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Naturköderangeln auf große Barsche

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Thomas Kalweit präsentiert 30 tolle Tricks zum Naturköderangeln auf große Barsche.

Text: Thomas Kalweit Fotos: T. Kalweit, MH

In vielen Gewässern sind Barsche keine aggressiven Räuber. Die schlauen und erfahrenen Altfische führen oft mehr oder weniger ein Karpfenleben. Sie ziehen in kleinen Trupps aus nur wenigen Fischen umher. Wie Friedfische ernähren sie sich von den einfach zu fangenden und allgegenwärtigen Insektenlarven und Wirbellosen. Von den Großbarschen Englands (über drei Pfund) aus den Jahren 1900 bis 1988 wurden mehr als die Hälfte auf Maden (17 %), Caster (3,5 %) und Wurm (32 %) gefangen, das hat der englische Barschangler-Club (The Perchfishers) herausgefunden.

1. Garnelen und Krabben – Naturköder für große Barsche

Köder Nummer 1: der Tauwurm. Bei der heutigen Kunst-köderflut eine mehr als willkommene Abwechslung.

Trendköder der englischen Barschspezialisten im Winter und zeitigen Frühjahr sind Krabben oder Garnelen aus dem Kühlregal im Supermarkt. Vor dem Angeln kann man die fleischigen Happen, mit oder ohne Schale, in Krill- oder Fischmehl einlegen und mit Lebensmittelfarbe rot färben. Der Köder muss für die neugierigen Barsche geruchsintensiv und gut sichtbar sein. Witzigerweise benutzen englische Barschspezialisten vor allem würzige Spice-Flavours auf Barsch.

In vielen Gewässern leben Barsche vornehmlich von kleinen Flusskrebsen, manchmal auch von größeren Exemplaren, die sich gerade häuten (Butterkrebse). Gerade in krebsverseuchten Gewässern kann die Garnele im Frühjahr ein Topköder sein.

2. Garnele-Wurm-Duo

Die perfekte Köder-Kombi ist eine Garnele mit einem quirligen halben Tauwurm. So werden alle Sinne der Barsche angesprochen. Auch das Innere aus gekochten Muscheln (große Mies- oder Grünlippmuscheln) sind in Kombination mit einem Wurm einen Versuch wert.

 

Im Herbst beißen Barsche besonders gut auf Naturköder. Daneben ist das Frühjahr eine gute Zeit.

3. Topzeit zum Naturköderangeln auf große Barsche

Die beste Zeit zum Naturköderangeln auf große Barsche ist das zeitige Frühjahr (Februar bis März), bevor die neue Brut geschlüpft ist und die Barsche massenweise Futter haben. Richtig gut wird es dann erst wieder im kühlen Herbst, Oktober und November sind die Topmonate.

4. Bester Köder

Der große Tauwurm ist immer noch der Köder Nummer 1! Wichtig: Nur einmal den Haken durch den Wurm stechen, damit dieser sich im Wasser natürlich bewegen kann. Keine Tauwürmer direkt aus dem Angelladen verwenden. Die sind oft schlapp und seit Monaten in der Packung. Unbedingt die Kringler ein paar Tage in feuchtem Moos, etwas Maulwurfserde und frischem Rasenschnitt im kühlen Keller erholen lassen. Erst dann bekommen sie dasrichtige Barschpotenzial. Noch besser sindfrisch gesammelte Tauwürmer, nachts mit
Kopflampe und bei Nieselregen auf einerfrisch gemähten Wiese.

5. Koffein für Würmer

Kurz vor dem Angeln etwas Kaffeesatz aus dem Filter in den Wurmeimer geben. Das Koffein macht die Würmer besonders zappelig. Mit einem zusätzlichen Wurm lässt sich auch ein totes Köderfischchen barschgerecht „aktivieren“.

6. In der Schwebe

Mit einer Spritze aus der Apotheke lässt sich jeder Tauwurm problemlos aufpoppen.
Einfach etwas Luft injizieren, so treibt der Wurm auf, durch den Luftvorrat bleibt er unter Wasser länger aktiv (Hautatmung). Mit einem Schrotblei auf dem Vorfach lässt sich die Höhe des Auftreibens justieren, wie bei einem Pop-up-Boilie der Karpfenangler.

Auftrieb gefällig? Kein Problem, wenn man dem Wurm etwas Luft injiziert.

7. Wellen und Würmer

Bei starkem Wellengang den Wurm am besten an einer kugelförmigen kleinen Pose
fischen. Der durchsichtige kleinste „Pike Bob“ von Drennan in zehn Gramm ist hier ideal. Er tanzt in den Wellen auf und ab, der Wurm hüpft unter Wasser hin und her.

9. Korb

Anstelle eines Arlesey-Bleis locken Madenoder Futterkörbchen mit Fischmehlgrundfutter und zerschnittenen Würmern die Barsche gezielt zum Köder.

