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Wels-Klopfer in Bella Italia

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Waller noch und nöcher! Eine typische Po-Schlagzeile. Helmut Klanert ging dem italienischen Strom auf den Grund: mit viel Methode und Humor…

Von Von Helmut Klanert

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Po- Wels
Erster Tip für Welse: Die Po- Region

Der Po. Italiens größter Fluss. Mit unzähligen Welsen drin. So tönt es durch die Angelpresse, und die Vielzahl von Camps scheint es zu bestätigen. Na denn mal los!

Die Fahrtzeit ab St. Pölten in Niederösterreich beträgt mit Pausen ca. 8 Stunden. Für 650 km. Bis Mestre fährt man nur Autobahn. Dran denken: Lire für die Maut mitnehmen. Die Appartements sind überraschend gut ausgestattet. Hurra: Klimaanlage, Sat-TV, Telefon, Mikrowellenherd, Fliegengitter, Bad und auch noch genügend Platz für die Familie.

Zwanzig Meter von der Türe entfernt, liegt der Eingang zu einem öffentlichen Freibad mit großem Kinderbecken; 20 m in der anderen Richtung ein Bierlokal mit angeschlossenem Restaurant. Lecker: gutes erschwinglichen Essen, dazu den Hauswein – einen ausgezeichneten Prosecco. Aaaach!

Die ganze Anlage ist abgesperrt und bewacht. Trotzdem bitte das Autoradio rausnehmen. Dann kann man das ganze Angelgerät im Auto belassen. Der Hafen ist 100 m entfernt und das Feinste, was jemals mein Anglerauge erblickte. Die Boote sind 6 m lang, Wolfcraft Polyester Gefährte mit 20 PS Mariner Motoren. Die springen stets auf Anhieb an. Jedes Boot ist mit einem Echolot ausgestattet. Die Batterie dafür am besten immer über Nacht im Quartier aufladen (Ladegerät mitnehmen). Anker, Ruder, Schwimmwesten, Schwamm, Brett zur Befestigung eines E-Motors – alles da, super! Ganz wichtig: Bitte probieren Sie nicht, mit Vollgas eine 90-Grad-Kurve zu fahren oder in rasanter Kurve die 3 m breite Steg-Einfahrt zu nehmen…

Nach einem Erfrischungsschluck geht’s sofort zu Heinz, dem Besitzer des Camps. Er ist ein uriger Waldviertler. Fragen prasseln auf ihn ein: In welcher Verfassung ist der Fluss? Beißen sie? Wie viel wurde gefangen? Blah, Blah, Blah… Antworten: Alles o.k. – Fluss in bester Verfassung! Heinz und Bernhard lassen sich nicht aus der Ruhe bringen. Sie haben auch immer genügend Köder-Aale auf Vorrat, binden das eine oder andere Vorfach, springen mit Leihgerät ein.

Po-Idylle: Kadaver, Äste, Fehlbisse

Erste Ausfahrt. Am besten erkundet man zunächst die Umgebung und macht sich mit dem Fluss vertraut. Hier bei Porto Viro fließt der Po sehr gemächlich dahin. Das Wasser ist überraschend rein (Sichttiefe ca. 0,5 m) und leicht grünlich. Zumindest optisch merkt man nicht, dass man auf der angeblich größten Dreckschleuder der Adria fährt. Bis auf ein totes Schwein und ganz wenigen Ästen, die hören Sie am Motorgeräusch, kann auch kein besonderes Treibgut gesichtet werden.

Oha: Sehr viele Welse auf dem Echolot, aber nur 1 Biss, kein gelandeter Fisch. Und das trotz Klopfen mit dem Wallerholz (das muss ja funktionieren, in Kasachstan hat es ja auch hingehauen!)

Zweite Ausfahrt, nicht mal ein Biss. Am Abend chartern wir Heinz, der meist ausgebucht ist, für den nächsten Tag. Er verspricht mind. 10 Bisse: Haha, na sicher, Gschichtlprinz!

Am Ende des nächsten Tages verzeichnen wir 15 Bisse, Freund Günther fängt einen Wels mit 122 cm, ich trotz 8 Bissen nichts.

