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Mit Köderfisch weit raus

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Abgekürzt: Matze watet dem Angelplatz entgegen, wenn er den Köderfisch weit draußen anbieten will. Dann heißt es: Feuer frei!
Abgekürzt: Matze watet dem Angelplatz entgegen, wenn er den Köderfisch weit draußen anbieten will. Dann heißt es: Feuer frei!

Wenn das Gute liegt so fern: Matze Koch beschreibt, wie man unerreichbar scheinenden Angelplätzen doch noch Fische entlockt.

Da stehe ich nun vor einem traumhaften Gewässer und rätsele: Warum nur sind Boote nicht erlaubt? Die besten Stellen scheinen immer die zu sein, die mit einem Wurf nicht zu erreichen sind. Verheißungsvolle, überhängende Bäume an der anderen Uferseite lächeln mich aus 80 m Entfernung an, ausgedehnte Seerosenfelder locken direkt in der Zone „Ufer betreten verboten!“, und interessante Stege vor Privatgrundstücken ziehen meine Blicke auf sich. Jetzt darf man allerdings nicht aufgeben, denn es gibt jede Menge Möglichkeiten, die Köder doch noch an die gewünschten Stellen zu bringen.

An der Segelpose treibt der Köder an Plätze, die werfend nicht zu erreichen sind.
An der Segelpose treibt der Köder an Plätze, die werfend nicht zu erreichen sind.

Auf großer Fahrt

Die Segelpose eröffnet schon mal Perspektiven, von denen Sie bisher nur träumen konnten. Es gibt solche, die ein großes Segel haben und bewusst für die Distanzdrift konzipiert wurden, z.B. der Fox System Drifter. Diese Pose kommt sogar mit 2 verschieden großen Körpern daher und kann an Ködergröße und Bleigewicht angepasst werden. Es steht dem Angler ebenfalls frei, ob er die Schnur nur unten oder zusätzlich am Auftriebskörper befestigt. Die obere Öse am Körper wird nur in einen Silikonschlauch eingesteckt und löst sich beim Anschlag. So bietet das groß dimensionierte Segel keinen Widerstand beim Einholen der Montage. Mit geflochtener Schwimmschnur segelt der Köder problemlos über ganze Seen hinweg und erreicht Zonen, die sonst keiner befischt. Das Schwimmgeflecht ist auch deshalb von großer Bedeutung, weil man es beim Anschlag regelrecht von der Wasseroberfläche abheben kann. Eingefettetes Monofil – wie es häufig empfohlen wird – ermöglicht das bei Weitem nicht so gut. Nur mit Geflecht ist der Kontakt auf Riesendistanzen sofort herstellbar.

Die Segelpose eignet sich aber nicht nur für große Entfernungen. Ein überhängender Baum ist mit einer Köderfischmontage äußerst schwer anzuwerfen. Selbst wenn der vorausfliegende Köder perfekt 10 cm vor dem äußersten Ast landet, wird er von der dahinter eintreffenden Pose ein ganzes Stück wieder zurückgezogen, und schon angelt man einen guten Meter an der heißen Stelle vorbei. Besonders im Winter ist es aber wichtig, exakt am richtigen Fleck zu fischen, weil die Räuber keine großen Touren mehr unternehmen.

Ein großes Segel bietet dem Wind viel Angriffsfläche.
Ein großes Segel bietet dem Wind viel Angriffsfläche.

Die Segelpose ermöglicht es, den Baum auf Tuchfühlung zu befischen. Bis sie die Äste berührt, kann man sie einfach an die heiße Stelle treiben lassen. Der Köder schwebt direkt darunter, vor der Nase der Baumhechte. Einzige Voraussetzung: die richtige Windrichtung. Für geringere Distanzen wie in diesem Fall muss man nicht unbedingt eine Pose mit Riesensegel verwenden. Es gibt zum Beispiel Modelle mit kleinerem, viergeteiltem Segel. Die sind weit weniger anfällig für Böen. Allerdings können sie leichter in eine Drehbewegung fallen und die Schnur einwickeln. Sie segeln jedoch trotzdem gut. Hier macht es sich bezahlt, wenn die Schnur nur am unteren Ende der Pose eingehängt wurde. Dann kann die Drehbewegung der Leine nichts anhaben. Der große Vorteil der kleineren Segelschwimmer: Ihr Körper fällt deutlich kleiner aus, ist somit sensibler und setzt dem Fisch weniger Widerstand entgegen.

