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Gummifisch-Tricks auf Zander

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Halb so viele Fehlbisse beim Jiggen mit Gummifisch, doppelt so viele Attacken beim Dropshotten – klingt unglaublich, ist aber möglich. Dietmar Isaiasch zeigt, wie das geht.

Text: Dietmar Isaiasch; Fotos: Dietmar Isaiasch, RF (2)

Ein kurzer Ruck, ein leichter Schlag und doch kein Fisch am Haken. Mehr als ärgerlich, wenn man nach vielen Stunden des Jiggens mit dem Gummifisch genau den Biss des Tages nicht verwandeln kann. Oft liegt das nicht nur an der Tagesform der Räuber, die nicht richtig zupacken wollen, sondern auch an kleinen Details, die erst auf den zweiten Blick ins Gewicht fallen. Und diese machen dann den fangentscheidenen Unterschied aus. Im Prinzip gibt es für Zander & Co außerhalb der Laichzeit nur eines – Beute machen. Doch wo genau und, vor allem, wie beherzt der Räuber bei seinem Angriff zuschlägt, ist nicht vorhersehbar.

Wer seine Köder optimal montiert, kann sich häufiger über prächtige Zander freuen.

Die meisten Angler denken zum Beispiel, dass ein Zusatzhaken nur Sinn macht, wenn die Fische vorsichtig am Schwanzende unserer weichen Gummis nagen. Ein Trugschluss! Selbst der härteste Anbiss kann ins Leere gehen, wenn man seinen Gummiköder nicht optimal mit Haken bestückt hat. Aber schauen wir uns zunächst im Detail an, wie ein Zander Beute macht. Der Räuber ist vor dem Angriff bis in die letzte Spitze des aufgestellten Stachelkamms gespannt. Dann stößt er zu, spreizt seine Kiemen und öffnet dabei blitzschnell das Maul. Dabei entsteht ein Sog, der den Beutefisch ins Maul befördert. Genau das ist dann auch der Schlag, den wir in der Rute spüren. Allerdings schließt der Zander sein Maul nicht so schnell, wie er es öffnet. Es gibt eine kleine zeitliche Verzögerung, bevor sich die Hundszähne wieder treffen. Aufgrund unserer Reaktionszeit schlagen wir häufig genau in dieser kleinen Zeitspanne an. Was passiert? Der Haken wird aus dem noch leicht geöffneten Zandermaul gezogen. Das Resultat ist ein zusammengefalteter Gummifisch, bei dem die Spitze des Jighakens im Weichplastik und nicht im Räubermaul steckt. Mit einem Stinger wäre das nicht unbedingt passiert, werden jetzt einige sagen. Denn beim Herausziehen des Köders hätte sich der freie Drilling irgendwo im Maul verhakt. Das hätte in der Tat geschehen können. Dazu muss der Stinger aber, er heißt wörtlich übersetzt übrigens Stachel, richtig und akkurat montiert sein.

Kurzer Schenkel, weiter Bogen

Stinger mit der Nadel durch den Shad gezogen und mit Sprengring ausgestattet.

Ich mache die exakte Position und die Montage des Zusatzdrillings am Gummiköder abhängig von der Jigtechnik, die ich gerade anwende, und von der Ködergröße. Beim Vertikalangeln und beim aggressiven Jiggen mit Sprüngen über dem Boden fädele ich den Stinger durch den Weichplastikfisch und lasse den Drilling im letzten Drittel heraustreten. Die Öse des Drillings sollte dabei stets frei aus der

Gummimasse herausschauen – so baumelt der Drilling quasi am Köder. Das mache ich so bei Gummifischen von zwölf bis 18 Zentimeter Länge. Bei größeren Shads – alles, was 20 Zentimeter und länger ist – ziehe ich das Stingervorfach auch durch den Köder. Allerdings hängt der Drilling nicht frei in einer Schlaufe, sondern wird in dieser mit einem Sprengring befestigt – wie die Aufhängung der Drillingshaken an einem Wobbler.

Durch diesen Trick bekommt der große Gummifisch wesentlich mehr Stabilität beim Einkurbeln, Jiggen und insbesondere beim Schleppen. Das Gewicht des Drillings samt Sprengring arbeitet nämlich wie ein Kiel, der ein Drehen des Shads verhindert. So kann ich selbst leichteste Bleiköpfe an fetten Gummilappen fischen. Der Drilling bewegt sich frei und hat so eine 50 Prozent höhere Chance, sich irgendwo im Maulbereich zu verhaken, als ein ins Gummi gestochener Drilling. Der fixierte Drilling ist zudem auch kein Drilling mehr, da eine Spitze ja im Gummi steckt. Einziger Vorteil dieser Befestigungsvariante ist, dass ich den Stinger überall außen am Köder befestigen kann – zum Beispiel an den Flanken oder auf dem Rücken. Dieses „weg vom Bauch“ macht immer dann Sinn, wenn der Gummifisch sehr bodennah geführt wird – beispielsweise beim Faulenzen oder beim extrem langsamen Einleiern über Grund.

