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Zander im Schatten

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Sommer, Sonne, Großzander: Dieser 80er biss bei 38 Grad in 12 Metern Wassertiefe.
Sommer, Sonne, Großzander: Dieser 80er biss bei 38 Grad in 12 Metern Wassertiefe.

Der Hochsommer ist keine gute Zeit für den Raubfisch- oder Zanderfang? Und ob, weiß Birger Domeyer.

Die gleißende Sonne brennt nahezu senkrecht auf meine Mütze, darunter rinnen mir die Schweißtropfen im Sekundentakt auf die Stirn. Ich stehe im Boot und werfe auf der Suche nach Zandern ehrgeizig Gummifische in den Fluss. Eigentlich wäre heute schönes Wetter zum Baden: 34 Grad, kein Lufthauch und Sonnenschein seit einer Woche. Im Moment des  Gedankens fährt ein Ruck durch meine Rute, ein knapp 70 Zentimeter langer Zander hat den pinken Fransenköder inhaliert und kann nach kurzem Drill gelandet werden. Ein Zufallstreffer? Keineswegs, denn im Sommer lassen sich die Stachelritter hervorragend befischen, auch tagsüber. Nur müssen dafür gewisse Bedingungen stimmen.

Birger (li.) und Freddy fischen den Schatten einer steilen Scharkante ab - hier stehen jetzt die Zander.

Zander lieben Schatten

Zander sind lichtscheue Kameraden, die eine direkte Sonneneinstrahlung in der Regel vermeiden. Schaut man sich tagsüber normalen Fluss einmal man ganz schnell, dass Plätze übrig bleiben, an die Stachelritter aufhalten Schatten spendende Bereiche zählen jetzt sicherlich zu den heißesten Plätzen, in denen mit Bissen gerechnet werden kann. Brücken, überhängende Bäume, Spundwände und Bootsanlieger sind augenscheinliche Hot-Spots. Doch es gibt noch zwei weitere hoch interessante Strukturen, an denen sich Zander regelrecht anhäufen, sobald die Sonne brennt.

Mein absoluter Favorit sind steile Scharkanten. Hier halten sich die Stachelritter eigentlich immer gerne auf. Liegt die Kante so, dass sie unter Wasser einen Schatten wirft, stehen die Chancen auf Bisse sehr gut. Man kann sich das so vorstellen: Über Wasser brennt die Sonne erbarmungslos auf die Oberfläche.

Ist unter Wasser aber eine möglichst steile Kante vorhanden, wirft diese einen Schatten zum Grund, ähnlich wie eine Hauswand. Am Fuß der Kante können die Zander also vor der Sonne geschützt der Dinge verharren, die da kommen. Und das sollte unser Gummifisch sein. Oft stehen die Zander dicht gedrängt im Schatten, eine präzise Köderführung ist also absolute Voraussetzung für den Erfolg.

Sinkt die Sonne gegen Abend etwas tiefer am Horizont, werden diese Schatten natürlich länger. Die Zander wagen sich also weiter vor, stellen sich mitunter auch ins flache Wasser oberhalb der Scharkante. Vor allem, wenn Bäume die Uferlinie säumen und weiteren Schatten auf das Wasser werfen. Jetzt gilt es, auch den flachen Bereich konzentriert zu befischen. Vor allem die kapitalen Zander lieben seichte Stellen. Ein weiterer Sommerplatz sind tiefe Löcher.

Viele Angler kennen diese Plätze aus dem Winter, fischen in der warmen Jahreszeit aber selten hier unten. Dabei finden die Zander auch hier Schutz vor dem grellen Licht. Voraussetzung für dieses Vorhaben ist allerdings, dass genügend Sauerstoff vorhanden ist. In Flüssen meist kein Problem, in Seen wird es ab Juni aber schon schwierig. Unterhalb der Sprungschicht findet sich dann kein Fisch mehr, das Angeln in tiefen Löchern ist aussichtslos.

Für Flussangler sind sie vor allem in den Mittagsstunden interessant, wenn die Sonneneinstrahlung am intensivsten ist. Dann ziehen sich oft größere Schwärme und vor allem die kapitalen Exemplare hierher zurück. Ich habe im Juli bereits in Wassertiefen von 16 Metern Zander gefangen, also keine Scheu vor diesen Plätzen.

