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Der Effzett

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Thomas Kalweit über einen der berühmtesten Blinker der Welt, seinen Erfinder Fritz Ziegenspeck und dessen Firma D.A.M.

Es gibt ihn zwar schon seit 85 Jahren, doch hieß der Effzett-Blinker nicht immer so. Im D.A.M.-Katalog von 1929 findet sich der Erfolgsblinker noch nicht, erstmals taucht er 1933 als „Ever-Ready-Spinner“ auf. „Ever Ready“ war damals eine der bekanntesten Marken der D.A.M., wie heute Quick oder Damyl.

Damals wurde der Köder schon in seiner heutigen Erfolgsform angepriesen: „In Form einer unregelmäßigen Ellipse aus 1,7 mm starkem Messingblech. Außen versilbert und poliert, das Schwanzteil außerdem geschuppt, innen vergoldet, der Rücken ist mit einem roten Streifen versehen.“

Damals gab es nur die 6,5 cm lange Version mit zwei Drillingen. 1936 kam noch eine Version in Schwarznickel für besonders klare Gewässer in den Handel. Ab 1949 hieß der Blechblinker dann Z-Spinner, als Abkürzung für den Firmengründer Ziegenspeck. Erst 1958 wurde der Blinker Effzett-Spinner getauft, in Erinnerung an den berühmten Außenborder. Offenbar wollte man den bekannten Markennamen Effzett nicht ungenutzt lassen, denn nach dem Krieg wurden keine D.A.M.-Motoren mehr produziert. Im Katalog von 1958 heißt es bei der Effzett-Premiere: „Der unübertreffliche, weltbekannte und hunderttausendfach bewährte D.A.M.-Spinner, früher als Z-Spinner bezeichnet.“

Zwischen 1949 und 1958 hieß der Effzett-Blinker noch „Z-Spinner“.

Kopien über Kopien

„Der wohl fängigste Blinker weltweit! Oft kopiert und nie erreicht“, heißt es im 2009er Katalog der D.A.M. „Allein die Anzahl der Kopien würde in zwischen Kataloge füllen. Welch größeres Lob könnte es wohl für ein nach wie vor unerreichtes Original geben?“ Zweifellos ist der Effzett einer der bekanntesten Blinker überhaupt. Inzwischen wurde er weltweit abgekupfert und unter verschiedensten Namen vertrieben: Am bekanntesten ist noch der minimal anders bemalte HB-Blinker von Balzer, benannt nach dem Firmengründer Hanns Balzer, der bis heute noch als Colonel-Z im Handel ist. Zu nennen ist auch der Cora-Z von Cormoran, zudem gibt es einen Zeth-Classic von Paladin. Sogar in der DDR wurde der Effzett kopiert: Als Z-Blinker und Zepp-Blinker kam er dort mit etwas dünnerem Blech in die Läden. Auch in Polen gab es eine Nachahmung mit dem Namen „Gnom“. Nicht alle Kopien erreichen das einmalige Laufverhalten des Original-Effzett.

Sven Kühnel, Produktmanager der D.A.M., bringt auf Nachfrage etwas Licht in die Angelegenheit: „Das Patent über die Köderform lief bereits in den 60er Jahren aus, so dass seitdem auch andere Firmen diese Körperform nachahmen dürfen. Als erster hat das damals Balzer mit seinem HB-Blinker getan. Aber zu dieser Zeit gab es noch eine Art Ehrenkodex, und man verzichtete aus Anstand und Respekt dem anderen gegenüber auf direkte Kopien. Heute ist das grundsätzlich anders, und es existieren eine Vielzahl von Kopien von fast jedem guten Produkt. Speziell in der Zeit der Insolvenz der alten D.A.M. haben sich natürlich einige Firmen wie Aasgeier auf die vermeintlich leichte und Erfolg versprechende Beute gestürzt.“

Im D.A.M.-Katalog 2008 heißt es versöhnlich: „Seit Generationen inspirieren wir zahlreiche Mitbewerber und Kopierer. Und warum eigentlich nicht? Schließlich kann es für ein erfolgreiches Original kaum eine höhere Anerkennung geben.“

Deutschlands erste Außenbordmotoren mit dem Namen Effzett wurden von der D.A.M. in Berlin produziert.
Deutschlands erste Außenbordmotoren mit dem Namen Effzett wurden von der D.A.M. in Berlin produziert.

Kurze Geschichte der D.A.M.