„Wie Du schon die Rute in die Hand nimmst, wie Du anschlägst!“ Jaja… Heinz ergeht sich in vielen Ratschlägen und schießt sich auf mich ein, da er am Vorabend etwas herausgefordert wurde. Es wurmt Ihn aber trotzdem, und er bleibt sogar 2 Stunden länger auf dem Wasser, um auch mir meinen Fisch zu ermöglichen. Umsonst. Abends am Stammtisch habe ich nicht gerade den besten Stand. Und Achtung – Heinz ist sehr trinkfest: „Una Bira grande, perfavore. Avanti!“ Trotzdem, wer einen Tag mit Heinz verbringt, lernt mehr über die Welsfischerei als sonst in 3 Jahren.

Die nächsten Versuche bringen zwar einige Bisse, aber die Fische hängen einfach nicht. Das wurmt, regt aber auch zum Nachdenken an. Ich besorge mir ein neues Wallerholz, das genauso klingt wie das von Heinz, kopiere seine Klopf- und Schlagtechnik. Doch es fruchtet nichts. Viele, viele Welse steigen vom Boden hoch, nehmen aber den Köder nicht und lassen sich dann wieder zu Boden sinken. Oft erfolgt auch nur ein Knabbern am Köder oder der Aal wird, nach 30 cm Abzug, wieder ausgespuckt. Ich verlängere das Kevlar-Vorfach auf 150 cm, um die Scheuchwirkung des Bleis zu vermeiden, hebe den Köder, um immer in derselben Höhe wie der Wels zu sein. Bestenfalls wird der Aal jedoch nur an einem Ende kurz genommen, die Biss-Spuren verraten es.

Aal frisst Baby-Wels, Waller beißt Aal?

Heinz erklärt, dass die Fängigkeit des Aales auf einer natürlichen Feindschaft zwischen Waller und Schleicher beruhe. Der Aal fresse die Babywelse, dafür verbeißt der große Wels den Aal. Aha! Treibt der Aal also durch Wind oder Strömung zu schnell über den Waller, begnügt er sich damit, den Schlängler verscheucht zu haben und taucht wieder ab.

In der Folge experimentiere ich mit langen 80er Monofil-Vorfächern, da ich den Verdacht habe, dass der Wels das Kevlar-Vorfach mit seinen Barteln wahrnimmt. Bingo! Endlich habe ich vernünftige Bisse und fange einen Fisch mit 126 cm und einen mit 162 cm. Auch Freund Günther kommt zu einem 176-cm-Wels, dem bisher größten Fisch in seinem Anglerleben.

Die nächsten 2 Tage gilt die Aufmerksamkeit den Zandern, die angeblich beim Spinnfischen nicht zu erbeuten sind. Dennoch gibt es einige Bisse auf Gummi und einen Fang auf das Drachkovitch System. Trotzdem scheinen die Zander abwesend. Vielleicht, weil es Tage geben soll, an denen man über 100 Stück in wenigen Stunden fängt.

Alle Fische werden wieder zurückgesetzt. Heinz achtet besonders darauf, dass auch sämtliche Welse noch am Fangort sofort wieder ins Wasser gelangen. Dennn bei einem Boot-Transport würden sich die Waller, insbesondere die großen, aufgrund ihres hohen Eigengewichts selbst die inneren Organe zerdrücken und daran eingehen. Auch kann es beim Zurücksetzen an einem anderen Platz zu groben Beißereien mit den dortigen Welsen kommen, da sich der Fisch erst wieder einen eigenen Standplatz erkämpfen muss. Es gibt Camps, da ist diese Achtung vor der Kreatur nicht vorhanden und man sieht öfters tote Welse am Ufer liegen.

Wels-Brecher am Rande der Löcher

Gefischt wird folgendermaßen: 1 Rute mit Schwimmer unmittelbar neben dem Wallerholz und dem Echolot. Als Köder lockt ein Aal, der im hinteren Drittel angeködert ist, so dass der Haken gerade eben in der Haut hängt. Mit einem Schleimer fischt man übrigens mindestens einen Tag lang und kann sogar mehrere Welse damit fangen.