10. Klein-klein

Kleine Köder nicht verachten! Manchmal werden die besonders Kapitalen auf Miniköder
gefangen. Besonders in der kalten Jahreszeit lassen sich auch richtig große Barsche mit zwei Maden überlisten.

12. Teiche

Oft schwimmen gute Barsche in Klein- und Kleinstgewässern herum. Forellenteiche, kleine Stauseen, bachdurchflossene Burggräben – hier leben oft kapitale Barsche, die von niemandem gezielt beangelt werden. Oft sind zwei bis drei dicke Barsche die einzigen Raubfische dort, sie können sich ohne Konkurrenz entwickeln.

13. Ohne Widerstand

Bei der Bissanzeige muss alles auf möglichst geringen Widerstand ausgelegt sein. Offener Schnurfangbügel, winzige Einhängebissanzeiger und lange Rutenhalter, damit der „Bobbin“ bis zum Anschlag einen langen Weg vom Boden bis zum Rutenblank zurücklegen kann, sind unbedingte Voraussetzung beim Grundangeln. Barsche hassen jeden Widerstand, darauf muss alles ausgelegt sein.

8. Methoden-Klassiker

Die klassische Methode für die Wurm-Fischere ist das Grundfischen mit der Arlesey- Bombe. Altmeister Richard Walker entwickelte das kleine Weitwurf-Birnenblei mit Wirbel, um im Winter Barsche an der tiefsten Stelle des kleinen Arlesey-Sees befischen zu können. Die „Bombe“ wird einfach auf die 0,18er bis 0,20er Hauptschnur aufgezogen, ein Backstopp stoppt das Blei
auf Vorfachlänge, am Ende hängt ein 6er bis 8er Öhrhaken.

11. Anfüttern hilft!

Ob der Tipp unserer Altvorderen funktioniert, fein zerriebene Eierschalen ins Futter zu mischen? Angeblich sollen diese beim Herunterrieseln Fischschuppen vortäuschen und die Barsche in Raublaune bringen. Ein Fischmehlfutter mit vielen Maden und Wurmstücken lockt jedenfalls die Barsche an. Zusätze wie „Liquid Worm“ von Dynamite Baits schaden nicht.

Lockeffekt: Anstelle eines Grundbleis lässt sich auch ein mit Maden gefüllter Futterkorb verwenden.

14. Barsche lieben Struktur

Topplätze in Fluss und Kanal: überhängende Büsche mit reichlich Versteckmöglichkeiten, Schleusen, Brücken. In Teichen: im Winter oder mittags tiefste Stelle, im
Sommer Frischwasserzuflüsse. Immer nach Brutfischen und ihren Räubern Ausschauhalten. Der Fischfinder des armen Mannes ist der Haubentaucher! In Seen: Unter
Stegen, Booten, an Barschbergen, Scharkanten, abends im Flachwasser und an Schilfkanten.

15. Kunst mit Natur

Der beste Spinnköder auf Barsche ist immer noch der Spinner. Bei Beißflauten kann man den Drilling des Kunstköders mit Maden oder einem Wurmbündel „pimpen“. Dieser
Tipp stammt vom Top-Karpfenangler Terry Hearn, der auch als Großbarschfänger einen
Namen hat. Kombiniertes Spinn- und Posenfischen: Ein Spinner wie der 2er Mepps an der
Spinnrute lockt und aktiviert die Barsche, ein gleichzeitig im Wasser befindlicher Tauwurm
an der Pose fängt die Nachläufer ab.

16. Haken setzen

Beim Barschangeln muss schnell angeschlagen werden, damit vor allem kleine Fische den Köder nicht tief schlucken. Eine gute „Schlucksperre“ ist eine kleine Scheibe aus der durchsichtigen Deckfolie eines Schnellhefters. Man kann sie einfach auf den Knoten eines Öhrhakens ziehen.

17. Krachmacher

Neugierige Barsche lieben Lärm! Oft bekommt man nach dem Reinrasseln des Ankers
gleich Bisse. Unsere anglerischen Vorfahren warfen Kieselsteine ins Wasser, um den Barschen raubende Konkurrenten vorzutäuschen.

Gerät für große Barsche: 0,22er Monofil, mittlere Stationärrolle und eine 30-Gramm- Rute von etwa drei bis 3,60 Metern.

18. Indirekt anfüttern

Kleinfische wie Ukelei oder Rotaugen mit wolkenbildendem Grundfutter anlocken, dann folgen auch schnell die Barsche. Vor allem, wenn beim Köderfisch-Stippen ordentlich Radau im Wasser ist.

