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Harter Grund für große Zander

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In Grube II wird fleißig gefaulenzt. Am Erfolg versprechendsten ist das von Oktober bis März.

Bei Mühlberg/Elbe wird noch reichlich Kies gebaggert, das schafft Raum für Räuber. Für Sebastian Hänel zählen der Strom und die umliegenden Seen daher schon länger zu den Top-Revieren.

Wir schreiben das Jahr 1998. Als „angelverrückter“ 15-Jähriger erblicke ich das erste Mal die Gewässer um das brandenburgische Städtchen Mühlberg an der Elbe. Falko Hochstein, ein Kollege aus meinem erzgebirgischen Heimatort Schneeberg, hat mich mitgenommen. Wir fischen ein ganzes Wochenende an der Kiesgrube, Betriebsteil Nummer IV. Falko zählt schon damals zu den wenigen Zanderspezialisten in meinem Ort. Auch Anfahrten von 150 Kilometern scheut er nicht, um ein passendes Revier für die Angelei auf seinen Lieblingsfisch zu erreichen. Von ihm und seinem Kollegen Mike Meyer lerne ich in jener Zeit alles über den pfiffigen Ansitz auf Zander mit dem Köderfisch. Und kann bald darauf beim Nachtangeln meinen ersten Hundszahn landen. Eine Leidenschaft, die bis heute anhält.

Diesen 93er fing Sebastian Ende März 2006 bei hohem Pegelstand.

Besagte Kiesgrube IV hat Verbindung zur direkt daneben fließenden Elbe und somit bis heute ein ungeheures Großfischpotenzial. Das Baggerschiff stellte 1994 seinen Betrieb ein. Durch das Fehlen des „Sedimentmotors“ wird der 69 Hektar große und bis zu 18 Meter tiefe See immer klarer und nährstoffärmer. Nur wenn die Elbe Hochwasser führt, trübt er sich ein. Dabei lagert sich mehr und mehr Schlamm ab.

Diese Faktoren sorgten über die Jahre für einen Rückgang der Zanderpopulation. Dafür sind es die kapitalen Altzander, die Anglern mit entsprechender Ausdauer aktuell an den Haken gehen. Meist im Schutze der Nacht und dicht unter Land mit dem Köderfisch. Tagsüber halten sich die Kammschupper meist außerhalb der Reichweite um die damals aufgeschwemmten Sandbänke auf. Der Zander wird hier zwar rarer, doch große Rapfen, Barsche und Hechte übernehmen dafür das Zepter. So konnten Kollegen und ich schon Barsche über 45 Zentimeter und Hechte von 90 Zentimetern bis zur Metermarke erbeuten. Fangerfolge an der Grube IV sind allerdings schon immer mit viel Ausdauer verbunden gewesen und stark von den Pegelschwankungen der Elbe abhängig.

Toller 45er Barsch. Gebissen hat er im Abbaufeld II.

Hecht und Zwergwels in der Alten Elbe

Genau zwischen dem Abbaufeld IV und dem Ort Mühlberg liegt die „Alte Elbe“. Dieser sechs Hektar große Altarm ist sehr flach und schlammig, dennoch ein lohnenswertes Ziel für Hechtfans. Im trüben Wasser des von jedem Hochwasser überfluteten Gewässers fangen besonders der tote Köderfisch oder große, grelle Spinner. Hechte bis 1,14 Meter konnte mein Kollege Mike Meyer dort bereits ans Ufer ziehen. Meine „Spinnhechte“ aus dem heißen Sommer 2003 hingegen waren „nur“ bis zu 82 Zentimeter lang. Der Hechtbestand ist schwankend und stark von den Hochwassern im Februar bis April abhängig. Je länger die hohen Pegel zur Laichzeit der Räuber anhalten, desto mehr Exemplare wandern von der Grube IV auf die Flutflächen und bleiben dann, wenn sich das Wasser wieder zurückzieht, im Altarm gefangen. Anders bei den Zwergwelsen. Wer diese Fische gern in Massen fängt, ist dort in der Nacht mit Tauwurm bewaffnet zu jeder Zeit bestens aufgehoben. Die Firma Elbe-Kies hat und hatte um Mühlberg herum insgesamt vier Abbaufelder. Das kleinste ist das einstige Abbaufeld I, der heutige Schlossteich. Mit seiner Fläche von 13,5 Hektar gilt er besonders unter Hechtanglern als Geheimtipp. Da der See von der Elbe getrennt ist, hat er recht klares Wasser und weist eine ausgeprägte Unterwasserflora auf. Zur großen Flut im August 2002 wurde er tagelang komplett überspült und beherbergt seitdem eine extrem hohe Vielfalt an Fischarten.

