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Grundeln machen Barsche fett!

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Was für ein Traumfisch! Wieder zeigt die Mosel, was in ihr steckt. Jan und einer seiner 50-plus-Barsche, gefangen im Dezember 2015.

„Grundeln sind ein Segen für die Raubfische“, findet Jan Gutjahr. Auch an seinem Hausgewässer, der Mosel, hat sich in den letzten Jahren viel verändert. Das Wasser ist klarer geworden, die Grundeln sind allgegenwärtig – besonders die Barsche finden beides gut.

Interview: Benny Dittmann, Fotos: J. Gutjahr

DER RAUBFISCH: Hallo Jan, die Mosel ist den meisten als hervorragende Weinregion bekannt, doch wie sieht es an Deinem Hausgewässer mit den Raubfischen aus? JAN GUTJAHR:

Die Mosel hat sicherlich Spit- zenweine zu bieten, gerade der Riesling genießt Weltruf, jedoch interessieren mich die Raubfische weitaus mehr. Die gesamte Bandbreite der einheimischen Räuber ist hier vertreten, wobei in den letzten Jahren insbesondere der Barschbestand nahezu explodiert ist. Zander und Rapfen stagnie- ren zwar, dafür wachsen die Bestände von Hecht und Wels sehr stark.

„50er Barsche werden regelmäßig gefangen“: Auch dieser Fisch stammt aus der Mosel, dem fischreichen Hausgewässer von Jan Gutjahr.

RAUBFISCH: Und welchem der Räuber stellst Du am liebsten nach?
GUTJAHR:

Ganz klar haben es mir am meisten die großen und kleinen Stachel- ritter – also Zander und Barsch – angetan. Erstens liebe ich die Optik beider Arten und zweitens die Bisse. Seien wir mal ehr- lich, gibt es etwas Schöneres, als dieses prägnante „TOCK!“ in der Rutenhand, wenn ein Kammschupper den Kunstköder inhaliert? Ich feiere das immer wieder!

RAUBFISCH: Wie viele andere Fließgewässer ist auch die Mosel in den vergangenen Jahren immer sauberer und damit auch klarer geworden. Was hat sich dadurch verändert?
GUTJAHR:

Das ist absolut richtig, die Mosel ist um ein Vielfaches klarer und sauberer geworden. Wir haben dadurch auch wieder wesentlich mehr Krautbewuchs im Uferbe- reich, was das Angeln vom Ufer nicht ver- einfacht. Dem Hechtbestand tut das sicher- lich gut, die Zander sind davon weniger angetan. Zudem ist es bei dem extrem kla- ren Wasser in der warmen Jahreszeit tags- über sehr schwierig, einen Räuber ans Band zu bekommen. Wenn, dann hat man in den Nachtstunden die besten Chancen. Und da wir hier nur bis 23.59 Uhr fischen dürfen, sind wir doch einigermaßen limitiert.

„Ich feiere jeden ,Tock‘ beim Spinnfischen“, sagt Jan. Hier konzentriert er sich an der Elbe auf den nächsten Zanderbiss.

RAUBFISCH: Hast Du Köder in Deiner Box, die durch die Veränderungen heute besser oder schlechter funktionieren, als noch vor ein paar Jahren? GUTJAHR:

Waren früher ganzjährig Gummiköder die erste Wahl, sind heute flachlaufende Hardbaits, gerade im Sommer, meine Favoriten. Insbesondere Hecht und Rapfen lassen sich damit prima fangen. Ab etwa Oktober, wenn das Kraut sich verabschiedet, sattle ich dann wieder zu 95 Prozent auf Gummiköder um. Generell kann ich sagen, dass ich natürliche Dekors lieber mag als „Schocker”, diese jedoch in der Nacht und im angetrübten Wasser in der kalten Jahreszeit absolute Killer sein können. Diesbezüglich sollte man also nicht festgefahren sein.

