Uwe Pinnau kennt den Ködermarkt wie kein Zweiter. Wenn so ein Experte seine Hardbait-Top-10 verrät, wird es natürlich spannend für alle Hecht-Fans. Voilá, es ist soweit.
Im Gegensatz zum seelenlosen Gummifisch haben Wobbler Charakter. Bestenfalls hat da jemand aus einem Stück Holz ein kunstvolles Beutefischimitat geschaffen, es aufwändig lackiert und ihm mittels Tauchschaufel und Schwimmverhalten einen bestimmten Einsatzbereich zugedacht. Ein Handwerkliches Meisterwerk! Allerdings kann ein guter Wobbler jedoch ebenso aus Hartplastik oder Schaum bestehen.
In letzter Zeit hat der Wobbler eine wahre Renaissance erlebt, was sich jedoch großteils auf den Barsch- und Zanderbereich bezieht. Bei den Hechtwobblern gibt es viele zeitnah konzipierte Modelle, aber eben auch eine Menge echter Klassiker, die nach wie vor Fische fangen.
Das Feld ist so weit, dass ich spielend eine Top 20 hätte aufstellen können. Es dreht sich im Wesentlichen um Hechtwobbler, die sich sowohl gut werfen als auch schleppen lassen, von extremen Tiefläufern habe ich abgesehen. Alle vorgestellten Modelle sind mit guten und stabilen Komponenten bestückt, die nicht gleich eines Austauschs bedürfen.
Bomber Magnum Long A
Ein „Stammspieler“ in meinen Köderboxen. Mit 18 Zentimetern ist er nicht übermäßig groß, wirkt aber alles andere als mickrig und präsentiert sich mit 42 Gramm auch nicht allzu schwer. Der ovale Querschnitt sorgt für einen wunderbar „rollenden“ Lauf, und dank der schmalen und kleinen Tauchschaufel erzeugt der Bomber beim Einholen keinen großen Druck auf die Rute. Für mich ein sehr guter Wurfköder. Die Lauftiefe liegt bei 1,5 bis 2,5 Metern, was bei der kleinen Tauchschaufel schon erstaunt, aber dem eher geringen Auftrieb des Köders geschuldet ist. Daher eignet er sich auch gut zum Schleppen vom Ruderboot aus. Der Magnum Long A kommt erfreulicherweise mit zwei Drillingen aus und hat dennoch keine schlechte Hakquote. Im Gegenteil.
GeorgeS F 152
Die handgefertigten Wobbler aus der kleinen österreichischen Edelschmiede (www.georges.at) sehen nicht nur super aus, sondern sind auch bestens verarbeitet. Neben der aufwändigen Lackierung und den schönen Farben glänzen sie mit Top-Komponenten wie Owner-Drillingen. Die Köder werden in Kleinserie in der Wiener Werkstatt von den Angelfreunden Michael Weiss und Georg Siljanoski hergestellt und sind für ihre flachen Hausgewässer zum Spinnfischen auf Hecht maßgeschneidert. Alle Modelle bestehen aus Holz
und haben einen relativ hohen Auftrieb, was im Zusammenspiel mit Tauchschaufel und Flanken zu einem sehr lebhaften Lauf führt. Das macht sie zur warmen Jahreszeit und in flachen Gewässern zur Topwahl, gerade bei hohem Angeldruck. Denn welcher Hecht kennt diese Köder schon? Die Lauftiefe des F 152 liegt bei etwa 1,5 Metern, er ist 17 Zentimeter lang und etwa 60 Gramm schwer.
Grandma
Die Grandma gehört zu den Flankern, Wobbler, die einen stark kippelnden Lauf haben und immer wieder von einer Seite zur anderen schwanken. Zu dieser Kategorie zählen auch die sehr ähnlichen Jakes, Cranebaits, Salmo Skinner und einige andere, für die die Grandma hier stellvertretend steht. Die kleineren Exemplare eignen sich sehr gut zum Spinnfischen und ruckartigem Einholen, während die sehr großen Varianten sich eigentlich nur noch schleppen lassen. Durch den flankenden Lauf sendet die aus hartem Kunststoff gefertigte Grandma starke Druckwellen aus, ihre hohen Seiten sorgen für eine große Silhouette. Sie läuft ungefähr drei Meter tief.
Hybrida B1 Crankbait
Wer beim Stichwort Schwarzwald nur an Kirschtorte, Kliniken und Kuckucksuhren und bei B1 an eine viel befahrene Bundesstraße denkt, hat die Rechnung ohne die Allzweckwaffe unter den Wobblern aus deutschen Landen gemacht. Von der Seite wirkt der B1 relativ groß, ohne es wirklich zu sein. Der Crankbait ist bei 13 Zentimetern Länge ganze 32 Gramm schwer und in vielen schönen, fängigen Farben zu haben. Ob geworfen oder geschleppt, neben Hechten kann man auch mit Großbarschen rechnen. Neben der hohen Fertigungsqualität kann der B1 Crankbait mit hochwertigen Komponenten glänzen. Die Lauftiefe liegt bei bis zu 2,5 Metern.
