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Kabeljau vor dem Kollaps

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Der Internationale Rat zur Erforschung der Meere (ICES), dem 1.600 Experten angehören, hat am 27. Juni empfohlen, den Kabeljau-Fang in der Nordsee komplett einzustellen.

Jan Lock

Mike R. Jackson / WWF-Canon
Die Naturschutz-Organisation WWF appelliert an die Fischereiminister der EU, die Warnungen der Wissenschaftler endlich ernst zu nehmen und die Fangquote auf Null zu setzen, bis der Bestand sich erholt hat.
 
Die Nachricht kommt unerwartet, denn im vergangen Jahr waren erste Anzeichen für eine Erholung der Kabeljaubestände zu erkennen. Der ICES hielt daraufhin eine Fischerei in geringem Maße für vertretbar. „Offenbar war das für die Fischereiindustrie das Signal, die Bestände noch rücksichtsloser auszubeuten“, so Karoline Schacht, Fischereireferentin beim WWF Deutschland. Man fischte nicht nur zuviel, sondern vor allem viel zu viele kleine Fische. „Der Kabeljau geht beim Fang auf andere Arten wie Kaisergranat oder Schellfisch ins Netz. Hunderte Tonnen zu kleiner Exemplare werden dabei ungenutzt wieder über Bord geschmissen und nicht auf die Fangquote angerechnet“, so Karoline Schacht.
 
Für den WWF ist es ein Skandal, dass der sogenannte Rückwurf derzeit ebenso hoch ist wie die Menge des angelandeten Kabeljaus. „Mit diesem verschwenderischen Raubbau bringt die Fischerei nicht nur den Kabeljau in Bedrängnis sondern sie begeht mittelfristig Selbstmord“, so Schacht.
 
Für den WWF ist es überfällig, bei den Fangmethoden mit viel Kabeljau-Beifang umgehend auf neue technische Lösungen zu setzen. Viele davon sind bereits erprobt und können den Beifang erheblich reduzieren. So bald wie möglich müssten diese Lösungen zur Pflicht werden, um den Beifang zurückzufahren. Die EU-Minister dürften die wissenschaftlichen Empfehlungen nicht
erneut ignorieren.
 
-pm-

Foto: Mike R. Jackson / WWF-Canon

Jan Lock

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