Sogar extrem sensible und schlanke Markerposen aus der Karpfenangelei habe ich schon für kleinere Segeltörns eingesetzt. Denn sie sind ebenfalls oft mit einer Art Segel versehen, durch das sie auf große Distanzen besser zu sehen sein sollen.

Ich habe stets eine fertig montierte Rute mit Segelpose im Auto liegen. Das hat mir schon so manchen Bonushecht eingebracht, unter anderem auch deshalb, weil ich sie manchmal völlig zweckentfremdete. So erlebte ich an einem kleinen Poldergraben einmal eine heftige Strömung. Es hatte viel geregnet, und die Pumpen liefen auf vollen Touren. Statische Montagen blieben nicht liegen, oder die Bissanzeige war unmöglich, weil die Pose unter  Wasser gedrückt wurde. Die Drift dagegen war viel zu schnell. Also schnappte ich meine Segelpose und hatte das Glück, dass der Wind entgegengesetzt der Strömung wehte und steile Wellen erzeugte. So konnte ich wie ein Stipper meine Köder verzögert anbieten und fing mehrere schöne Hechte. Die hohen Wellen trugen auch ihren Teil dazu bei, denn sie versetzten den Köder in Bewegung.

Gesucht und gefunden: Matze mit gutem Hecht. Der Fisch stand unter einer niedrigen Brücke, die mit normalen Würfen kaum zu erreichen gewesen wäre.

Lange Rute

Manchmal ist das Gute ganz nah und doch so fern. Unter breite Brücken mit nur wenigen Handbreit Luft kann man nicht werfen. Wenn weder Strömung noch Wind vorhanden sind, um unser Vorhaben zu unterstützen, hilft eine lange Rute weiter. Mit ihrer Hilfe kann man den Köder weit unter die Brücke pendeln und senkrecht unter der Rutenspitze hängend einfach ausklinken. Damit serviert man den Fischen ihre Mahlzeit direkt vor die Nase, denn die düsteren Ecken von tiefen Brücken sind magische Anziehungspunkte für Räuber. Besonders Zander kann man dort, teilweise sogar tagsüber, gut erbeuten. Mithilfe der langen Rute lässt sich der Köder auch direkt an der Brückenwand anbieten. Per Wurf ist das oft unmöglich. Genau hier stehen aber die Räuber.

Auch wenn zum Beispiel ein seitlicher Pendelwurf unter überhängende Äste Risiken birgt, hilft eine Rute von 4,5 m oder länger weiter. Ganz gezielt kann man die Montage dort ablegen, wo man den Hechteinstand vermutet. Ich verwende dafür eine straffe Feederrute oder lange, dreiteilige Deadbaitruten, könnte mir aber auch vorstellen, eine Bologneserute einzusetzen, die in noch größeren Längen erhältlich sind.

Matzes Frau Moni zeigt, wie es geht: Mit einer langen Rute serviert sie den Köderfisch unter einer niedrigen Brücke.
Matzes Frau Moni zeigt, wie es geht: Mit einer langen Rute serviert sie den Köderfisch unter einer niedrigen Brücke.

Wathose

An „Suppenteller-Seen“, die eine gleichförmige Struktur und festen Grund haben, kann man sich so manchen Meter einfach erlaufen. Mit Watstiefeln oder, besser noch, einer Wathose, lassen sich die Meter, die an einem kräftigen Wurf noch fehlen, einfach „übergehen“. Übrigens muss man auch die Segelpose manchmal mit der Wathose ausbringen. Entweder, um einen windstillen Bereich zu überbrücken oder um tieferes Wasser zu erreichen, wo der Köderfisch dichter am Grund locken soll. Denn leider ist es mit der Segelpose nur schwer möglich, flache Bereiche zu überdriften und den Köder dahinter tief anzubieten. Das verhindert der flache, voreingestellte Spann.

