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Killer-Instinkte

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Raubforellen – ausgefuchste, in freier Natur aufgewachsene Kämpfer, die jedem anderen Räuber im Drill den Rang ablaufen. Dietmar Isaiasch zeigt, wie man den Salmoniden mit der Schleppangel auf die Fettflossen rückt.

Von Dietmar Isaiasch

Raubforelle

Veerse Meer, Frühjahr 1998 – meine Ausbeute: 13 Groß-Forellen, davon 5 Steelheads, alle über 8 Pfund. Die beiden schwersten brachten fast 11 Pfund auf die Waage. Lough Mask, Herbst 1997: 5 dicke Brown-Trouts, zusammen fast 40 Pfund Muskeln. Die größte maß 87 cm, wog satte 13 Pfund. Lough Derg, Frühjahr 1996: 11 stramme Brown-Trouts in nur einer Woche – kein Fisch unter 5 Pfund! Und noch einmal das Veerse Meer, Frühjahr ’99: Neun Bisse an nur einem Angeltag – und alle verwandelt.

Highlights, die jeden eingefleischten Raubfischangler neugierig machen und garantiert die Lust auf diese Spezies Räuber wecken. Viele der gewaltigen Seen Irlands, Skandinaviens oder Ausnahmegewässer wie das niederländische Veerse Meer bergen wahre Salmoniden-Schätze. Ob Brown-Trout, Steelhead, Seeforelle oder Ferox Trout – all diese Raubforellen haben eines gemeinsam: den Killerinstinkt! Und Seeforellen schwimmen auch in deutschen Gewässern, u.a. im Ammer-, Boden-, Chiem-, Forggen-, Walchen-, Bigge- und Großen Plöner See. Alle Raubforellen-Arten haben eines gemein: Sie sind clevere Biester mit stromlinienförmigen Körpern, vollgepackt mit Muskeln und einer unbändigen Kraft und Ausdauer.

Pflügen und finden

Für die Fangaussichten gilt: Je größer die Wasserfläche, desto kapitaler wachsen die freilebenden Forellen ab. Das heißt aber auch, dass die Zahl der Fischkontakte geringer sein kann als in kleinen Gewässern. Anfangs habe ich das auch erlebt – dann aber ist der Knoten geplatzt. Heute weiß ich: Das Geheimnis guter Fänge liegt darin, eine möglichst große Strecke solange systematisch abzufischen, bis die Freiwasser-Räuber gefunden sind. Das geht am besten, wenn man schleppt, und zwar mit Wobblern. Dabei sollte man sich durch nichts und niemanden aus der Ruhe bringen lassen und das einmal festgelegte Schema bis zum Ende durchziehen.

Wer den Forellen als Greenhorn mit der Schleppangel auf die Schuppen rücken will, der vergisst besser alles, was er bisher übers Hecht- und Zanderangeln vom Boot aus gehört, gelesen oder gesehen hat: Schleppen auf Forelle ist ein Thema für sich. Das fängt schon beim Gerät an.

Ich bevorzuge Spinnruten vom Typ „Baitcaster“ – spezielle Wurfruten mit vielen, kleinen Ringen und einem Revolvergriff zum Fischen mit der Multirolle. Davon habe ich vier Stück im Boot. Zwei von je 3 m Länge und zwei kürzere von je 2,40 m. Die Aktion der Gerten sollte parabolisch und ruhig etwas weicher sein. Forellen haben – im Gegensatz zu Hecht und Zander – keine knochenharten Kiefer. Und bei zu viel Druck im Drill schlitzt schon mal der ein oder andere Fisch aus. Deshalb setze ich mehr auf Pufferung als auf Kraftreserven. Zudem bewegen sich die Wobbler an einer solchen Rute sehr natürlich und nicht so abgehackt wie an einem steifen Modell.

Was die Rollen betrifft, kommen kleine Multis zum Einsatz. Ob Rechtshand- oder Linkshand-Modell ist Geschmackssache. Hauptsache, sie liegt gut in der Hand, ist nicht zu klobig, spult gut, hat eine superfeine Magnetbremse und ein unverwüstliches Gehäuse. Die Kapazität sollte bei 250 m/0,25er Leine liegen.

Keine Kompromisse

Apropos Schnur: Auch bei diesem Thema gibt’s für mich keine Kompromisse. Beim Schleppen auf die argwöhnischen Räuber mit der Fettflosse verwende ich ausschließlich Monofil: am liebsten klare, geschmeidige Schnüre bester Qualität im Durchmesser 0,20 bis 0,22 für die kalten Wintermonate (bzw. bei vorsichtig beißenden Fischen); ansonsten „serienmäßig“ 0,25er bis max. 0,27er. Dyneema hat bei dieser Fischerei nichts zu suchen, da dessen fehlende Dehnung vor allem die knapp gehakten Forellen im Drill kosten würde.

Ein Echolot ist eine große Hilfe – nicht etwa, um den Fisch ausfindig zu machen, sondern vielmehr als eine Art Führer, der mich sicher auf dem Wasser begleitet. Solche Geräte kosten heutzutage nicht mehr die Welt, und schon mit einem günstigen Modell für wenige hundert Mark finden Sie die Hot-Spots: Flachwasserzonen, Kanten, Steine, Rinnen und andere markante Plätze.

Fehlen noch die Rutenhalter. Wer so wie meine Freunde und ich fischt, der schleppt mit 2 Ruten im Halter und je einer in der Hand. Und zwar so, dass auf jeder Seite 2 Gerten ausgelegt werden. Dabei kommt stets die längere von beiden in den Rutenhalter, während die etwas kürzere in der Hand bleibt.