Buhne bei Brottewitz. Hier sind Gummis top, die an den Strömungskanten serviert werden.

Zander satt im Ost- und im West-See

Der spannendste der Elbe-Kies-Seen ist für mich und meine Kollegen der Betriebsteil II. Hier wird seit dem Jahr 1968 bis in die Gegenwart Kies mit mächtigen Schwimmbaggern gefördert. Und das bis auf über 30 Meter Tiefe. Dementsprechend steil fallen seine Ufer ab. Das Abbaufeld II, welches keine Verbindung zur Elbe hat, wurde vor vielen Jahren geteilt. Heute besteht es aus dem Ost-See und dem 107 Hektar großen, ständig weiter wachsenden West-See.

1998 betrat ich mit Kollege Falko zum ersten Mal die sandigen Ufer des Ost-Sees am „Schwarzen Weg“ und schaute erstaunt in das türkis schimmernde, milchig trübe Wasser. In dieser Nacht fingen wir sechs Zander bei unserem Ansitz, und ich war begeistert. Bis vor einigen Jahren fischte ich dort sehr regelmäßig. Wir besackten uns regelrecht mit Zandern. Kaum zu glauben, aber bis zu 41 Stück konnten mein Kollege Philipp Feist und ich dort an den besten Vormittagen im Herbst fangen. Durch die Abbauaktivitäten und das Einschwämmen von Sand ist das Wasser sehr nährstoffreich und dementsprechend trüb. Die neu entstehenden Sandbänke und Strukturen unterstützen den Laicherfolg der Zander in diesem See zusätzlich. Die Population ist enorm! Durch den Überbestand liegen die Größen der Einzelfische allerdings im Schnitt bei 50 Zentimetern. Kapitale sind mir nicht bekannt. Ganz anders bei den Barschen. Hier gelang es uns schon diverse Male, Stachelritter von weit über 40 Zentimetern dingfest zu machen.

Diese Köderfarben fangen in den Gewässern rund um Mühlberg besonders gut.

Leider wurde 2007 die Angelstrecke des Ost-Sees aufgehoben, dafür aber eine Strecke im bis dahin gesperrten West-See freigegeben. Die Zanderbestände sind in beiden Teilen gleich gut, da in beiden Seen Kies gefördert sowie Spülsand zurück geleitet wird. Die Fänge im Westsee sind keineswegs schlechter als im gesperrten Ost-See, hängen aber von ganz bestimmten Faktoren ab. Wenn beispielsweise nicht geschwemmt oder gebaggert wird, setzen sich die Schwebstoffe. Das Wasser klart dann deutlich auf, und es wird mitunter sehr schwer, einen Biss zu bekommen. Bei vollem Förderbetrieb hingegen sind oft Sternstunden möglich. Aufgrund des hellen Bodens und des milchig hellen Wassers, kommen die Zander sehr blass daher. Beim Gummifischangeln konnte ich mit den Farben weiß, pink, perlmuttgrün und violettglitter die meisten Bisse verzeichnen. Der Hecht spielt im trüben Betriebsteil II eher eine untergeordnete Rolle, da ihm Möglichkeiten für dauerhaft erfolgreiches Laichen fehlen. Dennoch werden regelmäßig Hechte gefangen. Zu beachten ist, dass die Angelstrecken nur sehr kurz sind. Fast 80 Prozent des Ufers ist aus Bergbaugründen gesperrt und darf nicht betreten werden. Das wesentlich sicherere Bootsangeln ist leider auch nicht gestattet.

Die richtig Kapitalen lauern auch im Elbestrom

Als wenn das schon nicht genug Wasser wäre, schlängelt sich auch noch der fischreiche Elbstrom an Mühlberg vorbei. Auffällig an dieser Strecke ist die schnelle Fließgeschwindigkeit. Durch das recht starke Gefälle herrscht wesentlich mehr Druck im Strom, als beispielsweise bei Dresden oder Magdeburg. Auch kommt die Elbe hier im Vergleich zu diesen Strecken eher schmal daher, was die Strömung zusätzlich verschärft. Die Elbe bietet um Mühlberg  zahlreiche kurze Buhnen und sogar zwei große Kehrströmungen am Hafen Mühlberg und der Einfahrt zur Grube IV. Bei leicht erhöhtem Pegel sind diese beiden Plätze besonders ergiebig, was das Angeln auf kapitale Zander betrifft. Ein Tipp für Gummifischangler: Bei leichter Wassertrübung sind die Dekore Gold-, Rauch- sowie Violettglitter dort der Renner.

Auch dieser Rapfen kam aus der Elbe, und das schon im März.