Wer sich nicht scheut, ein wenig mehr Aufwand zu betreiben, kann sich mit einer Büroklammer helfen. Der Spann wird tief eingestellt. Um die Flachzone zu überbrücken, befestigt man die Schnur in einer Schlaufe so flach, dass die Bleibeschwerung dicht unter dem Posenkörper hängt.

Hat man den tiefen Bereich erreicht, schlägt man an, die Schnur löst sich aus der Büroklammer, und der Köder sinkt in die voreingestellte Tiefe, kann dort entweder weitersegeln oder liegen bleiben, je nach Wunsch und Tiefeneinstellung.

Die Wathose hat noch weitere Vorteile beim Ausbringen. Wenn Sie in Ihren See nicht hineinlaufen können, kann man doch sehr wohl oft am Ufer entlang waten. So erreicht man vor Baumreihen und anderem dichten Uferbewuchs Stellen, die sonst unbeangelt geblieben wären.

Windschnittige Köderfische wie der Stint unterstützen Weitwürfe. Dass auch ein schlanker Köfi dicke Fische fängt, beweist Matzes Distanzhecht.

Feuer frei

Natürlich kann man auch einfach kräftig werfen, um größere Entfernungen zu erreichen. Etwa 60 m lassen sich mit einer starken Köderfischmontage schaffen, wenn einem nicht gerade der Wind entgegen bläst. Dafür benutze ich eine 12 Fuß lange Rute mit einer Testkurve von 3,5 lb. Ein Blei am Seitenarm von etwa 80 g ermöglicht in Kombination mit dem Gewicht eines mittleren Köderfisches beachtliche Weiten. Wenn Hänger zu erwarten sind, mache ich in den Seitenarm aus 0,25er Mono zusätzlich einige Überhandknoten, um Sollbruchstellen zu schaffen. So bleibt im Falle eines Hängers nur das Blei im Wasser, und der Rest der Montage kann gerettet werden.

Den Köder wähle ich bewusst schlank, damit der Luftwiderstand möglichst gering bleibt. Dafür bieten sich zum Beispiel Stinte an, die glänzende Hechtköder sind. Die müssen beim Weitwurf unbedingt im gefrorenen Zustand angeködert werden, sonst schlitzen die Haken augenblicklich aus.

In einer Kühlbox kann man sie problemlos gefrostet mit ans Wasser bringen. Die Bissanzeige erfolgt dann über einen elektronischen Bissanzeiger. Bei der Weitwurfmasche sollte man keine Geflechtschnur einsetzen. Die harte Rute in Kombination mit dehnungsarmem Geflecht programmiert sonst Aussteiger vor. Ein weiches, 0,35er Monofil ist hier die bessere Wahl, um genug Pufferwirkung im Drill zu haben.

Improvisiert: Hechtproppen mit Schaumstoff-Segel.
Improvisiert: Hechtproppen mit Schaumstoff-Segel.

Extra-Tipp

In Notfällen kann man Segelposen leicht selbst basteln. Ich stecke dafür eine Ködernadel in den „normalen“ Schwimmer. Als Segel dient ein Stück eines Joghurtbechers oder etwas Schaumstoff. Das klappt hervorragend!

Diese Variante setze ich besonders gern im Winter ein, wenn ich zwar keine großen Distanzen erreichen möchte, aber mithilfe des kleinen Segels interessante Stellen absuchen will, z.B. Bohlen, Baumreihen, Steganlagen, oder wenn ich den Köder unter eine Brücke driften lassen möchte. So habe ich im Handumdrehen eine Segelmontage, ohne die andere Rute auspacken oder gar ummontieren zu müssen.

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