Mittags hoher Sonnenstand, kleiner Schatten: Jetzt muss der Köder präzise zum Zander geführt werden.
Mittags hoher Sonnenstand, kleiner Schatten: Jetzt muss der Köder präzise zum Zander geführt werden.
Abends niedriger Sonnenstand, großer Schatten: Die Zander ziehen ans Ufer, beißen auch im Flachen. Zeichnungen: U. Koch
Abends niedriger Sonnenstand, großer Schatten: Die Zander ziehen ans Ufer, beißen auch im Flachen. Zeichnungen: U. Koch

Die richtigen Zander-Köder

Sind verdächtige Angelstellen ausgemacht, gilt es, „nur“ noch die Zander von unseren Ködern zu überzeugen. Da der Stoffwechsel der Stachelritter im Sommer hoch ist, sind sie durchaus auch außerhalb der Fressphasen zu Attacken bereit. Gummifische eignen sich hierfür besonders gut, da sie variantenreich und zielgenau präsentiert werden können. Über die Form des Weichplastiks möchte ich nicht viele Worte verlieren. Ob mit oder ohne Schaufelschwanz, mit Fransen oder Gummibeinchen ist stark von der Laune der Zander abhängig und muss leider ausprobiert werden. Oft fangen aber alle Varianten ihre Fische. Viel wichtiger ist die richtige Farbauswahl. Angle ich an flachen Plätzen und/oder bei klarem Wasser, kommen dunkle Muster oder solche mit viel Glitter zum Einsatz. Ein barschartiges Grün oder Goldglitter sind hier die richtige Wahl. In den tiefen Löchern dagegen fische ich selbst bei greller Sonne knallige Farben. Denn das leicht bis stark angetrübte Wasser der meisten Zandergewässer lässt kaum noch Licht in die Tiefe vordringen. Mehr Bisse erhalte ich hier mit Farben wie Fluogelb oder Pink. An einem Gewässertyp beißt man sich allerdings tagsüber im Sommer die Zähne aus: flache, glasklare Seen mit hellem Sandboden. Aber auch hierfür gibt es eine Lösung.

Freddy hat zugeschlagen und löst den Stachelritter noch an der Bordwand - der geht zurück.

Die beste Zander-Zeit

Zur rechten Zeit am rechten Ort! Denn abends bewegen sich die Zander in allen Gewässern Richtung Oberfläche und jagen die oft ufernah stehenden Kleinfische. Jetzt ist Wobblerzeit. Klatschende Schwanzflossen signalisieren die gnadenlose Hatz der Stachelritter. In der Regel dauert das Hauptspektakel nicht länger als eine Stunde. In dieser heißen Phase sollte man mit seinem Wobbler zur Stelle sein. Hat man die Zander tagsüber lokalisiert, kann man sich sicher sein, dass die Jagdgebiete nicht weit von den Ruheplätzen entfernt liegen. Die Schweißarbeit des Tages zahlt sich also doppelt aus. Zum einen pflückt man sich bereits tagsüber ein paar Hitze-Zander aus dem Schatten, zum anderen kann man abends nochmal gehörig an der Oberfläche abräumen.

Heißes Wetter und aggressive Fische: Da kann ein Gummifisch nach einer Attacke so aussehen.

5 Top-Zanderspots bei Sonnenschein

1. Steile Scharkanten: Sie sollten unter Wasser einen Schatten werfen. Liegen diese noch etwas vom Ufer entfernt, ist das der sicherste Platz.
2. Brücken: Tief hängende Brücken größerer Straßen dunkeln das Wasser ordentlich ab, das mögen Zander.
3. Tiefe Löcher: Funktionieren nur, wenn genug Sauerstoff vorhanden ist. Das ist im Sommer nur im Fluss der Fall.
4. Baumreihen, große Gebäude, Berghänge: Werfen vor allem abends Schatten aufs ufernahe Wasser. Tagsüber eher uninteressant.
5. Bootsstege: Bieten zwar Unterstand, aber oft herrscht viel Betrieb und flaches Wasser. Für Barsche immer top, für Zander nur abends gut.

Bei grellem Licht punkten dunkle Köder. Hier ein Freddy- Shad in Grün/Orange.
Bei grellem Licht punkten dunkle Köder. Hier ein Freddy- Shad in Grün/Orange.
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