Zeigt der Pegel in Torgau um die drei Meter an, drücken sich viele Zander am Prallhang der Kieswerkseinfahrt vorbei. Hier konnte ich zusammen mit Gästen an einem schönen Augusttag satte 19 Zander verhaften. Der größte Fisch maß 91 Zentimeter. Auch mein mit 93 Zentimetern bisher größter „Mühlberg-Zander“ biss an diesem Platz bei erhöhtem Pegel. Er nahm meinen Gummiköder Ende März 2006 auf der Gleitseite, nachdem ich diese sechs Stunden lang ausdauernd befischt hatte. Alle Großzander müssen in der Elbe bei Mühlberg mit viel Ausdauer erangelt werden. Leitbuhnen wie die so genannte Strandhausbuhne, die Fährmannbuhnen unterhalb der neuen Elbbrücke und der Verladewand bei Brottewitz haben über die Jahre schon den einen oder anderen Dicken preisgegeben. Mit Gummiködern an zehn bis fünfzehn Gramm schweren Bleiköpfen ist man bestens gerüstet. Dann heißt es, die vielen Stromkanten und Prallwirbel der Leitbuhnen systematisch „auszukratzen“.

Bester Monat dazu ist der Juni. Im Sommer, also zu Zeiten des Niedrigwassers, sind es eher die Rapfen, die an jeder Buhne mit lautem Klatschen Aufsehen erregen. Die Zander kleben dann meist im Hauptstrom, vor den Böschungen der Innenkurven, sind dort aber durchaus fangbar.

Anglerisch gewinnt der Wels im Strom immer mehr an Bedeutung. Kollege Tobias Wegert sitzt in Sommernächten oft mit Wurmbündel an der U-Posenmontage an. In den flachen, schwachströmenden und kiesigen Innenkurven konnte er so schon einige Exemplare um die 1,60 Meter Länge erbeuten. Welsduelle mit der Zanderspinnrute hingegen gehen für den Angler meist schlecht aus. Aufgrund der kurzen, engen Buhnen endet eine lange Flucht meist mit Schnurbruch am nächsten Buhnenkopf. Mühlberg bietet dank der großen Auswahl an Gewässern jedem Raubfischangler viel Abwechslung. Und genau das hat dieses Revier, bis heute, zu einem der beliebtesten im Süden Brandenburgs gemacht.

REVIER-INFOS (Stand 2015)

RAUBFISCHBESTAND: Hecht, Aal, Barsch, Rapfen, Wels, Zander
FUTTERFISCHBESTAND: Ukelei, Rotauge, Rotfeder, kleine Barsche, kleine Brassen, kleine Rapfen
WASSERFLÄCHE: insgesamt ca. 400 ha
TIEFE: im Mittel 7 bis 9 m bei Normalpegel; Grube IV bis 18 m ; Grube II bis 35 m; Schlossteich bis 12 m; Alte Elbe und Elbe, je nach Pegel 1-6 m
UNTERGRUND: durchgehend sandig, kiesig bis steinig; nur in der Alten Elbe schlammig
WASSER: Elbe und Grube II trüb; Grube IV bei Normalstand bis 1 m Sichttiefe; Schlossteich bis 2 m Sichttiefe; Alte Elbe sehr trüb.
STRUKTUREN: von allem etwas dabei, in den Kiesgruben jede Menge Abbrüche und Sandbänke (Achtung: außerhalb der Angelstrecken Lebensgefahr durch Abrutschen der Böschungen!)
EXTRA-TIPP: Für „Marathon-Angler“ empfiehlt sich die Kombination von nächtlichem Ansitz am Kieswerk mit dem Spinnfischen bei Tageslicht am malerischen Elbstrom.
BESTIMMUNGEN: Geangelt werden darf Tag wie Nacht mit 1 Spinnrute, oder 2 Naturköderangeln; pro Angeltag dürfen 3 Fische der Arten Hecht, Zander oder Wels entnommen werden. Die Entnahme von Aalen ist in der Elbe (brandenburgische Seite), Alten Elbe und der Grube IV auf 2 Stück je Kalendertag begrenzt. Im Kieswerk I und II dürfen bis zu 5 Aale pro Tag entnommen werden. Das Bootsangeln ist nicht gestattet (Ausnahme: die brandenburgische Seite der Elbe). An den Baggerseen die ausgewiesenen Angelstrecken beachten. Alle Informationen von 2015, vor dem Angeln aktuelle Infos einholen!
ANGELN VOM UFER: nahezu überall möglich, lange Fußmärsche, wie z.B. an den Prallhang der Einfahrt zur Grube IV, lohnen sich immer!
BESONDERHEITEN: Das rot betonnte Ufer der Elbe gehört zu Brandenburg, die grün betonnte Seite zu Sachsen. Die Grenze verläuft mitten im Fluss. Das sorgt häufiger für Missverständnisse (insbesondere hinsichtlich der unterschiedlichen Schonzeiten und Mindestmaße).
GASTKARTEN: Tag 13 EUR (Jugendliche 5 EUR), Woche 25 EUR (Jugendliche 10 EUR); Voraussetzung für das Raubfischangeln ist weiterhin ein gültiger Fischereischein und die Fischereiabgabe für das Kalenderjahr (12 EUR, Jugendliche 2,50 EUR)
AUSGABESTELLEN: Angel & Sportshop Gehard Selle, Bahnhofsstraße 57, Bad Liebenwerda, Tel. 035341/2203; Anglerverband Elbe-Elster Bad Liebenwerda e.V. Ansprechpartner: Steffen Markwardt, Tel. 03533/162388
UNTERKUNFT: z.B. Pension Wendland (www.pension-wendland.de), Am Viertelfeld 2, 04931 Mühlberg/Elbe, Tel. 035342/233; weitere u.a. auch über den Tourismusverband Elbe-Elster-Land e.V. (www.elbe-elster-land.de), Markt 20, 04924 Bad Liebenwerda, Telefon 035341/30652, Fax 035341/12672, E-Mail: info@elbe-elster-land.de
FACHGESCHÄFT: Angel & Sportshop Gehard Selle, Bahnhofsstraße 57, Bad Liebenwerda, Tel. 035341/2203
ANREISE: z.B. über die A13 (Berlin – Dresden) bis Abfahrt „Thiendorf“, dann auf der B98 nach Riesa und von dort über die B182 nach Mühlberg/Elbe.

