellt besonders der Zander sofort seine Aktivitäten und damit auch das Fressen ein. Hechte und Barsche reagieren zwar noch auf die Köder, sind aber auch eher verstimmt. Besonders gut sind also Phasen, in denen der Wasserstand mindestens eine Woche konstant geblieben ist. Zusammengefasst möchte ich folgendes sagen: Die Bleiloch ist nicht nur die größte Talsperre Deutschlands, sie ist auch eine mit der größten anglerischen Abwechslung – ein nicht ganz einfaches, aber absolut lohnenswertes Ziel für Raubfischangler und auch landschaftlich sehr reizvoll.

Revier-Infos Bleilochtalsperre

Raubfischbestand: Hecht, Aal, Barsch, Zander, vereinzelt Wels Futterfischbestand: Rotauge, Barsch, Brassen, Kaulbarsch und auch Krebse
Wassefläche: ca. 920 ha Tiefe: meist 30 m, vor der Staumauer bis zu 70 m
Untegrund: größtenteils felsig bis steinig, im alten Saalebett schlammig
Wasser: nährstoffreich mit spätsommerlicher Algenblüte; Sichttiefen von ca. 1,5 m, je nach Wassereintrag der Saale
Strukturen: ohne Ende wie Felsen, Felsvorsprünge, Plateaus, alte Bauwerke, Landzungen usw.
Extra-Tipp: im Sommer, besonders in der Dämmerung, Ausschau nach jagenden Barschen unter der Oberfläche halten
Bestimmungen: Geangelt werden darf mit 1 Ansitz- oder 1 Spinnrute. Zur Schonung der Zander- und Hechtbestände ist vom 15.02. bis 31.05. das Raubfischangeln mit totem Köderfisch, Fetzenköder, der Spinnangel und der Gebrauch der Köderfischsenke untersagt. Bootsangler dürfen nur vom verankerten Boot aus fischen, Schleppangeln, Driften etc. ist nicht erlaubt. Echolote dürfen während des Angelns nicht in Betrieb sein. Es wird scharf kontrolliert: Liegt der Anker selbst über 40 Meter Tiefe nicht auf Grund oder läuft das Echolot, darf keine fangfertig montierte Rute im Boot liegen. Also Köder während der Fahrt abmontieren! Es sind E-Motoren und Verbrennungsmotoren erlaubt. Für Verbrennungsmotoren gelten spezielle Bestimmungen: Sie dürfen nur im Zeitraum vom 1. März bis 30. November eingesetzt werden und zwar Montag bis Freitag von 09.00 Uhr bis 20.00 Uhr; Samstag, Sonntag und an gesetzl. Feiertagen von 09.00 Uhr bis 12:30 Uhr und 14:30 Uhr bis 20:00 Uhr. Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren müssen durch das Landratsamt Saale-Orla-Kreis (www.saale- orla-kreis.de) zugelassen / registriert sein („Stauseeordnung“ als Suchbegriff auf Homepage eingeben). Pro Tag und Angler dürfen maximal 3 Edelfische (Aal, Salmoniden, Schlei usw.), davon jedoch höchstens 2 Hechte oder 2 Zander oder 1 Hecht und 1 Zander entnommen werden.

