Warum werden Fische eigentlich als Bananen auf dem Echolot angezeigt? Wenn Sie sich diese Frage schon immer gestellt haben, wird Ihnen nach diesem Text ein Licht aufgehen. Von Birger Domeyer
Für einen Angler gibt es kaum etwas Spannenderes, als der Blick unter die Oberfläche. Wie tief ist es hier? Sind Fische am Platz, vielleicht sogar Zander? Was ist das für ein Objekt, in dem ich ständig festhänge? Fragen, die ein Echolot durchaus beantworten kann, wenn man es richtig bedient und liest. Und genau hier liegt oft der Haken.
Die Einstellmöglichkeiten sind unendlich kompliziert, jeder Angler interpretiert Fischsignale anders, keiner kann genau erklären, warum das Gerät einen Fisch nun so oder so darstellt. Auf zehn Fragen gibt es 20 Antworten, da ist der Frust vorprogrammiert.
Um Licht ins Dunkel zu bringen, widmen wir uns zunächst den technischen Grundlagen eines Echolotes. Versteht man diese, lässt sich vieles logisch erklären, was das Display so anzeigt. Dem Angelerfolg kommt man damit ein ganzes Stück näher.
Die Geberfrequenz
Wir beschäftigen uns zunächst mit einem Standard-Geber, der eine Frequenz von 200 und/oder 83 Kiloherz aussendet. Beide Frequenzen strahlen kegelförmig direkt nach unten ab. Bei 200 Kiloherz breitet sich der Kegel mit einem Winkel von 20 Grad aus, bei 83 Kiloherz mit etwa 45 Grad. Es liegt nahe, den kleineren Kegel, also die höhere Frequenz, direkt zu vergessen. Ich will ja viel sehen, also wähle ich lieber die 83 Kiloherz-Frequenz aus. Das stimmt aber nur bedingt. Man sieht damit zwar mehr, aber auch unpräziser. Denn je höher die Frequenz ist, mit der Signale gesendet werden, desto genauer wird das zurückgeworfene Echo. Das Objekt wird mit mehr Signalen pro Zeiteinheit abgetastet, entsprechend besser wird das Bild.
In einem Gewässer mit vielen Maränen oder anderen Futterfischen ist es manchmal unmöglich, überhaupt etwas mit der 83 Kiloherz-Frequenz zu sehen. Da trifft es der Spruch „Man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht“ ganz gut. Alle Echos, die mit 83 Kiloherz erfasst werden, wirken größer und sind verwaschener. Stehen dann 20 Maränen unter dem Boot, erkennt man den Zander dazwischen garantiert nicht mehr. Er geht in der Sichelsuppe einfach unter.
Grundsatz: Gibt es wenige Fische in dem Gewässer, kann man mit 83 Kiloherz suchen, gibt es viele Fische oder man benötigt präzise Details, sind 200 Kiloherz besser.
So funktioniert‘s
Unser Echolot sendet also ein akustisches Signal (auch Ping genannt) ins Wasser, das von getroffenen Objekten reflektiert wird. Diese Akustik-Reflexionen werden vom Geber wieder empfangen, vom Gerät interpretiert und auf dem Display als Fischsichel oder Bodengrund angezeigt. Das machen Fledermäuse und Delfine übrigens genauso. Klingt zunächst einfach, allerdings ist jetzt schon eine gewisse Skepsis angebracht.
Denn: Sie haben richtig gelesen, das Echolot interpretiert bereits, bevor wir das erste Signal sehen können. Und da ein Echolot nur ein Computer ist, sehen Zander, Stahlseile und Bleiköpfe auf dem Display gleich aus, da gibt es keinen Unterschied. Das können Delfine besser. Deren Sonartechnik und Interpretation ist so präzise, dass sie sogar Angelschnüre und Haken in Fischmäulern erkennen und deshalb niemals aus Versehen einen Haken schlucken. Vorteil Natur: Gehirne interpretieren besser als Computer, weshalb wir unseres ebenfalls benutzen müssen, wenn wir die Echolotsignale richtig deuten wollen.