Alternative Befestigung: Rasseln am Hakenbogen (Bild Nr.1) und am DS-Blei (Bild Nr.2).

Wir sollten uns vor dem Anbringen eines Stingers also immer genau überlegen, wie wir den Gummifisch präsentieren beziehungsweise führen wollen. Und dann die entsprechende Montage wählen. Besonders wichtig – neben der Montage des Zusatzdrillings – ist auch die Wahl der richtigen Größe des Jighakens, ganz genau gesagt, der Länge des Hakenschenkels. Viele Angler gehen davon aus, dass allein die Schwanzaktion des Köders für den Fangerfolg wichtig ist. Entscheidend ist aber die Beweglichkeit des gesamten Gummikörpers – nicht unbedingt für den Biss, aber zur Vermeidung von Fehlbissen. Dort, wo ein starrer Haken im weichen Gummibauch sitzt, ist der Shad steif. Je länger der Schenkel des Jighakens ist, umso mehr Gummimasse wird also versteift. Was dabei oft vergessen wird, ist die Tatsache, dass der Shad durch den Räuber beim Einsaugen gefaltet wird. Und je einfacher er sich falten lässt, desto besser fasst der Jighaken beim Anhieb im Maul. Wenn der Haken dann auch noch einen weiten Bogen hat, ist ein Fehlbiss nahezu ausgeschlossen. Es gibt also für jede Länge des Köders eine optimale Größe des Jighakens
(s. Tabelle).

Auffallen um keinen Preis

Ein Trick, um die Anzahl der Bisse zu steigern, ist es, den Gummiköder möglichst natürlich zu gestalten. Im Klartext: Alles, was nicht Gummi ist, sollte möglichst unauffällig sein. Das beginnt mit dem Bleikopf. Beim Barschangeln in einem klaren Gewässer ist mir aufgefallen, dass glänzende Köpfe deutlich weniger Bisse bringen. Ich hatte kleine Gummis unter zehn Zentimeter Länge und ohne Zusatzhaken montiert. Bei Bleiköpfen, die ich frisch aus der Verpackung genommen hatte, gab es nicht nur weniger Bisse. Die Barsche, die auf diese Köpfe bissen, taten dies auch wesentlich vorsichtiger. Inzwischen habe ich dieses Phänomen häufiger beobachtet, und zwar immer dann, wenn die Sichttiefe im Wasser einen Meter und mehr beträgt. Irgendwie scheinen glänzende Köpfe die Räuber negativ zu beeinflussen. Auch an Gewässern mit sehr hohem Angeldruck habe ich diese Erfahrung schon gemacht. Kapitale Barsche beispielsweise reagieren da oft wesentlich misstrauischer auf Gummiköder mit glänzenden Köpfen. Seit ich unter solchen Bedingungen schmutzig matte – halt unauffällige – Köpfe aus Blei verwende, ist meine Erfolgsquote um mehr als 50 Prozent gestiegen.

Matte Bleiköpfe zeigen deutlich geringere Lichtreflexionen.

Nun könnte man auf die Idee kommen, die Köpfe einfach mit einem wasserfesten Filzstift schwarz einzufärben. Das macht aber leider wenig Sinn, da die Oberfläche noch immer glänzend schimmert. Zwar schwarz, aber noch glänzend, mit dem gleichen Effekt. Ich vermute daher, dass es nicht die Farbe ist, die die Räuber irritiert, sondern die Reflexion des Lichts. Man muss sich das wohl wie ein kleines, flackerndes Blitzlicht am Köder vorstellen, wenn dieser durchs Wasser bewegt wird.

