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Der Hecht-Papst öffnet sein Archiv!

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Im 1. Teil der neuen Serie auf RAUBFISCH.de hat sich Jan Eggers alle sechs Hechtarten und ihre Kreuzungen vorgenommen.

 

Bild: Jan Eggers
Jan Eggers mit seinem ersten Musky, gefangen im Leech Lake im US-Bundesstaat Minnesota. Bild: Jan Eggers
In über 30 Jahren hat Jan Eggers Bilder und Hintergrund-Informationen von über 1.110 kapitalen Hechten über 18 Kilo in seiner „Big Pike List“ gesammelt. Neben einem Archiv mit massenweise Fotos und Dias von vollschlanken Hecht-Großmüttern sind mit den Jahren auch viele Bilder von – sagen wir einmal – ungewöhnlichen Hechten zusammengekommen. „Es wäre schade, wenn diese Schätze weiter in meinem Archiv schlummern müssten“, erklärt der Hecht-Papst aus den Niederlanden, und hat sein Material für uns gesichtet.

Teil 1

Esox lucius hat fünf Verwandte

Nur auf der Nordhalbkugel unseres Planeten schwimmen Mitglieder der Familie der Esocidae, der Hechtartigen, in den Seen und Flüssen. Die meisten Esox-Arten leben vor allem in Kanada und im Norden und Osten der USA.

 

 

Bild: Jan Eggers
Einer der kleineren Hecht-Verwandten: Der „Redfin Pickerel“. Bild: Jan Eggers

Der „Redfin Pickerel“, Esox americanus americanus, wird kaum größer als 30 Zentimeter und spielt als Sportfisch keine Rolle. Ähnliches gilt auch für den „Grass Pickerel“, Esox americanus vermiculatus, der maximal 38 Zentimeter lang werden kann. Beide Esox-americanus-Unterarten bewohnen das gleiche Gebiet, gerne paaren sich Redfin und Grass Pickerel miteinander, dann treten unterschiedlich gezeichnete Hybriden auf. Meistens denken amerikanische Angler, die einen dieser kleinwüchsigen Hechtverwandten fangen, dass sie einen jungen „Northern Pike“, einen auch bei uns in Europa einheimische Hecht der Art Esox lucius am Haken haben.

 

 

Bild: Jan Eggers
Der „Chain Pickerel“, benannt nach seiner Kettenhemd-Musterung. Bild: Jan Eggers
Nummer drei der Hechtfamilie ist der „Chain Pickerel“, Esox niger. Dieser Kettenhecht, so wird er wegen seiner Musterung genannt, erreicht eine Länge von 75 Zentimetern, deshalb ist er auch etwas interessanter für den Sportfischer, als seine kleineren Familienmitglieder. Auch Esox niger hat keinerlei Probleme damit, sich mit seinen anderen Hecht-Verwandten zu paaren und so können verrückt gezeichnete Kreuzungen entstehen, beispielsweise Esox lucius x Esox niger. Natürlich hat Jan Eggers auch ein Dia von dieser ungewöhnlichen Romanze in seiner Kollektion.
 

 

Bild: Jan Eggers
Großartig gezeichnet, eine Kreuzung aus „Chain Pickerel“ und Esox lucius. Bild: Jan Eggers

Die größeren Hechtarten

Jetzt gibt es Informationen über die „großen Drei“. Einer der interessantesten Sportfische Kanadas und der USA ist Esox musquinongy, der Muskellunge oder Musky. Dieser Fisch beschäftigt die Fantasie vieler Angler, kann er doch eine Länge von 160 Zentimeter erreichen. Es gibt sogar Gerüchte, gewiss Anglerlatein, von Fischen die zwei Meter und mehr als 100 Pfund erreicht haben sollen.

 

 

Bild: Jan Eggers
Die größte Hechtart: Ein Musky von 142 Zentimetern Länge, gefangen von Musky-Experte Larry Ramsell. Bild: Jan Eggers

Der Musky ist eine mystische Hechtart, die sich durch besondere Verhaltensweisen auszeichnet, die sich stark vom europäischen Hecht unterscheiden. So verfolgt der Musky Kunstköder gerne bis unmittelbar vor das Boot. Früher wurden vor allem die großen Exemplare getötet und ausgestopft, aber durch den Einsatz der Organisation „Muskies Inc.“, vergleichbar mit den europäischen Hechtschutz-Gruppen Snoekstudiegroep Nederland-Belgie (SNB) oder dem Deutschen Hechtangler-Club (DHC), ist Catch & Release heute zum Allgemeingut geworden.

