Der Strand der vielen Gesichter: ein Hauch von Wildnis an der Wind zerzausten Steilküste im Norden, Badelust und gemütliche Beach-Parties am lang gezogenen Sandstrand im Süden
Von Frank Brodrecht
Keinen festen Boden spürt man mehr nach wenigen Schritten: Revier von Dorsch und Platte |
Falckenstein vor den Toren Kiels zählt zu den beliebtesten Ausflugzielen der Stadt.
Angler streben allerdings lieber an die exponierten Steilküsten hoch im Norden in der Eckernförder Bucht, wo das Auge vergebens den Horizont nach Land absucht oder hocken am Ostufer und unterhalten sich über den Meerforellenblinker der Saison. Keine Rede von Falckenstein – warum eigentlich?
Abwechslung muss sein
An den Fischen kann es nicht liegen. Denn die scheren sich kaum darum, ob sie den Wattwurm vor Falckenstein oder Weißenhaus auslutschen. Hauptsache, sie finden einen Wattwurm. Und die Chancen auf eine leckere Malzeit stehen in Falckenstein besser als an vielen anderen Plätzen. Dies liegt zum Großteil an der Diversität des Küstenabschnitts: Ausgedehnte Flachzonen und steil abfallende Schlickhänge, Sandflächen, Seegraswiesen, Stein- und Muschelbänke mit der umfassenden Speisekarte eines italienischen Nobelrestaurants stopfen jedes hungrige Maul. Neben den an der Ostseeküste allgegenwärtigen Dorschen finden auch Flundern und Meerforellen ideale Lebensbedingungen. Im späten Frühjahr halten sich Schwärme von Hornhechten in den Buchten auf, um im Seegras zu tollen und für Nachwuchs zu sorgen. Also ein Angelparadies, zumal die Lage von Falckenstein in der Kieler Förde so geschützt ist, dass Wind und Wellen nur bei nördlichen Winden eine Chance haben.
Wo liegt denn nun der Haken an der Geschichte? Bei typisch kühlem Angelwetter im Frühjahr und Herbst werden Sie ihn nicht entdecken. Aber besuchen Sie Falckenstein einmal an einem sonnigen Wochenende. Dann werden Sie sich in einen Strom netter Kieler Spaziergänger – im Sommer auch Badefreudiger – einreihen, am Strand entlang stapfen und plötzlich viel mehr Lust auf ein Eis am Stiel als auf Angeln haben.
1) Auch wenn es scheint, als könne man hier weit in die Förde hinaus waten, wird übereifrigen Anglern nach spätestens 10 Schritten – wenn das Wasser in die Wathose läuft – ihr Forscherdrang vergehen. Spektakulär fällt der Grund ins Bodenlose. Auch wenn sich da unten hauptsächlich Schlamm und leere Muschelschalen türmen – Dorsche und Platte sind meist nicht weit. Bei eisigen Temperaturen, wenn die flachen Küstenbereiche ausgestorben sind, bekommt man am Fuß der Hänge am ehesten noch Bisse. Die Stelle scheint übrigens auf der Wander-Route der Heringe und damit auch großer Meerforellen zu liegen.
2) So weit die Blinker fliegen – flaches Wasser mit Seegras und Steinen rund um die Spitze. Eine hochkarätige Meerforellenstrecke im zeitigen Frühjahr. Wenn der Erfolg an exponierten Stränden noch auf sich warten lässt, wird hier schon gefangen. Meist keine Brummer, aber wer wird so früh im Jahr schon wählerisch sein? Beste Chancen auf Steelheads (Regenbogenforellen im Meer), Hornhechte (Mai) und abends auch Dooorsch!
3) Die Steilküste mit flachem Wasser und viel Seegras. Bis zum Bauch mit der Spinnrute ins Wasser, werfen und wandern. Macht man ein wenig Strecke, wird man die Meerforellen schon finden.
4) Wenn rund herum bei Nordwind die Wellen toben, findet man hier noch einen geschützten Flecken. Viel Platz ist zwar nicht zwischen Ufer und Buhnen, aber ein paar Würfe lohnen immer.
Methoden Brandungsangeln auf Butt, Dorsch, Meerforelle und Hornhecht.
KÖDER Küstenblinker und -Wobbler zwischen 8 und 30 g, Watt- und Seeringelwürmer sowie Heringsfetzen.
EXTRA-TIPP Im März/April habe ich beim Meerforellenfischen immer ein Heringspaternoster im Gepäck. Habe ich mit dem Blinker zufällig einen Silberling gehakt, stehe ich wahrscheinlich mitten im Herings-Schwarm und kann voll zuschlagen.
BESTIMMUNGEN Jahresfischereischein.
ANGELGESCHÄFT: Angelgeräte Schanze, Friedrichsorter Str. 35, 24159 Kiel, Tel. 0431/395801.
ANFAHRT Von Kiel aus auf der B 503 Richtung Olympiazentrum, nach der Hochbrücke über den Nord-Ostsee-Kanal die 3. Abfahrt auf die Fördestraße, nach etwa 2 km Richtung Olympiazentrum bei der Tankstelle rechts ab. Nicht der abknickenden Vorfahrtsstraße folgen, sondern geradeaus in den Koppelberg zum Falckensteiner Strand. Hier mehrere Parkmöglichkeiten (siehe Karte).Foto: Frank Brodrecht