Aus neu mach alt

Es gibt aber auch hier einen sehr einfachen und äußerst effektiven Trick. Dazu nehme ich eine Portion neue Bleiköpfe und spüle sie unter lauwarmen Wasser, entfette sie quasi. Dann lege ich sie in eine Schale mit Coca Cola. Hier kommt es zu einer chemischen Reaktion, und schon nach wenigen Tagen haben sich die Köpfe verfärbt. Sie scheinen um Jahre gealtert, die Oberfläche wirkt stumpf und matt. Da nahezu alle Jighaken heutzutage beim Herstellungs prozess chemisch geschärft werden, darf das Erfrischungsgetränk aber nicht länger als vier Tage einwirken. Ansonsten wird auch die Hakenspitze angegriffen und stumpf. Mit dem Cola-Trick kann man natürlich auch Dropshot- und Bullet-Bleigewichte „mattieren“. Solche Gewichte fallen dann deutlich weniger auf und lenken den Räuber nicht mehr vom eigentlichen Köder ab. Das Ganze macht natürlich nur bei Bleigewichten Sinn, wer auf Tungsten setzt, der hat sowieso mattes Material am Start und muss sich keine Gedanken machen. Und wer lieber auf Messinggewichte setzt, der kann schwarzen Silikonschlauch über das DS-Gewicht ziehen.

Der Cola-Trick lässt neue, glänzende Bleiköpfe sehr schnell altern.

Bei Klack macht’s happ

Apropos Dropshot. Hier kann man mit ein paar Tricks nicht nur die Fehlbissrate reduzieren, sondern auch die Zahl der Bisse deutlich steigern. Grundsätzlich geht es auch hier wieder darum, die Aufmerksamkeit der Räuber besser auf den Köder zu lenken. Dazu habe ich mir die Komponenten eines DS-Rigs ganz genau angeschaut. Da wäre zunächst das Vorfach. In punkto Material mache ich hier schon lange keine Kompromisse mehr. Ich verwende ausschließlich Fluorocarbon in bester Qualität und aktuell nicht klar, sondern leicht getönt – in khaki. Das getönte Fluorocarbon ist im Wasser noch unauffälliger und an überangelten Gewässern derzeit ein Muss. Weiterhin wird meiner Meinung auch dem DS-Gewicht viel zu wenig Bedeutung beigemessen. Es muss ja nur die Montage zu Boden, Richtung Fisch befördern. Nicht nur – am Grund angekommen, sollte es dann auch helfen, die Aufmerksamkeit der Zielfische zu wecken.

Für die optimale Präsentation dürfen kleine Gummiköder am DS-Rig nicht mit Rasseln belastet werden.

Am besten funktioniert das durch Vibration. Dazu befestige ich mit einem Stück Silikonschlauch eine „Glasrassel“ am DSGewicht. Diese erzeugt bei jeder noch so kleinen Bewegung des Gewichtes ein Klickgeräusch. Und eine solche Kombination kennen die Fische in der Regel noch nicht. Selbst an schwierigen Tagen oder überfischen Gewässerabschnitten wird es immer ein paar neugierige Gestreifte geben, die sich dann für unser Rig interessieren.

Aber auch wenn die Fische richtig in Beißlaune sind, wird das zusätzliche Klappern ihre aggressive Stimmung und den Futterneid noch steigern. Sie werden uns die Rute aus der Hand reißen.

Ich weiß natürlich, dass einige Angler schon seit längerer Zeit diese kleinen Geräuschkapseln mit Erfolg verwenden. Sie stecken sie direkt in den Gummiköder. Dabei gebe ich aber Folgendes zu bedenken: Eine solche Kapsel hat ihr Eigengewicht, und an der falschen Stelle im Gummifisch platziert, beeinträchtigt sie dessen Aktion. Und insbesondere beim Dropshotten wollen wir ja eine möglichst natürliche Absinkphase erzielen. Die kann dadurch leicht zunichte gemacht werden. Weiterhin ist zu bedenken, dass eine ausreichende Geräuschkulisse nur erzeugt wird, wenn die Kapsel mindestens zur Hälfte aus dem Plastikfisch herausragt. Andernfalls hebt die dämmende Wirkung des Gummis alles Kicken und Klackern auf. Das Eindrücken einer solchen Kapsel in den Köder macht daher nur bei großen Gummis ab 16 Zentimeter Länge wirklich Sinn, weil sie hier im wahrsten Sinne des Wortes weniger ins Gewicht fällt. Einzige Alternative wäre die Montage mit Silikonschlauch am Bleikopf oder am Hakenbogen, wie beim DS-Gewicht beschrieben.

An Gewässern mit hohem Angeldruck zeigen sich kapitale Barsche besonders misstrauisch.
Wenn die Feinheiten beim Dropshotten berücksicht werden, gibt es deutlich mehr Bisse.

Ich hoffe, dass auch Sie mithilfe dieser Tricks ihre Erfolgsbilanz deutlich verbessern können. Meine Trickkiste ist damit allerdings noch nicht leer, und demnächst gibt es hier von mir noch einige mehr.

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