19. Schwingspitze

Wird mit großen Ködern, etwa einem Tauwurm, an der Grundmontage gefischt, dann ist eine lange Schwingspitze als Bissanzeiger ideal. Hiedurch haben die Barsche genug Zeit, den Köder zu nehmen, bevor sie Widerstand spüren. Eine Feederrute mit Bibberspitze wäre bei Großködern suboptimal.

20. Dropshotten mit Wurm

Große Tauwürmer lassen sich auch perfekt an der Dropshot-Montage präsentieren. Positiver
Nebeneffekt: Der von der steifen Fluorocarbon-Schnur abstehende Haken verhindert das schnelle Schlucken des Köders.

21. Toter Köderfisch

Nur an wenigen Gewässern ist der tote Köderfisch ein guter Barschköder, denn Barsche bevorzugen in der Regel lebende Kost. Trotzdem ist ein kleiner toter Barsch oder ein Minirotauge am Haken immer einen Versuch wert. Denn es gibt Gewässer, da zählen „Deadbaits“ zu den Topködern auf Dicke. Vor allem nachts oder in trüben Gewässern kann manchmal der tote Köfi punkten.

22. Barsch fängt Barsch

Die kannibalischen Barsche haben oft einen regelrechten Hass auf ihre kleineren Artgenossen. Es muss also nicht unbedingt ein silbrig glänzender Köderfisch sein. An manchen Tagen fängt grün-gestreift besser!

23. Klare Sicht

Beim Posenfischen auf Barsche in flachem Wasser auf durchsichtige Posenmodelle setzen. Barsche sind manchmal „schwimmerscheu“. Topmodell ist hier der Crystal Loafer von Drennan.

24. Sofortanschlag-System

Will man tief schluckende Fische vermeiden, dann sollte man ein Doppelhaken-System wie die Hechtangler einsetzen, etwa bei einem blindschleichengroßen Tauwurm. Zwei kleine Einzelhaken oder Zwillinge am Monovorfach im Abstand von fünf Zentimetern sind perfekt. Bei der kleinsten Bissanzeige wird angehauen.

Beim Posenfischen im klaren Wasser sollten unauffällige Schwimmer benutzt werden wie diese Cystal-Modelle.

25. Weiche Ruten fischen

Das Barschmaul besteht aus einem pergamentdünnen Häutchen, gerne schlitzen hier die Haken im Drill aus. Deshalb ist eine vergleichsweise weiche Specimen-Rute ideal, wie sie auch fürs Döbel- oder Schleienangeln eingesetzt wird. Mit einer weicheren Rute lassen sich auch große Tauwürmer am Einzelhaken besser auswerfen, nicht jeder der wertvollen Kringler fliegt
dann bei Gewaltwürfen gleich vom Haken. Positiver Nebeneffekt: Auch kleinere Barsche machen an solchen Ruten so richtig Terz!

26. Ein Hoch auf die tote Rute

Beim Vertikalangeln vom Boot aus immer auch eine „tote Rute“ fest arretiert in einem stabilen Bootsrutenhalter ablegen. An einem Fireball kommt beispielsweise ein toter Stint. Die Bewegungen an Bord verleihen dem Köfi Leben, die Fische schlagen sich bei gut geschlossener Bremse selbst an. Oft bringt gerade diese Rute den größten Fisch des Tages.

Wenn‘s nicht ohne Kunstköder geht: Ein Wurm macht die ganze Sache noch fängiger.

27. Nachläufer

Fast immer folgen andere Barsche aus dem Schwarm ihrem Artgenossen im Drill bis kurz vor den Kescher. Nach einem Fang den Köder deshalb ganz ufernah einwerfen, oft steht hier noch das hungrige Rudel.

28. Schnell sein

Erfolgreiches Barschangeln heißt schnell sein! Die gierigen Beißphasen sind kurz, oft fängt man viele Fische in wenigen Minuten hintereinander. Wer beim Hakenlösen rumtrödelt, verpasst vielleicht den nächsten Traumfisch.

29. Alte Barsche

Ein guter Barsch kann durchaus schon über 15 Jahre alt sein. Deshalb sollte man bei der
Entnahme unter nachhaltigen Gesichtspunkten vorgehen. Möglichst die wüchsigen Laichfische mit gut ans Gewässer angepasster Genetik schonen und vermehrt kleine und mittlere Exemplare entnehmen. So sorgt der Angler dafür, dass sich vermehrt großwüchsige Fische fortpflanzen.

30. Königsklasse

Großbarschangeln mit Naturködermethoden ist die Königsklasse für jeden Specimen Hunter! Vor allem in Zeiten, wo sonst wegen allgemeiner Beißflaute und Schonzeiten wenig läuft (zeitiges Frühjahr, später Herbst), kann man mit Tauwurm und Garnele regelrechte Sternstunden erleben. Ein gutes Barschgewässer vorausgesetzt!

Thomas fängt mit Naturködern auch dann solche Barsche, wenn Schonzeiten das Kunstköderangeln verbieten.
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