EU-Kommissar Franz Fischler forderte am 27. November vor dem Fischerei-Rat in Brüssel, die Kabeljau-Fänge in den europäischen Gewässern um 80 Prozent zu verringern.
Mit diesen Fang-Beschränkungen will die EU ein totales Fangverbot für den Kabeljau vermeiden. Der Schellfisch soll ebenfalls mit einer 80-prozentigen Fang-Beschränkung geschont werden. Für Wittling wurde eine 75-prozentige, für Scholle eine 40-prozentige und für Seezunge eine 30-prozentige Reduktion der Fänge vorgeschlagen.
Fischler untermauerte seine Forderung mit der Situation der kanadischen Ostküste: Dort ist diese Fischart durch Überfischung vollkommen verschwunden, und mit dem Kabeljau unzählige Arbeitsplätze. Der EU-Kommissar warnte: „Wir haben die moralische Pflicht, die Bestände nicht zu Grunde gehen zu lassen“. Er führte weiter aus: „Bestände in Gewässern der EU, die noch vor nicht allzu langer Zeit 200 000 Tonnen Lebensmittel hervorbrachten, sind jetzt so geschrumpft, dass wir hinsichtlich ihrer Zukunft im Dunkeln tappen“.
Die Bundesverbraucherschutz-Ministerin Renate Künast sprach sich kurz vor der Sitzung des EU-Fischerei-Rates für einen sofortigen Kabeljau-Fangstopp aus. Sie forderte eine Kehrtwende in der EU-Fischereipolitik, „den Beständen droht sonst der endgültige Kollaps“.
Endgültige Beschlüsse der EU-Kommission werden für Mitte Dezember erwartet. Zusätzlich sollen durch Abwracken von 8600 Fangschiffen Überkapazitäten in der Fischerei-Flotte abgebaut werden.
Nach EU-Angaben gab es zu Beginn der 70er Jahre in den europäischen Gewässern etwa 90 Prozent mehr fangfähige Fische als heute. In den letzten Jahren ist der Kabeljau-Bestand in der Nordsee auf einen Restbestand von 40 Prozent geschrumpft.
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