Nils Master Invincible
Was dem finnischen Nils Master Invincible an Spektakel abgeht, holt er durch Fängigkeit wieder rein. Der Name ist Programm, denn er ist wirklich oft unschlagbar. Er eignet sich zum Werfen und Schleppen gleichermaßen und läuft bis zu 3,5 Meter tief. Sein Lauf ist nicht allzu lebhaft und von kurzen Ausschlägen geprägt, reicht aber oft vollkommen aus, um Hechte von sich zu überzeugen. Auch der Invincible kommt ohne Rasselkugeln aus und ist aus Holz gefertigt. Lang und schlank fängt er neben Hechten auch gut Zander und Salmoniden. Durch den nicht zu hohen Auftrieb kann er langsam geführt und auch rudernd geschleppt werden. Dem Angler stehen viele fängige Farbcodes zur Auswahl.
Rapala Super Shad Rap
Ein absoluter Klassiker vom weltgrößten Hersteller. Mit seinem hohen Seitenprofil stellt der Super Shad Rap eine ordentliche Portion dar, ohne dabei allzu viel auf die Waage zu bringen. Die Lauftiefe ist bei 2,5 bis 3,5 Metern einzuordnen und nicht bei jedem Modell genau gleich, was dem Werkstoff Holz und dessen unterschiedlicher Dichte geschuldet ist. Der Super Shad Rap lässt sich zwar werfen, muss dann aber kräftig bedient werden, damit man den hohen Auftrieb ausgleicht. Die hohen Flanken sorgen für einen lebhaften Lauf und eine große Silhouette. Der SSR kommt ohne Rasselkugeln aus, wie es sich für einen Oldschool-Wobbler gehört. Es kann sinnvoll sein, den Bauchdrilling gegen ein etwas größeres Modell auszutauschen und so Fehlbissen vorzubeugen. Dank des hohen Auftriebs verträgt der Super Shad Rap das Mehrgewicht des größeren Drillings problemlos.
Salmo Perch 14F
Wobbler haben nicht nur in Skandinavien, sondern auch in Polen Tradition. Der Perch ist ein Klassiker im Programm der Marke aus Masuren und seit ein paar Jahren auch in der etwas größeren, 14 Zentimeter langen Variante zu haben. Der Perch wiegt 50 Gramm und taucht mit seiner mittelgroßen Tauchschaufel bis zu vier Meter tief. Der lebhafte Lauf lässt ein simples Einholen sowie Schleppen zu. Wer nicht viel falsch machen will oder einem Einsteiger unkompliziert zum Fisch verhelfen möchte, kommt am Salmo Perch nur schwer vorbei – wie auch die Hechte.
Savage Gear 4-Play Liplure
Der 4-Play hat es innerhalb kurzer Zeit in die Köderboxen sehr vieler Hechtangler geschafft, was nicht nur am guten Marketing, sondern vor allem an seiner Fängigkeit liegt. Er ist mit 19 Zentimetern schon recht groß, aber mit 52 Gramm nicht allzu schwer, verfügt nur über zwei hochwertige Drillinge, hat aber dennoch eine gute Hakquote. Man kann ihn gut werfen und aktiv führen, aber auch schleppen. Die vier Segmente sorgen schon bei geringem Einholtempo für einen schlängelnden Lauf und machen den 4-Play sehr bedienfreundlich. Man kann ihn auch twitchen und jerken, ein wahrer Alleskönner. Die Lauftiefe liegt bei bis zu 2,5 Metern.
Spro Pike Fighter I MW
Der Beweis, dass Gutes nicht teuer sein muss. Der Pike Fighter von Spro ist mit 13 Zentimetern und 47 Gramm recht kompakt, wirkt aber auch durch seine hohen Flanken groß genug, um eine lohnende Beute für Hechte darzustellen. In der MW Version taucht er bis zu drei Meter tief und kann sowohl geschleppt als auch geworfen werden. Er ist stabil, hat einen angenehm kippelnden Lauf, ist in ansprechenden Farben erhältlich und mit Gamakatsu-Drillingen bestückt, was man bei dem günstigen Anschaffungspreis schon als großes Plus werten kann.
Zam 16 schwebend
Der unterschätzte Bruder des beliebten Zalt-Wobblers ist gerade in der schwebenden Version eine gute Wahl. Ob einfach eingeholt oder getwitcht, die rollende Aktion ist für Hechte sehr attraktiv. Der Zam hat gute Wurfeigenschaften und eine ebensolche Hakquote. Auch geschleppt sehr fängig, wobei man dank der kleinen und schmalen Tauchschaufel nur wenig Druck auf die Rute bekommt und deshalb auch kein übermäßig schweres Gerät auffahren muss. Durch den geringen Auftrieb kann man den Zam auch rudernd gut schleppen und beim Spinnfischen langsam führen. Die Lauftiefe liegt bei bis zu drei Metern, der Zam lässt sich aber auch flacher führen.