Angeln vom Ufer: Bei niedrigem Wasserstand fast überall möglich, teilweise allerdings lange Anmarschwege (Zufahrtswege/Parkverbote beachten); eine gute Orientierung für das Angeln bietet die Struktur des Ufers, denn fast überall setzt es sich genau so unter Wasser fort.
Besonderheiten: Wasserstandsschwankungen wirken sich negativ auf das Beißverhalten aus, am besten sind daher Phasen mit konstantem Pegel.
Gastkarten: 2 Tage 22 EUR (nicht organisierte Angler 30 EUR), Wochenende 32 EUR (nicht organisierte Angler 44 EUR), Woche 43 EUR (nicht organisierte Angler 56 EUR), Jahr 139 EUR (nicht organisierte Angler 249 EUR); (Karten gelten für die gesamte Saalekaskade z.B. auch Hohenwartetalsperre usw./ Infos und Verzeichnis unter www.lavt.de)
Ausgabestellen: z.B. vor Ort bei der Touristeninformation Saalburg, Markt 1 in 07929 Saalburg oder auch an der Gulf Tankstelle zwischen Saalburg und Kloster. Eine Liste gibt es auch beim Landesanglerverband Thüringen e.V. im Internet (www.lavt.de/verkaufsstellen. html), dort auch Online-Kauf möglich.
Boote: z.B. Saale Touristik (www.saale-touristik.de), Roland Rank, Imbiss u. Bootsverleih am Wetteraweg / Strandwiese, 07929 Saalburg, Tel. 0151/57788849, E-Mail: info@saale-touristik.de
Unterkunft: diverse Möglichkeiten wie Ferienwohnungen, Hotels, Pensionen und Campingplatz direkt am See z.B. über z.B. über Bürgerservice/Touristinformation (www.saalburg-ebersdorf.de), 07929 Saalburg-Ebersdorf, Markt 1, Tel. 036647/29080 oder 29060, Fax: 036647/29088
Guiding: Thomas Müller, Tel. 0160/08501842, E-Mail: angelservice@gmx.de
Fachgeschäfte: Angelcenter Saalfeld-Rudolstadt, Friedensstraße 20, 07318 Saalfeld, Tel. 03671/530370; Angelgeschäft Meißner, Agust-Bebel-Straße 6, 07907 Schleiz, Telefon 03663/4209757, Mobil 0173/5713533
Anreise: Über die A9 (Berlin-München) bis Abfahrt 29 „Gefell“, wenn man bei Saaldorf fischen will oder bis Abfahrt 28 „Schleitz“, wenn man bei Saalburg fischen möchte.

DIE 10 BESTEN SPOTS

1. Der Ausgang Wetterabucht: Diese Spitze trennt das tiefe Tal der Bucht mit dem flach auslaufenden Ufer des Ortes Kloster. Eine richtige Zanderkante, die immer wieder, je nach Jahreszeit, in verschiedenen Tiefen einige Fische bringt. Die Zander ziehen nachts zum Jagen in den flachen Bereich und bleiben am Morgen wieder an dieser markanten Kante „hängen“.
2. Die Klosterplatte: Die Verlängerung der großen Landzunge bildet unter Wasser ein großflächiges Barschplateau, das je nach Pegel zehn bis 13 Meter tief liegt. Die Übergänge ins tiefere Wasser sind Zandermagneten. Auf dem Plateau trifft man immer wieder auf ziehende Trupps von Barschen.
3. Das Campingufer: Hier liegen die Tiefenlinien weit auseinander. Für die Bleiloch ist das ungewöhnlich. Tagsüber gute Ruheplätze für Zander befinden sich am Abfall ins Tiefe. Unbedingt die Gleise befischen! Nachts ziehen die Räuber in die flachen Bereiche und im Sommer geht er hier in der Dunkelheit richtig rund. Dann am besten mit Wobblern fischen.
4. Der Saalburger Felsen: Dieser Felsen ist mit einer Boje gekennzeichnet und sollte nicht außer acht gelassen werden. An seinem Fuß ein Barschberg, der besonders im Herbst auch immer wieder gute Zander bereit hält. Im Freiwasser um den Felsen lauern oft Hechte.
5. Das alte Saalebett/Zoppoten: Ein weiträumiger Flachbereich fällt hier steil ins Saalebett ab. Es ist ein guter Platz für dicke Barsche und ruhende Zander.
6. Der Heinrichstein: Gegenüber des Felsens ereignen sich im Sommer oft phänomenale Barschjagden. Auch der Felsen selbst ist mit seinen Vorsprüngen nicht ohne.
7. Die Landzunge beim Ferienpark: Rund herum lassen sich an den weiter draußen abfallenden Kanten Zander und Barsche einsammeln – wenn man geübt abankert.
8. Die Unterwasserbrücke Saaldorf: Zur warmen Jahreshälfte einer der meist befischtesten Plätze. Hier funktioniert das langsam präsentierte Drop-Shot-Rig besonders gut. Es sollte nahe an den Mauern der alten, überfluteten Brücke gefischt werden.
9. Die Spitze am Ostufer: Kurz vor dieser Spitze entsteht nach sommerlichen Regengüssen eine besonders trübe Wasserfahne. Dieser folgen dann die Zander.
10. Der Saale-Einlauf bei Harra: Anfang Juni ist er ein Zandergarant. Es empfiehlt sich dann speziell in der Nacht mit dem Köderfisch zu angeln

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