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Auf Welsreise

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An welchen deutschen Gewässern darf mit mehr als Zufallsbissen in Sachen Wallerangeln gerechnet werden? Pauschale Antwort: in Flüssen. DER RAUBFISCH ging quer durch die Republik auf exakte Erkundung.

Von Stephan Höferer

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Eines steht fest: Der heimliche Riese ist in Deutschland weit häufiger verbreitet als vermutet. Dabei bieten die Flüsse aufgrund ihres hervorragenden Welsbestandes, darunter auch Kaventsmänner von über 2 m Länge, die realistischsten Chancen. Zahlreichen Petrijüngern ist es schon beim Aalansitz passiert: Plötzlich ein vehementer Biss, und der Fisch am anderen Ende der Schnur legt los wie eine Diesellokomotive und sprengt schließlich die Schnur. In diesem Fall hat vermutlich ein großer Wels zugebissen, der in dem Gewässer gar nicht erwartet wurde. Hier lohnt es, einen gezielten Versuch mit schwerem Grund- oder Spinngeschirr zu wagen.

Wie gesagt, am besten im Fluss, denn in stehenden Gewässern sind die Standplätze der „schweren Jungs“ schwieriger aufzuspüren, die fängigen Plätze oftmals erst nach jahrelanger intensivster Suche ausgemacht. Fließgewässer mit einem natürlich gewachsenen Bestand an Großwelsen eignen sich also besser.

Meine Waller-Rundreise geht von Nord bis Süd und von West bis 0st. Damit Sie sich den persönlichen Favoriten in Ihrer Nähe rauspicken können.

Nord-Lichter

Die beiden Flüsse im Norden Deutschlands, die kapitale Fische jenseits der 2-m-Marke beherbergen, sind die Warnow in Mecklenburg-Vorpommern und die Wakenitz in Schleswig-Holstein. So wurde der ehemalige DDR-Rekord mit 146 Pfund und 2,05 m Länge 1973 in der Warnow aufgestellt. Aber auch in den 80er und 90er Jahren sorgte der Fluss immer wieder für Schlagzeilen. So wurde 1984 ein Wels von 106 Pfund und 1,97 m und ein Jahr darauf ein Wels von 134 Pfund bei einer Länge von 2,12 m gefangen. 1993 brachte es der größte immerhin auf 110 Pfund und maß 2,10 m.

Doch auch die Wakenitz in Schleswig-Holstein lässt immer wieder durch kapitale Fänge aufhorchen. Dabei wird allerdings die Mehrzahl der großen „Nordlichter“ von Berufsfischern angelandet. Aus anglerischer Sicht stellt die Wakenitz eine echte Herausforderung dar: Im Fluss hausen richtige Riesen, die jedoch nur schwer beangelt werden können, da das Gewässer einer „Amazonas-Landschaft“ gleicht. Dennoch glaube ich, dass dieser Geheimtipp in Norddeutschland die Chance auf einen ganz großen Fisch bietet.

Die Wakenitz beginnt am Nordzipfel des Ratzeburger Sees und schlängelt sich bis nach Lübeck. Alle Fänge stammen aus dem Nordzipfel des Ratzeburger Sees und dem daran anschließenden Abschnitt der Wakenitz, der bei Insidern besonders hoch im Kurs steht und als wahre „Goldgrube“ gilt. Der größte in den letzten Jahren von Fischern gefangene Wels wog 102 Pfund und kam dem über 100 Jahre alten Rekord von 120 Pfund recht nahe. Auch das Jahr 1993 bescherte den Fischern wieder einen großen Waller. Im Februar fingen sie mit einer Reuse einen 1,95 m langen und 92,5 Pfund schweren Riesen.

In jüngster Zeit soll es auch vermehrt Wels-Begegnungen an der Elbe gegeben haben. Hanseatische Zanderangler berichten von verloren gegangen Riesen-Monster, wonach sie dunklen Schleim auf der Schnur oberhalb des (abgerissenen) Gummifisches entdeckten…

Ossi-Brummer

Die Oder in Brandenburg ist das östlichste Welsgewässer Deutschlands. Hier werden, im Gegensatz zu den beiden bereits vorgestellten Gewässern, jedes Jahr große Exemplare gefangen. Damit nimmt die Oder eine Spitzenstellung unter Deutschlands Welsflüssen ein. Der Bereich um Schwedt hat sich mit seinen vielen Poldergewässern besonders hervorgetan. Ein mir bekannter, inzwischen jedoch verstorbener Sportsfreund fing am 16.8.1983 zwei Welse von 68 und 73 Pfund und nur zwei Tage später zwei weitere „Brummer“ von 63 und 79 Pfund.

Eine einmalige Strecke, wie ich meine. Solche Stückgewichte sind jedoch in der gesamten Oder zu fangen. Auch die Alte Oder, der Oder-Spree-Kanal sowie der Oder-Havel-Kanal, die Spree und der Spreewald weisen einen guten Welsbestand auf. Vor allem letzterer bietet etliche Räuber-Einstände durch die vielen unterspülten Ufer und Hindernisse im Wasser. Allerdings sind die großen Waller auch hier nicht einfach zu beangeln. Sie können sich im Drill schnell ins Wirrwarr der vielen ins Wasser ragenden Wurzeln flüchten. Starkes Gerät ist Pflicht, um einen der vielen Riesen zu landen. Der längste Wels aus diesem Gewässer, über den ich gesicherte Informationen erhielt, maß stolze 1,86 m.

