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Alles im Eimer

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Mistwürmer riechen übel; aber nur für Angler. Aal, Barsch und Forelle nämlich können die Nasen davon gar nicht voll genug bekommen. Noch dazu lassen sich die agilen Tierchen auf einfache Weise hältern. Also Deckel zu und durch, meint Jürgen Lorenz.

Von Von Jürgen Lorenz

Alles im Eimer

Quicklebendig – kaum ein Wort könnte das Gewusel in meiner Köderdose zutreffender bezeichnen. Es ist eben eine äußerst praktische Sache, wenn stets ein Vorrat an Mistwürmern zur Verfügung steht. Ob im Sommer, Winter oder im Urlaub, die robusten Miefer machen nahezu alles mit. Im Gegensatz zum wärmeempfindlichen Tauwurm überstehen sie sogar Reisen in südliche Gefilde schadlos. Und bei richtiger Hälterung bekommt man auch während der Autofahrt den strengen Geruch in den Griff. Überdies verführen Mistwürmer nicht nur Räuber wie Aal, Barsch und Forelle, sondern sind zugleich die passenden Häppchen, um Köderfische zu stippen.

Für die Wurmbehausung benötige ich: einen 10-l-Plastikeimer mit stabilem, dicht verschließbarem Deckel; 1 Stück Gaze (10×12 cm, Maschenweite max. 1 mm), brauchbar hierfür ist z.B. eine alte Gardine oder verzinkter Fliegendraht; Gewebe-Klebeband, möglichst breit, und mit sehr guter Haftkraft.

Deckeln und kleben

Schon kann’s losgehen: Ein 6×8 cm großes Loch in die Mitte des Deckels schneiden und mit dem Klebeband von der Unterseite her durch Befestigen des Gaze-Stückchens wieder schließen. Das Klebeband soll je zur Hälfte auf Gaze und Deckel backen. Hernach nochmals abdichten, diesen Streifen aber über das bereits angebrachte Klebeband und den Deckel ziehen.

Sorgfältige Arbeit zeichnet sich aus, da die nimmermüden Miefer durch jede noch so kleine Öffnung kriechen würden. Kleinste, in den Eimer gebohrte Löcher eignen sich übrigens nicht zur Sauerstoffversorgung und die nötige Abfuhr überschüssiger Flüssigkeit. Schleim und Partikel würden sie rasch wieder dichtsetzen.

Als Füllmaterial dient folgende Mischung: 25 % Kaffeesatz (mit Filtertüten); 15 % Erde; 25 % gut angefeuchtete, zerpflückte Eierpappe; je 5 % zerkleinerte Obst- und Gemüseabfälle; 15% Pferde-, Schafs-, Kaninchen- oder Rindermist; 10 % zerkleinertes, welkes Laub aus dem Vorjahr. Alle Bestandteile gut vermengen und nur so weit befeuchten, dass sich keine Staunässe am Eimerboden bildet. Ist etwas Stroh vorhanden, streue ich dieses vor der Mischung ein. Danach kommt das Haupt-Material, gefüllt wird aber nur bis max. 5 cm unter den Deckelrand.

400 Stück auf 10 l

Stattliche 400 Mistwürmer finden Platz in der 10-l-Behausung. Aber Achtung: keine anderen Wurmarten wie Tau- oder Laubwürmer hinzugeben. Die nämlich sterben durch die scharfen Ausscheidungen der „Mistis“ ab, die schließlich selbst aufgrund der dabei entstehenden Fäulnis eingehen.

Je nach Bestandsdichte – spätestens dann jedoch, wenn sich Humus gebildet hat – wechsle ich das Füllmaterial. Eine Arbeit, die im Schnitt alle 3-4 Wochen ansteht. Positiver Nebeneffekt: Der entfernte Humus gibt einen hervorragenden Naturdünger ab. Wird ab und an z.B. mit Rückständen aus der Fruchtpresse oder mit Kaffeesatz nachgefüttert, bitte darauf achten, dass diese völlig mit der Grundfüllung bedeckt sind, damit sie nicht schimmeln. Als Standort schließlich dient mir im Sommer die Garage, während im Winter der Keller eine frostgeschützte Hältermöglichkeit bietet.

Haufen für Würmer

Meine bevorzugte Quelle für den Wurm-Besatz sind länger genutzte Misthaufen mit erdigen Randaufschüttungen. Aber auch Komposthaufen bieten den „Mistis“ Unterschlupf, wenn der Besitzer Kaninchenmist und Küchenabfälle einbringt. Wer solche Haufen nicht findet, kann seinen Vorrat natürlich ebenso im Angelgeschäft kaufen.

Köder-Tipp: Mief-Kombis

Aal: 2-4 Mistwürmer auf dunkle Kurzschenkel-Haken mit weitem Bogen gezogen (Gr. 8-6). Noch fängiger, und das viel mehr als der Tauwurm, ist eine Kombi aus 1-2 Mistis plus 1 Laubwurm (Haken wie oben). Ein weiches Aroma-Häppchen, das gerade Spitzkopfaale gut einsaugen können und den Haken beim Anhieb besonders schnell greifen lässt.

Barsch: Köder wie beim Aal, jedoch größere Haken möglich.

Forelle: Neben den o.g. Varianten 2-3 Mistis plus 2-3 Maden; 1-2 Mistis plus 1-2 Mehlwürmer; 1 Misti plus 1 Lachsei.

Köderfische: Die stippe ich gern mit ca. 1 cm langen Mistwurm-Schwanzstücken, angeboten am 14er Haken. Für größere Köfis ganze Würmer auf Greifer der Gr. 10-8 ziehen.Foto: Verfasser

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Aale
Aal-Gewusel: Gerade die Schlängler stehen auf „Mief“.
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Bilder

Mist-Würmer

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