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Der Möhnesee

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Seit 1991 werden verstärkt Hechte in den Möhnesee eingesetzt. Jetzt explodiert der Bestand und von Jahr zu Jahr gehen gewichtigere Räuber an den Haken – bis zu 38 Pfund schwer

Von Michael Kahlstadt

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Möhne- Hecht
Der Möhnesee ist mittlerweile ein El Dorado für gewichtige Hechte

Früher galten die Kleine und Große Maräne, auch Renken oder Felchen genannt, als die Brotfische der Berufsfischer am Möhnesee. Da die Kleine Maräne zur Massenvermehrung und Kleinwüchsigkeit (Verbuttung) neigt, besetzt Fischmeister Hans Kühlmann große Mengen an Hechten. Die sollen mit den ebenfalls reichlich vorkommenden Zandern die Renkenbestände im Zaum halten.

Raubfischangler können also fette Beute machen. Vorausgesetzt sie wissen, wo sie zu welcher Jahreszeit angreifen müssen, wobei Bootsangler – möglichst mit Echolot – klar im Vorteil sind.

Im Frühjahr flach angreifen

Anfang Mai – Vollstau. Nach dem Ende der Schonzeit stehen die Hechte gewöhnlich in den flachen Seeteilen. Erstens zeigen die Räuber das Bedürfnis, zur Laichzeit Richtung Einlauf zu schwimmen. Zweitens ist der Uferbereich auch deshalb interessant, weil die Weißfische ebenfalls im Flachen für Nachwuchs sorgen und dort eine leichte Beute bilden.

Ich empfehle, das Boot im Wameler Becken zu Wasser zu lassen. Die Schlepptour geht immer am Rand entlang, wobei die Köder nicht tiefer als 2 m laufen sollten. An flachen Buchten lohnt es, Ankerstopps einzulegen und die Hot Spots mit Tandem-Spinnern, Schwimmwobblern und vor allem Gummifischen abzusuchen. Bei der Köderfarbe habe ich die besten Erfahrungen mit auffälligen, aggressiven Farben wie Firetiger, Gelb oder Rot gemacht. Der Biss wird nicht lange auf sich warten lassen. Anfang Mai werden Jahr für Jahr 2stellige Hechte in nur knietiefem Wasser gefangen.

Je wärmer, desto tiefer

Wenn sich das Wasser im Frühling erwärmt und die magische Temperaturgrenze von 12-14 Grad erreicht, raubt Esox tiefer. Dann geht’s im Becken zwischen Stockumer Damm und Körbecker Brücke oder in der Nähe der Schnapp’s Bucht zur Sache.

Ebenfalls empfehlenswert: das Südufer gegenüber Körbecke sowie der Bereich um die Hevespitze und den Mäuseturm. Es beißt an den Kanten in 2-5 m Wassertiefe.

Es ist die schwierigste Zeit, um Hechte zu fangen. Man weiß nie genau, wo die Räuber lauern: noch im Flachen oder schon im Tiefen? Experimentieren ist angesagt.

Im Sommer ins Hauptbecken

Sommerzeit – Halbstau. Die Pegelstände sind im Vergleich zum Frühjahr um einige Meter gefallen. Zudem hat sich das Wasser erwärmt und in 9-12 m Tiefe eine stabile Sprungschicht gebildet. Unterhalb dieser Marke ist es kalt und sauerstoffarm, oberhalb warm und sauerstoffreich. Der Köder muß also über der Sprungschicht locken, da sich hier die Hauptfutterfische von Esox, die Maränen, tummeln.

Konkret heißt das: Wassern Sie Ihr Boot an der Staumauer oder an der Slipstelle in der Nähe von Schnapp’s Bucht und schleppen Sie im Freiwasser über tiefen Stellen.

Die Hot Spots: Delecker Brücke, Steinbruch, entlang der Bojenkette und Staumauer. Zudem sollten Sie unbedingt dem Plateau vor dem Mäuseturm und der Hevespitze einen Besuch abstatten. Auch lohnt es, einfach mitten über das Hauptbecken zu schleppen. Speziell die dicken Hechte haben es nicht mehr nötig, sich vor anderen Räubern zu verstecken und schwimmen häufig zwischen den Maränen in der Seemitte.

Die meisten Bisse kommen in Tiefen von 4-6 m. Die bevorzugten Köderfarben: Weiß, Silber, Blau. Der Verführer sollte zwischen 12 und 18 cm lang sein. Da mit 2 Ruten gefischt werden darf, bleibt viel Raum zum Experimentieren. Spezialisten überlisten schwere Hechte mit 35-cm-Wobblern, teils auf exotische, grelle Farben. Und auch der tote Köderfisch an der Schlepp-Pose fängt – gerade die kapitalen Räuber.

