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Man trifft sich immer zweimal

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Déjà-vu mit Köder und Hecht: Eine vergnügliche Angelgeschichte unseres Lesers Thomas Thelen.

Jan Lock

Man trifft sich immer zweimal
„Ich wollte den Spätnachmittag eines herrlichen Herbsttages nutzen, um mein neues Hausgewässer näher zu erkunden, ein kleines Flüsschen im Nordwesten Freiburgs bei Bötzingen am Kaiserstuhl. Mein Ziel waren zwei, drei nette Portionsbarsche fürs Abendbrot mit meiner Liebsten. Also habe ich mein Light Tackle (zum Glück nicht mein Ultralight-Zeugs…) eingepackt und bin losgezogen. Das Gewässer ist zwischen zwei bis vier Metern breit, hat eine insgesamt ganz ordentliche Fließgeschwindigkeit, einen sehr lehmigen, weichen Grund. An den meisten Stellen ist es dicht verkrautet und auch am Ufer dicht bewachsen. Die Wassertiefe schwankt zwischen zwanzig Zentimetern und vielleicht gut einem Meter. Für einen Kunstköder-Fan also kein leichtes Unterfangen, hier hängerfrei zu einem Stachelritter zu kommen. Trotzdem konnte ich für jeden Köder, den ich hier in der Vergangenheit versemmelt habe, auch mindestens einen Fisch landen – Barsche, Döbel und kleine Mini-Hechte. Für den Feierabend einfach perfekt!
 
Meistens fische ich mit kleinen Spinnern oder Blinkern, deren Drillinge ich in der Regel durch einen Einzelhaken ersetze, den ich zusätzlich noch, um die Hängergefahr im Kraut zu minimieren, mit einem Mini-Gummi-Wurm beködere. Die einheimischen Barsche und Döbel jedenfalls mögen es, und die Hänger kommen nur noch durch unrettbare Würfe ins Ufergebüsch zustande. Mein bevorzugter Gerätehändler muss ja auch von was leben!
 
Ich habe mich also mit meiner feinen SPRO-Passion-Rute (210 cm, WG 10-28 g), einer Zauber-3000-Stationärrolle von Ryobi, dünner Fireline und feinem Fluocarbon-Vorfach ausgerüstet. Nach zehn Minuten Fußmarsch war ich am Wasser und hatte in kürzester Zeit zwei, drei kleine Babybarsche und dann den ersten pfannentauglichen Perca fluviatilis an der Leine. Jetzt nur noch einen zweiten Fisch in der Größe und das Dinner wäre geritzt…

Es platschte und plitschte

 
Also wanderte ich wieder einige Meter weiter flussabwärts und warf in der Nähe eines kleinen Wehres, das den Abfluss aus dem Bach in einen Seitenarm regelt, meinen Köder aus. Mehrfach trudelte der kleine Spinner im Zug gegen die Strömung langsam nach unten und wurde von mir mit der Rute sensibel beschleunig. Obwohl diese Stelle sicher zu den tiefsten des ganzen Abschnitts gehört, tat sich lange nichts, aber meine Würfe um die Ecke wurden immer besser und länger. Von meinem Standplatz aus konnte ich sicher 30 Meter weit mit dem Fluss werfen – auch wenn ich den Einschlag des Köders durch den Uferbewuchs nicht mehr sehen, sondern nur noch leise hören konnte. Das rotierende Spinnerblatts in der Strömung fühlte sich gut an.

 
Bei einem der nächsten erfolgreichen Würfe passierte es dann: Nach drei, vier Kurbelumdrehungen nahm etwas meinen Spinner und tobte rasend davon. Anschlag? Nun, nicht ich habe angeschlagen, sondern das Ding hat eher mich angeschlagen. Es platschte und plitschte laut und blitzte ab und an durch die Sträucher, mehr konnte ich vom Drill nicht sehen. Was um Himmels willen war denn das? – Radfahrer? Ratte? Rottweiler? Jedenfalls habe ich, seit dem ich vor rund einem Jahr mit dem Angeln angefangen habe, so etwas noch nicht erlebt – trotzt einiger schöner Erfolge mit großen Brown Trouts in Irland oder dicken Boddenhechten rund um Usedom. Vielleicht ein Wels? Die Schnur wurde trotzt hoher Bremseinstellung einfach von meiner Rolle gerissen – wie nix. Das Ding düste von links nach rechts und wieder zurück und immer weiter weg von mir – gen Eichstetten am Kaiserstuhl…

Jagdfieber

 
Diese wirren Gedanken schossen mir durch den Kopf, als das Spektakel mit einem kräftigen Platscher und Ruck zu Ende war. Meine Fireline kam ohne Vorfach zurück – und mir pulsierte das Adrenalin nur so durch die Adern. Eigentlich wollte ich doch nur einen zweiten kleinen Barsch!

 
Nun aber war das Jagdfieber ausgebrochen und der Bereich wurde intensiver befischt. Zum Glück hatte ich meine Tasche mit allem Material dabei – also, mit zitternden Fingern das Stahlvorfach und einen erstklassigen, größeren Krautschutz-Spinner montiert. Eine Dreiviertelstunde lang habe ich links und rechts der Attackenstelle alles ausgefischt, aber keinen einzigen Kontakt mehr bekommen.
 
Zeit, weiter zu ziehen. Vielleicht dreihundert Meter flussabwärts gab es die nächste halbwegs gut zu beangelnde Stelle. Erster Wurf – ein Riesenfang: Algen und ein ordentlicher Strohballen. Zweiter Wurf – Biss! Bremse – Hechtsprung – drei Minuten Adrenalin-Kick: Immer wieder sprang Esox aus dem Grünzeug, ich hielt dagegen, erneute Flucht, Sprung, aber dann kam er brav in meinen gerade ausreichend großen Kescher. Kein Riese, aber mit 74 cm ein ordentlicher, und für das kleine Gewässer wohl recht großer Fisch. Und meine bisherige persönliche Bestmarke, denn meine Usedomer Guiding-Hechte um die Metermarke zähle ich nur bedingt.

ALter Bekannter

 
Als ich den Fisch näher betrachtete, war klar, dass es mein Bekannter von vor einer Stunde war – denn mein Fluocarbon-Vorfach und der kleine Spinner hingen ihm noch zwischen den Zähnen. Erfolgsköder war wiederum ein kleiner Spinner von Panther Martin mit gummibewurmtem Krautschutz-Sicherheits-Drilling an einem feinen 7×7-Vorfach. Die leichte Barschrute war bis zum Anschlag gekrümmt, hat aber brav durchgehalten. Ob ihre kleine Schwester (WG 2-14g), mein Ultralight-Liebling, das auch geschafft hätte?

 
Auf diese Art und Weise seinen Köder wieder zu bekommen, ist… – ok! Und diese Feierabendangelei einfach fantastisch! Zum Abschluss hab ich noch eine neue UL-Ködervariante ausprobiert – Fliege mit Kronleuchterjuwel: drei Döbel und ein Barsch in 15 Minuten. Aber das ist eine andere Geschichte…“
 
Thomas Thelen
Jan Lock

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