Ein weiterer hervorragender Welsfluss im Land Brandenburg ist die Havel mit ihren Nebengewässern. Auch hier werden, wie in der Oder, jährlich starke Fische gefangen. Im September ‘89 z.B. gelang in der Oberhavel bei Burgwalde die Landung eines Giganten: Der wog 100,6 Pfund und war 2,08 m lang. 1980 wurde an der Wublitz, einem Nebengewässer der Havel, ein toter Wels gefunden. Auch dieser Fisch übertraf die 2-m-Marke und war über 100 Pfund schwer.

Wessi-Rekorde

In der Mitte Deutschlands befinden sich die wohl „sichersten“ Reviere für kapitale Welse: die vielen Warmwasserausläufe an Rhein und Main. Gerade im späten Herbst, Winter und im zeitigen Frühjahr bieten diese buchstäblich heißen Plätze ideale Fangstellen, und dicke Brocken sind dort manchmal sogar zu Dutzenden anzutreffen. Aus einem Auslauf des Kraftwerks Staudinger bei Großkrotzenburg am Main wurde 1991 auch der deutsche Ex-Rekordfisch, ein Exemplar von sage und schreibe 150 Pfund und 200 g, gezogen.

Auch der Rhein gehört zweifellos zu den allerbesten Welsflüssen Deutschlands. Die ersten Rheinwaller wurden schon vor längerer Zeit in der Umgebung der Mainmündung gefangen. Mittlerweile sind sie aber viel weiter auf dem Vormarsch, für den noch kein Ende abzusehen ist. Besonders zwischen Rheindürkheim und Gimbsheim hat sich der Strom in relativ kurzer Zeit zu einem hervorragenden Welsfluss entwickelt. Ich selbst fing schon mehrere große Waller an einem Kühlwasserauslauf am Rhein beim schweren Spinnfischen. Dort hakte ich auch meinen größten Wels, ein Exemplar von schätzungsweise 160 Pfund. Leider verlor ich den Kampf mit dem Giganten nach einer halben Stunde Drill, weil ich ihn einfach nicht mehr halten konnte und er sein Versteck erreichte.

Der vielleicht „wallerverdächtigste“ Platz am Rhein ist der Kühlwasserauslauf am Atomkraftwerk Philippsburg. Weitere fängige Kühlwasserausläufe befinden sich am Kraftwerk Düsseldorf-Lausward, am Kraftwerk Mannheim-Neckerau (liegt allerdings im eingezäunten Werksgelände) sowie am Atomkraftwerk Biblis. Südlich vom AKW Biblis, bei Großrohrheim, bezwang Mario Caruso im März 1998 seinen Fabelfisch von 170 Pfund und stellte damit den neuen deutschen Rekord auf.

Am Rhein ist weiterhin die Erfeldener Altrheinschleife interessant. Der wohl schwerste jemals in Deutschland von einem Berufsfischer gefangene Wels stammt von dort: 1987 ging ein 220 Pfund schweres Exemplar ins Netz. Im relativ flachen, bis zu 300 m breiten Altwasser scheinen sich die Riesen besonders wohl zu fühlen. Da hier nur relativ wenige Angler gezielt auf Welse fischen, gehen die meisten Exemplare beim Aalangeln an den Haken – und nach kurzem Drill meistens verloren…

Große West-Welse birgt schließlich noch die Lahn. Der Bestand ist jahrzehntealt, entsprechend abgewachsen und vermehrt sich stark. So stark, dass seit dem letzten Jahr streckenweise die Schonzeiten und Mindestmaße völlig aufgehoben wurden, wie z.B. am Nassauer Flussabschnitt.

Bajuwaren-Hochburgen

Das Bundesland Bayern stellt für den Wallerangler wohl die traditionelle „Hochburg“ dar. Hier gibt es eine Reihe von hervorragenden Welsgewässern. Allen voran das magische Dreieck mit den Flüssen Donau, Naab und Regen. Jahrelang waren sie das Maß aller Dinge, und es wurden regelmäßig rekordverdächtige Fische gemeldet.

Ein Wels von 130 Pfund aus der Naab führte auch lange Zeit die Hitliste an. An diesem Fluss ist besonders das Wehr in Schwandorf/Dachelhofen als Angelplatz hervorzuheben. Davor befindet sich der Einleiterkanal eines Kraftwerks. Der Köder sollte entlang der Strömungskante unterhalb des Wehres angeboten werden.

Doch auch der Regen und die Donau ließen durch 1OO-pfündige Fische aufhorchen. Top-Stelle an der Donau: das Kraftwerk bei Großmehring. Der Köder sollte hier wiederum an die Strömungskante geworfen werden.

Genauso hoch im Kurs stehen bei Welsjägern noch weitere bajuwarische Gewässer. Wo die Rott und der Inn zusammenfließen, riecht es förmlich nach Fisch. Wie kein anderes Gewässer wird die Rottmündung bei den einheimischen Welsanglern als Top-Bereich eingeschätzt. Das beweist allein schon die Tatsache, dass erst über Umwege, wenn überhaupt, Informationen von kapitalen Wallerfängen preisgegeben werden. Die einheimischen Spezis verraten die besten Fangplätze nicht, und es ist schwer, die Hot Spots zu finden. Hier existiert ein Welsbestand, der sich durchaus mit dem in Naab und Regen messen kann.

Fazit meiner Welsreise: Alljährlich werden in den verschiedensten Gewässern Deutschlands Waller von über 100 Pfund gefangen. Und alles deutet darauf hin, dass in deutschen Gewässern auch Uriane von über 200 Pfund hausen!Foto: Verfasser

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