Morgens und abends raus aufs Wasser

Obwohl mir in meiner „Lehrzeit“ gesagt wurde, dass die beste Beiß-

zeit vormittags gegen 10 Uhr sei – und auch viele Hechte tagsüber gefangen werden – bevorzuge ich die Frühe. Der Wind (und die Segler) „schlafen“ noch, die Ausflugsdampfer liegen vertäut an den Stegen. Es herrscht eben himmlische Ruhe. Wenn die anderen Angler schließlich um 9 Uhr ihr Boot fertig machen, habe ich meist schon die Bekanntschaft mit 2 netten Hecht-Damen gemacht.

Da ich persönlich tagsüber noch nie gut gefangen habe, nutze ich diese Zeit lieber für eine ausgiebige Stärkung. Abends dann geht’s wieder ran. Mein Rezept: Den Wobbler flach halten. Schleppen Sie mitten über den See in Tiefen von 1-3 m und nutzen die Gunst der späten Stunde.

Im Herbst Richtung Staumauer

Herbst – Niedrigwasser. Die Fische ziehen Richtung Staumauer. Langsam löst sich die stabile Schichtung des Wasserkörpers auf. Die sauerstoffreiche und sauerstoffarme Säule vermischen sich, die Sprungschicht verschwindet.

Die Hechte sind in allen Tiefen zu finden und deshalb nicht immer leicht zu fangen. Andererseits besteht gerade im Herbst die Chance auf ein besonders großes Exemplar. Vor dem Winter frisst sich Esox die nötigen Reserven für die Laichzeit an.

Im Winter ganz unten

Winter: Je kälter es wird, umso tiefer stehen in der Regel die Maränen und damit auch die Hechte. Tief laufende Wobbler sind das Gebot der Stunde. Wenn die Räuber in Tiefen von 20 m und mehr beißen, sollten Sie den Einsatz von Paravan (Tauchblei) oder Downrigger in Erwägung ziehen. Achten Sie besonders auf „verdächtige“ Strukturen am Seegrund: Versunkene Straßen, alte Ortschaften, tief liegende, steil abfallende Kanten gehören zu den Hot Spots.

Vertrackt wird die Sache allerdings, wenn sich die Fische an schönen Wintertagen ein Sonnenbad gönnen und in höhere Wasserschichten aufsteigen. Klarer Punktvorteil für den, der ein Echolot besitzt. Damit kann er das Geschehen auf dem Bildschirm verfolgen und seine Taktik danach ausrichten.

Das Hecht-Jahr neigt sich dem Ende zu, die Schonzeit steht an. Ich persönlich erwarte, dass die 40-Pfund-Schallgrenze bei Esox bald gebrochen wird. Und vielleicht sind Sie der Glückliche – Petri Heil

METHODEN Spinn- und Schleppfischen.

GERÄT Zum Schleppen: im Frühjahr steife Spinnruten von 2,70-3,00 m und 40-80 g Wurfgewicht, dazu Stationärrollen oder kleine Multis mit geflochtener Schnur von 6-10 kg Tragkraft, Stahlvorfach; im Sommer, Herbst und Winter schwereres Gerät für große Wobbler und Tiefen, Downrigger empfehlenswert.

KÖDER Im Frühjahr: flach laufende Wobbler wie der Rapala Jointed oder Shad Rap Swallow Runner in Reizfarben (Firetiger,

Orange, etc.) sowie Gummifische. Im Sommer, Herbst und Winter: große, tief laufende Wobbler in Blau-Weiß oder Grau-Weiß (Maränen-Imitationen).

EXTRA-TIPP An lauen Sommerabenden kommen die Maränen an die Oberfläche und bringen das Wasser zum Kochen. Probieren Sie es dann mit einem Flachläufer (z.B. Schwimmwobbler) mitten auf dem See.

BOOTE Möhne Angelcenter oder Segelschulen, z.B. Segelschule Herbst, Körbecke, Tel. 02924/5809. Wichtig: Eigene Rutenhalter mitbringen. Mitgebrachte Boote lassen sich an mehreren Stellen zu Wasser bringen.

BESTIMMUNGEN Es darf mit

2 Ruten geschleppt werden, Echolot erlaubt.

ERLAUBNIS Tag 10, Woche 28, Jahr 100 DM.

ANGELGESCHÄFT Möhne Angelcenter, Seeuferstr. 25, 59519 Möhnesee Stockum, Tel. 02924/5763; Angel Ussat, Fichtenweg 1, 59519 Körbecke Südufer, Tel. 02924/808201. Die Angelgeschäfte haben auch sonntags geöffnet.

INFORMATIONEN siehe Angelgeschäfte. Daneben Möhnesee Touristik GmbH, Küerbicker Str. 1, 59519 Möhnesee-Körbecke.

ANFAHRT A44, Abfahrt Soest, dann noch 9 km Richtung Delecke.Foto: Michael Kahlstadt

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