Bevor es losgehen kann, noch einige Worte zur Schlepp-Taktik: Beim traditionellen Schleppangeln steuert einer der beiden Petri-Jünger den Motor, während der andere ganz am entgegengesetzten Ende des Bootes das Gewicht ausgleicht. Dagegen ist nichts einzuwenden – solange der Kapitän in einer geraden Linie durchs Wasser fährt.

Aber das wird nur selten der Fall sein, denn der erfahrene Forellenangler folgt beim Schleppen stets einer konstanten Tiefe auf dem Echolot. Will er dieser Linie treu bleiben, muß er oftmals scharfe Kurven fahren, um der ständig wechselnden Bodenstruktur zu folgen. Immer noch kein Grund zur Panik. Jedenfalls nicht für die Ruten und Köder des Kapitäns. Schlecht sieht es da nur für den zweiten Mann aus. Seine Schnüre geraten bei solch abrupten Lenkmanövern schnell in den Propeller…

Sichere Alternative

Die sichere Alternative: Mein zweiter Mann sitzt mit seinen beiden Ruten so nah wie möglich bei mir – Richtung Motor. Sie werden sehen, dass die Gefahr von „Schnursalat“ fast ausgeschlossen ist. Um das Kreuzen der Leinen aber vollends unmöglich zu machen, montiere ich unterschiedlich tief tauchende Wobbler, die, ihrer jeweiligen Schwimmtiefe entsprechend, verschieden weit hinterm Boot angeboten werden.

So fische ich beispielsweise mit einem Stretch 15+ Wobbler von Mann’s an meiner kurzen Baitcaster, die ich in der Hand halte, 30 m hinterm Boot. An die lange Gerte im Halter hänge ich einen schwimmenden Rapala Jointed 11, der mindestens 40 m entfernt arbeitet. Mein „Fischmaat“ hingegen schleppt auf seiner Seite an der kurzen Baitcaster einen Stretch 10+ Wobbler gute 40 m hinterher. Seine lange Rute im Ständer erweckt – keine 30 m vom Boot entfernt – einen Rapala Husky zum Leben.

Dieses Quartett hat sich an vielen Gewässern als optimal erwiesen. Zumal mit 4 verschiedenen Ködern eine Wassersäule von 1,50 bis fast 5 m Tiefe abgedeckt wird. Denn der Stretch 15+ läuft auf 30 m Entfernung 4,50 m tief, der Jointed 11 auf 40 m knapp 1,50 m unter der Oberfläche. Der Stretch 10+ erreicht bei 40 m Abstand mindestens 3 m, und der Husky taucht auf 30 m Schleppentfernung gut 2,20 m.

Warum ich gerade 5 m als Untergrenze für den Köderlauf wähle? Nun, die Erfahrung zeigt, dass sich – selbst über tieferem Wasser – die aktiven Salmoniden stets zur Oberfläche hin orientieren, um dort zuzuschlagen. Raubforellen sind eben pfeilschnelle „Greifer“, die auf der Jagd einen Höhenunterschied zur Beute blitzartig ausgleichen.

Farb-Wechsel

Um die Wahrscheinlichkeit einer Forellen-Attacke zu erhöhen, arbeite ich abwechselnd mit den unterschiedlichsten Farben und Designs. So haben sich in den großen, natürlichen Seen Irlands und Skandinaviens die folgenden Tönungen als überdurchschnittlich fängig erwiesen: Barsch-Dekors, bzw. alle gestreiften Modelle mit abwechselnd dunkelgrünen und schwarzen Anstrichen. Auch Modelle mit schwarzen Rücken und silbrigen Bäuchen oder solche mit goldenen oder weißen Unterseiten sind prächtige Verführer. Weitere „Selbstläufer“: Wobbler im Rotaugen-, Bachforellen- und Regenbogenforellen-Design.

An künstlich angelegten Gewässern, die über einen konstanten Zufluss von Salzwasser verfügen (z.B. das Veerse Meer in Holland), sind Köder in Blautönen erste Wahl. Kaum minder fängig: Silber, Perlmutt mit Glitter oder Chrom.

An kalten Tagen läuft auch Schwarz bzw. Kupfer oder Braun sehr gut. Dabei muß nicht zwingend der komplette Köder entsprechend eingefärbt sein. Teile des Rückens, des Bauchs oder der Flanke in der jeweiligen Grundfarbe reicht völlig aus.

Grundsätzlich gilt: Versuche, die am häufigsten vorkommende Forellenbeute so gut wie möglich mit dem Köder zu imitieren.

Geräte-Kiste von Dietmar Isaiasch

Rute: Baitcaster-Ruten (Multirollen-tauglich), 2,40 m bzw. 3,00 m lang.

Rolle: Kleine, robuste Multirollen mit 250 m 0,25er Schnurfassung und fein justierbarer Bremse.

Schnur: 0,20er-0,27er Monofil.

Köder: Bevorzugt dieses Wobbler-Quartett: Mann’s Stretch 10+ und 15+ (beide 12 cm; Bezug über: Fachversand Stollenwerk, Tel. 0711/3702273) sowie Rapala „Jointed 11“ und den Rapala „Husky“. Eine Super-Alternative ist auch der Jenzi „Uckly Ducking“.

(Stand 1999)Foto: Verfasser

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Abgekämpft: Die Forelle zeigt nach furiosem Drill Breitseite, ist reif für die Landung.
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Umgarnt: Farb-Wechsel

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