So entstehen Sicheln
Jetzt wird es zum einzigen Mal etwas kompliziert. Wir müssen verstehen, warum das Echolot solche Sicheln darstellt, obwohl Fische ja nicht wirklich bananenförmig im Wasser hängen. So viel vorweg: Es hat absolut nichts mit der Schwimmblase der Fische zu tun. Das ist ein Mythos, der Unsinn ist. Echolote tasten nur die Oberfläche der Objekte ab. Es sind keine Ultraschallgeräte, die man direkt auf die Bauchdecke setzen kann, wie es Ärzte machen.
Also der Reihe nach. Wir fahren mit dem Boot über einen See, und ein Hecht steht vor uns in acht Metern Wassertiefe im Freiwasser. Erreicht unser Sonarkegel (200 Kiloherz, 20 Grad Kegelausdehnung) mit dem äußersten Rand des Kegels den Hecht, wird es damit beginnen, ein Signal auf unser Display zu zeichnen. Ein Bildpunkt in 8,5 Metern Wassertiefe entsteht. Warum so tief, wenn der Hecht doch in acht Metern steht? Ganz einfach: Das Echolot hat jetzt die Aufgabe, den dreidimensional gescannten Raum auf ein zweidimensionales Display
zu bringen. Es misst also die Distanz zwischen Geber und Hecht (siehe Skizze). Da wir nicht direkt über dem Hecht stehen, sondern dieser erst in den Kegel eintritt, misst es die diagonale Strecke zwischen Hecht und Geber. Das sind bei 20 Grad Kegelausdehung etwa einen halben Meter mehr. Der Hecht steht jetzt etwa drei Meter vor dem fahrenden Boot. Da wir ja weiter auf den Hecht zufahren und ihn im Idealfall direkt überqueren, wird er nach wenigen Sekunden (je nach Bootsgeschwindigkeit) direkt unter dem Boot sein. Das Echolot hat das Objekt indes weiter fleißig abgescannt und die Bildpunkte auf das Display übertragen.
Wenn wir uns mit dem Boot direkt über dem Hecht befinden, misst es lotrecht nach unten und sagt uns: Das Objekt befindet sich in acht Metern Tiefe. Auf dem Display sehen wir die typische Fischsichel, die jetzt zur Hälfte aufgezeichnet wurde. Fahren wir weiter, entfernen wir uns wieder vom Hecht, und die Bildpunkte werden entsprechend aufgezeichnet, die Sichel wird vervollständigt (sie stürzt nach unten ab).
Diese Sichelform hat also nur etwas damit zu tun, dass wir uns einem Objekt nähern und wieder entfernen und nicht damit, welche Form das Objekt hat. Hält man ein Boot auf einem im Freiwasser stehenden Fisch in Position, wird dieser als fette Linie angezeit, nicht als Sichel, weil wir dann ja eine konstante Entfernung zum gescannten Objekt beibehalten. Umgekehrt werden die Sicheln immer deutlicher, wenn wir schneller mit dem Boot unterwegs sind. Die Sicheln wirken in dem Fall gestaucht.
So unterscheiden wir Fische
Wir haben jetzt also ein Objekt mit dem Echolot abgetastet, aber können wir wirklich sicher sein, dass es sich um einen Fisch handelt? Ich behaupte: leider nein. Wie schon erwähnt, beruht die Echolot-Technik auf akustischen Reflexionen. Die Signale werden von Objekten mehr oder weniger stark reflektiert, je nachdem, wie ihre Oberfläche beschaffen ist. Das Echolot kann uns aber anzeigen, wie es beschaffen ist, indem es verschiedene Farben für verschiedene Festigkeiten wählt. Achtung: Auch hier interpretiert das Gerät, bevor wir etwas sehen.
Fahren wir also über einen Zander, wird uns eine schöne Sichel mit klaren Rändern und knallgrünem Inhalt angezeigt (wenn diese Farbpalette ausgewählt wurde). Das liegt daran, dass Zander eine recht feste Schuppenstruktur und eine dünne Schleimschicht besitzen. Viele der ausgesandten Signale werden reflektiert, das Echolot interpretiert: Muss ein hartes Objekt sein. Fahren wir über ein quer durchs Freiwasser gespanntes Stahlseil, wie es in Baggerseen häufig vorkommt, sehen wir dasselbe Signal. Das Seil ist zwar dünner als der Zander, dafür aber fester, es reflektieren noch mehr Signale. Das Echolot rechnet zusammen: Festere Oberfläche, etwas kleiner, naja, mach mal dieselbe Sichel daraus.
