Während der benachbarte Ammersee über die bayerischen Grenzen hinaus einen guten Ruf genießt, gilt der Pilsensee noch als relativ unbeschriebenes Blatt. Karl-Heinz Zeitler entdeckte den Geheim-Tipp
Von Von Karl-Heinz Zeitler
Das nährstoffreiche Wasser sorgt für reichlich Futterfische. |
Waller von 1,80 m habe ich schon in der Reuse gehabt. Also schwimmen 2-m-Fische im See.“ Das behauptet einer, der es wissen muss: Joachim-Paul Schenkl, stellvertretender Vorsitzender des Fischereivereins Pilsensee Wörthsee. Aber nicht nur die Welse, auch die anderen Räuber wachsen kapital ab. Schenkl: „Hechte bis 38 und Zander bis 20 Pfund wurden schon gefangen.“ Zahlen, die aufhorchen lassen und Anlass bieten, den 2 Quadratkilometer umfassenden Pilsensee genauer unter die Lupe zu nehmen.
Noch vor 3.000 Jahren waren Großer Ammersee und der Pilsensee miteinander verbunden. Die fortschreitende Verlandung trennte sie schließlich. Spuren aus der Vergangenheit, die sich an den breiten Schilf- und Seerosenfeldern ablesen lassen. Ein Umstand, der die Ufer nur schwer zugänglich macht. Um die besten Angelstellen zu erreichen, sollte man sich unbedingt in ein Boot setzen (leihbar bei der Surfschule am See).
Das bis zu 15 m tiefe Wasser des Pilsensees erwärmt sich rasch und ist nahrungsreich. Vor dem Schilf und im Freiwasser lassen sich Hechte in allen Größen überlisten – werfender- oder schleppenderweise. Dazu werden lebhaft arbeitende Wobbler (z.B. 2-teilige Rapala oder Turus Ukko) angeboten. Auch ein Versuch mit dem toten Köderfisch am System lohnt.
Attraktion Rapfen
Gerade beim Hecht-Schleppen kommt es immer wieder vor, dass statt eines Esox ein kapitaler Rapfen zuschnappt. Denn der kampfkräftige Schied gehört zu den Attraktionen des Pilsensees. In Sachen Groß-Rapfen finden Experten wirklich ein rekordverdächtiges Gewässer vor: Die gefangenen Rapfen erreichen kapitale Gewichte von 5-6 Kilo! Dazu kommen regelmäßig 4-Kilo-Fische, die ca. 75 cm messen.
Allerdings ist es schwierig, die schneidigen „Silberbarren“ zu überlisten, denn besonders die großen Exemplare sind vorsichtig. Ein echtes Betätigungsfeld für Experten also. Dünne, ungefärbte Monofilschnur (0,18er) und oberflächennah geführte Spinnköder eröffnen Fang-Chancen. Empfehlenswert ist auch ein Versuch mit einer glitzernden Christbaum-Fliege an der Wasserkugelmontage. Das Vorfach zwischen Kugel und Fliege sollte mindestens 1,5 m lang sein. Damit bekommt man übrigens auch Kontakt mit den Regenbogenforellen im See.
Besonderheit Barsch
Eine weitere Besonderheit ist der Barsch. Während er in vielen anderen bayerischen Gewässern oft nur Handlänge erreicht, schwimmen im Pilsensee dickere Brocken. Fische zwischen 300 und 500 g, gelegentlich auch Kilo-Exemplare, kommen vor. Schenkl: „Ein gefangener Stachelritter brachte es auf 5 Pfund 300 g.“
Top-Köder für Barsche sind kleine Spinner. Die werden am besten an der leichten Spinnrute (2-15 g Wurfgewicht) serviert. Aber auch mit Naturködern kommt man zum Zuge. Besonders fingerlange Köderfische und Tauwürmer locken die gestreiften Großmäuler. Damit lassen sich auch Aale ziehen, die ebenfalls zum Räuber-Bestand im See gehören.
Kraftpaket Waller
Die Waller schließlich runden die Fang-Palette ab. Die Bartelträger räubern auch an der Wasseroberfläche und nehmen dann flach geführte Spinnköder. Als beste Verführer erweisen sich Blinker (z.B. Effzett, Catcher) sowie ein- und zweiteilige Schwimmwobbler.
Wels-verdächtig sind die flachen und steilen Uferpartien, an denen man das Boot vorbeitreiben lässt. Bei der Köderführung gilt: Ohne Fleiß kein Preis.Intensives Durchkämmen der Wassersäule zahlt sich aus. Als Lohn winkt ein Drill auf Biegen und Brechen mit dem Kraftpaket Waller.
METHODEN Überwiegend Bootsangeln mit Kunstködern und toten Köderfischen am System.
GERÄT Steife Spinnruten mit 40-80g Wurfgewicht zum Schleppen, weichere Gerten zum Wurfangeln. Karpfenruten zum Grundangeln.
KÖDER Wobbler und Blinker, toter Köfi am System.
BOOTE Ruderboote verleiht die Surfschule am See.
EXTRA-TIPP Für Rapfen einen schnelleren Köder-Gang einlegen.
BESTIMMUNGEN Angelsaison 1.5.-31.10. Die Seerosenfelder und Schilfzonen sowie die gekennzeichneten Naturschutz- und Laichschongebiete dürfen nicht mit dem Boot befahren werden. In den Zu- und Abflüssen ist die Fischerei nicht erlaubt. Siehe auch Erlaubnisschein.
ERLAUBNIS Tag 26 DM, 7 Tage 130 DM, 30 Tage 260 DM. Mit den Lizenzen darf auch der Wörthsee befischt werden.
ANGELGESCHÄFT Dagis Hobbyangler, Oberfeldstr. 3, 82110 Germering, Tel. 089/89428225.
INFORMATIONEN Fischereiverein Pilsensee Wörthsee e.V., An den Weihern 1, 82229 Seefeld, Tel. 08152/78214 oder 78307.
UNTERKUNFT Campingplatz bei Seefeld (Tel. 08152/7232). Hier auch Erlaubnisscheine erhältlich.
ANFAHRT Über die A96, Abfahrt Eching, weiter Richtung Seefeld.Foto: Karl-Heinz Zeitler
Angler, die auf Rapfen zielen, sind am Pilsensee bestens aufgehoben |