Jochen Böttcher hat schon viele kapitale Hechte gefangen, sogar einen 40-Pfünder. Profitieren auch Sie von seiner Erfolgsformel! Von Jochen Böttcher
Lohn der Anstrengung: Der Autor mit kapitalem Hecht. Solche Fische erfordern Durchhaltevermögen. |
Fragt man Raubfisch-Angler nach ihrem Traumfisch, so nennen viele den magischen Meterhecht. Fragt man weiter nach ihrem persönlich besten Esox, so wird oft deutlich, dass dieser weit kleiner ist. Will man dann noch wissen, warum das Ziel Meterhecht noch nicht erreicht worden ist, erhält man in der Regel keine plausiblen Erklärungen.
Im Folgenden möchte ich verdeutlichen, dass jeder Angler seinen Traum vom Meterfisch verwirklichen kann – sofern er es denn will. Denn eines ist sicher: Es gibt Hechtangler, die fangen regelmäßig Meterfische, und andere eben nicht. Das ist kein Kuriosum oder Zufall, sondern das Resultat verschiedener Faktoren, die jeder überwiegend selbst beeinflussen kann. Somit liegt das Nichtfangen eines Meterfisches nur an einem Faktor: am Angler selbst!
Zielsetzung
Wie so häufig im Leben, kommt man auch bei der Mission Meterhecht nicht um die Zieldefinition herum. Jetzt werden einige Leser einwenden: Auch beim Hobby soll ich noch Ziele haben? Nein danke! Diesbezüglich muss ich dann entgegenhalten: Vergesst die Mission und wartet auf Euren Glücksmoment. Vielleicht kommt Eure Sternstunde ja irgendwann mal, oder auch nicht. Aber dann streicht bitte auch den Traum, einen Meterfisch gezielt fangen zu wollen.
Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Einfach nur fischen zu gehen, ist nichts Verwerfliches, ganz im Gegenteil. Allerdings fängt man mit dieser Vorgehensweise keinen Fisch wirklich gezielt. Also ist das Ziel klar und deutlich zu definieren: Ich möchte einen Meterhecht fangen!
Dieses Ziel muss realistisch und klar sein. Außerdem sollte man in der Lage sein, eine Zielkorrektur vorzunehmen. Aus einem kleinen Forellenbach einen Meterhecht zu zaubern, entbehrt jeglicher Realität. Entweder ich steige in diesem Fall auf eine 40er Bachforelle als Ziel um, oder ich wechsele das Gewässer, um das ursprüngliche Ziel Großhecht zu erreichen.
Richtige Großhecht-Spezis brauchen viele Köder, um auf unterschiedliche Bedingungen reagieren zu können. Doch das ist nicht alles! |
Zeiteinsatz
Regelmäßig Meterhechte zu fangen, ist eine zeitintensive Angelegenheit. Jede andere Vorstellung wäre fatal. Wie man es dreht und wendet: Einflussfaktoren wie Gewässergröße, Angeldruck, Wetter oder sonstige Umstände erfordern es, viel Zeit auf oder am Gewässer zu verbringen. Wer nicht bereit ist, diese Zeit zu investieren, sollte sich andere Ziele setzen.
Häufig ist nicht die reine Stundenzahl, sondern die Stundenzahl am Stück entscheidend. Denn große Hechte fressen nicht jeden Tag. Zudem sind gute Gewässer oft riesig, so dass es alles andere als einfach ist, die kapitalen Fische zu finden. Das alles braucht Zeit. Man muss schon viele Tage hintereinander fischen, um einmal mit allem richtig zu liegen.
Das Beangeln großer Gewässer kann an den Nerven zehren. Denn gute Fänge stellen sich in der Regel erst nach und nach ein. |
Ich habe mir angewöhnt, bekannte wie unbekannte Gewässer in der Regel mindestens drei bis fünf Tage konstant zu beharken. In diesem Zeitraum kann ich mir fast 100-prozentig sicher sein, zumindest einmal auf einen großen aktiven Räuber zu treffen, der dann hoffentlich mein Köderangebot annimmt. Das extremste Erlebnis in diesem Zusammenhang hatte ich bisher an einem Gewässer, das ich seit 2006 in Wochenabschnitten mehrmals pro Jahr befische. Erst im Mai 2009 lag die lang ersehnte, 122 cm lange Hechtdame im Boot. Die Aktion hat mich stolze 27 Angeltage gekostet. Dafür war das Erfolgserlebnis umso schöner.
Um regelmäßig Meterfische zu fangen, ist es entscheidend, wie der Angler vorgeht und seine Fischerei gestaltet. Im Folgenden möchte ich ein paar Eigenschaften oder Fähigkeiten auflisten, die unerlässlich sind, um regelmäßig bei der Jagd auf Meterfische erfolgreich zu sein.
Das ist der Moment, auf den jeder Angler hinfiebert: Der Hecht hängt, der Drill beginnt. |
Ehrgeiz
Eine gesunde Portion Ehrgeiz schadet nie im Leben, und das trifft auch beim Fischen zu. Die halbe Stunde früher am Gewässer zu sein, wenn andere Angler sich im Bett noch einmal umdrehen, die Stunde nach der Dämmerung auszuharren, wenn die Kollegen schon beim Abendessen sitzen, oder die extra geruderte Schlepprunde bei Gegenwind und Regen haben schon oft über Erfolg und Misserfolg entschieden. Auf Dauer wird derjenige besser fangen, der noch die 10 Extra-Würfe macht, auch wenn sich am Angelplatz die letzten Stunden keine Flosse hat blicken lassen.
Diese Form von Ehrgeiz ist absolut ergebnisfördernd und darf nicht mit überzogenem Ehrgeiz oder gar Fanatismus verwechselt werden. Man sollte nach dem Fischen einfach das Gefühl haben, alles gegeben zu haben und mit sich zufrieden zu sein. Nur dieses Gefühl lässt den Angler am nächsten Tag wieder optimistisch weiterfischen, was für den Erfolg wichtig ist.
Jochen Böttcher ist sich sicher: Wer regelmäßig und gezielt gute Hechte fangen will, muss vor allem viel Zeit investieren. |
Gefühlssache
Großhechtfischen und Gefühl, wie passt das zusammen? Nun, es ist dieses innere gute Gefühl, das in einem Menschen Eigenschaften wie Begeisterung, Freude und Leidenschaft hervorruft. Ich habe Angler kennengelernt, die konnten sich über 90er Boddenhechte nicht mehr freuen, weil es eben nicht der ersehnte Meterfisch war. Diese Petrijünger haben bis heute immer noch keinen Metrigen im Netz gehabt – woran das wohl liegt? Einfach ausgedrückt, fehlt ihnen die Leidenschaft und somit die positive mentale Einstellung.
Frage ich beispielsweise befreundete Muskie-Guides, was das wichtigste in ihrem Job sei, kommt immer die gleiche Antwort: die positive Einstellung und die Leidenschaft. Anders ist der Beruf des Angelführers gar nicht zu machen. Wenn das für Profis zutrifft, hat das auch für den Hobbyfischer eine Bedeutung, da dieser i.d.R. weniger Zeit zur Verfügung hat. Jeder Angler, der die Mission Meterhecht angehen will, sollte sich daher vorher fragen, ob er diese positive Einstellung bereits hat oder entwickeln kann. Denn eines ist klar: Ohne Freude, Begeisterung und Leidenschaft wird nichts gehen.