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Skipper, Schlepper, Räuberfänger

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„Gekrümmte Ruten, leuchtende Augen und quadratische Anglerherzen – Adrenalin pur.“ Das ist für Gerd Koch die Faszination Schleppangeln. Schritt für Schritt hilft der Räuber-Kapitän, auch Ihr Boot auf Fischkurs zu navigieren.

Hecht auf Riesen-Wobbler

Erklären Sie mich bitte nicht für verrückt, wenn ich Schillers Lied der Glocke zum Thema Schleppangeln heranziehe. Während meiner Schulzeit musste ich mich mit dem „monströsen“ Werk beschäftigen. Mein Interesse daran war relativ gering. So begnügte ich mich mit der allgemein bekannten Kurzfassung: „Loch in Erde, Bronze rein, Glocke fertig – bing, bing, being.“ Nun konnte ich wohl Weltliteratur zitieren, aber kapiert habe ich nichts. Erst viele Jahre später verstand ich Schiller. Ähnlich verhält es sich mit dem Schleppfischen. Regelmäßig sehe ich Kollegen, die nach „Schillers Kurzfassung“ vor- und leer ausgehen.

Das Prinzip

Richtig praktiziert, gehört das Schleppfischen zu den effektivsten Methoden, Raubfischen nachzustellen. Das Prinzip: Ein Kunstköder wird hinter dem Boot ausgelegt und mit Muskel- (Rudern) oder Motorkraft durchs Wasser bewegt. Kleine und große Gewässer lassen sich systematisch nach Fischen absuchen. Nur verstehen muß man das Prinzip eben.

Schleppen hat viele Facetten. Um Einsteiger sicher an die Sache heranzuführen, sei hier zunächst die einfachste Variante behandelt: Schleppen ohne Hilfsmittel wie z.B. Sideplaner oder Downrigger, die den Köder in eine seitlich versetzte Position zum Boot bzw. auf Tiefe brin-gen. Die werde ich in den Folgeteilen (RAUBFISCH Nr. 5 und 6, 1999) vorstellen. Für das einfache Schleppen benötigt man: ein Boot, Rutenhalter, Rute, Rolle, Schnur und Köder.

Das Boot

Wer kein eigenes Boot besitzt, kann sich in ein Leihboot setzen. Der Nachteil: Oft läßt die Ausstattung zu wünschen übrig. Deshalb vorab beim Verleiher nachhaken, was alles an Bord ist. Zwei Anker mit Befestigungsmöglichkeiten für die genügend langen Seile, Stauraum für weniger wichtige Utensilien und Möglichkeiten zur Anbringung von Rutenhaltern sollten vorhanden sein. Grundsätzlich gilt ganz besonders für Bootsangler: Ordnung ist das halbe Leben. Beim Drillen oder Landen eines kapitalen Fisches über rumliegende Gegenstände zu stolpern, muß nicht sein. Daher empfehle ich, auch eine Halterung für die gebräuchlichsten Kunstköder anzubringen, um sie nicht erst lange in der Köderbox suchen zu müssen.

Für die Antiebsart des Bootes gilt zunächst, was erlaubt ist. Nur Rudern oder auch Motorkraft? Wer sich in die Dollen legt, muß oft gegen Wind und Strömung ankämpfen. Dann ist es besser, die Fahr-Route so einzulegen, dass mit Wind und Strömung geschleppt wird.

Bei zu hoher Geschwindigkeit – Standard sind 1,5 Knoten – bremse ich mit den Rudern, einem nachgezogenen Driftsack, Treibanker oder großen Eimer das Tempo ab. Motor-Schlepper haben die Wahl zwischen kraftstoff- oder batteriebetriebenen Motoren. Den Elektro-Motor nutze ich gern auf Stauseen und Talsperren.