RAUBFISCH: Eine weitere Veränderung, denen man sich als Angler an den deutschen Flüssen gegenüber sieht, ist die Invasion der Grundeln. Auch die Mosel ist ja davon betroffen. GUTJAHR:

Aber Hallo! Ich war, so meine Erinnerung, einer der ersten Autoren, die hier im RAUBFISCH über die Grundelinvasion und den Einfluss auf die Spinnangelei berichtet haben. Die Mosel ist voll von Grundeln. Wir haben hier drei Arten, wobei die Schwarzmund- und die Kesslergrundel am häufigsten vorkommen. Für unseren Raubfischbestand sind die Biester ein Segen, die Friedfischangler haben allerdings bereits resigniert. Das Angeln mit Maden und Wurm auf Weißfisch ist nahezu unmöglich geworden, da sich sofort eine Grundel am Köder vergreift. Das muss frustrierend sein.

Die Rute kurz beiseite gelegt: Jan fotografiert für seinen Blog „Fanatic-Fishing“.

Zur Person:

Name: Jan Gutjahr

Geb.: 1974

Beruf: Polizeibeamter

Hausgewässer: Mosel

Angeltage/Jahr: 120

Größte Fische: Hecht: 116 cm, Barsch: 53 cm, Zander: 97 cm, Waller: 234 cm, Rapfen: 81 cm

RAUBFISCH: Hast Du den Eindruck, dass sich die Raubfische auf die neue Nahrung bereits eingestellt haben?
GUTJAHR:

Wie ich bereits sagte, ist in der Mosel insbesondere der Barschbestand förmlich explodiert. Nicht nur, was die Anzahl angeht, sondern auch was die Größe der Stachelritter betrifft. Ein 40er Barsch ist – das mag jetzt arrogant klingen – nichts Besonderes mehr bei uns. 45er Fische sind recht häufig, und selbst 50er Barsche werden regelmäßig gefangen. Und alles recht junge Fische. Das sieht man. Ich bin ge- spannt, wo das noch hinführt …

„Spinnangeln bietet pure Vielfalt“: Ob Hecht, Rapfen oder Wels – gerade mit der Spinnrute eröffnen sich dem Angler viele Möglichkeiten.

RAUBFISCH: Dein Geheimrezept? GUTJAHR:

Ganz einfach: Grundeln imitieren und Raubfische fangen. Daher sind bei mir Brauntöne der Hit, Köder von fünf bis zehn Zentimeter in den Karabiner, und es rummst!

RAUBFISCH: Grundeln sind ja bekanntlich bodennah lebende Fische. Wie muss man seine Art der Köderpräsentation anpassen, um Erfolg zu haben? GUTJAHR:

Da die Grundeln in der Tat ausschließlich am Grund leben und die Raubfische sie auch dort bejagen, muss natürlich auch unser Köder zum Grund. Logisch. Weniger wichtig ist dabei die Köderführung. Ob gejiggt oder gefaulenzt, ist in meinen Augen zweitrangig, denn beide Führungsvarianten fangen. Hauptsache man führt grundnah, das ist das Entscheidende.

RAUBFISCH: Für den Flussangler sind Buhnen ja bekanntlich wichtige Anhaltspunkte. An der Mosel gibt es bis auf wenige Ausnahmen aber überhaupt keine Buhnen. Wie sollte man an solchen Gewässern bei der Stellensuche vorgehen? GUTJAHR:

Alles, was in irgendeiner Form Struktur bietet und die Monotonie des Flusses unterbricht, ist für die Räuber interessant. Bauliche Veränderungen wie Leitwerke, Slipstellen, Brücken, Felsen im Was- ser, Fähr- und Schiffsanleger, ins Wasser gestürzte Bäume und so weiter sind markante Stellen, die auf jeden Fall einen Angelversuch wert sind. Ganz wichtig bleibt für mich aber auch immer die Suche nach den Futterfischen. Wo ich zum Beispiel Kleinfische an der Oberflächeentdecke,lohntauchimmerein Versuch mit der Spinnrute. Dort sind die Räuber oft nicht weit.