 

 

Bild: Jan Eggers
Der Tiger-Musky, eine Kreuzung aus Musky und Northern Pike, ist besonders schön gezeichnet. Bild: Jan Eggers

Auch die Musky-Damen gehen hin und wieder mit männlichen Hechten der Art Esox lucius fremd: Das Ergebnis ist der Tiger-Musky. Ein außergewöhnlich schön gezeichneter Fisch, der durchaus 50 Pfund erreichen kann. „Und die können so richtig kämpfen!“, weiß Jan Eggers aus eigener Erfahrung.

 

 

Bild: Jan Eggers
Vielleicht die schönste Hechtart: Ein Amur-Hecht von 96 Zentimetern Länge. Bild: Jan Eggers

Russen in Amerika

Jetzt fehlt nur noch der sechste Familienangehörige. Und dafür müssen wir nach Osten in Richtung Russland und Mongolei schauen. Im mächtigen Amur-Flusssystem lebt Esox reichertii, der Amur-Hecht. Wem eine Reise in diese abgelegenen Regionen der Welt zu beschwerlich ist, der kann diese Hechtart, die durchaus 120 Zentimeter lang werden kann, auch in den USA fangen. Vor allem im Glendale Lake im Bundesstaat Pennsylvania. In den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts tauschten Russen und Amerikaner Besatzfische aus. Arten wie Großmaul-Schwarzbarsch und Chinook-Lachs gingen nach Russland, dafür erreichte der Amur-Hecht Pennsylvania. Dieser Neubürger erinnert mit seinen schwarzen Flecken eher an eine Seeforelle als an einen Hecht. Die emigrierten Russen gediehen hervorragend im Glendale-See und innerhalb von zehn Jahren wurden die ersten Exemplare gefangen, die die Metermarke knacken konnten. Der größte Fisch wurde dann auch gleich als Weltrekord anerkannt. In diesem Gewässer werden auch ungewöhnlich aussehende Kreuzungen gefangen. Untersuchungen zeigen, dass es sich in der Regel um Nachkommen von einem weiblichen Esox lucius und einen männlichen Esox reichertii handelt.

 

 

Bild: Jan Eggers
Besonders hübsch: Eine Kreuzung aus Amur-Hecht und Northern Pike. Bild: Jan Eggers

In Russland werden Amur-Hechte vor allem beim Eisangeln erbeutet. „Es ist immer noch einer meiner größten Träume, einen dieser getupften Räuber zu fangen“, verrät der Hechtpapst. „Das wird aber wohl ein Traum bleiben, denn nach einigen Trips in den Norden Russlands habe ich etwas Angst davor, wieder in die klapprigen Flugzeuge und Helikopter zu steigen.“

Zu guter Letzt

Nach diesen Basisinformationen über die fünf Verwandten unseres einheimischen Hechtes noch ein Statement von Jan Eggers: „Ich weiß inzwischen, dass die Hechtarten untereinander kreuzbar sind. Es ist sogar möglich, dass diese Kreuzungen – Hybriden, mit einem feinen Wort, oder Bastarde, mit einem nicht so feinen Wort – wieder fortpflanzungsfähig sind. In der Vergangenheit wurden in Amerika abgestreifte Musky-Eier mit der Milch unseres Hechtes, dem Northern Pike, befruchtet. Die Nachkommen, allesamt Tiger Muskies, wurden in Gewässer mit zu wenig Raubfischen ausgesetzt. Die Tiger Muskies können sich nämlich in der Regel nicht wieder fortpflanzen, deshalb lässt sich die Räuberpopulation so besser kontrollieren, vergleichbar mit dem Graskarpfenbesatz zu Krautbekämpfung in den Niederlanden.

Neben den Hybriden gibt es in der Hechtfamilie auch andere abweichende Formen, wie man sie auch bei den Menschen oder anderen Tierarten findet. Unter Hechten und Muskies gibt es Albinos, oder auch Mopsköpfe, wie bei Forellen und Lachsen. Blinde Hechte können trotz ihrer Behinderung eine stattliche Größe erreichen und sind meistens tiefschwarz gefärbt. Es gibt noch viele weitere Abweichungen und auch Monstrositäten. Jan Eggers wird in der nächsten Folge wieder aus seinen Hechtpapst-Archiv berichten!
 

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