Die Rutenhalter

Gute Rutenhalter sind wichtig und kosten gutes Geld. Es gibt eine Menge Modelle auf dem Markt. Neben wirklich brauchbaren Ausführungen sieht man eine Menge Schrott. Ein guter Rutenhalter muß folgende Voraussetzungen erfüllen: er muß stabil und gut am Boot zu befestigen sein und die Rute bei einem Biss (oder Hänger) sicher halten. Ich empfehle, zusätzlich noch ein Bindeseil anzubringen. Sicher ist sicher, denn oft erlebt man Bisse in den unmöglichsten Situationen: während der Pinkelpause, beim Kaffee-Einschütten oder Plausch mit Kollegen. Verstellbare Rutenhalter bieten einen weiteren Vorteil.

Die Rute

Dem angehenden Schleppfischer rate ich zu Bescheidenheit. Eine Rute genügt, erleichtert das Hantieren, vermeidet Schnurverwicklungen und lässt uns auf das Wesentliche konzentrieren. Sie sollte eine mittlere Aktion, Wurfgewichte zwischen 60 und 100 g und eine Länge von 2,70-3,00 m haben. Ein Maß, das ausgezeichnetes Handling und souveräne Drillführung erlaubt. Die mittlere Aktion hilft dem Einsteiger, den Anhieb durchzubringen. Steife Ruten mit Spitzenaktion können den Haken ausschlitzen lassen, weiche, parabolische Gerten nicht genügend Druck übertragen, um den Greifer ins Fischmaul zu treiben.

Die Rolle

Stationär- und Multirollen sind im Prinzip gleichermaßen nutzbar. Der Unterschied besteht in der Handhabung und Technik. Die Rolle sollte mindestens 200 m/0,30er Schnur fassen und über eine gut funktionierende Bremse verfügen. Bei Stationärrollen favorisiere ich Freilauf-Modelle, mit denen der Köder bequem per Daumenklick ausgebracht werden kann. Auch ist ein frei laufendes Schnurlaufröllchen von Vorteil.

Doch sind für mich Multis nicht zu toppen. Sie erweisen sich als robuste Arbeitsmaschinen und erlauben direkteren Kontakt zum Köder und Fisch, da die Schnur nicht wie bei der Stationären umgelenkt wird. Zudem besitzen viele Multirollen eine zuschaltbare Knarre, die den Biß auch akustisch signalisiert. Und der Köder lässt sich durch die Freilauf-Funktion leichter auslegen als mit einer Stationärrolle, bei der dazu gewöhnlich der Schnurfangbügel umgeklappt werden muß.

Die Schnur

Mono oder Geflochtene, das ist hier die Frage. Unstrittig bleibt, dass nur Qualitätsschnur (z.B. Stroft) auf die Rollenspule kommt. Monofil-Leine dehnt sich und verzeiht dadurch manchen Anfängerfehler, z.B. im Drill. Andererseits kann Nylon zu Fehlbissen führen, wenn nicht konsequent, nämlich 2 Mal kräftig und sicherheitshalber während des Drills nochmals angehauen wird.

Bei der dehnungsarmen bzw. -freien Geflechtschnur hakt sich der Fisch hingegen meist selbst. Nachteilig ist, dass der Fisch im Drill eher ausschlitzen kann, wird er zu stark forciert. Mein Rat: Beide Schnurtypen testen und sich dann entscheiden, welcher besser zum Gefühl des Anglers passt. Ich fische jedoch beide, um die jeweiligen Vorteile auszuspielen. Grundsätzlich gilt: Die beste Leine ist keinen Pfifferling wert, wenn die Bremseinstellung der Rolle nicht der Schnur-Belastungsgrenze angepasst wurde. Sonst können sich auch Hänger tödlich auswirken: Ist die Bremse zu, droht Rutenbruch, bei ungesicherten Gerten sogar Totalverlust.

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Sicherungsleine
Damit die Rute bei einem Biss oder Hänger nicht über Bord geht, wird eine Sicherungsleine angeknotet.
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