RAUBFISCH: Angelst Du an der Mosel anders als beispielsweise am buhnenreichen Rhein? GUTJAHR:

Im Grunde unterscheidet sich die Spinnfischerei nicht gravierend. Es sind Details, welche den Unterschied ausmachen. Ein Punkt ist dabei sicher die Wahl des Bleikopfes. An der Mosel muss ich, aufgrund der schwachen Strömung, sehr leicht fischen, am Rhein muss ich, um überhaupt den Grund zu erreichen, etliches mehr draufpacken. Auch fische ich an der Mosel, gerade um auf Barsch erfolgreich zu sein, dünnes Fluorocarbon, da dickeres Material von den Stachelrittern gemieden wird. Es sind wie gesagt Nuancen, diese entscheiden jedoch über Erfolg oder Nichterfolg.

RAUBFISCH: Wie sieht Deine Lieblingskombo und Montage für den berühmten Feierabend-Wurf aus? GUTJAHR:

Ich habe in der Tat immer eine Spinnrute und ein paar Köder im Auto. Meine Universalwaffe ist dabei eine 2,45 Meter lange Spinnrute mit 10 bis 50 Gramm Wurfgewicht. Dazu eine 2.500er Rolle, geflochtene Schnur mit 15 lb Tragkraft, 0,33er Fluorocarbon, acht Zentimeter lange Gummifische und verschiedene Bleiköpfe mit 3/0er Jighaken. Mit dieser Kombo kann ich auf fast alles fischen, was Zähne (oder auch nicht) hat. Wenn ich jedoch gezielt eine spezielle Art befischen möchte, dann stelle ich das Tackle schon mal feiner oder eben gröber zusammen.

RAUBFISCH: Du warst einige Jahre bei der Wasserschutzpolizei am Rhein tätig und hattest in Deinen Beruf tagtäglich mit „Wassersportlern“ zu tun – und damit natürlich auch mit Anglern. Bei welchem „Verhalten“ platzte Dir und Deinen Kollegen schon mal der Kragen? GUTJAHR:

Tierquälerei und Umweltdelikte gehen gar nicht! Wenn ich sehe, wie vermüllt manche Angler ihren Ansitzplatz hinterlassen, kriege ich die Krise! Und ganz ehrlich, obwohl ich selbst das Zurücksetzen kapitaler Fische befürworte und ein Entnahmefenster für sinnvoll erachte, kann ich die Praktiken mancher Wels- und Karpfenangler nicht wirklich gutheißen. Das Hältern kapitaler Karpfen und Waller über Nacht, um am nächsten Tag eine ellenlange Fotosession zu veranstalten, finde ich ganz schlimm. Auch das Fischen mit dem lebenden Köderfisch sollte europaweit untersagt werden. Auf der einen Seite legen die Jungs einen kapitalen Wels nach dem Fang auf eine Abhakmatte, damit ihm ja nichts passiert, auf der anderen Seite hauen sie einem lebenden Zander skrupellos mehrere Drillinge in die Flanke, um ihn als Köder zu verwenden. Das ist wie „Wasser predigen und Wein saufen”.

RAUBFISCH: Worauf wirst Du in Zukunft beim Angeln den Fokus legen? GUTJAHR:

Da ich in den letzten Jahren durch meinen Beruf und meine Familie doch ziemlich stark eingespannt war und das Angeln und alles drumherum recht stark einschränken musste, plane ich aktuell, wieder mehr als Autor in Erscheinung zu treten. Außerdem möchte ich meinen Angel-Blog www.fanatic-fishing.de wieder regelmäßiger füttern und auch in Sachen Film einiges auf die Beine stellen. Ich habe da schon einige Ideen. Mal sehen, wie es läuft.

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