Ich will nicht verraten, wie oft ich schon solche Stahlseile pelagisch angefischt habe, bevor ich gemerkt habe, dass es kein Zander ist. Genauso wird ein Bleikopf dargestellt oder ein Heilbutt. Beide ohne Schwimmblase, trotzdem erhält man ein trügerisch fischiges Signal auf dem Display.
Wir müssen also mitdenken. Überfahren wir Brassen oder Marmorkarpfen, die einzeln oder als Schwarm im Freiwasser umherschwimmen, sieht das Signal anders aus. Es ist zwar auch grün in der Mitte (großes Objekt), hat aber deutlich weichere Ränder, die gelblich oder bräunlich dargestellt werden, weil die Schleimschicht mehr Signale zerstreut, als es ein Hecht oder Zander in gleicher Größe tun würde.
Man kann also Fischarten anhand der Anzeige im Display grob voneinander unterscheiden. Aber man muss unbedingt die äußeren Umstände mit berücksichtigen. Hat man nämlich einen Großhechtschwarm gefunden, der aber komischerweise nicht auf heruntergelassene Köder reagiert, sollte man nochmal genau nachdenken und die Echoloteinstellungen überprüfen. So viele Großhechtschwärme gibt es in unseren Gewässern nämlich gar nicht, Brassenschwärme dagegen schon.
Die wichtigsten Einstellungen
Damit auch alles vernünftig auf dem Display angezeigt werden kann, müssen die Parameter anständig gewählt werden. Leider gibt es keine Grundeinstellung, die immer richtig ist. Die äußeren Faktoren bestimmen nämlich, wie die Einstellungen vorgenommen werden müssen. Ein bisschen Experimentieren bleibt also keinem Echolotbesitzer erspart.
1. Frequenz: Mit 83 Kiloherz bekommen wir viele und größere Fischechos, weil der Kegel größer ist und entsprechend mehr Fische erfasst und diese für einen längeren Zeitraum erfasst. Zum Suchen gut, für Details weniger gut, bei viel Futterfisch-aufkommen eine Katastrophe. Einfach ab und zu mal auf 200 Kiloherz umschalten und die Bilder vergleichen.
2. Empfindlichkeit: Damit lassen sich nicht nur Störsignale wie Schwebstoffe unterdrücken, man kann auch Fische aussortieren. Einfach einen Schwarm Futterfische mittlerer Größe suchen (Rotaugen, Maränen) und dann die Empfindlichkeit langsam runterregulieren, bis diese Futterfische zwar noch als dünne Sicheln sichtbar sind, aber nicht mehr in grellsten Farben aufleuchten. Wenn jetzt eine Sichel auftaucht, die grell leuchtet und deutlich größer ist, können wir sicher sein, einen großen Räuber gefunden zu haben.
3. Störsignalunterdrückung: Hier hilft nur ausprobieren. Ist das Wasser trüb oder herrscht starke Strömung, kann diese Funktion nervige Flächen unerklärlicher Punkte auf dem Display verschwinden lassen. Aber Vorsicht: Es verschwinden eventuell auch andere Details wie winzige Futterfische oder der Köder, wenn man ihn unter dem Boot ablässt.
4. Range: Wir müssen uns nicht zwangsweise die ganze Wassersäule ansehen. In 40 Meter tiefen Talsperren interessieren mich die untersten 25 ehrlich gesagt wenig, also stelle ich die Range auf 15 Meter ein. Je kleiner die Range ist, desto besser werden Details dargestellt. Deshalb ist Vorsicht beim Umschalten geboten: Ein Zander, der in sechs Metern Tiefe steht, sieht bei einer Range von 40 Metern gar nicht so spektakulär groß aus. Schaltet man aber auf 15 Meter um, wird er auf einmal deutlich als fette Sichel sichtbar, weil das Bild nicht mehr so gestaucht ist.
Der Sidescan
Ein Sidescan funktioniert prinzipiell genauso wie ein Downscan. Den Unterschied macht der Kegel, der vom Geber ausgestrahlt wird: Er hat in der Regel 455 Kiloherz, und man kann ihn sich wie eine schmale Wand vorstellen, die links und rechts neben dem Boot durchs Wasser pflügt. Die Ergebnisse werden zweidimensional in Form von Strichen (wegen des schmalen Kegels) auf dem Display abgebildet.