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Der Hechtpapst öffnet sein Archiv

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Im 5. Teil der Serie auf Raubfisch.de hat sich Jan Eggers einige seltsame „Charakterköpfe“ unter den Hechten angesehen.

 

Bild: Jan Eggers
Jan Eggers mit ungewöhnlichem Polderhecht in schlechter Kondition. Ist dieser Esox beim Zustoßen mit großer Wucht gegen eine Spundwand geschwommen? Bild: Jan Eggers
Als ich diesen Teil meiner Serie geschrieben habe, befand ich mich in Tirol, weit weg von meinen Hecht-Poldern. Jedes Jahr aufs Neue finde ich es schade, dass ich durch diesen Urlaub eine ganze Woche der Hecht-Saison im Februar verpasse. Besonders schlimm ist, dass zu dieser Zeit meist die größten und dicksten Exemplare gefangen werden. Aber ich will nicht meckern, das ganze Leben ist ein Kompromiss und meine Familie amüsiert sich im weißen Schnee genauso viel, wie ich mich an den grünen Poldern. Und manchmal wird man für die Kompromissbereitschaft auch belohnt, so konnte ich im vergangenen Jahr einen Tag nach dem Wintersporturlaub einen superfetten Hecht von 110 Zentimetern mit meinem komplett zerbissenen Fatso 10 S landen. So, der Anfang ist gemacht, jetzt will ich über ungewöhnliche Hechte aus meinem Archiv erzählen.
 

 

Bild: Jan Eggers
Ungewöhnliche Missbildung: Esox mit Entenschanbelmaul. Bild: Jan Eggers

Schiefe Mäuler

Nach dem ziemlich blutigen 4. Teil meiner Serie mit Hechten mit Tumoren und roten Flecken sind nun die “komischen Käuze” an der Reihe. Von denen habe ich einige Fotos. Die skurrilen Mäuler können die Angler kaum übersehen, wenn sie den gefangenen Hecht vom Haken lösen. Die abnormen Veränderungen des Hechtkopfs können angeboren sein, wie etwa beim bekannten Mopskopf. Manchmal können aber auch Verletzungen (etwa durch Motorboote, Wasserkraftanlagen, Transport von Besatzfischen, Kormorane, Otter etc.) für Missbildungen am Unter- oder Oberkiefer verantwortlich sein. Heutzutage gehen die Angler in den Niederlanden äußerst vorsichtig mit den gefangenen Fischen um. Vor Jahrzehnten wurden die meisten maßigen Hechte auch bei uns für die Küche mitgenommen, damals haben sich die Angler keine Gedanken gemacht. Zuerst hatte ich die Idee, in diesem Artikel Missbildungen von Hechtmäulern und –schwänzen zu behandeln, doch dann habe ich gesehen, dass ich genügend Kopfbilder in meinem Archiv habe. Der Schwanz-Artikel kommt dann also später.

 

 

Bild: Jan Eggers
Gefangen in den Niederlanden: Meterhecht mit Mopskopf. Bild: Jan Eggers

Angeborene Mopsköpfe

Diese Abweichung von der Norm kommt nicht nur bei Hechten vor, ich habe auch schon Forellen mit einem Mopskopf gesehen und nehme an, dass dieses Phänomen auch bei anderen Fischarten vorkommt. Bereits 1863 wurde diese Abnormität im Buch “The Angler Naturalist” beschrieben, auch Fred Buller widmet den “pug-nosed pike” in seinem Buch “Pike and the Pike Angler” zwei Seiten. Buller fiel bei seinen Forschungen auf, dass viele Mopsköpfe aus dem gleichen Gewässer stammten. Ich habe auch viele Fangmeldungen aus einem speziellen Gewässer in den Niederlanden. Somit gehe ich davon aus, dass diese Missbildung an die Nachkommen vererbt werden kann. In einem Gewässer, in dem viele Mopsköpfe herumschwimmen, können sie sich beim Laichen untereinander paaren und neue Mopsköpfe hervorbringen. Solche Fische können die Traummarke für viele Angler erreichen, wahrscheinlich bleiben sie aber beim Weg in Richtung 100 Zentimeter auf der Strecke, weil sie doch nicht so gut bei Kondition sind, als ihre normalen Artgenossen.

 

 

Bild: Jan Eggers
Hans Ris von der Bungalow-Ferienanlage „De Vlietlanden“ mit einem Hecht mit zu kurz geratenem Oberkiefer. Bild: Jan Eggers

Viele Zwischenformen

Ein echter Mopskopf mit einem viel kürzeren Oberkiefer, der sich mit einem Winkel von 90 Grad nach unten biegt, ist einfach zu erkennen. Es gibt auch abgeschwächte Formen. Ich weiß nicht, ob man diese wissenschaftlich korrekt zu den echten Mopsköpfen packen darf. Auf jeden Fall sehen diese Zwischenformen deutlich anders aus, als ihre normalen Familienmitglieder. Man sieht, dass diese Zweifelsfälle meistens in besserer Kondition sind, als die Vollblut-Mopsköpfe. 

 

 

Bild: Jan Eggers
Ein Hecht mit Mopskopf, eine Missbildung, die offenbar erblich ist. Bild: Jan Eggers
Es gibt auch ungewöhnliche Hechte mit einem Buckel auf dem Kopf und, nicht zu vergessen, mit nach oben gebogenem Oberkiefer. Diese Fische sehen so aus, als wären sie einmal Unterwasser stark mit ihrer Schnauze irgendwo angestoßen, wobei der Oberkiefer umgeknickt ist. Diese Missbildung erinnert stark an einen Entenschnabel. Offenbar beinträchtig die Hechte dieses Handicap kaum, denn ich habe schon Fische von über einem Meter Länge gefangen.
Zum Schluss möchte ich mich bei allen Anglern bedanken, die mir in den letzten Jahren Fotos zur Verfügung gestellt haben. Leider kann ich nicht mehr von allen die Namen angeben, da ich nicht alle Mails und Briefe aufbewahrt habe. Ohne Eure Hilfe könnte ich diese Artikel-Serie nicht machen. Beim nächsten Mal: ungewöhnliche Hechtschwänze!
 
Jan Eggers
 
 


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