Die Bartelträger liegen meist an den tiefsten Stellen des Flusses, langen dort aber nur selten zu. Fische, die beißfreudiger sind, lauern meist am Rand solcher Löcher, (gehen bis 20 m runter!) in 5-8 m tiefem Wasser.

Wohl dem, der einen E-Motor an Bord hat und damit umgehen kann, so dass man stets in der fängigen Tiefe fischen kann. Der Köder sollte sich ca. 1,5 m über dem Boden befinden. Steigt ein Wels zum Aal auf – nur dann sieht man ihn auf dem Echolot, nicht am Boden liegend – stellt man das Klopfen ein und vermeidet Lärm sowie jede Bewegung des Köders. Der Aal wird den Wels zuerst spüren und gebärdet sich wie verrückt, was am Schwimmer zu sehen ist. Ungeheure Spannung liegt in der Luft, der Waller lässt sich in Köderhöhe mit dem Boot treiben. Plötzlich beginnt der Schwimmer auf und ab zu hüpfen. Sitzenbleiben, Rute nicht anfassen – was sehr schwer zu erlernen ist!

Taucht der Schwimmer dann endlich ab, heißt es: leise aufstehen, Rutenende in den Bauch, Baitrunner schließen, Rute senken, warten bis sich die Schnur fast spannt und dann mit aller Kraft anhauen. Ich bin überzeugt, dass der Haken dennoch nicht in allen Fällen bis zum Widerhaken eingedrungen sein wird. Deshalb weiter mit aller Power dagegenhalten, dabei jedoch auf die Belastbarkeit des Vorfachs achten.

Zwar ist der Po fast hindernisfrei, trotzdem sollte der Fisch im Drill forciert werden, um ihm keine Gelegenheit zum Aushaken zu geben. Liegt der Wels matt am Boot, gibt man ihm einen kleinen Stupser auf den Kopf, um festzustellen, ob er reif für den Wallergriff ist. Der erfolgt besser mit einem Handschuh.

Mutterseelenallein, aber mit Schwein!

Am letzten Tag probiere ich es noch mal solo, da Günther bereits mit Abreisevorbereitungen beschäftigt ist. Da treibt der Autor nun mutterseelenallein auf dem Po, da taucht auf dem Echolot vom 8 m tiefen Grund her eine große, dicke Linie auf. Mann, der verursacht sogar eine mächtige Grayline. Plötzlich wird die Schnur aus der Hand gerissen, und der Schwimmer taucht ab. Anschlag! Der Fisch setzt einige langsame, aber kräftige Fluchten. Verflucht, der ist gut! Andere Rute raus (mit einer Hand und gekrümmtem Rückgrat), E-Motor raus (mit 2 Händen und einer gekrümmten 30-lbs-Rute zwischen den Knien). Platz im Boot schaffen, weiterdrillen.

Der Fisch ist jetzt unter dem Boot, aber noch nicht zu sehen. Er setzt immer wieder kurze, aber unwiderstehliche Fluchten. Mittlerweile bin ich gefährlich nahe am Ufer. Also E-Motor wieder rein, raus in die Mitte, E-Motor erneut raus. Vier Hände müsste man haben!

Nach 10 min. zeigt sich der Urian kurz an der Oberfläche. Ein Monster! Ich werde mir meines Vorfachs bewusst und stelle die Bremse etwas lockerer ein, als sich der Fisch an der Bordwand zeigt. Die Vorsicht erweist sich als gut, da der Fisch unter das Boot flüchtet. Rute runter, Spitze ins Wasser!

Nach weiteren 5 min. Pump-Arbeit liegt der Fisch endlich ermüdet neben dem Boot. Ein Klaps auf den Kopf – keine Reaktion: ein Griff ins Maul, Rute weglegen, andere Hand ins Maul, und rein damit. Fast bin ich überfordert, dann gleitet der Wels ins Boot. Meinen Ur-Schrei hat man sicher bis Österreich gehört: 210 cm! Haken lösen, ein paar Fotos, und den Fisch wieder zurück. Hinterher schätzt Heinz den Wels auf 70-75 kg. Wow!Foto: Helmut Klanert

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2 m!
Über 2 m! Der Po gilt als gute Adresse, um gezielt kapitale Waller zu fangen.
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Bilder

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