Die Brüder Oskar und Fritz Ziegenspeck eröffneten 1875 in der Berliner Kommandantenstraße ihr Geschäft für Eisenwaren, Sportartikel und Angelgeräte. Der zunächst nur kleine Laden wuchs schnell, bald wurden die ersten eigenen Angelgeräte produziert. Schon 1898 hatte sich das Ladengeschäft zu einer Produktionsfirma mit dem Schwerpunkt Angelgerät gemausert.

Vier Jahre später wurde die Firma „Ziegenspeck“ in „Deutsche Angelgeräte Manufaktur“ (D.A.M.) umbenannt. Doch noch immer schmückte das Firmenlogo ein zotteliger Ziegenbock, das Markenzeichen der Ziegenspecks. Die Firma wuchs: 1905 musste in die Kürassierstraße umgezogen werden. Fritz Ziegenspeck war inzwischen alt geworden. Deshalb nahm er 1909 den international erfahrenen Kaufmann Otto Kuntze als Teilhaber in die Firma. Schon 5 Jahre später übernahm dieser sie als Alleininhaber. Unter ihm und seinem Sohn Hellmuth wurde die D.A.M. ein weltweit agierender Großbetrieb, die „größte Fabrik des Kontinents“.

Außenborder Nr. 1

D.A.M. stellte aber nicht nur Angelgerät her. Eine Tochterfirma, die „Effzett-Motorenfabrik“, produzierte ab 1911 Bootsmotoren, vor allem kleine Motoren für Faltboote und Angelkähne. Die Berliner entwickelten 1914 den ersten deutschen Außenborder, der dann später von Sachs oder Zündapp kopiert wurde. Geistiger Vater der damaligen technischen Wunder in 2 und 4 PS war Fritz Ziegenspeck. Übrigens: Jedem Effzett-Motor lag im Bordwerkzeug auch Angelgerät bei – so machte die D.A.M. auch bei Freizeitboot-Kapitänen Werbung für ihren zweiten Geschäftszweig.

Der Effzett-Außenborder gab dem Blinker seinen Namen: Hier der „F.Z.-Volksmotor“ in 1,5 PS.

1924 musste die aus allen Nähten platzende D.A.M. in die Oranienstraße umziehen. Zusätzlich wurde in den späten 30er Jahren eine Zweigniederlassung im oberfränkischen Hollfeld aufgebaut. Insgesamt 350 Mitarbeiter produzierten zu dieser Zeit D.A.M.-Geräte.

Es kamen schlechte Zeiten: Der 2. Weltkrieg legte das Berliner Stammhaus in Schutt und Asche. Lager und Produktionsmaschinen wurden Opfer der Bomben. Otto Kuntze musste die Trümmer seines Traumes nicht mehr erleben, er starb 1943. Die enormen Zerstörungen des Krieges warfen die aufstrebende Firma jedoch nicht endgültig zurück. Aus dem Nichts baute sein Sohn Hellmuth Kuntze, unterstützt von einigen alten Mitarbeitern, die D.A.M. wieder auf.

Das Hollfelder Zweigwerk wurde in der Nachkriegszeit nach Gunzenhausen in Mittelfranken verlegt. Am 11. November 1955 feierte man dort Richtfest. Zwei Jahre später bezog die D.A.M. ein neues Fabrikgebäude in der Berliner Wildenowstraße. 800 Beschäftigte arbeiteten jetzt in dem Unternehmen. 3.000 verschiedene Angel-Artikel mit dem Gütesiegel „Made in Germany“ wurden damals in 90 Länder geliefert.

Nach langer Krankheit verstarb Hellmuth Kuntze 1967. Seine Söhne Lutz und Rupert führten das Unternehmen weiter. Beide verkauften die D.A.M. 1995 aus Altergründen an ein niederländisches Handelshaus. Es folgten mehrfache Besitzerwechsel. 2001 musste die deutsche Traditionsfirma Insolvenz anmelden. Arbeitslose D.A.M.-Mitarbeiter gründeten in Gunzenhausen die Firma Interfish.

2002 wurde von ehemaligen Auslandskunden die „Neue D.A.M.“ wieder ins Leben gerufen, die heute als Nachfolgefirma der alten Angelgeräte-Manufaktur agiert. 2003 konnte mit der dänischen „Svendsen Holding“ ein potenter internationaler Partner gefunden werden. Nach 50 Jahren in Gunzenhausen wurde der Firmensitz nach Roth bei Nürnberg verlegt (Stand 2009).

Der Effzett im D.A.M.-Katalog von 1955.
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