Die 10 besten Spots

1. Einfahrt zur Grube IV: Hier ist immer dann mit Zandern zu rechnen, wenn der Pegel der Elbe erhöht ist und entsprechend Druck auf dem Prallhang herrscht (bei Hochwasser im März besonders gute Chancen auf Kapitale). Ausgeprägte, aber kurze Beißzeiten, daher ausdauernd angeln!
2. Sandbank in der Grube IV: Von diesem Platz lässt sich mit Gewaltwürfen eine Sandbank erreichen. Sie ist in der warmen Jahreszeit ein Garant für dicke Barsche. Ab und an hält auch der Bereich um die Bank eine dicke Überraschung parat.
3. Muschelbank in der Grube IV: Ebenfalls gerade so in Wurfweite liegt hier eine Muschelbank. Am besten an Sommerabenden sehr konsequent und ausdauernd befischen, um ziehende Zander abzupassen.
4. Strandhausbuhne/Elbe: Bei dieser Leitbuhne befindet sich der Fahrrinnenwechsel. Hier kann immer ein richtig dicker Zander oder sogar ein Wels zulangen. Allerdings hoher Angeldruck, da der Parkplatz gleich hinter der Buhne liegt.
5. Nordseite Grube IV: Der Bereich bietet sehr viele Strukturen im Wasser in Form von Schwemmbänken. In der östlichen Ecke befindet sich der tiefste Platz des Sees, den man erwerfen kann. Besonders interessant in der kalten Jahreshälfte.
6. Hafeneinfahrt/Elbe: Am Gleithang lohnt sich immer ein Versuch auf Großzander, besonders bei erhöhtem Pegel (auch hier die Hochwasser im März nutzen). Der hintere Bereich des Hafens ist mit seinen Spundwänden besonders für Barschangler interessant. Auch Hechte und Rapfen tummeln sich dort.
7. Alte Elbe: Hier ist insbesondere im Frühjahr nach Hochwassern mit guten Hechten zu rechnen. Blinker, grell gefärbte Spinner der Größe 5 und der tote Köderfisch sind dann die Bringer.
8. Abbaufeld II: Hier befindet sich die einzig erlaubte Angelstrecke mit interessanten Minisandbänken, die es sich zu erarbeiten gilt. Extrem guter Zanderbestand durch Nährstoffeintrag des Kiesabbaus. Trübungsgrade durch Abbauaktivität beachten! Je trüber, desto besser die Chancen auf Erfolg.
9. Schlossteich Mühlberg: Die Landzunge erweist sich immer wieder als guter Spot. Der hintere Teil zur Elbe steckt voller altem Treibholz. Hier lauern mit Sicherheit einige kapitale Räuber (Hecht, Zander, Barsch) auf einen mutig präsentierten Köder.
10. Fährmannbuhne/Elbe: Diese Leitbuhne hat es in sich, absoluter Top-Spot! Die beste Zeit für Zander in der Elbe ist der Juni.

Stand 2015

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